Nadia Bolz-Weber - Unheilige Heilige

Здесь есть возможность читать онлайн «Nadia Bolz-Weber - Unheilige Heilige» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Unheilige Heilige: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Unheilige Heilige»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

In „Unheilige Heilige“ lädt Nadia Bolz-Weber Leser zu einer Begegnung mit dem ein, was sie als „religiöses, aber nicht besonders spirituelles Leben“ bezeichnet. Hartnäckig und zugleich urkomisch versucht die ungewöhnliche Pfarrerin darin, dem Gott zu widerstehen, dem sie sich doch eigentlich zu dienen berufen fühlt. Immer wieder begegnet er ihr ausgerechnet in den Menschen, die dafür am wenigsten geeignet scheinen – jedenfalls in ihren Augen: in einem die Kirche liebenden Agnostiker, einer Drag Queen, einem kriminellen Bischof oder in einem Mitglied der National Rifle Army, die sich für den freien Schusswaffenbesitz einsetzt. Indem sie diesen „unheiligen Heiligen“ begegnet, gerät Nadia in unmittelbare Berührung mit Gnade – einer Gnade, die nicht wie eine warme Kuscheldecke daherkommt, sondern vielmehr wie eine Bratpfanne genau auf den Kopf trifft.

Unheilige Heilige — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Unheilige Heilige», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Als ich schließlich früh am nächsten Morgen in mein Flugzeug stieg, war ich übernächtigt, von Grauen erfüllt und fühlte mich so, als müsse ich ohne Hilfe eines Dolmetschers einen Vortrag in einem fremden Land halten. Und dann setzte sich Chloe neben mich. Wie eine Gesandte aus Ninive.

Ich war so mit meiner Panik vor dem Jugendtreffen und meiner Verärgerung darüber beschäftigt, auf dem mittleren Platz sitzen zu müssen, dass ich gar nicht bemerkte, wie dieses junge Mädchen den Gang entlangkam. Ihr pinkgefärbter Pony hing ihr wie ein Schutzvisier übers Gesicht, als wollte sie die Aufmerksamkeit gleichzeitig anziehen und abweisen. Mit einer gemurmelten Entschuldigung zwängte sie sich an mir vorbei auf den Fensterplatz, nahm ihren abgeschabten schwarzen Rucksack und holte ein Anime-Heft und ihren Zeichenblock heraus. Sie bog ihre Schulter nach vorn herab, als versuchte sie damit zu verstecken, was ihr pinkfarbener Pony nicht verstecken konnte.

Sie warf einen schüchternen Blick auf meine nackten Arme, ohne mich anzusehen, und sagte: „Schöne Tattoos.“

„Oh, danke. Mir gefallen sie auch. Was ein Glück ist, da ich sie ja noch eine Weile haben werde.“

Sie lächelte. Glaube ich. Es war schwer zu sagen.

Dann saßen wir wieder schweigend nebeneinander, während sich das übrige Flugzeug allmählich mit Reisenden füllte. Viele von ihnen waren ebenfalls auf dem Weg zu unserer Konferenz in New Orleans. (Das erkannte ich daran, dass sie alle passende T-Shirts aus verschiedenen lutherischen Gemeinden anhatten, wie eine Bandenuniform aus dem mittleren Westen.)

„Was zeichnest du denn da?“, fragte ich sie. Das sei Manga (ein japanischer Comicstil), aber sie zeichne auch Fantasy-Gestalten. Das mache meine Tochter Harper auch gerne, sagte ich ihr. „Sie sollten ihr von dieser Website erzählen, wo sie ihre Arbeiten uploaden kann“, meinte Chloe. Das war alles noch vor dem Start, sodass ich Harper eine SMS mit der Internetadresse schicken konnte, die Chloe mir genannt hatte. Prompt kam eine SMS von ihr zurück: „Ja, Mama, die kenne ich.“ (Seht ihr? Nicht cool.)

Chloe zeichnete weiter und musterte dabei aus der Deckung ihres Ponys heraus meine Tattoos. „Hat das wehgetan?“, fragte sie. Gerade eben waren mir die dünnen, glänzenden Linien auf ihren Armen aufgefallen. Nicht so wie das da, dachte ich im Stillen.

„Nicht schlimm“, sagte ich stattdessen, „aber das Tattoo auf meinem Fuß … und ein ganz großes auf meinem Rücken, heilige Scheiße, die taten weh!“ Sie lächelte.

„Ich will auch eins, aber ich habe kein Geld dafür“, sagte sie. Sie schaute mir immer noch nicht in die Augen.

„Irgendwann hast du genug zusammen, und vielleicht bist du dann alt genug, dir nicht so bescheuerte Sachen stechen zu lassen wie ich, als ich in deinem Alter war. Was würdest du dir stechen lassen, wenn du das Geld hättest ?“

Damit begann ein langes Gespräch, und als wir auf halbem Weg nach New Orleans waren, erzählte sie mir von ihrem Leben: davon, dass sie nicht wusste, wer ihr Vater war, und von der einstweiligen Verfügung gegen ihre ältere Schwester, von der sie im Jahr davor schwer verletzt worden war. Sie redete davon, wie blöd es in ihrer Schule sei. Sie hätten sie in Nachhilfekurse gesteckt, obwohl sie in Mathe eigentlich richtig gut sei; sie finde nur Kurven doof und weigere sich deshalb, sie zu zeichnen. Ich merkte ihr an, dass sie sehr intelligent war. Sie passte nur nicht ins System. Ich erzählte ihr, meine Beraterin auf der Highschool sei eine blöde Ziege gewesen, die dachte, ich solle auf die Handelsschule gehen, und jetzt hätte ich ein abgeschlossenes Hochschulstudium und schon zwei Bücher veröffentlicht. Wer zuletzt lacht …

Ein Lächeln drängte sich auf ihr Gesicht wie ein ungebetener Gast, und zugleich sah sie viel heller und jünger aus. Für eine Sekunde schaute sie mir sogar in die Augen.

