André Marcher - Kaum vermessen – schon vergessen

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Kann es auch nur irgendetwas Interessantes geben an einem Beruf, dessen Wissenschaft „Geodäsie“ in Fachkreisen völlig zu Recht als Mutter der Mathematik bezeichnet wird? Wer beschäftigt sich mit solch trockener Materie, wie werden Geodäten im Leben wahrgenommen und welche Auswirkungen hat ihr Tun? Sollten Sie sich solche oder ähnliche Fragen in Ihrem Leben noch nie gestellt haben, dann ist das vorliegende Büchlein genau das richtige! Autor André Marcher ist Geodät. Landvermesser ist der sicher verständlichere Ausdruck. Nach der Lektüre seiner Alltagsgeschichten werden Sie einiges von dem erfahren, was Vermesser so den lieben langen Tag treiben, warum Fluren bereinigt werden, was Hofräume sind und warum sie sich trennen müssen. Wenn Sie wissen wollen, wie Ihre Schuhe nach Pakistan gelangen, was ein Schlifter ist, warum Sachsen Dornenfinger nicht mögen und welcher Zusammenhang zwischen Vermessern und Wanderern besteht, dann sollten Sie dieses Buch lesen.

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Wenn ich das richtig verstanden habe, basteln sie sich ein viertel Jahr lang aus alten Autoteilen eine irgendwie fahrende Maschine zusammen und zerschroten sie dann wieder bei Wettbewerben, die meist auf alten Militärgeländen stattfinden.

Tatsächlich feiert die Presse hin und wieder derartige Ereignisse, denn immerhin […] treffen sich die wohl verrücktesten Autofreaks mit ihren rasenden Schrottkisten. Mit den speziell präparierten Crashautos ist so ziemlich alles erlaubt, um als Erster ins Ziel zu kommen. So kommt es zu unzähligen Karambolagen und spontanen Stunts, die gigantische Blechschäden zur Folge haben. Und genau darum geht's Fahrern und Publikum.2 Natürlich – wie soll es anders sein – kommt dieser Sport […] aus Amerika. Ausgemusterte Serienfahrzeuge dürfen motorgetunt und karosserieverstärkt ins Rennen gehen. Vorab müssen alle Kunststoff- und Glasteile entfernt werden, um Verletzungsgefahren auszuschließen. Und es ist alles erlaubt - Drängeln, Jagen, Auffahren.3

Ob es wirklich ein fremdes Auto war, das gegen die Hauswand gefahren ist, zweifle ich nun doch etwas beim Hinausgehen. Alle Achtung, das waren seit ewigen Zeiten mal zwei Leute, die sich weder über ihre Arbeit noch irgendwelche Arbeitslosigkeit beschwert haben.

An Autos herumzuschrauben, muss etwas Therapeutisches haben.

Das Haus war nicht zu retten

Bevor ich mich mit der nächsten Familie treffe, teste ich erst einmal ihren Laden. Sie betreibt ein Fleischergeschäft direkt am Markt.

Auf dem Marktplatz sind Tische und Stühle unter Sonnenschirmen aufgestellt. Und das Wichtigste: Es wird eine Mittagsversorgung angeboten, deftiges Essen zu soliden Preisen. Ich entscheide mich für etwas, was ich gar nicht kenne: Wellklops. Dabei stellt sich heraus, dass Wellklops nichts anderes ist als Hackfleischbällchen mit untergemischtem Gemüse. Bei herrlichen 26 Grad Celsius im Schatten genieße ich meine Mittagspause, also die Zeit, die ich mir selbst zwischen zwei Terminen frei gehalten habe.

Was mache ich eigentlich die letzten zwei Jahre? Ich reise herum wie ein Handelsvertreter, verkaufe aber nichts. Es ist eher so, dass ich den Leuten meine Vermessungsergebnisse aufdränge, damit diese unterschreiben und auch noch dafür zahlen müssen. Es handelt sich um staatliche Verfahren: Unvermessene Grundstücke, das Erbe preußischer Besatzung, darf es nicht mehr geben. Die Vermessung wird angeordnet und der Bürger darf zahlen. Basta!

Natürlich spielt das in den Gesprächen eine Rolle, keine Frage. Eine eigenartige Tätigkeit.

Die Familie jedenfalls bittet mich nach dem Essen in ein „Hinterstübchen“. Das ist der ausgebaute Dachboden einer alten Scheune. Er dient jetzt als Partyraum für Familien, die größere Feierlichkeiten haben, zu Hause jedoch zu wenig Platz. Die Fleischerei bietet diesen Platz und dazu noch die kulinarische Versorgung. Es ist eins von mehreren Standbeinen. Die Imbissversorgung gehört genauso dazu wie der Partyservice.

