Adi Traar
Ausgerechnet Kirgistan
Так еле Кыргызстан
Abenteuerliche Begegnungen eines Radreisenden
Reiseerzählung
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.deabrufbar.
Adi Traar, AUSGERECHNET KIRGISTAN
Abenteuerliche Begegnungen eines Radreisenden
edition karo im Verlag Josefine Rosalski, Berlin 2011
1. Auflage 2011, © edition ♦ karo
im Verlag Josefine Rosalski, Berlin
www.edition-karo.de, alle Rechte vorbehalten
Umschlagillustration: © Lord_Ghost und © Romanchuck – Fotolia.com
Umschlaggestaltung: Verlag Josefine Rosalski, Berlin
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015
ISBN 978-3-937881-25-6
Cover
Titel Adi Traar Ausgerechnet Kirgistan Так еле Кыргызстан Abenteuerliche Begegnungen eines Radreisenden Reiseerzählung e d i t i o n ♦ k a r o 2 0 1 1, h o r i z o n t e 7
Impressum Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.d-nb.de abrufbar. Adi Traar, AUSGERECHNET KIRGISTAN Abenteuerliche Begegnungen eines Radreisenden edition karo im Verlag Josefine Rosalski, Berlin 2011 1. Auflage 2011, © edition ♦ karo im Verlag Josefine Rosalski, Berlin www.edition-karo.de , alle Rechte vorbehalten Umschlagillustration: © Lord_Ghost und © Romanchuck – Fotolia.com Umschlaggestaltung: Verlag Josefine Rosalski, Berlin 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015 ISBN 978-3-937881-25-6
Prolog eines Nicht-Helden
Wie eine Blondine in Italien
Mit und ohne Berührungsängste
Verlängerte Wartezeiten
Keine Punks in Kirgistan
Auf die Plätze, fertig, prost
Geh mit Allah
Genosse Brummi
Übern Berg – Smalltalk mit Mister Kalaschnikow
Pannen, Pleiten und Peinlichkeiten
Idylle im Dorf
Begegnung mit doppeltem Wodka
Magical Mystery Tour
A Hard Days Night
Dann halte ihm die andere Wange hin
Kein achtsamer Pfad
Alles Gute kommt von vorne
Die Russendelegation
… der werfe den ersten Stein
Das dritte Auge
Hotel Absurdistan
Mit Musik geht alles besser
Wodka mit Eis – auf der Nobelmeile Kirgistans
Der Radüberfall
Vom Regen in die Traufe, und dann der Segen
Durchblasen und nachdenken
Wasserfall
Der Gesang Danijars
Die Rückkehr
Dank
Über den Autor
Klappentext
Prolog eines Nicht-Helden
Sonderbar. Grübelt man darüber nach, dass Kirgistan erdweit eines jener wasserscheuen Länder ist, die am weitesten vom nächstbesten Ozean entfernt sind, und darüber, dass unser aller Ursprung im Meer zu finden ist, dann bin ich noch nie so weit gereist, nur um von meinen eigenen Wurzeln abzukommen. Dabei ist das gar nicht zeitgemäß. Groß ist die Zahl und bunt das Spektrum derer, die sich heutzutage mit Wurzeln beschäftigen. Nicht nur Therapeuten, sondern auch Hobbygärtner und Zahnärzte tun es, ebenso Mathematiker, aber auch chemische Haarfärbemittel gewissermaßen – die einen graben danach, die anderen behandeln sie, manche rechnen auf ihnen herum, und wieder andere rotten sie aus, bis zur allerletzten Haarzelle. Ratzeputz.
Bisweilen eine gefährliche Sache also, dieses Back-to-the-roots-Syndrom, diese Suche nach dem verscharrten „Ich“ – mit oder ohne Grabungssonde oder ausgeklügeltem Navigationssystem. Besonders wenn man es im ‚Irgendwo‘ zu finden hofft und nicht in einem selbst. Oder schlimmer, wenn man sich ‚selbst irgendwo‘ befindet. Jenseits von Gut und Böse, zum Beispiel.
