Matthias Luserke-Jaqui - Buchstäblichkeit und symbolische Deutung

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In diesem grundlegenden Werk geht es um die Darstellung und Interpretation einer Kulturgeschichte der Literatur im Spannungsfeld von buchstäblichem Verstehen und symbolischer Deutung. Ausgangspunkt einer kritischen Diskussion philosophischer und literaturtheoretischer Positionen ist eine Reflexion über das Bild Offenes Buch von Paul Klee. Darauf aufbauend wird eine Poetik der Bedeutungsoffenheit entwickelt, die Philologie als eine Kulturgeschichte der Literatur versteht. An den Leitbegriffen von Poiesis (Philologie als Überlieferungsgeschichte), Katharsis (Philologie als Wirkungsgeschichte) und Aisthesis (Philologie als Deutungsgeschichte) wird das Modell PoiKAi generiert, mit dem sich eine Kulturgeschichte der Literatur schreiben lässt. Umfangreiche Register (Begriffe, Quellentitel, Namen) erschließen das Buch zusätzlich als Enzyklopädie.

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Eine Kulturgeschichte der Literatur ist keine Leitwissenschaft, keine Großtheorie, die weder willens noch in der Lage wäre, alle hegemonialen Theoriebedürfnisse im Wissenschaftsbetrieb zu befriedigen. Eine Kulturgeschichte der Literatur kann als Metabegriff differenter kulturwissenschaftlicher Theorieprofile und Lösungsansätze verstanden werden. Kulturgeschichte zeichnet sich dann durch eine Kombinatorik unterschiedlicher Selbstthematisierungsvorschläge aus. Dadurch bewahrt sich eine Kulturgeschichte der Literatur ihre Anschlussfähigkeit an unterschiedliche Konzeptualisierungsformen von KulturKultur, von KulturtheorieKulturtheorie und von Kulturwissenschaft. Die klassische sozialgeschichtliche Trias der Bedingungen von ProduktionProduktion, DistributionDistribution und RezeptionRezeption von TextenText bleibt unabdingbar für die Literaturinterpretation. Durch den Rekurs auf einen textualistischen KulturbegriffKulturbegriff wird das figurative Denken gefestigt, KulturgeschichteKulturgeschichte kommentiert den Wandel literaler Kommunikation und erklärt die TransformationTransformation von KulturtechnikenKulturtechnik. Zwischen jenen beiden kulturgeschichtlichen Lagern der BuchstabengläubigkeitBuchstaben und der SymbolbedeutungSymbol wird sich auch die literaturwissenschaftliche Binnendiskussion weiter bewegen, und eine Kulturgeschichte der LiteraturKulturgeschichte der Literatur wird die symbolische Bedeutsamkeit von Texten und Kontexten methodisch sichern helfen. Damit besinnt sie sich wieder auf das, was von jeher zum Kerngeschäft der LiteraturwissenschaftLiteraturwissenschaft zählt. Die Geschichte der HermeneutikHermeneutik entwickelte die Lehre vom mehrfachen SchriftsinnSchriftsinn, wonach neben dem buchstäblichen Verstehen auch eine symbolische Deutungsymbolische Deutung ins Recht gesetzt wird. Beim kulturgeschichtlichen Kontextualisieren geht es also um jene Textebene, von der SchillerSchiller, Friedrich 1797 sprach, als er „eine Symbolische Bedeutsamkeit“46 von Texten gefordert hat. TexteText seien „in Chiffern verfaßt“ und man müsse sie deshalb „Dechiffrieren“,47 wie er im GeisterseherGeisterseher schreibt; später wird auch RilkeRilke, Rainer Maria die andere, die symbolische Bedeutungsymbolische Bedeutung von Texten betonen.48 Genau darum geht es.

