1 ...7 8 9 11 12 13 ...28 Jeder Hof hatte früher ein ganzes Sortiment von Besen, zumeist aus Birkenreisern gebunden. Seltener waren Strohbesen, ganz selten Ginsterbesen. Letztere waren kurz und mit einem Stock versehen.
Die Besen fanden eine vielfältige Anwendung. Die Häuser wurden gekehrt, der Stall, der noch ungepflasterte Hof, die Scheune, die Wege, der Misthaufen, Laub im Herbst und Schnee im Winter.
„Nichts wurde unter den Tisch gekehrt“ bei unseren Vorfahren. Doch den „Dorfbesen“ gab es überall. Doch auch diese Zeiten sind längst vergangen: „Damals auf dem Dorf war vieles anders.“
Vom Pflügen, Eggen und Säen unserer bäuerlichen Vorfahren im März
Je nach Witterung begann die Arbeit des Bauern auf dem Feld Anfang/Mitte März. Oft hielt er sich auch an alte Kalendersprüche und Wetterregeln.
Am frühen Morgen wurden Pflug und Egge aus dem „Schuppen“ geholt und der Ochse wurde vorgespannt. Kühe wurden seltener verwendet, um die harte Pflugarbeit zu verrichten, weil der Milchertrag darunter litt. Oder ein Pferdegespann verrichtet die harte Arbeit. Das Pflügen selbst erforderte Kraft und Geschicklichkeit. Der „Pflugheber“, gewöhnlich war es der Bauer selbst oder der Großknecht, musste die Pflughörner richtig niederdrücken, damit das Pflugeisen in der entsprechenden Tiefe weiterging. Knapp hinter dem Pflug gingen die „Hauerinnen“, welche mit ihren Hauen die ausgehobene Erde zerkleinerten und ebneten. War nun der Boden durch den Pflug umgerissen und der Dünger in die Erde eingeackert, kam die Egge dran. Die Egge zerteilte die aus dem Grund gewühlten Schollen, was durch oftmaliges Überfahren erreicht wurde. Dann wurde gesät. Der Bauer in Hemdärmeln trug im Fürtuch den Samen und streute ihn mit voller Hand möglichst gleichmäßig nach links und rechts aus, ein heikles Geschäft, da der Samen weder zu dünn noch zu dicht liegen durfte. Im letzteren Falle nämlich wird das Wachstum gehemmt und erfordert ein späteres Jäten, damit die Halme zu Luft kommen. Um das Wachstum der Aussaat zu fördern, pflegte man die Körner einige Zeit vor dem Säen zu „kalken“, das heißt, man setzte ihnen Kalk mit Wasser gemischt bei.
Auf gleiche Weise wie die Aussaat des Roggens und Weizens ging auch die der Gerste und des Hafers vor sich, wofür man nach alter Gepflogenheit der Benediktustag (21. März) bestimmt war. Überhaupt hatte der Bauer früher fast für jede Fruchtgattung einen bestimmten Tag zur Aussaat. So sollten zum Beispiel die Hülsenfrüchte, die Bohnen und Erbsen, am Karfreitag gesetzt werden, auch Flachs am Karfreitag.
Während der letzten Tage der Karwoche ruhte in der Regel die Feldarbeit. Man brachte die Tage in frommer Trauer und gewissenhaftem Fasten zu, wofür man sich dann am Ostersonntag durch einen lukullischen Schmaus und am Ostermontag und Dienstag durch verschiedene Lustbarkeiten entschädigte.
Nach den Feiertagen kam dann ein weiteres Stück Arbeit, das Bauern und Knecht und die Ochsen richtig schwitzen ließ. Es begann die Bestellung der Kartoffeläcker. Man pflanzte die Erdäpfel, auch Grundbirnen genannt, gewöhnlich auf trockenen Sandboden, der zwar keine so reiche Ausbeute, aber Kartoffeln von vorzüglicher Güte liefert. Das Geschäft des „Setzens“ fiel gewöhnlich den Bäuerinnen und Mägden zu. Die Magd hackte mit der Karst die Grube aus und warf aus dem zu einem Sack gebundenen Tuch die Setzkartoffeln hinein. Durch das Aushauen der folgenden Grube wurde die vorangegangene, schon besetzte, zugeschüttet. Waren zwei Mägde da, so haute die eine und die andere setzte.
