Jörg Wolfram - Ich geh stiften
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Nach circa zwei Stunden geht mal wieder ein mächtiger Regen los. Zunächst hoffe ich, unter einem Baum den Schauer abzuwarten, um mir den Klamottenwechsel zu ersparen. Nach einigen Minuten und der nicht vorhandenen Aussicht auf ein Aufreißen der Wolkendecke ziehe ich schließlich sowohl Regenjacke als auch -hose über und bringe auch den Regenschutz über den Rucksack an. So ausgestattet wandere ich weiter. Es weht kein Wind, es ist nicht kalt, aber dennoch ist Sommer irgendwie anders.
Gegen 09:30 Uhr erreiche ich Tellingstedt und kehre zunächst bei einem Bäcker ein. Dies mit der festen Absicht, bei einem heißen Kakao mich von innen zu wärmen und gleichzeitig in der Backstube meine Sachen zu trocknen. Das mit dem Kakao funktioniert nicht, da keiner vorrätig ist. Aber die junge, etwas bäuerlich wirkende Verkaufskraft hat gegen einen Klamottenwechsel im Hinterzimmer nichts einzuwenden. Mit Wäschetrocknen wird es aber nichts, da es sich nur um einen Backshop und keine klassische Bäckerei handelt. Sei es wie es sei. Ich bedanke mich und spaziere in einen gegenüberliegenden Supermarkt, kaufe Wasser, Schokolade und Brötchen. Schließlich bekomme ich hier auch eine heiße Schokolade, welche ihrem Namen relativ wenig Ehre macht, wenigstens ist sie warm. Ich setze mich in das kleine angrenzende Café und lausche den drei älteren Tischnachbarn. Ich muss schnell feststellen, dass ich nichts, aber rein gar nichts verstehe, die drei reden Plattdeutsch. Später gesellt sich ein weiterer Gast hinzu, man geht in einen für mich etwas verständlicheren Dialekt über und so bekomme ich mit, dass es zum Siebenschläfer in der Region geregnet habe und damit in den nächsten sieben Wochen das Wetter entsprechend programmiert sei. Na danke auch! Wobei, es wird ja am Tag des Siebenschläfer hoffentlich nicht in allen von mir in Deutschland zu durchwandernden Gegenden geregnet haben!?
Mein Weg führt mich schließlich weiter südlich und nach einiger Zeit erreiche ich den Nord-Ostsee-Kanal. Es ist schon ein besonderes Gefühl, die Brücke per pedes zu überwinden. Ich erhalte ein wahres Gefühl für die Dimensionen von Höhe, Länge und Breite dieser Überquerung. Und wie klein die zahlreichen Lastkähne auf dem Wasser unter mir wirken! Auf dem anschließenden Autorastplatz mache ich nochmals eine Pause, um die notwendigen Kräfte für die verbleibenden sechs Kilometer bis zum Zielort zu sammeln. Ich habe in den ersten Tagen festgestellt, dass ich im Tagesdurchschnitt mit vier Kilometer pro Stunde vorankomme, also jetzt noch ungefähr eineinhalb Stunden vor mir habe. Die Streckenführung verläuft jetzt auf einem Fuß-/Radweg parallel zur Bundesstraße. Um den zwar nur mäßigen, aber dennoch lästigen Verkehrslärm zu überspielen, lege ich mir etwas Techno auf die Ohren, so läuft es sich bei zunehmender Erschöpfung doch ganz gut.
In Hanerau-Hademarschen angekommen frage ich die erste mir über den Weg laufende Person nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Mir wird ein preiswerter Gasthof empfohlen, welcher nicht mehr auf dem neuesten Stand sei, im Oktober schließe, aber eine gute Küche hätte. Und richtig, auf der Straße zeigt schon ein Schild an, dass hier die Chefin noch persönlich kocht. Da der Mittagstisch vorbei ist, ist der Haupteingang verschlossen. Ich gehe durch den nicht sehr einladenden Biergarten auf den Hintereingang der Küche zu, wünsche einen Guten Tag und empfange ein etwas lustloses „Ja“. Also ohne „Bitte“. Ich sage mein Ständchen auf, wir einigen uns auf die anscheinend üblichen 20 Euro und eine junge Angestellte, ob Auszubildende oder Familienmitglied bleibt mir unklar, zeigt mir „Zimmer 2“. Naja, so muss Hotellerie in den 1960er-Jahren ausgesehen haben. Dusche und Toilette über dem Gang, ansonsten alles reif für den Sperrmüll. Aber – und das ist für mich das Wichtigste – alles sauber und in dem Bett kann man auch gut liegen.
