Johanna von Wild - Der Pfeiler der Gerechtigkeit

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Würzburg 1574: Bäckerlehrling Simon leidet unter seinem brutalen Stiefvater und dessen Sohn Wulf. Als die Streitigkeiten eskalieren, muss er die Stadt verlassen und erlernt in Venedig die Kunst der Zuckerbäckerei. Nach Jahren in der Ferne kehrt Simon nach Würzburg zurück. Dort übernimmt er die Backstube des Juliusspitals und gewinnt die Zuneigung des mächtigen, unnahbaren Fürstbischofs Julius Echter. Doch Simons Stiefbruder Wulf, getrieben von Neid und Missgunst, lässt nichts unversucht, um ihm zu schaden …

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Johanna von Wild

Der Pfeiler der Gerechtigkeit

Historischer Roman

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Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Sven Lang

Herstellung: Mirjam Hecht

Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

unter Verwendung der Bilder von: © https://commons.wikimedia.org/wiki/File:De_Merian_Frankoniae_156.jpg und HAH / Wikimedia Commons

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ruetschenhausen_Kirche_Wappen.jpg und https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Boucicaut_Master_-_Book_of_Hours_(Use_of_Paris)_-_1942.169_-_Cleveland_Museum_of_Art.tif

Wappensymbol im Buch: © Echter-Wappen.png – Wikimedia Commons

ISBN 978-3-8392-6898-8

Widmung

Für Ralf. Danke für so viele zuckersüße Jahre.

Zitate

»Geselle ist, der etwas kann, Meister ist, der etwas ersann, Lehrling ist jedermann.«

Johann Wolfgang von Goethe

*

Tibi de relictus est pauper – in praece pauperum spem habui (Dir ist der Arme anvertraut – Ich setze meine Hoffnung auf das Gebet der Armen)

Spruchband der steinernen Stiftungsurkunde des Julius­spitals Würzburg – Stiftungsgründer: Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn

Personenverzeichnis

historische Personen sind mit * gekennzeichnet

Familie Reber

Simon: Bäckerlehrling

Anna: seine Mutter

Barbara: seine Schwester

Gebhard: sein Vater

Familie Bernbeck

Melchior: Bäckermeister

Wulf: sein Sohn

Sibylla: seine Tochter

Gerfried: sein Bruder

Ranhild: seine Enkelin

Jörg: sein Schwiegersohn

Familie Sterzing

Konrad: Apotheker, Lilien-Apotheke

Teresa: seine Frau

Julia: seine Tochter

Familie Landauer

Friedhelm: Apotheker, Einhorn-Apotheke

Josepha: seine Frau

Ferdinand: sein Sohn

Katharina, Magdalene: seine Töchter

Theodor, Martin: seine Schwiegersöhne

Familie Tardelli

Francesco: Zuckerbäcker

Carlotta: seine älteste Tochter

Aurora: seine Frau

Benedetto, Matteo, Tomaso

Isabella, Bianca, Antonio,

Michele: seine weiteren Kinder

Davide: sein Enkel

Familie Hansen

Philipp: Kaufmann

Reinhild seine Frau

Agatha, Renata, Meinhard: seine Kinder

Adalbert, Rudolf: seine Schwiegersöhne

Julius Echter von Mespelbrunn* : Fürstbischof von Würzburg

Weitere Personen

Balthasar von Dernbach*: Fürstabt von Fulda

Joris Robijn*: Baumeister aus Flamen

Wilhelm Upilio*: Stadt- und Leibarzt

Johannes Posthius*: Leibarzt

Jonas Adelwerth*: Leibarzt, Dekan med. Fakultät

Hans Rodlein*: Bildhauer

Friedrich Albrecht: Oberschultheiß

von Heßberg*

Johann Voit von Rieneck: Adliger in Echters Dienst

Neidhart von Thüngen*: Domdekan

Erasmus Neustetter

genannt Stürmer*: Domherr

Johann Stamitz: Schreinermeister

Reinhold Zollner: Rechtsgelehrter

Andreas Riehl: Schneidermeister

Stefan Dinkel: Oberpflegherr im Juliusspital

Walther: Koch

Rupert: Küchenmeister

Gottfried Schwarzmann: Rabenwirt

Alfred Heber: Zimmermeister

Wulfram Heber: sein Sohn

Anselm: Zimmergeselle

Dietrich Wenzel: Goldschmied

Vater Magnus Pfarrer: Marienkapelle

Martin Tauchert: protestantischer Pfarrer

Johann Eschbach: Apotheker

August: Apothekengehilfe

Otto: Bäckergehilfe

Friedlinde, Berta: Mägde

Max Krämer, Bartl, Lorenz,

Winfried und Caspar: Knechte

Karl und Lois: Bäckergesellen

Schloss Mespelbrunn

Christina Alberdinen*: Magd

Michel Vetterer*: Knecht

Korbinian: Förster

Zunftmeister der Bäcker

Sebastian Schlichting

Robert Wachter

Adalbert Sieber

Gerhard Schedel

1550

Schloss Mespelbrunn, Spessart

»Arkan, hierher!«, rief Julius Echter dem davonjagenden Hund nach.

Doch es nützte nichts. Die schwarzbraune Dachsbracke hetzte weiter und kümmerte sich nicht um die Befehle des Fünfjährigen. Arkan hatte vermutlich einen Hasen aufgespürt, jetzt gab es für ihn kein Halten mehr. Der Hund war erst sechs Monate alt und seine Ausbildung noch nicht weit fortgeschritten; eigentlich hätte Julius ihn gar nicht mit in den Wald nehmen dürfen. Aber der blonde dünne Fünfjährige hatte nicht widerstehen können. Schließlich war es sein Hund, denn er hatte den Welpen aus dem Wurf ausgesucht, oder umgekehrt.

Der damals acht Wochen alte Arkan war mit wedelnder Rute und auf tapsigen Pfoten geradewegs auf Julius zugekommen und hatte sich in dessen Schoß zusammengerollt. Die Ausbildung des Welpen oblag dem Förster Korbinian, der seit Jahren für die Echters arbeitete. Schließlich sollte der Hund einmal ein erfolgreicher Spürhund werden. Arkan hatte zwar schon einiges gelernt, doch er hörte nicht auf einen kleinen Jungen, sondern auf Korbinian.

Wieder und wieder brüllte Julius dem Hund hinterher, rannte so schnell er konnte und blieb irgendwann keuchend stehen. Arkan würde erst zurückkommen, sobald er entweder den Hasen – oder was auch immer ihm in die feine Nase gestiegen war – erlegt hatte oder seine Beute entkommen war. Was dagegen sicher war: Julius konnte sich auf eine Strafpredigt gefasst machen.

Rascheln und das laute, wütende Grunzen eines durch das Unterholz brechenden Wildschweins drangen an seine Ohren, gepaart mit Arkans aufgeregtem Gebell und plötzlichem schrillem Aufjaulen. Julius blieb vor Schreck beinahe die Luft weg. Angestrengt horchte er in das Gebüsch hinein, hörte, wie das Wildschwein sich entfernte, dann ein schwaches Winseln.

»Arkan?«

Das Herz des Jungen hämmerte vor Angst und Aufregung, als er den kläglichen Hundelauten folgte und Arkan schließlich am Fuße einer Fichte liegen sah. Blut rann aus einer tiefen, klaffenden Wunde am linken Hinterbein und tränkte den Waldboden. Julius fiel auf die Knie, schob beide Arme unter den Körper des Hundes und kam mit zitternden Beinen zum Stehen. So schnell er konnte, lief er durch den Wald, den schwer verletzten Hund an sich gedrückt.

»Julius! Julius, wo steckst du?« Michel Vetterer, der treue Hausknecht der Familie Echter, rief nach ihm.

»Hier! Michel, hilf mir!« Die Stimme des Jungen klang dünn und gequält. Julius weinte, ohne es zu bemerken. Tränen rannen seine Wangen hinab, tropften auf Arkans seidiges Fell. Dann stand er plötzlich am Waldrand vor dem Knecht, der scharf die Luft einsog, als er den verletzten Hund sah.

»Gib ihn mir«, sagte er und nahm das Tier sanft aus Julius’ Armen. »Geh, und lauf zu Korbinian, schnell! Er wird wissen, was zu tun ist«, drängte Michel. »Ich bringe Arkan zum Schloss.«

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