Bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts wurden auch viele große Jockeys geboren, und vor Lester Piggott (1935) waren das ganz besonders Fred Archer (1857-1886), Sir Gordon Richards (1904-1986) und Steve Donoghue, der sehr oft die Joel-Farben trug. Und zu diesem Reiter schrieb Roger Moretimer in seinem Buch (The Derby Stakes) „Steve, a superb horseman with beautiful hands, sound judgement of pace and iron nerves, was first and foremost a superb horseman. And horses went kindly for him.”
Geboren wurde der Reiter 1884 als Sohn eines Eisenarbeiters in Warrington, das zwischen Liverpool und Manchester im Nordwesten Englands liegt. Damals war die am Mersey River gelegene Stadt einer der unattraktivsten Orte Englands, denn er lebte von der Schwerindustrie. Mit 12 Jahren lief Steve von zu Hause weg und war in mehreren bekannten Rennställen vor Ort, ehe er mit 18 Jahren in Frankreich bei dem amerikanischen Trainer Edward Johnson einen festen Job erhielt. 1904 ritt er seinen ersten Sieger, wechselte 1906 für einige Jahre nach Irland und erhielt 1911seinen ersten Vertrag von dem legendären Trainer Henry Seymour „Atty“ Persse, der als junger Mann in Irland auf den Hindernisbahnen erfolgreich war. 1903 begann Persse als Trainer, trat 1954 in Lambourn in den Ruhestand und sechs Jahre später, im Alter von 91 Jahren, von dieser Welt ab.
Persse trainierte auch „das graue Wunder“, The Tetrarch, der als Zweijähriger alle sieben Starts überlegen gewann, danach abtrat und auf die Vollblutzucht gewaltigen Einfluss nahm. Und mit diesem unglaublichen Apfelschimmel, dem besten Pferd jenes Jahrhunderts, war auch Steve Donoghue verbunden. Er saß in seinem Sattel. 1914 gewann der Jockey 129 Rennen und das erste seiner zehn in Folge errungenen Championate. Er ritt die Derbysieger von 1921 bis 1923, Humorist, Captain Cuttle und Papyrus. Danach folgten Manna 1925 und die Kriegs-Derbys zu Newmarket mit Pommern und Gay Crusader 1915 und 1917. Donoghue, der 33 Jahre im Sattel saß und niemals vor die Stewards zitiert wurde und 14 englische Klassiks gewann, ritt auch den berühmten Wallach Brown Jack (1924), der sechsmal die Queen Alexandra Stakes zu Royal Ascot und viermal den Goodwood Cup gewann. Insgesamt absolvierte der Jackdaw-Sohn 65 Starts, und zu seinen 25 Siegen, von denen sieben von der Hindernisbahn stammten, zählte auch das Champion Hürdle zu Cheltenham.
Steve Donoghue ritt bis 1937, als er sich mit den Siegen auf der Solario-Tochter Exhibitionnist in den 1000 Guineas und Oaks verabschiedete. Die Stute, die Joseph Lawson für Sir Victor Sassoon trainierte, beendete dann auch den Ruf seiner Fans „Come on, Steve“, der Jahrzehnte über die Rennbahnen hallte, wenn dieser Jockey sein Finish ritt. Es war aber nicht nur dieser „Schlachtgesang“, der sogar in der englischen Sprache Einlass fand und noch heute verwendet wird, wenn man jemanden ermuntern will, sondern auch die Härte und Courage dieses Mannes wird in Erinnerung bleiben, die er beispielsweise 1920 zeigte. Im Derby krachte er gewaltig zu Boden, lag ausgestreckt und reglos auf dem Rasen, rappelte sich hoch, ging zurück in den Jockeyraum und ritt, nach einer kurzen Pause, am gleichen Nachmittag noch zwei Sieger.
Privat war dieser großzügige Jockey Jockey zu freizügig und wurde ausgenutzt. Der Versuch als Züchter und eine kurze Trainerkarriere verschlangen viel Geld, sodass am Ende nur noch wenig vorhanden war. Als er 1945 starb, verabschiedete sich der Zweite dieser großartigen Reiter, die vor und nach jener Jahrhundertwende von den Rennsportbegeisterten gefeiert wurden. Aber es sollten nicht nur Namen folgen wie Lester Piggott oder Willie Shoemaker, Eddery oder Carson, Cauthen oder Dettorie und die modernen Größen in Übersee, oder die der Hindernisbahn, die ein gewisser Sir Anthony P. McCoy mit zwanzig Championaten und mehr als 4.500 Siegen anführt. Und Deutschland hatte nach seinem „Otto Otto“ Schmidt, der sieben Derbys gewann, auch weitere Sattelkünstler in seinen Landesgrenzen. Und heute ist auch ein Andrasch Starke mit dabei, wenn sich die Elite irgendwo auf unserem Globus trifft.
Joels Childwickbury Stud, St. Albanus, Herdfordshire wurde 1888 von Sir John Blundell Maple erbaut, 1906 an Jack Barnato Joel verkauft, dessen Sohn Jim Joel es zu einem hoch erfolgreich Gestüt werden lies. Ab 1993 züchtete hier die Marquesa de Moratella Vollblüter, bis das mit viel Character und Geschichte ausgestattete Gestüt Ende 2011 in den Besitz der Familie Flatt überging, die Tradition, Charm und Modernität bei der Renovierung vereinte. Und dort steht auch heute noch ein Denkmal, dass an die Stute Doris, die Mutter von Sunstar und Princess Dorrie, erinnert.
Das heutige Childwickbury Stud der Familie Flatt; 50 Meilen südlich von Newmarket und 27 nördlich von London gelegen, wo Max Weston als Stud-Manager agiert. (Foto: Courtesy of Childwickbury Stud)
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