In und um Bad Aussee spielen Blumen traditionell eine große Rolle. Alljährlich findet das berühmte Narzissenfeststatt, für das Tausende und Abertausende der blühenden Frühlingsboten, die in der Region wie das sprichwörtliche Unkraut sprießen, zu allen möglichen Skulpturen gebunden werden. Höhepunkt der (Schnitt-)Blumenschau: der Bootskorso auf dem Grundlsee. Wem der Sinn weniger nach Großveranstaltung mit Massenauflauf steht, der wird hingegen im Alpengarten besser aufgehoben sein. Nicht nur an einem Wochenende im Frühling, sondern den Großteil des Jahres über sehens- und besuchenswert präsentieren sich die Pflanzen dort, nur wenige Kilometer vom Zentrum Bad Aussees entfernt.
Den Beinamen „Naturerlebniszentrum“ trägt der Alpengartenvon Bad Aussee mit vollem Recht. Hauswurz, Enzian, Steinbrech, Frauenschuh, Mauermiere und wie sie alle heißen stehen friedlich vereint nebeneinander. Diese Oase der Natur wurde auf einem verlassenen Steinbruch vor circa 100 Jahrenangelegt. Aufgrund dieser außergewöhnlichen Bodengegebenheiten fühlen sich Steingarten- und Alpenpflanzen sowie botanische Raritäten aus den verschiedenen Erdteilen hier besonders wohl. Auch Gehölze, Orchideen, Heilkräuter und Giftkräuter haben eine – teils neue – Heimat gefunden.
Schon vor dem Betreten des eigentlichen Alpengartens, noch während man die Straße vom Parkplatz hinaufmarschiert, erkennt man, dass es sich um ein ganz außergewöhnliches Stück Natur handelt. Die eine oder andere vorlaute Pflanze scheint ihr Köpfchen neugierig über den Rand des Zaunes zu strecken und die Besucher bereits außerhalb der Einfriedung zu begrüßen. Drinnen erstreckt sich auf rund 12 000 Quadratmeterneine unglaubliche Vielfalt an Alpenpflanzen, die man in aller Ruhe betrachten kann. Die Farbenvielfalt erfreut das Auge und so manche Blüte verströmt einen betörenden Duft, der nicht nur Bienen und andere Insekten anlockt, sondern auch die zweibeinigen Besucher in seinen Bann zieht. Bei unserem Besuch im Frühsommer standen – inmitten der Berge ein wenig später als im Flachland – viele Pflanzen in voller Blüte, und wir konnten uns kaum an der Farbenpracht sattsehen.
Oben links: Sommersbergsee,
unten links: Alpengarten
Der Alpengarten ist in verschiedene Themenbereiche gegliedert. Die große Vielfalt alpiner Pflanzen erlebt man auf einem wunderschön angelegten Rundweg. Ermüdet vom Rundgang lässt es sich dort und da auf Bänken trefflich ausruhen. Dieser Alpengarten sollte ein Muss für jeden Garten- und Naturliebhaber sein. Übrigens, auch Kinder finden in diesem Garten ihre Freude: Es gibt einen naturbelassenen Teich, zwischen den Steinen tummeln sich bunte Eidechsen und Schmetterlinge stecken ihren Rüssel in den ein oder anderen Blütenkelch – Naturerlebnis pur …
Apropos Kinder– der Alpengarten ist ein ausgezeichneter Ausgangspunkt für eine kurze Wanderung. In rund einer Dreiviertelstunde erreicht man auf bestens ausgeschildertem Weg den Sommersbergsee. Zuerst durch den Wald, in weiterer Folge über Flur und Felder führt der Weg bergan zu diesem malerisch gelegenen See, der auch ein Badesee ist. In idyllischer Lage lässt sich hier ein Stück Bergwelt genießen, das im Gegensatz zum Alpengarten nicht künstlich angelegt wurde. Das Moorwasser macht den Sommersbergsee selbst in dieser Höhe von mehr als 800 Seemetern rasch warm, sodass man, wenn das Wetter entsprechend ist, bereits im Frühjahr ein paar Tempi wagen kann. Mit einem Wort: ein schöner Ausflug für die ganze Familie.
