Mario Monteiro - Kreuzwege unter der Sonne

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Kreuzwege unter der Sonne: краткое содержание, описание и аннотация

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In den vorliegenden Kurzgeschichten beschäftigt sich Mario Monteiro mit den »kleinen Brasilianern«, die uns nur allzu oft auf Straßen und Gassen des Riesenlandes begegnen. Ob es die halb ausgewachsenen Sklaven der Drogenkapitäne sind oder ob sie oft genug von den eigenen Kindern zur Kinderarbeit in Fabriken und auf Bananenfarmen gezwungen werden, ob sie als streunende Straßenhändler, die eine Schule höchstens von außen sehen und lieber an Kreuzungen und Bushaltestellen betteln, überall begegnen wir ihnen. Mario Monteiro, der ihr dramatisches Dasein durch hautnahen Kontakt am Besten kennt, führt uns mitten hinein in die andere brasilianische Realität, abseits von millionenschweren Fußballstars und weltberühmten Formel-1-Fahrern. Jenseits vom glitzernden Luxus der Millionenstädte erleben wir im Blitzlicht das Schicksal der Kleinsten, aber auch man unerwartete Wendung auf einem kurvenreichen Weg ins Leben. Brasilien ist überall!

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Der Kleine sah mich an wie einen, der erst heute Morgen auf die Welt gekommen sein konnte. »Weißt du, wenn ich die Kohle nicht zum Ofen bringe, lässt er Frico die Steine pressen. Der ist da doch auch hinterher. Und dann …?«

Ja, dann … Ich nickte und versuchte, ihn davon zu überzeugen, dass ich alles verstanden hatte, und insgeheim hoffte ich, dass er mein Entsetzen nicht bemerkte.

»Geschäft ist Geschäft«, sagte Jere fröhlich.

»Wenn du nicht Steine pressen müsstest, würdest du dann in die Schule gehen?«

Wieder schien er gründlich nachzudenken. »Vater sagt, Schule sei Quatsch. Ich müsse Geld verdienen.«

»Hm.« So ganz neu war mir diese Theorie nicht. »Und sonst, was würdest du …«

»Fußball spielen«, platzte er heraus. »Weißt du, ich würde gerne Fußballer werden. Fußball ist toll!«

»Kannst du spielen?«

»Ein bisschen schon. Aber nur ein bisschen.«

»Hast du einen Ball?«

»Nein«, sagte er und sah auf seine nackten Füße. »Breno hat einen, aber der ist doch geplatzt. Letzte Woche«, fügte er traurig hinzu. Aber dann sah ich ihn zum ersten Mal lachen. »Weißt du, jetzt kicken wir halt so noch n bisschen damit rum.«

Einige Wochen später brachten sie Jere zu uns. Ich brütete gerade über der Liste unerlässlicher Ausgaben. Sollten wir unsere kleine Station doch noch schließen müssen? Jere war in der Ziegelei aus drei Metern Höhe von der Leiter gestürzt. Dabei hatte er sich zwei Rippen gebrochen, nachdem er auf ein Wägelchen voll Backsteine gefallen war. »Jetzt werden sie Frico Steine machen lassen«, jammerte er, da er mich inzwischen erkannt hatte.

»So kannst du auf jeden Fall nicht arbeiten.« Der Arzt schüttelte energisch den Kopf.

Schwester Miriam stand mit dem Formular in der Hand neben mir und redete auf den Buben ein. »Hast du einen Ausweis dabei?« Wie sollte sie ihn denn in die Patientenliste eintragen?

»Hab keinen.«

»Sonst irgendetwas mit deinem Namen? Vorname, Nachname und so? Wo wohnst du denn?«

»In Ararapurana.«

Schwester Miriam sah die Zwecklosigkeit weiterer Fragen ein. »So, in Ararapurana also? Aber ohne irgendeinen …«

»Jeremias da Cunha«, flüsterte ich ihr zu, da mir dieser Name gerade in den Kopf kam. »Den Ausweis bringt er schon noch.«

Schwester Miriam spitzte die Lippen und sah mich von der Seite her an. »Na ja, wenn Sie das sagen …« Inzwischen kannte sie mich gut genug.

Wer in Ararapurana hatte schon einen Ausweis? Meistens haben die Eltern nicht einmal die paar Reais, um den Geburtsschein der Neugeborenen zu bezahlen. Es gab ein bedauerndes Kopfschütteln auf der Registratur und der kurze Dialog war beendet. Kein Geld – kein Geburtsschein. Am Ende hatte jeder seine Spesen.

Auch für den kleinen Jere aus Ararapurana hatten sie nichts übriggehabt als ein kurzes Schulterzucken. Streng genommen war er nie auf die Welt gekommen. Jere existierte einfach nicht. Und nie im Leben würde er ein Recht haben. Nicht einmal das Recht zu sterben. Es würde nur ein einfaches Kreuz aus knorrigen Ästen zusammengebunden und ohne den Namen irgendwo in der Agreste in den Boden gesteckt werden.

Zehn Tage lang hatten wir ihn auf der Station. Sobald es der Arzt verantworten konnte, half Jere in der Küche mit.

