Der linke Seitenaltar ist ein ganz bemerkenswertes Werk, ein fein geschnitzter Stammbaum von Jesus Christus. Von der in einem Schrein darunter aufgebahrten Figur der heiligen Maria erbitten sich die Gläubigen eine gute Reise in die Ewigkeit.
Gegenüber vom Haupteingang der Kirche ist im Haus des Dritten Ordens der Franziskaner (Ordem Terceira de São Francisco) eine Ausstellung sakraler Gegenstände zu sehen, im Untergeschoss stößt man auf eine sehenswerte Krypta. Das Haus plante der italienische Architekt Niccoló Nasoni, der die ganze Stadt mit seinen Barockbauten verschönerte.
Im Sommer tägl. 9-20 Uhr, im Winter bis 18 Uhr. Eintritt ca. 7 €; Tickets für die Kirche im „Haus des Dritten Ordens“. Rua Infante Dom Henrique, Tel. 222-062125, www.ordemsaofrancisco.pt.
Zeit der Entdecker
Casa do Infante
Das stattliche Gebäude wurde 1325 unter König Afonso IV. als Zollhaus erbaut. Es war damals das einzige königliche Gebäude in der Stadt und diente Angehörigen bzw. Bediensteten des Hofes vermutlich auch als temporäre Unterkunft. Berühmt ist aber in erster Line deswegen, weil hier einer frühneuzeitlichen Chronik zufolge am 4. März 1394 der Infante Dom Henrique, o Navegador, zu Deutsch: Heinrich der Seefahrer, geboren wurde.
Heinrich, der vierte Sohn des portugiesischen Königs João I und seiner Frau Philippa von Lancaster, war Initiator und finanzieller Förderer der portugiesischen Entdeckungsfahrten, was ihm später seinen berühmten Beinamen eingebracht hat (und nicht etwa der Umstand, dass er selbst in großem Stil als Seefahrer aktiv gewesen wäre).
Die Ausstellung informiert in einem chronologischen Rundgang über die Zeit der Entdeckungsfahrten und den Werdegang des Prinzen nüchtern und ungeschönt (Schautafeln auf Portugiesisch und Englisch). Treibende Kraft war von Anfang an die Suche nach neuen Vorkommen von Silber und Gold.
Der erste Raum der Ausstellung widmet sich der Münzprägung. Eine gewisse Menge an Edelmetallen war damals für eine florierende Ökonomie lebensnotwendig. Doch die Silberminen in Böhmen und Serbien waren fast erschöpft und um neue Vorkommen zu erschließen, musste man erst Ceuta an der Meerenge zu Gibraltar unter Kontrolle bringen. Die späteren Fahrten führten die Flotte Heinrichs bis nach Brasilien und Indien.
In den modern gestalteten Ausstellungsräumen rechts des Eingangs sind jährlich wechselnde Themenausstellungen zu sehen.
Di-So 9.30-13 und 14-17 Uhr, Mo Ruhetag. Eintritt 2,50 €, Stud. und über 65 J. frei, Sa/So frei für alle. Rua da Alfândega 10, Tel. 222-060400, casadoinfante@cm-porto.pt.
Farbenpracht statt grauem Granit
Museum mit Probierbar
Museu do Vinho do Porto
Um den Portwein geht es in diesem kleinen „Museum für Lokalgeschichte“ nur ganz unten, in der Portwein-Probierbar mit Blick zum Fluss. Im 1. Stock sind Konstruktionszeichnungen und Holzmodelle von Rabelo-Transportbarken zu sehen, auf denen der schwere Süßwein flussab geschifft wurde. Ein Stockwerk höher sind alte Gewichte und Maßeinheiten aus dem Eichamt zu sehen, und der Raum ganz oben widmet sich den Inspektoren, die früher u. a. die Lebensmittelaufsicht innehatten.
Tägl. 10-17.30 Uhr, Mo geschlossen. Eintritt 2,50 €, Rua da Reboleira 37. Man kann von der Straße aus durch die Portweinbar zur Flussbalustrade gehen, ohne Eintritt zu zahlen.
Sehen und gesehen werden
Cais da Ribeira
Auf der Flaniermeile der Porto-Besucher herrscht von Mittag bis in die Nacht ein großes Kommen und Gehen.
In den Bögen der Arkaden, ursprünglich waren es Lagerräume, haben sich heute Restaurants mit großflächiger Bestuhlung davor breitgemacht. Preise und Qualität der Gerichte sind ganz okay, und wer den Trubel nicht scheut, kann hier beim Essen die prächtige Aussicht genießen.
