Robert Storch - Das Versprechen der Nonne

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Heidenheim, 8. Jahrhundert. Die junge Nonne Michal lebt mit ihren Ordensschwestern im Kloster Heidenheim, wo sie den Menschen der Grafschaft dient und das Evangelium verkündet. Michals Leidenschaft gilt dem Anfertigen von Urkunden und Schriften. Eines Tages soll sie ein Dokument vervielfältigen, das ihren Argwohn entfacht: eine üppige Schenkungsurkunde Kaiser Konstantins an die Römische Kirche. Michal ist entsetzt: Sollte die Kirche sich nicht mit dem Evangelium statt mit Ländereien schmücken? Hat nicht Jesus selbst bei der Versuchung in der Wüste die Reiche dieser Welt abgelehnt? Das Dokument lässt Michal nicht mehr los, und ihre gefährliche Suche nach der Wahrheit führt sie mitten in den Sündenpfuhl Roms … Gerold ist der älteste Sohn und rechtmäßige Nachfolger des Grafen von Heidenheim. Eines Tages wird die Grafschaft überfallen und seine Familie ausgelöscht. Um sein Leben zu retten, muss er sich im nahegelegenen Kloster verstecken. Dort trifft er auf die junge Nonne Michal, und beide verlieben sich unsterblich ineinander. Doch die junge Frau will ihren Gelübden treu bleiben. Enttäuscht flieht Gerold nach Rom, wo er hofft, den Anspruch auf seine Grafschaft durchsetzen zu können …

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ROBERT STORCH

Das Versprechen der Nonne

Roman

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche - фото 1

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.deabrufbar.

ISBN 978-3-96140-087-4

© 2018 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Titelgrafik: Dietmar Reichert, Dormagen

Satz: Harfe-Verlag und Druckerei GmbH, Rudolstadt

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018

www.brendow-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

Cover

Titel ROBERT STORCH Das Versprechen der Nonne Roman

Impressum Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar. ISBN 978-3-96140-087-4 © 2018 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers Titelgrafik: Dietmar Reichert, Dormagen Satz: Harfe-Verlag und Druckerei GmbH, Rudolstadt E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2018 www.brendow-verlag.de

Buch I: 762 – 763 Buch I 762 – 763

Gotteszeichen: 2. Kapitel

Winter: 3. Kapitel

Süßes Erwachen: 4. Kapitel

Versuchung: 5. Kapitel

Buße: 6. Kapitel

Teufelsränke: 7. Kapitel

Um Leben und Tod: 8. Kapitel

Buch II: 769 − 773

Pilgerfahrt: 10. Kapitel

Am Hof des Papstes: 11. Kapitel

Die des Handschrift Teufels: 12. Kapitel

Der Thron Petri: 13. Kapitel

Krieg um Rom: 14. Kapitel

Buch III: 773 – 774

Mächtige Liebe: 16. Kapitel

Epilog: Weihnachten 800

Weitere Informationen

Buch I 762 – 763

Schwertstreich

1. KAPITEL

Adelind legte die Hand auf Gerolds Schwertarm. „Du darfst jetzt nicht gegen Voto kämpfen! Du bist doch noch ganz schwach.“

Jeden anderen hätte Gerold unwirsch zur Seite gestoßen: Er war der Sohn des Grafen, niemand verbot ihm einen Schwertkampf! Doch Adelind, seine vier Jahre jüngere Schwester, ließ ein Gefühl der Zuneigung in ihm aufsteigen, gegen das all sein Stolz machtlos war. Die zierliche Hand der Elfjährigen krallte sich in seinen Arm, um ihn zurückzuhalten, und die großen, graugrünen Augen, die zu ihm aufblickten, konnten sich nicht entscheiden, ob sie flehen oder drohen sollten. Wehmütig erinnerte er sich, wie er sie einst an den Händen genommen und auf ihren ersten Schritten geführt hatte. Jetzt wuchs sie zur Zierde der Grafschaft heran. Er wollte sie drücken, doch dies wäre eine unziemliche Geste gewesen vor all den Menschen, die sich vor der Kapelle des Grafenhofs um sie versammelt hatten und jede seiner Bewegungen beäugten. Also legte er seine Hand an den Schwertgriff und gab zurück: „Ich bin wieder so stark wie früher.“

„Wir dachten, dass …“ Sie schlug den Blick nieder. „Dass du stirbst. Das willst du jetzt am liebsten vergessen, aber du bist noch nicht so stark wie früher.“

Ihn ärgerte es, dass sie ihn besser kannte als er sich selbst. Sie hatte recht: Er, der vorher nie krank gewesen war, hatte an der Schwelle zum Tode gestanden. Das hatte Zweifel am Grafenhof gesät: Wollte Gott ihn für etwas bestrafen? Zehn lange Tage hatte er nicht aufstehen können! Trotzdem wollte er Adelind widersprechen, doch sie hob entschieden die Hand. „Du bist zu ungeduldig. Hast du nicht gehört, was Walburga heute Morgen an deinem Krankenbett sagte? Morgen wirst du kräftiger sein. Und am Tag danach noch kräftiger.“ Ihre Stimme bekam etwas Flehendes. „Und noch einen Tag später wirst du so kräftig sein wie vor dem Fieber.“