Ich habe es mit netten Leuten zu tun, die akzeptieren, etwas für die ungewollte Vermessung zahlen zu müssen. Ich bewundere ihr schönes altes Haus, das sie offenbar aufwändig saniert haben. „Das ist alles komplett neu“, sagt der Hausherr, „erst 1993 erbaut. Das alte Haus stand natürlich unter Denkmalsschutz, direkt am Markt gelegen und gegenüber vom historischen Rathaus.“ „Und wie haben Sie das geschafft?“, frage ich. „Es war nicht einfach“, sagt er. „Wir standen vor der Wahl, Sanierung des Hauses von Siebzehnhundertundundund oder Neubau. Etwas tun mussten wir wegen der neuen Auflagen nach der Wende für das Geschäft. Nachdem sich ein Architekt der Sache angenommen hatte, stand schnell fest, dass ein Neubau billiger sein würde. Jetzt kamen die Gutachter. Und die mussten etwas finden, damit wir eine Abrissgenehmigung bekommen.“ Augenzwinkernd raunt er mir zu: „Natürlich fanden sie alles Mögliche: Holzwürmer, Schwamm etc. Das Haus war nicht zu retten. Schließlich durften wir ganz neu bauen. Allerdings waren die Auflagen für den Neubau auch nicht zu verachten, denn die Vorderfront sollte dem historischen Vorbild in nichts nachstehen. Wir haben extra Sandsteinbögen für das Tor und die Schaufenster einbauen lassen, mussten auch wieder Gauben ins Dach aufnehmen. Aber es hat sich gelohnt. Hatten wir vorher einen riesigen ungenutzten Dachboden, so sind es heute drei komplett ausgebaute Etagen. Und von unseren vier Kindern sind noch zwei im Haus. Den Platz haben wir auch dringend gebraucht. Und wir haben kürzlich unseren Kredit und die Grundschuldeintragung im Grundbuch tilgen können. Jetzt gehört das Haus wirklich uns.“ Bei diesen Worten atmet die Frau zu meiner Rechten tief durch. Er sagt, es habe Zeiten gegeben, da hätten sie nicht mehr daran geglaubt, da sei gar nichts gelaufen im Geschäft. Sie hätten viele schlaflose Nächte gehabt in den letzten Jahren. „Und jetzt fahren wir zum ersten Mal vierzehn Tage in den Urlaub“, ergänzt die Frau. „Wir haben seit über zehn Jahren keinen Urlaub mehr gemacht. Was glauben Sie, wo unsere Angestellten überall waren in dieser Zeit, wir konnten uns das nicht leisten. Aber nun ist alles überstanden.“

Kaum vermessen – schon vergessen

Eine kleine verschlafene Gasse. Wie im Mittelalter.

Pünktlich um 14 Uhr klingele ich an der Haustür. Nach einer Weile öffnet ein älterer Herr ein Fenster im ersten Geschoss und sieht mich etwas fragend an.

„Ich bin der Vermesser“, versuche ich zu erklären. „Ich war doch mit meinem Messtrupp schon mal da.“

„Ach, das habe ich total vergessen“, meint er.

Kaum vermessen, schon vergessen.

Es stellt sich heraus, dass der Herr ganz nett ist. Wie die meisten Anderen fragt auch er mich als Erstes, warum ich denn nun noch einmal komme, wo ich doch mit den Kollegen schon da war. Also rattere ich von vorn mein Anliegen herunter: Alles kontrollieren, protokollieren und so. „Und dann brauche ich natürlich Ihre Unterschrift.“

„Und dann kommt die Rechnung?“, fragt er. „Im Prinzip ja, aber alles viel später, in diesem Jahr nicht mehr“, kann ich ihm versichern. „Keine Angst“, sagt er, „Geld habe ich. Was glauben sie, wie lange ich gearbeitet habe? Fünfzig Jahre, Wehrdienst eingerechnet. Haben Sie das mit dem Günter Grass 4gelesen und der SS? Es ist genauso gewesen, wie er das beschreibt. Uns Halbwüchsige haben sie stundenlang eingesperrt, bis sie ausreichend Unterschriften hatten. Das war 1944, da war ich sechzehn. Mich Untersetzten hätten die vor dem Krieg nie genommen. Da mussten die SS-Leute dem arischen Bild entsprechen, groß, blond, blauäugig. Aber kurz vor Kriegsende nahmen die alles, was zwei Beine hatte und ein Gewehr halten konnte. Ich bin davongekommen, die haben uns abends wieder raus gelassen, nachdem sie von einigen die Unterschrift hatten. Zwei aus meiner Schulklasse haben unterschrieben. Die sind aus dem Krieg nicht wieder gekommen. Ich wollte zwar den Krieg auch gewinnen, aber nicht bei der SS. Ich war ein guter Skifahrer und wollte zu den Gebirgsjägern. Ich bin doch Sudetendeutscher und war als Jugendlicher am Aschberg Skispringer.“

Gebirgsjäger, ein eigenartiges Wort, denke ich. Es klingt nicht nach Krieg, eher nach Natur und Freiheit. Sage ich aber nicht. Stattdessen frage ich vorsichtig zurück: „Am Aschberg, als Sudetendeutscher?“

„Ich bin Schwaderbacher, wir haben gleich hinter der Grenze gewohnt“, sagt er.

