Jörg Wolfram - Ich geh stiften

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Jörg Wolfram begibt sich – jenseits der allbekannten Jakobswege – auf eine Fußreise, die ihn quer durch Deutschland führt. Der Startpunkt liegt weit im Norden an der dänischen Grenze und das Ziel soll die Zugspitze sein, dem mit 2.962 Metern höchsten Berg Deutschlands an der österreichischen Grenze. Insgesamt ergibt sich ein Wanderweg von rund 1.000 Kilometern Länge, die er in vierzig Tagen absolvieren will. Das zwei Aspekte umfassende Vorhaben, die Erfüllung eines Traums in Form der Deutschlandwanderung für den Autor einerseits und einer damit verbundenen Spendenaktion andererseits, stellt er unter den Slogan »Ich geh stiften«.

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Jörg Wolfram

ICH GEH STIFTEN

In 40 Tagen zu Fuß durch Deutschland –

1.150 Kilometer für mich und einen guten Zweck

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2016

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.

Copyright (2016) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

„Weg an sich ist nichts, Ziel an sich ist nichts.

Eins steht erst da durch das andere.“

(Paul Richard Luck)

Für Marlene & Hannah

1. DIE IDEE

Nein, es war weder eine verlorene Wette im Fußballstadion, noch eine Schnapsidee beim vierten Bier auf der Junggesellenabschiedsparty einer meiner Freunde. Und doch scheint mein Vorhaben für viele Menschen in meiner Umgebung so verrückt zu klingen, dass die Frage nach dem Zustandekommen meines Projektes „Ich geh stiften“ eine der am häufigsten gestellten war.

Die Idee, einmal von der dänischen Grenze bis zur Zugspitze zu laufen und damit Deutschland einmal von Nord nach Süd komplett zu bewandern, kam nicht spontan, sondern hat sich über einige Wochen seit Frühjahr 2014 und damit mehr als zwei Jahre vor der Reise entwickelt.

Am Anfang stand das Buch „Ich bin dann mal weg“ von Hape Kerkeling, welches nicht von mir, aber einigen Menschen aus meinem Freundes- und Kollegenkreis gelesen wurde und dem einen oder anderem als Motivation diente, sich ebenfalls auf den Jakobsweg zu begeben. Und überhaupt nimmt Wandern und andere Arten von Aktivitäten in der freien Natur an Beliebtheit zu. Auch ich bin schon immer gerne draußen unterwegs gewesen. Das ging mit dem Dauercampingplatz meiner Eltern in der Dübener Heide in den 1970er-Jahren los und setzte sich später durch Urlaube oder Wochenendausflüge in der näheren oder ferneren Umgebung Leipzigs fort. Besonders gerne gehe ich dabei in der Sächsischen Schweiz, abseits der touristischen Highlights, wandern.

Also begibt sich anscheinend alles, was auf unserem Planeten gerne wandernd unterwegs ist, auf den Jakobsweg, wobei insbesondere in Frankreich und Spanien, aber auch in Portugal gepilgert wird. Getreu dem Ausspruch „Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Gute liegt so nah!“ stand für mich dagegen von vornherein fest, wenn ich mich schon mal auf einen längeren Weg begeben sollte, dann würde ich zunächst einmal durch Deutschland wandern. Denn ganz viele Gegenden und Orte in unserem Land kenne ich bisher überhaupt nicht, bin nie dagewesen oder nur mit Auto oder Bahn vorbeigefahren. Und relativ schnell war auch klar, dass der Startpunkt weit im Norden und das Ziel auf der Zugspitze, dem mit 2.962 Metern höchsten Berg Deutschlands an der österreichischen Grenze, liegen müssten.

