Mario Monteiro - Kreuzwege unter der Sonne

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Kreuzwege unter der Sonne: краткое содержание, описание и аннотация

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In den vorliegenden Kurzgeschichten beschäftigt sich Mario Monteiro mit den »kleinen Brasilianern«, die uns nur allzu oft auf Straßen und Gassen des Riesenlandes begegnen. Ob es die halb ausgewachsenen Sklaven der Drogenkapitäne sind oder ob sie oft genug von den eigenen Kindern zur Kinderarbeit in Fabriken und auf Bananenfarmen gezwungen werden, ob sie als streunende Straßenhändler, die eine Schule höchstens von außen sehen und lieber an Kreuzungen und Bushaltestellen betteln, überall begegnen wir ihnen. Mario Monteiro, der ihr dramatisches Dasein durch hautnahen Kontakt am Besten kennt, führt uns mitten hinein in die andere brasilianische Realität, abseits von millionenschweren Fußballstars und weltberühmten Formel-1-Fahrern. Jenseits vom glitzernden Luxus der Millionenstädte erleben wir im Blitzlicht das Schicksal der Kleinsten, aber auch man unerwartete Wendung auf einem kurvenreichen Weg ins Leben. Brasilien ist überall!

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Neben uns geht ein kleiner Junge im Sand. Unerschütterlich trottet er vor sich hin und scheint das Ziel der langen Strecke seinen Beinen zu überlassen. Gottergeben, wie mir scheinen will, stolz und mutig läuft er ein paar Meter neben uns her und verliert sich dann im Staub, den wir hinter uns herziehen.

Wohin es den Kleinen jeden Morgen trieb, hatte ich mich lange nicht gefragt. Viel zu lange, wie mir heute scheinen will, und manchmal, wenn es Nacht wird, schäme ich mich, weil ich nicht einschlafen kann und weil mir der Bub anfangs gar nicht aufgefallen war, ja, weil mir seine Existenz wochenlang gleichgültig gewesen war, so, wie einem in der Agreste, die Mensch und Tier und jeden Halm im Boden gnadenlos aussaugt und zu Stein werden lässt, allmählich nichts mehr wichtig ist.

Lange hatte ich mich nur in die hinterste Ecke des Busses verdrückt, um mich auf diese Weise vor hereinquellenden Staubwolken und den Puffern im Rücken auf durchgesessenen Bänken zu schützen und das ewig gleiche Gemurmel meiner Mitreisenden nicht fortwährend anhören zu müssen. Warum hatte ich so lange nichts anderes getan, als den baumwollenen Lappen über Mund und Nase zu halten, ohne auch nur die Spur eines Gedankens an den Jungen verschwendet zu haben? Da er keine Schülermappe trug und auch keines der üblichen Säckchen auf seinem Rücken baumelte, konnte ich annehmen, der Junge begebe sich nicht zum einzigen Schulhaus in dieser Gegend. Übrigens handelte es sich dabei um eine äußerst bescheidene Baracke, die man erst vor Kurzem erstanden hatte und schließlich zwischen Ararapurana und einer benachbarten Siedlung ans Ufer eines ausgetrockneten Tümpels setzte. Doch so weit lief der Junge sicher nicht. Noch weniger hätte ich ihn allerdings vor jenem primitiven Gipsofen vermutet, der sich hinter einer kaum wahrnehmbaren Anhöhe befand und zusammen mit der nahen Ziegelei von morgens bis in die Nacht grauschwarze Rauchwolken in den Himmel stieß.

Dass ich den Buben am Ende doch noch kennenlernte, hing mit einem Ochsenfuhrwerk zusammen, dem unser Bus nicht rechtzeitig ausgewichen war, was schließlich zu endlosem Palaver und zu einem längeren Aufenthalt führen musste. Und auch dabei war mir der Kleine zunächst nicht aufgefallen, da der Zwischenfall von Ararapurana die umherstehenden Bewohner derart in Aufruhr versetzte, dass mir der Tumult, der sich im Anmarsch befand, als unvermeidlich erscheinen musste.

Ganz plötzlich stand dann der Bub neben mir. Selbst der aufgeregte Atem war mir nicht entgangen, und obwohl ich den kleinen Läufer nicht sofort entdecken konnte, hatte ich doch nicht den geringsten Zweifel. Nur er konnte es sein. Jener Junge, den ich wochenlang nicht beachtet hatte. War es dann so unverständlich, dass ich plötzlich zu zittern begann?

Schließlich drückte sich der Junge an mir vorbei nach vorn, und sicher war es nur ein jäher Entschluss, um das verletzte Tier aus nächster Nähe sehen zu können. Ich sah die Muskeln seines Nackens zucken, bevor er sich ruckartig umwandte und mit unverkennbarem Vorwurf in mein Gesicht starrte. Warum richtete er seinen Blick gerade auf mich? Sah er in mir vielleicht den einzig Schuldigen für den Zwischenfall an jenem Morgen? Warum hilfst du denn nicht?, las ich in seinen Augen. Und trotzdem schwieg er. Ja, ich glaubte zu bemerken, dass er seine Lippen noch fester aufeinanderpresste.

»Es sieht schlimm aus«, sagte ich, nur um meine Verlegenheit zu verbergen.

»Kann man nichts für ihn tun?«

»Man wird einen Tierarzt holen müssen.«

Der Junge sah mich ratlos an. Sofort erkannte ich meinen Fehler. War ich noch nicht lange genug in der Agreste? Ein Tierarzt? Hier in Ararapurana, in dieser Gegend aus Leiden, Staub und Tod? Vermutlich hatte weder der Junge noch sonst jemand die geringste Ahnung, dass es so etwas wie einen Tierarzt überhaupt gab. Wenn es nicht anders ging, dann töteten sie die Tiere, um einen letzten Gewinn zu haben, und versuchten vergeblich, sich flügelschlagende Aasgeier vom Leib zu halten.