Naturerlebniszentrum Alpengarten Bad Aussee,Ischlbergstraße 67, 8990 Bad Aussee. Vom Zentrum Bad Aussees kommend auf der Salzkammergutstraße B145 Richtung Oberösterreich bis zur Abzweigung Ischlbergstraße. Dort am besten den beschilderten Parkplatz benützen und die wenigen 100 Meter bis zum Alpengarten zu Fuß hinaufgehen.
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AUFSTIEG AUF DAS DACH DER STEIERMARK
Der Dachstein
Sein Name ist Programm: Der Dachstein ist der höchste Berg der Steiermark. Ihn zu bezwingen und der grünen Mark damit „aufs Dach zu steigen“ zählt zur Steirerpflicht, deren Erfüllung dank Gondelbahn heutzutage leichtfällt.
Er ist der steirische Berg schlechthin und wird gleich in der ersten Zeile der steirischen Landeshymne besungen: der Dachstein. „Hoch vom Dachstein an, wo der Aar noch haust“, lautet die weithin bekannte Textzeile des Liedes, wobei der Aar, also die alte Bezeichnung des Adlers, bereits signalisiert, dass die Weise schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Die Hymne kennt man auch unter dem Namen „Dachsteinlied“, sie wurde ursprünglich anlässlich des 25-jährigen Bestehens der von Erzherzog Johann gegründeten Steiermärkischen Landwirtschaftsgesellschaft geschrieben. Erst im Jahr 1929 mutierte das von Ludwig Carl Seydler und Jakob Dirnböck geschaffene Lied zur Landeshymne.
Als Steirerin bzw. Steirer muss man den darin besungenen Dachstein also ohne Zweifel gesehen haben. Um das Bergmassiv nur zu betrachten, würde an und für sich ein Ausflug ins obere Ennstal genügen. Dort wird man den Blick kaum von der Dachstein-Südwand abwenden können, so markant prägt das Massiv die Region. Wir wollen aber mehr, als den Berg nur zu sehen.
Um den Dachstein genauer zu erkunden, muss man schon auf ihn hinauf. Die Ersten, die die furchteinflößende Südwand durchklettert haben, waren zwei Brüder: Georg und Franz Steinergelang im September 1909 die Erstbesteigung der felsigen Dachstein-Südwand. Bis heute nennt sich die von den Brüdern gewählte Route Steinerwegund ist klarerweise nur etwas für geübte Bergsteiger.
Am bequemsten erfolgt der Aufstieg auf das „Dach der Steiermark“ heutzutage natürlich mit der Gondelbahn, die von Ramsauaus zur Gipfelstation verkehrt. Die Talstation – auch schon auf stolzen 1700 Metern Seehöhe bei der sogenannten Türlwandhütte gelegen – erreicht man über eine mautpflichtige Straße. Die beeindruckende Bahn, die ohne eine einzige Zwischenstütze auskommt, wurde in den späten 1960er-Jahren errichtet und bietet eine genauso mühelose wie spektakuläre Fahrt auf den Berg. In rund 6 Minuten gondelt man damit über eine Strecke von mehr als 2 Kilometern, bis man in der Bergstation am Hunerkogel steht. Oben auf 2700 Metern Seehöheangelangt, eröffnet sich (bei Schönwetter) nicht nur ein grandioses Berg- und Talpanorama, sondern auch eine vielfältige Freizeitwelt, an der dem echten Bergfex so manches etwas disneyhaft vorkommen könnte. Attraktion um Attraktion wurde in den vergangenen Jahren auf den Berg gestellt, beispielsweise eine Hängebrücke, der Skywalkoder die Treppe ins Nichts. Von den beiden Letztgenannten lässt es sich trefflich in die Tiefe starren, was durchaus einen gewissen Nervenkitzel hervorrufen kann. Immerhin geht es unter den eigenen Füßen von den zwei gläsernen Plattformen aus mehrere Hundert Meter im freien Fall hinunter, allein die Glasplatte, auf der man steht, bietet einen nahezu unsichtbaren Halt. Wem das zu gefährlich anmutet, der freut sich vielleicht über die Märchenskulpturen im Eispalast, den man ins Gletschereis gehauen hat.
Oben: Panoramagondel & Skywalk,
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