Ulrich Hefner
Verschollen in Ostfriesland
Kriminalroman
Jagd nach dem Phantom Der Bürgermeister von Diekenhörn, Enno Ollmert, ist spurlos verschwunden. Bis weit über die Grenzen der Stadt hinaus, war er vor allem für seine Unersättlichkeit und seinen unstillbaren Hunger nach Macht und Einfluss bekannt. Dabei missachtete er alle Regeln und machte sich so tagtäglich neue Feinde. Als seine Jacht führerlos vor Baltrum aufgebracht wird – eine Blutlache an Bord – sieht es zunächst so aus, als wäre er auf seinem Segeltörn einem Unfall zum Opfer gefallen. Doch Hauptkommissar Trevisan ist skeptisch. Zu viele Ungereimtheiten, zu viele offene Fragen und dazu ein Opfer, dem alles zuzutrauen ist –sogar das Arrangement des eigenen Todes. Trevisan muss all sein Können und sein ermittlerisches Gespür aufbieten, um Licht ins Dunkel zu bringen. Doch wird es ihm gelingen Enno Ollmert noch lebend aufzufinden oder ist er schon längst tot? Die Zeit drängt, denn mit jedem Tag, der vergeht, verblasst der Schatten des Mannes immer mehr, bis am Ende nichts mehr von ihm übrig bleibt.
Ulrich Hefner wurde 1961 in Bad Mergentheim geboren. Er lebt in Lauda-Königshofen, im beschaulichen Taubertal, ist verheiratet und Vater zweier Kinder. Hefner arbeitet als Polizeibeamter und ist freier Autor sowie Journalist. Der Autor ist Mitglied bei den Polizei-Poeten und im Deutschen Presseverband. Ulrich Hefners Begeisterung für die Nordsee stammt noch aus Kindheitstagen, als er Geschichten um die Hanse und Störtebeker verschlungen hat. Heute zieht es ihn immer wieder selbst an die Küste, wo nun auch seine eigenen Helden wirken. „Verschollen in Ostfriesland“ ist der achte Band seiner Krimiserie um den Wilhelmshavener Ermittler Martin Trevisan. ehr über den Autor finden Sie unter: www.ulrichhefner.de und www.autorengilde.de
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © xenias / photocase.de
ISBN 978-3-8392-7006-6
In den Tiefen des Ozeans,
verschollen,
doch eines Tages kommt das dunkle Geheimnis
aus der Tiefe wieder empor,
und aus
Vermutung wird Gewissheit,
aus
Lüge wird Wahrheit,
und plötzlich scheint die gesamte Welt
Kopf zu stehen.
Cuxhavener Küstenheiden, Mai 2019
Er lief wie ein Uhrwerk, präzise, gleichmäßig und genau im richtigen Tempo. Wenn man einmal über den Punkt hinaus war, wenn man das Gehirn und all seine Gedanken ausschalten konnte und die gleichförmige Bewegung die Herrschaft über Geist und Körper übernommen hatte, dann war alles ganz einfach. Der Fuß folgte dem Fuß, die Arme schwangen im Gleichklang, und die Kraft und die Energie befeuerten die Sehnen, Gelenke und die Muskulatur – und das Dasein folgte einem einzigen Sinn, der Bewegung. Er kannte diesen Zustand, er trainierte ihn, so oft er konnte, denn Marathon laufen war seine Leidenschaft. Jeden Samstag folgte er dem gleichen Weg. Von Altenwalde hinüber nach Arensch, hinunter nach Oxstedt und dann querfeldein zurück, um noch einmal die gleiche Strecke zu bewältigen. Zwei Mal folgte er den Wegen durch die Wiesen und Wälder, bevor er sein geplantes Pensum hinter sich gebracht hatte. 42 Kilometer und knapp 200 Meter bis zum Ziel. Die Strecke war genau abgemessen, er wusste nicht mehr, wie oft er sie schon hinter sich gebracht hatte, bei Sonnenschein, bei Regen, im Wind und selbst bei Schnee. Heute war gutes Wetter, ideales Wetter sogar, ein leichter, kühler Wind, die Temperaturen nicht zu hoch, beinahe ideale Wettkampfbedingungen. Auf so einen Tag hoffte er auch, wenn in zwei Wochen, an einem Samstag, der Wangerlandmarathon bevorstand, von Wilhelmshaven an die Küste und über Jever zurück. Schließlich hatte er einen Titel zu verteidigen. In der Altersklasse über 50 war er vor zwei Jahren als Sieger durch das Ziel gelaufen. Mit einer Zeit von drei Stunden und 22 Minuten hatte er alle hinter sich gelassen und mit einem Vorsprung von über vier Minuten auf den Zweitplatzierten gewonnen. Er war bekannt im Umland in den Kreisen der Läufergemeinde. Der Wangerlandmarathon war nicht der einzige Event, an dem er in den letzten Jahren teilgenommen hatte. Sogar in München, Paris und New York war er schon gelaufen.