Mit dem Bestellen der Mais- und Kartoffelfelder waren die vorzüglichsten Frühlingsarbeiten der Hauptsache nach beendet, aber es gab trotzdem noch immer draußen und im Hause genug zu tun. So galt es zum Beispiel, den der Erde anvertrauten Samen vor fressgierigen Elstern und Rabenvögeln zu beschirmen, indem man Vogelscheuchen aufstellte. Es war aber auch wichtig, das Beschützen des Ackers vor bösen Geistern und vor der Ungunst des Himmels zu erreichen. Dafür war das sogenannte „Palmen“ gut. So gab man von d en am Palmsonntag geweihten Palmzweigen und von d en am Karsamstag gesegneten Kohlen einige in die Mitte und an den vier Ecken des frisch angesäten Ackers, oder man fertigte aus den bei der Feuerweihe angebrannten Osterscheithölzern kleine Kreuze und steckte sie in das Feld, um dasselbe gegen den Abfraß und Hagelschlag zu schützen. Ebenso wurden beim Pflügen drei kleine Kreuze in die erste Furche gelegt.
Auch die Bäuerin hatte zu Hause noch viel zu tun. Sie hatte die Wäsche zu bleichen und den Hausgarten, ihre „Domäne“, zu bestellen. Streng genommen wollte es der Brauch, dass man mit der Gartenarbeit schon am Gertraudentag (17. März) begann, weil die Heilige Gertraud, wie die Legende erzählt, die „erste Gärtnerin“ war. Mit Dünger wurden die Beete bereits früher bedacht. Der Bauer hat im Baumgarten zu schaffen. Die Bäume mussten geschnitten werden, die Türen in Tenne und Schoppen erforderten Nachhilfe und besonders der Zaun um Haus und Feld bedurfte einer gründlichen Nachbesserung.
Als die Schulmeister noch bettelarm waren
„Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht, dann könnt ihr sehen, wie er lacht, die größte Wurst ist ihm zu klein, dem armen Dorfschulmeisterlein.“
Sicherlich ist auch heute noch das „Lied vom armen Dorfschulmeisterlein“ bekannt. In den Anfängen des Schulwesens war der Dorfschullehrer noch bettelarm. Die Bezahlung war so gering, dass Sonderzuwendungen bei allen kirchlichen Anlässen, wie Taufe, Hochzeit, Konfirmation und Beerdigungen, eine hochwillkommene Zulage waren. Auch war es üblich, dass der Lehrer bei Hausschlachtungen eine Blut- und Leberwurst und einen Kessel Wurstbrühe erhielt.
Trotz der geringen Bezahlung war der Lehrer eine „Respektperson“, der einzige auf dem Dorf, der mit „Herr“ angeredet wurde. Er war „Dorfpolizist“ und „Richter“ zugleich, der über das sittliche Betragen der Kinder innerhalb und außerhalb der Schule zu wachen hatte. Beschwerden über Kinder anderer Leute wurden ihm vorgetragen. Nicht der Pfarrer, der Lehrer war verantwortlich für den Gottesdienstbesuch der Kinder. Nach der Abendglocke kontrollierte der Schulmeister auf den Dorfstraßen, ob alle Schüler zu Hause waren.
Aus einer Ostertaler Schule sind die „Zehn Gebote für Lehrer“ aus dem Jahre 1872 überliefert. Kaum zu glauben, was damals einem Lehrer alles aufgebürdet wurde: „Lehrer haben täglich die Lampen aufzufüllen und die Kamine zu säubern.“ „Lehrer dürfen einen Abend pro Woche auf Brautschau gehen oder an zwei Abenden, wenn sie regelmäßig zur Kirche gehen.“ „Nach zehn Stunden Schule dürfen Lehrer die restliche Tageszeit damit verbringen, die Bibel oder andere gute Bücher zu lesen.“ „Verheiratet sich eine Lehrerin, so scheidet sie damit aus dem Schuldienst aus, ist sie bereits im Ruhestand, so fällt der Bezug des Ruhegehaltes weg.“ „Jeder Lehrer sollte von seinem täglichen Lohn eine schöne Summe beiseite legen, damit er davon in seinem Alter leben kann und so der Gesellschaft nicht zur Last wird.“ „Jeder Lehrer, der raucht oder Alkohol – in welcher Art auch immer – trinkt, der Spielhöllen oder Wirtschaften aufsucht oder sich beim Friseur rasieren lässt, gibt zu der Vermutung Anlass, dass seine Integrität und seine Ehrlichkeit in Frage gestellt werden müssen.“ „Der Lehrer, der seine Arbeit treu und ohne Fehler fünf Jahre lang verrichtet, wird eine Gehaltsaufbesserung erhalten, vorbehaltlich der Zustimmung der Schulaufsichtsbehörde.“
Gregor der Große, Kirchenvater und Papst, gilt als Schutzherr der Schule und der Schuljugend. Bei den Germanen war dies der Tag der Knaben- und Jünglingsheime.
Am Gregoriustag (14. März) schloss früher das Wintersemester in den Schulen. Es fanden festliche Umzüge statt, bei denen die Kinder als Handwerker verkleidet waren und historische Kostüme trugen. Die Umzüge schlossen mit Wettspielen und Wettsingen.
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