„Bublava“, fällt mir daraufhin ein.

„Ja“, sagt er, „das heißt heute Bublava. Kennen Sie das?“ Und fährt fort: „Können Sie sich das heute noch vorstellen? Wir waren Deutsche in der Tschechoslowakei, doch das Einzige, woran man das merkte, war die Währung. Wir hatten Kronen. Die Grenze war offen. Bis 1918 gehörten wir zu Österreich-Ungarn, dann wurde die Tschechoslowakei gegründet. Dann kam die Machtübernahme Hitlers 1938 im sudetendeutschen Gebiet. Ein Jahr später marschierte er auch in der Rest-Tschechoslowakei ein. Schon als Kinder fuhren wir Ski und sprangen von selbst gebauten Schanzen. Mein großes Vorbild Birger Ruud, ein Norweger, sprang auf der nahe gelegenen Aschbergschanze, die auch mein Domizil werden sollte. Unsere Sportler starteten immer schon zwar als tschechoslowakische Bürger, aber bei deutschen Sportklubs, wie dem WSV Klingenthal. Die alte Aschbergschanze lag übrigens am Nordhang und wurde nach dem Krieg abgerissen. Das Kriegsende habe ich als 17-jähriger Infanterist bei München überlebt. Wir wurden von den Amerikanern interniert und nach kurzer Zeit wieder freigelassen. Ich hatte nur eins im Kopf, ab nach Hause! Ich war ein Volltrottel. Kaum war ich über die Grenze, wurde ich wie andere Heimkehrer auch, zum Strafdienst ins Mährische eingezogen. Zum Glück bin ich dort nach sechs Wochen Bergwerk wieder freigekommen, weil ich als zu jung eingestuft wurde. Die anderen blieben noch ewig und manch einer kam gar nicht zurück. Keiner konnte sich vorstellen, dass es für uns keine Heimat mehr geben würde. Noch einen Tag vor der Umsiedlung haben unsere Nachbarn die Kartoffeln für den Winter eingebracht. Und dann war einfach Schluss. Alles, was vorher einen Wert gehabt hatte, wurde unwichtig. Grundstücke und Gebäude, Tiere und Landtechnik, alles wurde zurückgelassen. Meine Eltern haben das nie verwunden. Und dann kamen wir hierher ins Flachland, aufs Dorf. Was soll ich Ihnen sagen, wir waren die ärmsten Schweine, die Habenichtse, im Grunde auf einer Stufe mit Asozialen oder Kriminellen. Die Bauern haben abends die Vorhänge schön dicht zugezogen, damit wir nicht sahen, was die alles zu essen hatten. Die konnten sich ja auch nicht vorstellen, dass wir mal ganz normale Leute waren, so zerlumpt und abgewrackt, wie wir alle ankamen. Untergebracht wurden wir zunächst in Scheunen, später irgendwie aufgeteilt. Ich bekam Arbeit in der Ziegelei und fing an, Fußball zu spielen. Und weil das alles ganz gut klappte, nahm mich mein Meister, der auch im Fußballverein war, eines Tages zur Seite und meinte, so geht das nicht weiter. Bei deiner schweren Arbeit brauchst du ein richtiges Dach über dem Kopf. Und dieses kleine alte Haus, in dem wir jetzt stehen, war frei. Ich verdiente damals 178 Mark im Monat und konnte dann jahrelang monatlich 100 Mark abstottern. Ich war sparsam, sehr sparsam. Aber ich hatte was Eigenes. Aus meinen Kindern ist was geworden. Die haben alle was Eigenes und ich sage Ihnen, was für schöne Häuser! Meine Tochter ist mit dem Direktor der Kurklinik verheiratet. Einer meiner Enkel verdient sich sein Geld mit Kanalsanierung in aller Welt. Der schreibt immer aus Amerika und Australien. Wir waren immer die Flüchtlinge, diesen Makel bekamen wir nie los. Aber hier mit dem Haus, mit den Kindern oder auch mit dem Fußball habe ich mich selbst aus dem Sumpf gezogen. Na, die Kinder wollen davon nichts mehr wissen, aber Sie verstehen mich? Ich habe mit meinem Nachbarn in einer Mannschaft gemeinsam Fußball gespielt. Wir waren jahrelang ein Traumduo. Verstehen Sie, wie ich mich gefühlt habe, dass ich als Flüchtling die Tore geschossen habe? Waren sie schon bei meinem Nachbarn? Der ist der Schwiegervater von zwei Fußballnationalspielern. Stellen sie sich das mal vor.“ Er erzählt mir die unglaubliche Geschichte, wie erst der Dingens die eine Tochter geheiratet und später seinen Freund mitgebracht hat. Tatsächlich hat der Gefallen an der jüngeren Schwester gefunden und mittlerweile auch in die Familie eingeheiratet. „Und mein Nachbar war ein Fußballverrückter. Der war Sportlehrer, das passte.“

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