In Richtung Brücke Ponte Dom Luís I - neben dem Haus Nr. 20 - findet sich eine rußgeschwärzte Reliefdarstellung der Französischen Invasion von 1808. Damals floh die Bevölkerung in Panik über den Fluss, denn Napoleons Soldateska kam aus dem Norden. Die Schwimmbrücke aus miteinander vertäuten Booten konnte die Menschenmasse nicht tragen und brach, die halbe Stadt drängte nach und schob die Flüchtenden in die Flut - etwa 4000 Menschen ertranken.
Dem Relief werden übrigens Wundertaten zugeschrieben. Eine Kerzenspende oder gar das Einwerfen eines 10-Euro-Scheins in den Opferstock soll lang gehegte Hoffnungen erfüllen. Die Einheimischen nennen das Bild heute noch wehmütig as alminhas, „die Seelchen“.
In der Arkade dahinter hatte der „Herzog vom Kai“, Deocleciano Monteiro Duque da Ribeira (1902-1996), sein Kontor. Er war Flusswächter und ein hoch geachteter und über Porto hinaus bekannter Mann, der auch schon mal mit dem Staatspräsidenten Eanes zu Mittag aß und vom Autor dieses Buchs bei früheren Reisen regelmäßig besucht wurde. Seine Arbeit beschränkte sich freilich nicht auf den Verkauf der Kerzen.
Nach eigenem Bekunden war er in seiner 60 Jahre langen Laufbahn fünfzigmal Lebensretter und fünfhundertmal Leichenfischer. Ein kleines Denkmal hat die Stadtverwaltung dem Duque wenige Schritte entfernt, nahe „seiner“ Brücke errichtet. Es war über Jahre sein ausdrücklicher Wunsch, dass es noch zu seinen Lebzeiten aufgestellt würde ...
Rua de Cima do Muro: Ein hübscher Blick bietet sich von dieser „Straße auf der Mauer“, die auf den Arkaden, hinter der Freifläche am Fluss verläuft.
Für müde Füße
Ascensor da Ribeira (Elevador da Lada)
Dieser Aufzug, etwas hinter dem Cais da Ribeira, findet sich eine moderne Miniausführung des berühmten „Eiffel-Aufzugs“ in Lissabon. Seit 1994 ist er in Betrieb und verbindet die Ribeira mit dem Paço Episcopal, dem Bischofssitz (nur Mo-Fr 8-19.30 Uhr, Eintritt frei). Oben angekommen, sind es allerdings noch ca. 80 Treppenstufen zur Sé do Porto, der Kathedrale.
Als Alternative für etwas Fußlahme bietet sich die Fahrt mit der ultramodernen Standseilbahn Funicular dos Guindais an, die am Beginn der Avenida Gustavo Eiffel gleich hinter der Bücke hinauf zur Praça da Batalha fährt (Fahrpreis etwa 2,50 €).
Eisernes Wahrzeichen der Stadt
Ponte Dom Luís I
Die Stahlbrücke mit zwei Etagen ist Portos berühmtestes Bauwerk. Auch wenn sie so aussieht - sie stammt nicht von Gustave Eiffel, sondern vom belgischen Architekten Théophile Seyringeinem Schüler des französischen Meisters. Revolutionär für die damalige Zeit war die Statik des Bauwerks: Das Gewicht der Konstruktion ließ Seyring auf nur drei Punkten lagern.
Die Eisenbahnbrücke Ponte D. Maria Pia, etwas flussaufwärts, hatte Gustave Eiffel neun Jahre zuvor selbst geplant. Eigentlich sollte die Ponte Dom Luís I ein Gemeinschaftswerk von Eiffel und Seyring werden, doch Eiffel wollte sich nicht reinreden lassen und verließ das Projekt.
Die 172 m lange Brücke wurde 1886, nach fünf Jahren Bauzeit, eingeweiht und 2004 umfassend restauriert. Die untere Ebene soll zudem noch verbreitert werden, zurzeit schiebt sich der zweispurige Autoverkehr über die Brücke, und die schmalen Gehsteige zu beiden Seiten sind dem dichten Fußgängerverkehr nicht mehr gewachsen. Auf der oberen Etage, 50 m über dem Fluss, fährt die Metro im Schleichtempo: Oben ist eine Art Fußgängerzone, und wenn’s bimmelt, muss man an die Seite ausweichen.
Übrigens: Auch auf der Ponte Dom Luís I gibt es noch jugendliche Brückenspringer, die sich von der unteren Ebene in den Fluss stürzen. Der Partner sammelt Geld, der Hauptdarsteller steht auf dem Geländer und kündigt seinen Sprung an. Das kann allerdings eine Viertelstunde dauern. Vor Jahren warfen die Touristen noch Geldstücke in den Fluss, die die Springer dann heraustauchen mussten.
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