Von nun an verging kein Tag, ohne dass er mir von den Ziegeln erzählte. »Frico macht jetzt meine Steine«, jammerte er jedes Mal, sobald ich mich in der Küche zeigte, um Bestände aufzunehmen oder das Mittagessen nachzuprüfen. »Nie mehr werde ich Backsteine machen dürfen.« Und dann weinte er wieder. Backsteine, Backsteine, Backsteine! So lange, bis ich davon zu träumen begann. Nächtelang stieß ich mit einer Schar Kinder zusammen. Kinder, Kinder, Kinder, lehmverschmiert in der Gluthitze vor dem Ziegelofen schuftend.

Der Anruf, der mich nach São Paulo zurückbeorderte, kam völlig unerwartet. Abkommandiert. Was wussten die in São Paulo von Ararapurana! Kurz vor Sonnenuntergang hetzte ich auf die Registratur. Mein Entschluss stand längst fest. Der Beamte hatte ein Einsehen und stellte den Geburtsschein aus – gegen anfallende Extraspesen, wie er mir im Flüsterton begreiflich machte. Ich zwinkerte ihm vertraulich zu und danach machten wir aus Jere einen Menschen. Gewissensbisse hatte ich nicht. Der Junge war schließlich auf die Welt gekommen, ob es die anderen wahrhaben wollten oder nicht.

»Von jetzt an heißt du Jeremias da Cunha.«

»Da Cunha? Wieso da Cunha?«

»Heißt dein Vater nicht etwa da Cunha?«

Jere lachte. »Er heißt doch nicht da Cunha. Er heißt nur Zé. Und ich will Jere heißen«, protestierte er. »Jeremias gefällt mir nicht!«

»Was willst du jetzt machen?«, fragte ich und hielt die Hände auf, als trüge ich einen Ziegel.

»Wenn ich Fußball spielen könnte …«

Doktor Moreira untersuchte ihn ein letztes Mal und klopfte seinen Brustkorb ab. »Fußball … Na ja, Jere, wenn du Fußball spielen willst, dann tu es!«

Ich muss ziemlich verloren in meiner Ecke gesessen haben.

»Was hast du?«, fragte Jere, als er in das kleine Büro hereinsah.

»Nichts«, log ich. »Es ist … es ist nur ein Moment. Ich habe das häufig.« Dann griff ich nach dem Hörer und versuchte, São Paulo zu erreichen. Vielleicht konnte ich einen kleinen Aufschub erwirken … nur einen Monat.

Vierzehn Tage zuvor hatte der Junge nicht gewusst, was ein Telefon war. Als ich aufgelegt hatte, zeigte er auf den Apparat. »Teléfono«, erklärte er begeistert. Wir lachten beide. Plötzlich aber wurde er ernst. »Du hast etwas. Ich weiß das!«

Ich gab keine Antwort. Stattdessen nahm ich einen Zettel aus der Schublade und tat, als notierte ich irgendetwas Wichtiges. Ich schämte mich. Warum wollte ich es vor dem Buben verheimlichen?

»Ich muss zurück nach São Paulo«, sagte ich endlich und sah dabei zum Fenster hinaus. Als ich mich umwandte, sah ich eine einzelne Träne über Jeres Gesicht rollen.

»Warum … musst du?«

Wieder hatte ich keine Antwort, die ihn hätte überzeugen können. Was wusste er von unserer Welt?

»Ich werde wieder Steine machen!«

Es traf mich wie ein Schlag.

»Senhor Ronaldo wird mich wieder Steine machen lassen. Die Rippen sind ganz okay. Und ich mache bessere Steine als Frico! Viel bessere!« Jere straffte seinen Oberkörper und versuchte, mir etwas von seinem jugendlichen Bizeps zu zeigen. »Ich werde billiger sein als Frico!«

»Nein! Jetzt hast du einen Ausweis. Du bist Jeremias da Cunha!«

»Jere«, widersprach er und wurde ernst.

»Okay. Dann eben Jere. Auf jeden Fall wirst du mit mir nach São Paulo fahren.«

Er lehnte sich an die kahle Bretterwand und hielt den Atem an. »Nach … São … Paulo? Wo ist das? Mit einem Omnibus?« Dann lachte er laut. »Du schwindelst.«

»Nein, ich schwindle ganz und gar nicht.«

»Ich … Omnibus fahren?«

»Ja, du.«

Bis jetzt hatte Jere noch nie in einem Bus gesessen. Meine Gedanken jagten hinter mir her. Das Abenteuer, auf das ich mich durch dieses Versprechen eingelassen hatte, kam mir zu spät in den Sinn.

Zehn Tage quälte ich mich damit herum. Zehn Tage mit Leptospirose, Chagas-Leiden, Ruhrpatienten, Fieberkurven, Knochenbrüchen, Magenblutungen. Zehn Tage im Zickzack zwischen Leben und Tod.

Per Telefon bettelte ich in Rio um ein paar Pakete Verbandsmaterial, um Serum, um ein paar tausend Reais für dringende Medikamente. Der Präsident habe versprochen … Der Gesundheitsminister habe das Gesuch weitergegeben … Der Sonderbeauftragte sei zurzeit auf Europareise … Nächste Woche vielleicht … Ich legte auf.

Schwester Miriam stand in der Tür. Der kleine Vitório war vor ein paar Minuten gestorben. Seine Mutter hatte ihn zu spät auf die Station gebracht und das, was ihn hätte retten können, fehlte im Regal. »Gott nimmt sie«, sagte die Frau mit dem toten Kind im Arm. Von sieben Kindern war es das dritte, das sie verloren hatte. »Gott gibt sie, Gott nimmt sie.«

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