Die Erinnerung an das Fieber ließ Gerold den Mund verziehen, als hätte er sauren Most verschluckt. Ausgerechnet er, der Sohn des Grafen, der noch nie einen Zweikampf verloren hatte, war schwach und schwindelnd darniedergelegen, unfähig, ein Glas Wasser zum Mund zu führen. In höchster Not hatte Graf Gebhard die Äbtissin Walburga aus dem Kloster in Heidenheim um Hilfe gerufen. Walburga war seinem Ruf gefolgt: Mit demutsvoll gesenktem Haupt hatte sie an Gerolds Bettstatt gebetet und ihm obskure Mixturen verabreicht, woraufhin das Fieber aus dem Körper gewichen war.

„Herrgott, ich werde einmal Graf sein! Sollen die Leute mich für einen Schwächling halten?“ Er warf einen Seitenblick auf die Menschen, die immer zahlreicher vor der Kapelle zusammenliefen. Mitten unter ihnen knetete Voto, der baumlange Waffenknecht, seine pfannengroßen Hände in Erwartung des Zweikampfs mit dem Grafensohn.

Fünfzehn Jahre lang war Gerold auf diesem Hof aufgewachsen, er kannte jeden, vom Haushofmeister über die Handwerker und Stallmeister bis zu den Schreibern und Mägden. Die Nachricht, der Grafensohn sei genesen und habe den stärksten Waffenknecht zum Zweikampf herausgefordert, hüpfte schnell von einem Ohr zum nächsten. Er beugte sich zu seiner Schwester hinunter und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Du kennst die Menschen hier so gut wie ich. Sie arbeiten hart und sind Vater treu ergeben, aber sie vermuten hinter jedem Vogelflug und jedem Donnergrollen ein Zeichen Gottes. Sie haben, das weiß ich, sich auch während meiner kurzen Übelkeit Sorgen gemacht, haben sich gefragt, womit ich den Zorn Gottes beschworen habe. Dieses Gerede kann ich nicht ertragen, nicht einen Tag länger!“

„Dieses Gerede kannst du in drei Tagen auch noch beenden. Deshalb nennt dich doch niemand einen Schwächling!“

Mit einem Handstreich wischte er die Einwände weg. „Ich gewinne heute gegen Voto, denn Gott steht auf meiner Seite. Er hat mich geheilt. Das hat Walburga gesagt. Und er wird mir jetzt Kraft geben, darum habe ich ihn heute Mittag gebeten.“ Er deutete auf die mit einem Holzzaun umfriedete Kapelle, die wenige Schritte hinter ihm den mit einem Kreuz gekrönten Altar umschloss. Hinter der Kapelle breitete sich der langgestreckte Große Saal des Grafenhofs aus, dessen rechte Hälfte von der Kapelle verdeckt wurde. Nur das mit Rohr gedeckte Dach ragte über der Kapelle auf. Im Großen Saal wurde das Abendessen vorbereitet: Durch die Dachöffnung in der Mitte stieg Rauch, er verschmolz mit funkelnden Strahlen der weit im Westen stehenden Sonne. Neben dem Eingang zum Großen Saal, linker Hand der Kapelle, war eine Falltür in den Boden eingelassen. Sie führte zum Gefängnis. Es war meist von Knechten bewohnt, die − oft nach unmäßigem Weingenuss − Händel begonnen hatten. Neben der Falltür ragte ein Holzpfosten auf mit einem angebundenen Seil, mit dessen Hilfe die Delinquenten, ausgenüchtert und nach dem Gebet dreier Paternoster, aus dem Gefängnis kletterten.

Adelind seufzte. „Dickkopf! Ob du heute kämpfst oder nicht: Niemand würde zweifeln, dass du Vater eines Tages beerben wirst.“

Die Hand am Schwertgriff, blickte Gerold über seine Schwester hinweg. „Du vergisst, dass ich nicht einfach nur Graf werden will. Ich will so werden wie Vater!“

Eine schwere Hand landete in diesem Moment auf seiner Schulter, und Gerold fuhr herum. Hinter ihm stand Graf Gebhard. Er lächelte. Die Falten, die fächerförmig von seinen Augenwinkeln ausgingen, vertieften sich, und seine von grauen Strähnen durchsetzten Haare fielen bis zum Hemd herab, das mit Kastaniensaft gefärbt war. „Danke, mein Sohn.“

Verlegen blickte Gerold zu Boden.

Vater legte den Arm um seine Schulter. „Gerold, du trägst schon ein Schwert, deshalb liegt es an dir zu entscheiden, wann du kämpfen willst. Aber ein Graf muss nicht nur kräftig sein, sondern auch weise. Er kämpft nur dann, wenn er gewinnen kann.“

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