TEIL 1 POIESIS – PHILOLOGIE ALS ÜBERLIEFERUNGSGESCHICHTE

ANTIKE UND ABENDLANDPoiesisPhilologie

Die aristotelischeAristoteles Poetik als PermatextPermatext

Die ÜberlieferungsgeschichteÜberlieferungsgeschichte der aristotelischenAristoteles Poetik gliedert sich in zwei große Komplexe, die HandschriftengeschichteHandschriftengeschichte und die DruckgeschichteDruckgeschichte. Die Handschriftengeschichte kann über Jahrhunderte hinweg nur spekulativ erschlossen werden, und einzig die Argumentationskraft und der Plausibilitätswert altphilologischer Hypothesen müssen zufriedenstellen. Die Druckgeschichte beginnt mit dem ersten Druck einer arabisch-lateinischen Version der Poetik . 1481 wurde diese lateinische Übersetzung des arabischen Kommentars von AverroesAverroes, die Hermannus AlemannusHermannus Alemannus 1256 angefertigt hatte, gedruckt. Die Druckgeschichte im engeren Sinn der Editio princeps graeca beginnt mit dem ersten Druck des griechischenPoetik (Aristoteles)Poetik (Aristoteles) Textes der Poetik , der 1508 bei Aldus ManutiusManutius, Aldus – daher die abgekürzte Bezeichnung die Aldine – in Venedig erschien.Aristoteles1 In der handschriftlichen Überlieferungsgeschichte lassen sich wiederum zwei Traditionslinien voneinander unterscheiden, nämlich die syrisch-arabische und die griechisch-lateinische HandschriftengeschichteHandschriftengeschichte. Dass diese beiden Traditionen eng mit den jeweiligen Schulen eines griechischen oder arabischen Aristotelismus verknüpft sind, liegt auf der Hand. Doch ist der philosophische Aristotelismus nur insoweit von Interesse, als er für die Entstehung der Handschriften, ihrer Abschriften und die Kommentierung der Poetik von unmittelbarer Bedeutung ist.2 Auch das Thema der AristotelesAristoteles-RezeptionRezeption ist hier nur im Zusammenhang einer Geschichte der Überlieferung der Poetik von Bedeutung.3 In diesem Kapitel folge ich der Handschriftengeschichte der Poetik als Grundvoraussetzung ihrer Überlieferung bis zum Jahr 1508.4 Die Forschungsergebnisse von Orientalisten, Altphilologen und Kodikologen sind größtenteils weit verstreut und an entlegenen Stellen publiziert. Eine zusammenfassende Darstellung der syrisch-arabischen und der griechisch-lateinischen Handschriftengeschichte ist ein Desiderat.

Etwa zu der Zeit, als im lateinisch-westlichen KulturbereichKultur BoethiusBoëthius um 507 n. Chr. das gesamte aristotelische Organon zu übersetzen sich vornimmt, erreicht die syrisch-christliche Übersetzungsliteratur aristotelischer Schriften allmählich ihren Höhepunkt in den Werken des SergiusSergius (†536 n. Chr.) und des Severus SebokhtSeverus Sebokht (†667 n. Chr.).5 Der früheste bekannte syrische Übersetzer ist ProbhaProbha (ca. 450 n. Chr.). Vollständige syrische Übersetzungen der Poetik sind heute nicht mehr bekannt. Lediglich aus indirekten Hinweisen lässt sich die syrische Textvorlage der ältesten erhaltenen arabischen Übersetzung rekonstruieren. Ob die syrische Übersetzung der Poetik eine unmittelbare Übertragung einer älteren griechischen Handschrift, möglicherweise sogar eines aristotelischenAristoteles Originals, zumindest aber eine getreue Kopie des griechischen Archetypus darstellt, lässt sich nur vermuten, ist in der Forschung aber umstritten. Da die spätere arabische Poetik -Übersetzung auf der früheren syrischen Übersetzung des griechischen Textes beruht, sei zunächst der Blick auf die syrischePoetik (Aristoteles)Poetik (Aristoteles) Übersetzertätigkeit gerichtet. Wolfhart Heinrichs hat in seiner Arbeit Arabische Dichtung und griechische Poetik die syrische und die arabische Poetik -Geschichte untersucht. Aufbauend auf dem epochalen Werk von Jaroslaus Tkatsch gelangt Heinrichs zu wichtigen, teilweise Tkatsch korrigierenden