„Also“, fragte ich schließlich, „bist du auch auf dem Weg zum lutherischen Jugendtreffen?“

Sie sah mich verdattert an. „Ja … Moment mal, SIE wollen zum lutherischen Jugendtreffen?“

Lächelnd erwiderte ich: „Ja … zufällig bin ich lutherische Pastorin, und ich soll da morgen Abend etwas sagen.“

„Nee, ne?“, sagte sie, und ich musste lachen. Dann erzählte sie mir, dass nur zwei Mädchen aus ihrer Jugendgruppe überhaupt ein Wort mit ihr wechseln und dass sie eigentlich gar nicht auf diese Reise hatte mitkommen wollen. Sie passte einfach nicht rein. Das könne ich gut verstehen, sagte ich ihr, weil ich auch nicht reinpasse.

Wir verstummten. Ich wandte mich meinem Buch zu, und sie arbeitete an einer Zeichnung, die sie mir schenkte, als wir gelandet waren. Es war eine Mangazeichnung von mir.

Noch im Gang der 737 umarmte sie mich und dankte mir dafür, dass ich mich mit ihr unterhalten hatte. Und ich dankte ihr für die Zeichnung.

Manchmal bin ich so begriffsstutzig, dass Gott nichts anderes übrig bleibt, als so deutlich zu werden, dass es schon fast peinlich ist. Zum Beispiel, indem er mir ein verletztes Mädchen mit glänzenden Schnittnarben am Arm über den Weg schickt – ein Mädchen, das sich hinter einem schützenden pinkfarbenen Pony versteckt, das nicht reinpasst, ein Mädchen, das mir auf seine ganz eigene Weise sagte: Ach übrigens, ich soll dir etwas von Gott ausrichten: Nimm dich nicht so wichtig.

Wenn man auf einer Bühne im Superdome redet, sieht man nicht viel von den Leuten, zu denen man spricht. Das Publikum ist so weit weg, dass es wirklich unmöglich ist, zu erkennen, was für Gesichter die Leute machen, oder ihr Lachen zu hören. Es fühlt sich an wie eine Radioansprache. Oder sagen wir, wie eine Radioansprache unter so grellen Scheinwerfern, dass man sich unwillkürlich fragt, ob es vielleicht gar keine Scheinwerfer sind, sondern in Wirklichkeit Lichter von einem außerirdischen Raumschiff, das einen jeden Moment zu sich heraufbeamen wird. Und dann fängt man an zu reden wie eine geblendete Radiomoderatorin, die gleich von Außerirdischen entführt wird und so tut, als spräche sie auf einem Jugendtreffen, und man kann nur hoffen, dass alles gutgehen wird.

Ich hatte keine Ahnung, ob das, was ich da auf meiner weit entrückten Bühne unter den außerirdischen Traktorstrahlen redete, irgendein Echo fand oder „gut ankam“. Aber immerhin wusste ich, zu wem ich redete, denn kurz bevor ich auf die Bühne gestiegen war, hatte ich ein Stück Papier betrachtet, das zusammengefaltet in meiner Hosentasche steckte – mein Porträt als Mangazeichnung. Und so stand ich nun vor Zehntausenden furchteinflößenden Jugendlichen und wusste, dass ich nur zu Chloe sprach, zu dem Mädchen, das nicht ins System passte.

Also erzählte ich meine Geschichte: ein Mädchen, das nicht reinpasste, aufgewachsen als fundamentalistische Christin, das dann der Gemeinde den Rücken kehrte, süchtig wurde, wieder clean wurde, einen netten lutherischen Jungen kennenlernte, Lutheranerin wurde, lutherische Pastorin wurde, eine Gemeinde gründete.

„Manche eurer Eltern und Pastoren haben sich ziemlich darüber aufgeregt, dass ich heute Abend zu euch sprechen sollte“, sagte ich. „Sie waren der Meinung, jemand mit meiner Vergangenheit sollte nicht vor Tausenden von Jugendlichen sprechen dürfen. Und wisst ihr, was ich dazu zu sagen habe?“ Ich schwieg einen Moment. „Sie haben absolut recht.“

Schweigen. Ich holte tief Luft und fuhr fort: „Jemand mit einer Vergangenheit wie meiner, mit Alkoholsucht, Drogenmissbrauch, Promiskuität, Lügen und Stehlen sollte nicht zu euch sprechen dürfen. Und wisst ihr was? Jemand mit meiner Gegenwart , jemand, der so ist, wie ich jetzt bin, sollte das auch nicht dürfen. Ich bin eine sarkastische, über und über tätowierte, hitzköpfige Person, die flucht wie ein Bierkutscher! Ich bin ein mit Fehlern behafteter Mensch und sollte eigentlich wirklich nicht zu euch sprechen dürfen. Aber wisst ihr was?“, fragte ich. „Das ist der Gott, mit dem wir es zu tun haben, Leute!“

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Unheilige Heilige»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Unheilige Heilige» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Unheilige Heilige»

Обсуждение, отзывы о книге «Unheilige Heilige» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x