Damit war der Weg einer möglichen Reise skizziert, es blieb noch die Frage des Zeitpunktes. Dieser lag damals für mich klar definiert im Rentenalter, also circa in 20 Jahren. Dann hätte ich schließlich jede Menge Zeit, um ganz in Ruhe eine solche Strecke, für welche man wohl sechs bis acht Wochen benötigen würde, zu absolvieren. Allerdings stellte ich im Laufe der nächsten Wochen und Monate eine zunehmende eigene Begeisterung für ein solches Vorhaben fest, ich wurde im wahrsten Wortsinn Feuer und Flamme. Hinzu kam die Erkenntnis, dass mir – und das schon mit Mitte vierzig – einige körperliche Arbeiten etwas schwerer fielen als noch vor fünf oder zehn Jahren. So wurden die Säcke mit Rasenschnitt nicht mehr randvoll gemacht und auch die Schubkarre kam immer öfter zum Einsatz. Und daraus entwickelte sich der Gedanke, das Vorhaben nicht so lange aufzuschieben, sondern anzugehen, solange die körperliche Leitungsfähigkeit noch so ist, wie hierfür nötig. Ein konkreter Zeitpunkt für meine Wanderung kristallisierte sich im Spätsommer 2014 heraus, als ich eine spontane Fahrradtour, ich fuhr in zweieinhalb Tagen von Leipzig auf den Darß, hinter mir hatte und anschließend in Gesprächen mit meinen Freunden Jens J. und Christiana U. mal wieder über die Reise philosophierte. Irgendwann kam uns hierbei der Gedanke, dass es doch logisch wäre, meinen 45. Geburtstag – quasi als „Bergfest“ – auf der Zugspitze zu begehen. Damit war als Zielankunftsdatum der 21.07.2016 gesetzt. In den dann kommenden Wochen beschäftigte ich mich immer ausführlicher mit einer möglichen Streckenführung und plante zunächst in Flensburg zu starten. Nachdem ich in den Sommerferien 2014 und 2015 die Nordsee um Dagebüll kennen und schätzen gelernt hatte, verlegte ich den Startpunkt nach Klanxbüll an der dänischen Grenze, der letzten Bahnstation vor dem Hindenburgdamm in Richtung Westerland auf Sylt. Ich befasste mich nun mit einzelnen Tagesabschnitten, welche nicht kürzer als 20 Kilometer, aber auch nicht länger als 40 Kilometer sowie deren Zielorte groß genug für einen Supermarkt und für potenzielle Übernachtungseinrichtungen sein sollten. Ich schaute, dass ich durch Gegenden komme, welche ich noch nicht kannte und auch Städte auf der Route liegen würden, welche ich schon immer mal besuchen wollte.

Insgesamt ergab sich ein Wanderweg von circa 1.000 Kilometern Länge, welche ich in insgesamt 40 Tagen absolvieren wollte. Jede Woche sollte ein Ruhetag sein, als Starttermin stand im Sommer 2014 dann der 21.06.2016 fest.

2. DER GUTE ZWECK

Es war in der Vorweihnachtszeit 2014, als ich mich zum ersten Mal mit dem Gedanken beschäftigte, mein persönliches Vorhaben vielleicht mit einem guten Zweck zu verbinden. Für mich schien es geradezu folgerichtig, diese größere und sicherlich etwas ungewöhnliche Wanderung mit einem gemeinnützigen Projekt zu verbinden. Nun hat es mir schon immer Spaß gemacht, über zuweilen unkonventionelle Dinge zu brüten, kleine Feste oder Veranstaltungen zu planen, zu organisieren und schließlich auch zu moderieren. Warum dann nicht auch in einem solchen Bezug, wo ich gleichzeitig mir und aber auch Dritten etwas Gutes tun kann.

Die Überlegung lautete, möglichst viele der zu laufenden Kilometer abzuverkaufen. Nicht, dass ich diese dann nicht laufen müsste, sondern um zwei Effekte zu erzielen. Erstens würde mich jeder von Spendern übernommene Kilometer in meiner Motivation der Wanderung bestärken, zweitens ginge dieses Geld dann 1:1 an den oder die Begünstigten. Ob des „Verkaufspreises“ gab es im Kreis der involvierten Personen unterschiedliche Meinungen. Die einen tendierten zu einem Euro pro Kilometer, um damit möglichst viele Menschen zu erreichen. Ich persönlich war dagegen überzeugt, einen Preis von 10 Euro erzielen zu können. Zum einen war bei der Beschwerlichkeit der Gesamtstrecke jeder Kilometer schwer verdient, zum anderen gibt es in meinem Freundes-, Bekannten- und Kollegenkreis durchaus die finanziellen Möglichkeiten, auch etwas mehr beisteuern zu können. Und so entschied ich es dann auch recht schnell: Der Kilometer kostet 10 Euro. Sofern, und das war irgendwann natürlich mein geheimes Ziel, die gesamte Strecke von 1.000 Kilometern von fleißigen Spendern übernommen sein sollte, würden 10.000 Euro zusammenkommen.

Nach kurzer Zeit der Überlegung und wenigen Recherchen hatte ich mir drei Vereine der Kinder- und Jugendhilfe ausgesucht, für welche ich mit meiner Wanderung Spenden sammeln wollte.

Zum einen handelte es sich dabei um die Kinderarche Sachsen, welche jungen Menschen und Familien Halt und Hilfe gibt, diese bei Alltagsproblemen begleitet und fördert. Der Verein betreut in über 40 Wohn- und Tagesgruppen, Mutter-Kind-Häusern, Familienhilfen und Kindertagesstätten über 1.500 Kinder und Jugendliche, die zum Teil aus hoch belasteten Lebensverhältnissen kommen. Ziel der täglichen Arbeit der Kinderarche Sachsen sind starke und gesunde Kinder, die selbstbewusst durchs Leben gehen.

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