Resultaten. Er betont, dass zwei Seiten der syrisch-arabischen Poetik -RezeptionRezeption zu unterscheiden seien: Einmal die eigentliche Poetik -Tradition des aristotelischenAristoteles Textes, zum anderen die Tradition der alexandrinischen Organon-Proömien, die sich mit der Einordnung der Poetik in das Corpus Aristotelicum beschäftigen und ihre Zurechnung zu den logischen Schriften systematisch begründen.6 Beide Seiten sind aber nicht streng voneinander zu trennen, vielmehr ergeben sich häufige Verbindungen. Was die alexandrinischen Organon-Proömien betrifft, ist festzuhalten, dass die Poetik – ebenso wie die Rhetorik – ihre Überlieferung gerade der Zuordnung zum aristotelischen Organon verdankt. Wann und durch wen diese Zuordnung im spätalexandrinischen Schulbetrieb vollzogen wurde, lässt sich nicht mit Bestimmtheit sagen. Diese Zuordnung ist jedoch nicht mit dem Ausschluss der RhetorikRhetorik und Poetik aus dem spätgriechischen und byzantinischen Schulbetrieb zu verwechseln, die sich durch die „Verdrängung der Rhetorik durch Hermogenes-Aphthonius und die Zuordnung der Poetik zur Grammatik [erklärt]“7. Schon im frühen griechischen Aristotelismus, der nach Moraux vom „‚Willen zur Orthodoxie‘“8 gekennzeichnet ist, war die Poetik von untergeordneter Bedeutung. Von der Renaissance des Andronikos von RhodosAndronikos von Rhodos, dem ersten Redaktor der aristotelischen Schriften ca. 100/50 v. Chr. (Datierung nach Moraux), bis ca. zur Mitte des dritten Jahrhunderts n. Chr. war es „wichtigstes Anliegen der meisten Kommentatoren der Zeit […], die sogenannten Lehrschriften, und an erster Stelle die rein philosophischen unter Ausschluß etwa der Tierschriften, der Politik, der Rhetorik und der Poetik zu verstehen, zu untersuchen und zu erklären“9. Umso erstaunlicher, aber angesichts der Autorität, die die aristotelischen Schriften genossen, keineswegs überraschend, ist nun die Zuordnung der Poetik zum aristotelischen Organon, zu dem heutzutage die fünf folgenden aristotelischenAristoteles Schriften zusammengefasst werden: KategorienKategorien , Vom SatzVom Satz , AnalytikAnalytik ( 1. und 2. Analytik ), TopikTopik und Sophistische WiderlegungenSophistische Widerlegungen . Die überlieferungsgeschichtliche Sicherung der Poetik im Organon vollzog sich im Rahmen der alexandrinischen Schulbildung nur sukzessive.10 Johannes PhilopanosPhilopanos, Johannes missbilligte möglicherweise diese Zuordnung der Poetik und lässt somit „eine andere Phase dieser Auseinandersetzungen in der Schule von Alexandreia erkennen, inPoetik (Aristoteles)Poetik (Aristoteles) welcher die Poetik eine nicht ganz deutliche Sonderstellung gegenüber Topik, Sophistik und Rhetorik einnimmt“11. Das Ergebnis dieses überlieferungsgeschichtlichen Konstituierungsprozesses, der sehr stark von philosophisch-logischen Systematisierungszwängen geprägt ist und dessen Ausrichtungspunkt der aristotelischeAristoteles Syllogismus-Begriff ist, formuliert der Armenier EliasElias der Armenier um 600 n. Chr. folgendermaßen: „pente gar eisin eide ton syllogismon, apodeiktikos dialektikos rhetorikos sophistikos poietikos [Ü: Es gibt nämlich fünf Schlussfiguren, die apodeiktische, dialektische, rhetorische, sophistische und poetische]“12. Jede Art von Syllogismus stellt einen anderen Gewissheitsgrad der Erkenntnis dar „und ist dadurch als solche sachlich gerechtfertigt“13. In dieser Fünfteilung wird die Poetik (und auch die RhetorikRhetorik ) in ihrer Zuordnung zum Organon in Form eines poetischen Syllogismus verankert. Für die syrisch-arabische RezeptionRezeption der griechischen Kommentatorenliteratur ist dies von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Die Poetik wird hier, wie bei den alexandrinischen Gelehrten, als logische Schrift gelesen. Dies