Und überhaupt, wo beginnen? Beim Zahnarzt? Das Problem an der Wurzel packen und behandeln lassen, ohne sich vorab selbst darum zu scheren? Oder ab in die Zeitmaschine, Generationen und Vorleben überwinden, dort die Knacknüsse vorsortieren, quasi vorab klären, alsdann die Kurve kratzen und wieder zurück ins Jetzt katapultiert „Hallo“ sagen, schauen, ob noch nicht alles zu spät ist, und wenn es das schon ist, Koffer packen, Ehe und Konten auf- und Flugmeilen einlösen und auf Abenteuerreise gehen; selbst wenn einem dabei vorübergehend die Wurzeln abhanden kommen und alles den Bach runterzugehen droht. Man erstarkt daran, wenn man überlebt. Wie ich in Kirgistan.
Mit jeder Reise ist es das Gleiche. Mindestens ein Jahr vorher erwächst aus dem diffusen Boden der Ungewissheit, was sich wohl hinter dem Reiseziel verbergen möge, Schicht für Schicht ein eigenes Gedankengebilde, ständig lauernd im Hintergrund und jederzeit angriffsbereit. Begierde, Sehnsüchte, Sorgen, Ängste, ein unbarmherziger Mix, der keine Ruhe lässt und den hamsterrädernen Alltag fortwährend zu sabotieren droht. Irgendwann kommt der Punkt; spätestens dann, wenn die Enter-Taste auf die Frage „Wollen Sie jetzt wirklich buchen?“ unwiderruflich gedrückt, das Fahrrad aufgerüstet und das Testament nachgebessert wurde, da kommt man sich selber nicht mehr aus.
Tu es.
An dieser Stelle gleich ein paar Danksagungen.
Dank an erster Stelle gebührt meinen Angehörigen, die mich für Wochen Verschollenen-, Tot- oder Entführt-Geglaubten nicht aufgaben, enterbten oder abschrieben wie ein ausgedientes Postlerfahrrad. Und weil sie meine Sitzplätze zu Hause freihielten.
Ein anonym adressiertes Dankeschön dem Fahrradladen, der mir die luftdruckgesteuerte Federgabel verkauft hat; und das nicht nur mehrwertsteuer-, sondern dazu gleich noch sorgenfrei: „Aber nein, die etwas komplexe Luftdruckmechanik ist quasi wartungsfrei und wird auf Reisen überhaupt keine Probleme bereiten.“ Tat sie aber. Die Gabel versagte bereits am dritten Tag ihren Dienst, weil sie ohne Druck und folglich zwecklos war. Zwangsläufig passierte Ähnliches dann mit mir und meinen sportlichen Ambitionen.
Dank dem Schwalbi. Gut, dass es Verwandte gibt. Immer öfter überkommt mich diese Gewissheit, und immer mehr schwindet die Frage, wozu solche eigentlich gut seien, aus der Infamie-Abteilung meines Gedankenschatzes. Im bestehenden Fall: Eine meiner Lieblingsnichten – in Familieninsiderkreisen liebevoll „Schwalbi“ genannt – chauffierte mich um zwei Uhr herrgottsfrüh – das ist im Grunde verteufelt spät – von Graz nach Wien, und wurde somit für mich Ahnungslosen, der ich nicht so recht wusste, worauf ich mich bei dieser Reise einließ, zur Wegbegleiterin, eigentlich zum Blindenhund hinüber in eine ungewisse Welt, eine Welt, in der man sich von all seinen zivilisatorischen Ansprüchen lossagen muss. So auch von den kulinarischen. Für mich als gesund genährten Vegetarier ist das allemal ein entscheidendes Thema und eine passable Einstiegsmöglichkeit in den Beginn meiner Reiseerzählung.
Wie eine Blondine in Italien
Dabei habe ich mich für die kommenden Wochen auf kärgliche, zentralasiatische Kost eingestellt. Und ausgerechnet noch im Flugzeug (nun gut, es ist die British Airways) muss ich, eben ein verwelktes Sandwich hinuntergewürgt, sagen: Es kann eigentlich nur mehr besser werden. – Wird aber noch schlimmer. Nach der Zwischenlandung in London bin ich in den Flughafen-Shops auf verzweifelter Suche nach frischem Obst und stoße voller Entsetzen auf ein paar schrumpelige, in Plastik verpackte Apfelscheiben. Sagt man: ‚Ein Apfel am Tag spart den Doktor‘, muss ich jetzt sagen: ‚Aber so manche Äpfel kann man sich auch gleich sparen.‘ Der Anblick versetzt mich in ein kulinarisches Koma, aus welchem ich eine Zeitlang nicht erwachen werde. Und es wird mein Nachteil nicht sein.
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