Es folgt das nun schon übliche Nachmittagsritual, bestehend aus duschen, Fußpflege und Wadenmassage sowie zwei Stunden Nachmittagsruhe. Am Abend esse ich im Hause eine kleine Gulaschsuppe sowie einen großen Salat, beides wirklich lecker und durchaus preiswert. Ich kann ja jetzt noch nicht wissen, dass diese Mahlzeit eine noch wichtige Rolle auf meiner Reise spielen wird. Anschließend gehe ich in den nahegelegenen Supermarkt, um die Rationen für den morgigen Wandertag sowie zwei einheimische Bierchen als Schlaftrunk zu erwerben. Den kurzen Rest des heutigen Abends verbringe ich mit meinen Tagebucheinträgen. Bald falle ich auch heute, bedingt durch die viele ungewohnte Bewegung und die frische Luft, in einen traumlosen Schlaf.
Tagesbedarf: EUR 40, Gesamtverbrauch: EUR 70,
Gesamtstrecke: 122 km
Freud und Leid
Dienstag, 05. Juli 2016
5. Wanderetappe, Hanerau-Hademarschen – Kellinghusen, 37 km
Mein Biorhythmus pendelt sich langsam ein, heute stehe ich um 04:30 Uhr mit gepacktem Rucksack vor dem Gasthof und ziehe an der Kirche des Ortes vorbei in Richtung Ortsausgang. Noch habe ich den Begleitbrief der Kirchgemeinde Leipzig-Holzhausen nicht in Anspruch nehmen müssen oder vielleicht dürfen, um im Fall des Falles „Kirchenasyl“ für eine Nacht zu bekommen. Zunächst geht es über weitläufige Feldwege mit kraftvollen Schritten gut voran, die Sonne geht heute in einem bemerkenswerten Schauspiel blutrot im Osten auf. Ich halte inne. Wann hat ein Großstadtmensch wie ich schon Gelegenheit, einen Sonnenaufgang zu beobachten. Und dann noch im Sommer um diese Uhrzeit. Einem solchen Naturereignis wohnen doch meistens nur junge Leute bei, wenn sie frühmorgens von der Diskothek nach Hause kommen. Oder es sind diejenigen Berufstätigen, welche als Krankenschwester, Feuerwehrmann oder Zugbegleiter zum Frühdienst aufbrechen. Munteres Vogelgezwitscher begleitet mich. Es sind die einzigen Geräusche um diese Zeit. Plötzlich entdecke ich auf dem Feldweg vor mir zwei Hasen, welche wie versteinert sich gegenübersitzen. Ich versuche mich möglichst langsam und leise zu nähern, aber ganz flink stellen sie sich auf die Hinterpfoten und nehmen Witterung auf. Ich verharre, die beiden gehen aber auf Nummer sicher und verduften Haken schlagend im Feld.
Kurze Zeit später geht es dann erstmals auf meiner Reise durch ein längeres Waldstück, hauptsächlich aus Eichen und Buchen bestehend, aber auch Birken und Ahorn erkenne ich. Und ich genieße die frische, feuchte Morgenluft. Die Sonne gewinnt langsam an Intensität, ein herrliches Gefühl aus körperlicher Anstrengung, Wärme und frischer Luft durchzieht mich. Es folgt eine Frühstückspause mit Brötchen, Salami, Kakao und einem Apfel. Kein Mensch ist mir in den ersten vier Stunden des Tages begegnet. Überhaupt führt mich mein Navigationsgerät heute wieder über schönste Wander- und. Radwege. Dies führt allerdings dazu, dass mir jedwede Ortschaft an diesem Wandertag vorenthalten bleibt. Ich hatte daher ausreichende Verpflegung und Flüssigkeiten eingepackt, getreu dem Motto „Besser man hat, als man hätte“.