führt im Laufe der Jahrhunderte zu erheblichen Verständnisschwierigkeiten und zu Irritationen. Die Poetik wurde als eine Schrift über die Logik der DichtungDichtung, über die Logik der poetischen Aussage, nicht aber als eine Schrift über die Dichtung selbst verstanden. Dieses Missverständnis führte zwangsläufig zu dem Problem, „welchen Wahrheitsgehalt und welches Erkenntnisvermögen man diesen poetischen Syllogismen zuordnen wollte, und da lag es nahe, ‚poetisch‘ mit ‚falsch‘ (wie EliasElias der Armenier) und weiter ‚falsch‘ mit ‚Phantasie‘ (wie Philopanos) zu verbinden“14. Von der syrischen Kopie der PoetikPoetik (Aristoteles) , die als Vorlage für die arabische Übersetzung diente, ist nur sehr wenig bekannt.15 Das sogenannte Fragmentum SyriacumFragmentum Syriacum wurde erstmals von Margoliouth im Jahre 1887 ediert16 und löste rege Aktivitäten in der altphilologischen Poetik -Forschung aus, die einen bedeutenden Höhepunkt in der zweibändigen Arbeit von Tkatsch fand.Aristoteles17 Dieses Fragment ist in der Enzyklopädie Buch der DialogeBuch der Dialoge des Bischofs Mār Mattai Severus bar ŠakkūMār Mattai Severus bar Šakkū (†1241) erhalten, „der ein bedeutender Vertreter der unter arabischem Einfluß stehenden Nachblüte der peripatetischen Philosophie in der sogenannten syrischen Renaissance war“18. Die Vorlage zu diesem Fragment ist jene ominöse griechische Handschrift S19 oder Σ, die älteste Handschrift der aristotelischenAristoteles Poetik , „von der wir wissen“20, die selbst aber nicht erhalten ist. Dieser griechische Text wurde ins Syrische übertragen. Tkatsch vermutet, dass die syrischen Gelehrten frühestens im fünften Jahrhundert mit der Poetik durch diese Handschrift S oder eine andere bekannt geworden seien.Aristoteles21 Die erste nachweisbare Spur der Poetik bei den Syrern bzw. der erste Nachweis einer syrischen Übersetzung der Poetik findet sich zu Beginn der arabischen Poetik -Handschrift des Abū Bišr, wo dies ausdrücklich vermerkt ist.22 Einen syrischen Kommentar zur Poetik hat es neben der syrischen Übersetzung vermutlich nicht gegeben, eher „scholienartige Bemerkungen oder gedrängte Ausführungen über bestimmte Partien“23. Man sollte allerdings den Erkenntnisgewinn dieser Hypothesen nicht zu hoch veranschlagen, worauf auch Heinrichs ausdrücklich hinweist, denn die Kenntnis der syrischen Peripatetik sei äußerst bruchstückhaft; erschwerend käme hinzu, dass wichtige Werke nach wie vor unediert in Bibliotheken lägen und es nur wenige Anhaltspunkte für die Existenz einer vorislamischen syrischen Poetik gäbe.24 Zu den wenigen festen Anhaltspunkten gehört ein syrischer Brief des nestorianischen Katholikos Timotheus I.Timotheus I. (†823 n. Chr.)25, worin „nach irgendeinem Kommentar für das Werk der Rhetoren oder das der Poeten oder nach irgendwelchen Scholien gleichwie im Syrischen“26 gefragt wird. Die Schlussfolgerung von Tkatsch, dass dieser Brief eine frühere syrische Übersetzung der Poetik voraussetze27 und damit deren Existenz indirekt bestätige, ist aber übereilt. Denn Heinrichs weist darauf hin, dass auch im Arabischen kleinere Schriften und Notizen zur Poetik vor deren Übersetzung erschienen sind. Sein Urteil, man könne die Existenz eines Grundtextes nur vermuten, steckt den Rahmen dessen sehr deutlich ab, worauf man sich mit Recht berufen kann.28 Das Problem der Zuordnung der Poetik zum Organon im alexandrinischen Schulbetrieb ist nach wie vor ungelöst, und die Frage, zu welchem Zeitpunkt und auf welche Weise sich dieses System im syrischen Bereich sedimentiert hat, ist unbeantwortet.29 Ließe sich feststellen, in welchem Zeitraum das Organon als geschlossenes System rezipiert wurde, hätte man, so die Überlegung, einen Anhaltspunkt dafür, wann die PoetikPoetik (Aristoteles)Poetik (Aristoteles) erstmals ins Syrische übersetzt worden ist. Denn die Syrer, wie später die Araber, waren bestrebt, das Organon geschlossen zu übersetzen. Gegen diese Überlegung spricht allerdings eine andere Annahme. Das Organon wurde aus religiösen Gründen in den christlichen Schulen nur bis Kapitel I, 7 der Ersten AnalytikAnalytik gelesen.30 Es wäre also denkbar, dass die syrische Poetik -Übersetzung erst sehr viel später angefertigt wurde. Beide Überlegungen haben einen mehr oder weniger hohen Plausibilitätswert, und Heinrichs bringt die unbefriedigende Forschungslage zur Existenz einer syrischen Poetik -Übersetzung im sechsten Jahrhundert mit den Worten auf den Punkt: „Man sieht, daß für eine endgültige Entscheidung neue Quellen unabdingbar sind“31. So wichtig die Einbeziehung dieser Überlegungen für die Handschriftenforschung ist, so zielführend ist für eine kulturgeschichtlichekulturgeschichtliche Literaturwissenschaft Literaturwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Erforschung der historischen Bedingungen einer DiskursüberlieferungDiskursüberlieferung aber auch ein anderer Sachverhalt. Heinrichs konnte nachweisen, dass sowohl die syrischen als auch die arabischen Übersetzer der Poetik ihre Übersetzungen ohne jegliches Verständnis für deren Inhalt herstellten, im wörtlichen Sinn des Begriffs. Heinrichs gibt hierfür einige Beispiele, die vor allem mit Blick auf die ideologische AristotelesAristoteles-Exegese der Frühen NeuzeitFrühe Neuzeit in Italien und Frankreich bemerkenswert sind. Denn hinter den sogenannten philologischen Missverständnissen und Fehldeutungen, und seien sie noch so produktiv, stehen meist dezidierte Erkenntnisinteressen, deren Ignorieren oder einseitige Beurteilung zugleich die Problematik überlieferungsgeschichtlicher Forschung deutlich machen. So spricht Heinrichs von der „völligen Ahnungslosigkeit der Araber (und schon der Syrer, wie das erhaltene syrische Poetik -Fragment nahelegt), was Drama und Theater eigentlich sei“32. Beispielsweise komme der griechische Begriff der opsis (Inszenierung)33 im Fragmentum SyriacumFragmentum Syriacum zweimal vor. Einmal wird er, entsprechend Poetik 1449 b 33, mit parṣōpā (Gesicht) wiedergegeben, zum anderen, entsprechend Poetik 1450 a 10, wird er mit ḥzāyā (Sehen, Sehvermögen) übersetzt.34 Ein weiteres Beispiel bezieht sich auf die aristotelische TragödiendefinitionTragödie in Poetik 1449 b 24–1450 a 9. Die zitierte Stelle aus der Poetik im syrischen Fragment wird durch einen Einschub unterbrochen, der den „ohnehin unverstandenen Satz sinnwidrig aufsprengt“35. Dieser Einschub, der als Beispiel für eine Tragödie dienen soll, lautet folgendermaßen: „David also, jener Harfenspieler des heiligen Geistes, wird ein Tragöde genannt, da er, während er singt und Harfe spielt, klagt und seufzt, wie z.B.: Mit meiner Träne habe ich mein Lager genetzt“36. Dieses Beispiel zeige, so Heinrichs, wie weit die Syrer vonPoetik (Aristoteles)Poetik (Aristoteles) einem „richtigen Verständnis“37 der Tragödie entfernt gewesen seien. Für die Frage nach der Datierung der syrischen Handschrift S und besonders des Fragmentum Syriacum bedeutet dies, dass sich aus der Tatsache der wörtlichen Übersetzung kein Anhaltspunkt für die Datierung der Übersetzung selbst ableiten lässt.38 Die Poetik nimmt innerhalb der syrischen Übersetzungsliteratur aufgrund der inhaltlichen Verständnisschwierigkeiten eine „Sonderstellung“39 ein. Die wörtliche Übersetzung der Poetik im Fragmentum Syriacum ist das Ergebnis einer „Notlösung […] bei völligem Unverständnis des griechischen Textes“40. Erst den arabischen Übersetzern gelingt allmählich eine eigenständige Interpretation ihrer syrischen Vorlage(n).

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