Matthias Luserke-Jaqui - Buchstäblichkeit und symbolische Deutung

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In diesem grundlegenden Werk geht es um die Darstellung und Interpretation einer Kulturgeschichte der Literatur im Spannungsfeld von buchstäblichem Verstehen und symbolischer Deutung. Ausgangspunkt einer kritischen Diskussion philosophischer und literaturtheoretischer Positionen ist eine Reflexion über das Bild Offenes Buch von Paul Klee. Darauf aufbauend wird eine Poetik der Bedeutungsoffenheit entwickelt, die Philologie als eine Kulturgeschichte der Literatur versteht. An den Leitbegriffen von Poiesis (Philologie als Überlieferungsgeschichte), Katharsis (Philologie als Wirkungsgeschichte) und Aisthesis (Philologie als Deutungsgeschichte) wird das Modell PoiKAi generiert, mit dem sich eine Kulturgeschichte der Literatur schreiben lässt. Umfangreiche Register (Begriffe, Quellentitel, Namen) erschließen das Buch zusätzlich als Enzyklopädie.

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In dem sich nun anschließenden Monolog von Lenz bricht die Differenz vollends auf. Nur dem abwesenden Freund, nur im Sprechen mit sich selbst, kann Lenz mitteilen, was ihm Bedürfnis ist. „Hätt’ ihn gern, kennen lernen“ (S. 10), sagt er. Danach kennt Lenz Goethe nicht wirklich, der Traum – denn um einen solchen handelt es sich ja bei diesem Stück, wenn man die Regieanweisung des Schlusssatzes des letzten Akts zur Deutung heranzieht – imaginiert die Identitätslosigkeit Goethes. Neben die Desorientierung tritt die ausgelöschte Identität des Freunds. Was Lenz zu Lebzeiten droht und was sich schließlich in dessen Biografie realisieren wird, nämlich das Ausgelöschtwerden aus dem Gedächtnis des Freunds, nimmt der Autor hier vorweg, die drohende Verwirrung des späteren Lebenswegs ahnend. Darauf verweist das Requisit dieser Szene, Lenz erscheint „im Reis’kleid“ (S. 10). Natürlich kennt der Träumende wie die Lenz-Figur selbst Goethes Identität.

Misst man den Präfixen herauf und hinauf Bedeutung zu, so lässt sich schon an dieser Stelle eine subtile Veränderung zwischen H 1und H 2erkennen. In H 1spricht Lenz: „Wenn er hinaufkommt“ (S. 10), in H 2heißt es: „Wenn er heraufkommt“ (S. 11). Die Bedeutung des Unterschieds beider Terme liegt in der Gewichtung des Standpunkts. Wenn Goethe hinaufkommt, bedeutet dies, dass Lenz unten steht; wenn Goethe heraufkommt, setzt dies voraus, dass Lenz bereits oben ist. Dem Einwand, dass es sich hier um ein Alogon handelt, wenn man die tatsächliche Situation der beiden Figuren berücksichtigt, sei damit begegnet, dass ein Traum auch jenseits einer psychoanalytischen Lesart nur selten logisch strukturiert ist.9 Scheint also der Träumende in H 1noch durchaus bereit zu sein, dem Freund den Vorsprung zuzugestehen, wird dies in H 2rückgängig gemacht. Auch der Trost, den Lenz sich selbst spendet („Ich denk’ er wird mir winken wenn er auf jenen Felsen kommt“, S. 10), wird in H 2getilgt. Lenz bedarf des Trostes nicht mehr, er weiß und der Traum realisiert es ihm, dass Goethe nicht winken wird. Die Geste der Verbundenheit ist ersatzlos gestrichen. Stattdessen erklärt er die Begegnung mit Goethe zum Phantasma. Der Träumende zensiert im Traum noch die Realität, die Wirklichkeit der Differenz.