Seit nunmehr 20 Jahren widmete er sich diesem Sport, nachdem er dem Tennis den Rücken gekehrt hatte.
Laufen war gut, Laufen war gesund und hielt ihn in Form. Bei einer Größe von beinahe 1,80 Meter und einem Gewicht von 60 Kilo mochte er wohl ein wenig unterernährt wirken, doch das täuschte, denn sein Körper bestand neben den üblichen Zutaten aus reiner Muskulatur, Fett suchte man vergebens.
Mathias Wegener war ein Läufer aus Leidenschaft. Das Laufen war ein ausgezeichneter Gegenpol zu seiner Arbeit, die er vorwiegend im Büro und im Labor verrichtete. Nur hin und wieder war er draußen im Außendienst, und dann meist nur kurz, um ein paar Proben zu entnehmen oder einer Bohrung beizuwohnen. Mathias Wegener arbeitete beim Institut »Flachser und Kollegen« in Cuxhaven und war Geologe. An seiner Tätigkeit war nichts Abenteuerliches, denn er arbeitete im Bereich der Bodenanalysen für die Baubranche und erstellte vorwiegend Gutachten für Großbaustellen und Bauprojekte. Das Laufen hielt ihn fit.
Er war wie jeden Samstag gegen 9 Uhr an seinem Haus im Meisenweg in Altenwalde gestartet und am Ende der Siedlung nach rechts in den Wald abgebogen. Wie immer waren ihm auf dem ersten Teil der Strecke etliche Jogger begegnet. Erst, als er nach dem Wald die kleine Schonung hinter sich gelassen und die Cuxhavener Küstenweide durchquert hatte, nahm die Zahl an Joggern und Spaziergängern ab. Schließlich trabte er ganz alleine über Wald und Flur, und seine Gedanken verschwammen, bis sie sich schließlich im Nichts auflösten. Am Waldparkplatz überquerte er die Landstraße K7, die wie jeden Samstag um diese Zeit nur wenig befahren war. In Arensch bog er links ab und folgte dem Feldweg, der hinter dem Ferienhotel »Dünenhof« nach Süden bis Oxstedt führte. Die Zahl der Spaziergänger und Jogger nahm zu. Er durchquerte den Ort und lief ein kurzes Stück auf Asphalt am Möhlendiek entlang, bevor ein Waldweg nach links abzweigte, der wieder nach Norden in Richtung Altenwalde führte. Er befand sich auf der zweiten Runde und fühlte sich noch immer kräftig. Ab und zu warf er einen Blick auf seine Armbanduhr, mit der er seine Laufzeit überwachte und lächelte. Für die letzten acht Kilometer lag er gut in der Zeit und würde wieder einmal unter drei Stunden und 30 Minuten das Ziel in Altenwalde erreichen.
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