»Wie heißt du?« Die Frage kam mir belanglos vor, ja lächerlich, und doch war mir in diesem Moment nur diese eingefallen, um das karge Gespräch in Gang zu halten und von dem betrüblichen Ereignis des Morgens loszukommen.

»Jere«, antwortete der Bub nach einer kurzen Pause, in der er angestrengt nachzudenken schien. »Jere!« Ganz langsam, als ob er buchstabieren müsste, brachte er die vier Buchstaben heraus, und das in jener typischen Nuance, die für die Menschen im Nordosten kennzeichnend ist. »Alle sagen Jere. Nur mein Vater sagt Jeremias. Die anderen sagen Jere. Jeremias mag ich nicht.«

»Und weiter?«, forschte ich, um seinen ganzen Namen zu erfahren.

»Ich weiß nur Jere.«

Und sein Vater? Gewiss war der Bub verständig genug, um den vollen Namen seines Vaters zu kennen. Davon ausgehend, fing ich erneut an nachzuforschen: »Kennst du den Namen deines Vaters?«

»Zé.«

»Nur Zé?«, fragte ich und die Verzweiflung musste mir im Gesicht gestanden haben.

Jere nickte. »Nur Zé. Alle sagen Zé.«

»Und deine Mutter?«

Der Junge schüttelte den Kopf und hielt den Daumen nach unten. Ich verstand und es tat mir leid, ihn danach gefragt zu haben. Doch dann hatte ich den Eindruck, er mache sich nichts daraus. »Du hast keine Mutter … mehr?«, wagte ich mich weiter vor.

Jere zuckte mit den Schultern. »Gott hat sie genommen«, erklärte er sachlich.

Ich dachte an die Kreuze und wurde den Eindruck nicht los, er erinnere sich gar nicht mehr an seine Mutter.

»Der Ochse blutet immer noch«, unterbrach er meine Zweifel.

»Er wird durchkommen«, behauptete ich, allerdings ohne die geringste Ahnung zu haben. Und ich wunderte mich, woher die Kraft kam, die meiner Stimme so viel Gewissheit verliehen hatte. Im gleichen Moment entschied ich mich, die nächste Frage an ihn zu richten: »Gehst du nicht zur Schule?«

Eine Stahlfeder schien seinen Kopf hochschnellen zu lassen. »In die Schule?« Es sah aus, als denke er darüber nach. »Nein. Ich war niemals dort.«

»Was machst du dann, wenn du nicht zur Schule gehst?«

»Steine.«

Ich verstand nicht, was er damit meinte. Doch schien er sich mit mir keinen Spaß zu erlauben, denn sofort hielt er beide Hände so vor sich hin, als ob er einen Stein tragen müsste. Dabei sah er mich mit halb geschlossenen Lidern an, als wolle er sich vor etwas schützen. »Ich mache Steine«, erklärte er stolz.

Ich fühlte, dass es für ihn das Natürlichste der Welt war, wenn ein Neunjähriger schon genug Kraft besaß, um ihn Steine brennen zu lassen.

»Backsteine, weißt du«, versicherte er mir und sah mich dabei an, als ob ich es noch immer nicht verstanden hätte. »Schöne rotbraune Backsteine, aber ohne Glasur.« Dabei deutete er auf das Gestrüpp jenseits des engen Weges, hinter dem seit etlichen Minuten dichte Rauchschwaden in den Himmel kletterten. Von nun an war meine Neugierde nicht mehr zu bremsen. »Droben gibt’s Lehm.« Das sollte ich nun auch noch glauben. »Nicht besonders guten, aber es geht schon. Aus Lehm kann man Backsteine brennen«, wurde ich belehrt.

»Was bekommst du dafür?«, wollte ich wissen.

»Zwei Reais jeden Abend, aber nur, wenn ich 300 Steine fertigbringe.«

Ich brauchte nicht lange nachzurechnen. Knapp einen Dollar täglich bekam er also, wenn er lange genug in der Hitze stand. »Du machst 300 Steine am Tag?«, zweifelte ich.

»Nein«, widersprach er. »Nicht am Tag.« Nun war er sicher: Von Ziegeln hatte ich keinen blauen Dunst. »Nur nachmittags mache ich Steine.«

Könnte er dann nicht am Vormittag in die Schule gehen?, überlegte ich. »Was machst du jetzt?«

»Holzkohle abladen und zum Gipsofen schleppen. Morgens muss die Kohle zum Gipsofen.«

»Und dafür? Wie viel gibt’s dafür?«

»Nichts!«

Für einen Moment lehnte ich mich an den siedend heißen Kotflügel unseres Busses. Hatte ich richtig verstanden? Oder musste ich wieder mit etwas fertigwerden, das man nur in Ararapurana begreifen konnte? »Nichts?«, wiederholte ich abwesend. Vielleicht habe ich ihn damals sekundenlang angestarrt. Oder einfach auf den sandigen Weg oder in den Schattenstrich unseres Busses geblickt. Ich weiß es heute nicht mehr. Vielleicht war der kleine Jere gar nicht bei Verstand und die anderen machten mit ihm, was sie wollten. Sicher war nur eines: ›Nichts‹ hatte er gesagt. Schleppte er wirklich den ganzen Vormittag die Kohle zum Gipsofen? Ganz umsonst?

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