Das Traumbild der Desorientierung und der drohenden Auslöschung verdichtet sich in der nun folgenden Regieanweisung noch weiter, der steile Berg ist „ganz mit Busch überwachsen“ (S. 10). Der Boden ist demnach kaum mehr oder nur schwer auszumachen, die Wirklichkeit – als deren Sinnbild der Boden gelesen werden kann – droht Lenz verloren zu gehen. Diese Textanmerkung bezieht sich nur auf Lenz, GoetheGoethe, Johann Wolfgang hingegen ist auf einer „andere[n] Seite des Berges“ (S. 10). LenzLenz, Jakob Michael Reinhold wählt also nicht denselben Weg wie Goethe. Das bedeutet, Goethe macht aus seinem Wissen, wie man am leichtesten auf den Berg gelangt, welcher Weg kommod und welcher gefährlich ist, ein Herrschaftswissen. Lenz erkämpft sich den Zugang zum Gipfel des Bergs selbst. Der Tribut, den er dafür zollen muss, ist hoch. Er regrediert auf eine frühkindliche Phase seiner psychischen Entwicklung, „Lenz kriecht auf allen Vieren.“ (S. 10) Diese Bemerkung ist nicht ironisch oder selbstironisch gemeint, wie man vorschnell einer ähnlichen Formulierung in der vierten Szene des ersten Akts entnehmen könnte. Dort antwortet Lenz, von Goethe auf den Verfall der Künste angesprochen: „Ich wünschte denn lieber mit Rousseau wir hätten gar keine und kröchen auf allen Vieren herum“ (Lenz: WuBr, Bd. 1, S. 256). Im Pandämonium GermanikumPandämonium Germanikum werden also der Weg zur Dichterelite, die Regression und die Traumarbeit von Lenz als „böse Arbeit“ (S. 10) bezeichnet. Und doch rastet Lenz nicht, er geht weiter seinen beschwerlichen Weg. Wieder weist er auf die Wichtigkeit von Kommunikationssituationen hin. Das Bedürfnis, mit jemandem „reden“ (S. 10) zu können, jetzt nochmals artikuliert, verweist auf seine Orientierungslosigkeit und zunehmende Isolation. Wie man später dem Autor Lenz bei seinem Aufenthalt im elsässischen Waldersbach und im badischen Emmendingen aus Furcht vor unkontrollierbaren Wahnsinnsausbrüchen Papier und Schreibzeug entzogen hat und ihm damit die Möglichkeit zur Selbsttherapie genommen war, so verweigert auch hier der beste Freund nicht nur die Hilfe, sondern darüber hinaus auch das Wort. Während Lenz noch das Solidaritätsgefühl der Straßburger Gruppensituation mit den Worten „Goethe, Goethe! wenn wir zusammenblieben wären“ (S. 10) beschwört und auch jetzt noch nicht die Realität der Trennung akzeptiert, schwelgt Goethe auf „wieder eine[r] andere[n] Seite des Berges“ (S. 10) im unmittelbaren Naturgefühl: „Lenz! Lenz! daß er da wäre – Welch herrliche Aussicht“ (S. 10). Auch diese Sequenz erfährt in H 2eine Zuspitzung, getilgt ist Goethes Wunsch nach Lenzens Gegenwart. GoetheGoethe, Johann Wolfgang bestätigt, nachdem er den Fels leichtfüßig erstiegen hat (er „springt ’nauf“, S. 10), lediglich, was er zu Beginn der Szene bereits ausgesprochen hatte, „ists doch herrlich dort […] oben“ (S. 10) und: „Welch herrliche Aussicht!“ (S. 10) Die Herrlichkeit ist in der Sichtweise Goethes die Herr-Lich(t)k/heit, also jenes Licht, das von ihm als einem Herrn über andere ausgeht. Der Aufenthalt auf dem Gipfel wird als herr-lich beschrieben und auch die Aussicht von dort. Nimmt man zur Deutung aber die vorhergehenden Textpassagen hinzu, kann das nur bedeuten, dass dieser Ort und diese Aussicht nur von dem als herrlich (im Sinne von ‚schön‘) erfahren wird, der tatsächlich herrlich (im Sinne von ‚der Herr‘) ist. Letztlich geht es um eine Ästhetisierung des Herrschaftsblicks. Der sprachliche Parallelismus beider Zitate enthält auf der Ebene der Mikrostruktur aber auch den versteckten Hinweis auf die Ursache der drohenden Differenz. Was Goethe sehen will, das sieht er – oder in die Sprache der Freundschaftsbeziehung übersetzt: Wie Goethe LenzLenz, Jakob Michael Reinhold sehen will, so sieht er ihn. Auch hier muss Lenz die Auslöschung seiner IndividualitätIndividualität gewärtigen. Das „Nachdenken“ (S. 10), das Bedenken der realen Situation von Orientierungslosigkeit, Isolation und drohender Trennung, das Denken an die Differenz verursacht Lenz physischen Schmerz („Kopfweh“, S. 10). Auch dies ist eine erschreckende Antizipation der späteren Biografie.

Am Gelenk dieser Szene steht nun jener Satz, der anagrammatischAnagrammatik gelesen werden kann und damit seine TiefenskripturTiefenskriptur freigibt. Der Wortlaut der Regieanweisung „Lenz versucht zu stehen“ (S. 10) bedeutet tatsächlich ‚Lenz sucht zu verstehen‘. Die Verlassenheit, in der sich Lenz auf dem Berg wiederfindet, hat für ihn eine existenzielle Dimension bekommen, er konnotiert Einsamkeit und Isolation mit Todessehnsucht („O so allein. Daß ich stürbe!“, S. 12). Die Differenz, die zur Trennung führt, bedeutet für Lenz den Tod. Zunächst den bürgerlichenbürgerlich Tod als den endgültigen Verlust von Individualität, dann den psychischen, schließlich den physischen Tod. Lenz betont noch einmal seine Eigenständigkeit und offenbart damit das äußerst ambivalente Verhältnis zu Goethe. Das Pandämonium GermanikumPandämonium Germanikum ist in diesem Sinne ein Stück der Selbstvergewisserung. Zwar wäre Lenz gerne mit Goethe zusammen auf den Berg gestiegen, die Paaridentität ist nachgerade signifikant. Doch ist der Stolz und der damit verbundene Anspruch auf die eigene Leistung an dieser Gelenkstelle der Szene überdeutlich pointiert und fast drohend an die Adresse Goethes gerichtet. „Ich sehe hier wohl Fustapfen, aber alle hinunter, keinen herauf“ (S. 12), spricht LenzLenz, Jakob Michael Reinhold. Er geht seinen Weg allein, er ist weder auf Goethes noch auf eines anderen Hilfe angewiesen. Der eigene Weg betont die Eigenständigkeit des poetischen Schaffens. Lenz hat es nicht nötig, in jemandes Fußstapfen zu treten. Er gehört nicht zu den Nachahmern Goethes, die gleich anschließend in der zweiten Szene persifliert werden, er ist nicht jener „Nachahmer“ (S. 18), als der er in I/2 diffamiert wird. Lenz steht gleichrangig neben GoetheGoethe, Johann Wolfgang. Wenn es ein Dioskurenpaar gibt, dann heißt es Lenz und Goethe.

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