Etwa bei Kilometer 28, es ist gegen 12:00 Uhr, und ich bin schon seit mehr als sieben Stunden unterwegs, zieht jemand den Stecker aus meiner Energiebox. Ich erleide innerhalb weniger Minuten ein körperliches, aber auch geistiges Tief. Gestützt auf meine Wanderstöcke schleppe ich mich nur noch mühsam voran. Ich gestehe mir ein, eine längere Pause einlegen zu müssen. Einen so schnellen und tiefgreifenden Energieverlust habe ich noch nie erlebt, selbst zu meinen besten Sportlerzeiten nicht. Gut, die liegen lange zurück und damals war ich gut austrainiert, aber dies jetzt zu erleben ist schon krass. Da ich von Natur aus ein sehr rationaler Mensch bin, gelingt es mir immerhin, mich mit der Situation zu befassen und so mache ich mit mir selbst einen Punkt am Ende des langen vor mir liegenden Feldweges aus und beschließe, dort so lange zu pausieren, wie es vonnöten sein wird. Wie auf meinen bisherigen Wegen sind Bänke auch hier nicht nur Mangelware, sondern schlichtweg nicht vorhanden. Ich lege mich kurzerhand auf einen Streifen Sand, bette meinen Kopf auf den Rucksack und schnaufe kräftig vor mich hin. Jetzt einfach schlafen und das Laufen für heute einstellen, so ist es mir gerade zumute. Dass dieser Moment so oder so ähnlich kommen würde, war mir eigentlich klar, oft genug habe ich ihn als ehemaliger Leistungssportler erlebt. Dann aber so schnell damit konfrontiert zu werden, ist eine andere Sache. Aber ich weiß auch, dass es nach jedem Tief wieder ein Hoch gibt. Zwei Fragen sind für mich jetzt relevant. Erstens, wie komme ich aus dem aktuellen Tief heraus und zweitens, was war die Ursache für meinen jetzigen Erschöpfungszustand? Also erst mal richtig runterfahren, Zeit lassen, trinken. Anschließend esse ich einen Apfel und führe mir den Rest einer Schokoladentafel zu. Ich schließe die Augen, bleibe länger als eine halbe Stunde so liegen. Langsam kriechen die Lebensgeister in Form von Energie in meinen Körper zurück. Ich richte mich auf und laufe einige Minuten später wieder los. Ganz bewusst setze ich einen Schritt vor den anderen, laufe langsam und finde allmählich wieder zu meinem Rhythmus. Die Beine laufen wieder und auch mein Kopf ist jetzt in der Lage, Antworten auf die beiden offenen Fragen zu finden. Zum einen wird mir klar, dass mein gestriges Abendessen zwar ausgesprochen gesund, aber absolut unzureichend nahrhaft war. Mir haben einfach ausreichende Kalorien gefehlt, eine ganz wesentliche Erkenntnis auch für die nächsten Tage und Wochen. Zum anderen muss ich mich unbedingt in meinen eigenen zeitlichen Vorstellungen korrigieren. Disziplin ist zwar für das Erreichen der Zugspitze eine Grundvoraussetzung, aber ich muss mir selber etwas mehr Freiraum zugestehen. Also nehme ich mir vor, mich künftig an der Distanz und am Tageslauf, aber nicht primär an der Uhr zu orientieren. Ob mir dies gelingt, bleibt abzuwarten, aber schließlich habe ich den ganzen Tag Zeit, um von A nach B zu kommen und dort auch noch ein Bett zu finden. Gleichwohl habe ich mich bisher mental leichter getan, wenn ich schon am Morgen weiß, wo ich abends schlafen werde, als noch auf die Suche nach einer Unterkunft zu gehen. Und wenn ich schon beim Analysieren bin, dann kann ich mir auch noch klarmachen, jeden Schritt bewusst zu tun und mein Tempo frühzeitig meiner jeweiligen Verfassung anzupassen. All das sind Fakten, bei denen jetzt jeder (und auch ich) sagen wird: Na ist doch klar, schon hundert Mal gehört, mach ich schon. Aber Theorie und Praxis sind bekanntermaßen zwei Paar Schuhe und ich bin gespannt, wie lange diese Erkenntnisse anhalten werden.
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