Mario Monteiro - Echnaton im Feuersturm

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Sheriff Maxwell lässt nicht gerne auf lebende Menschen schießen. Als er erfährt, dass in seinem Bezirk die Treibjagd auf Theodore Swobenka inszeniert werden soll, kommt Maxwell auf recht ausgefallene Ideen. Und damit hilft er Richter Johnson, die sieben Mann starke Gang des New Yorker Rauschgiftrings für mehr als ein Jahrzehnt hinter Schloss und Riegel zu bringen. Das ist nur eine von vierzehn spannenden Erzählungen von Mario Monteiro.

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Mario Monteiro

ECHNATON IM FEUERSTURM

Erzählungen

Engelsdorfer Verlag

Leipzig

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.deabrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig

Alle Rechte beim Autor

ISBN 9783957444875

Titelzeichnung © João Carlos Macedo

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

INHALT

Cover

Titel Mario Monteiro ECHNATON IM FEUERSTURM Erzählungen Engelsdorfer Verlag Leipzig 2014

Impressum Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag Leipzig Alle Rechte beim Autor ISBN 9783957444875 Titelzeichnung © João Carlos Macedo Hergestellt in Leipzig, Germany (EU) www.engelsdorfer-verlag.de

Treibjagd auf Swobenka

Die Tigertatze

Rhapsodia Sudamericana

Kometen bringen Glück

Der Herr mit der goldenen Kette

Fracht nach Algier

Freiflug nach Antwerpen

Echnaton im Feuersturm

Fichte Natur mit Bittermandel

Wer den Gegner nicht kennt

Das Präparat aus der Hölle

Phantomina

Die Gitarristin von Montélimar

Der Alte auf Burg Falkenstein

TREIBJAGD AUF SWOBENKA

»Zum Teufel!« Bis ins Vorzimmer hörte man die Bärenstimme. Kaum war Roney Maxwell vom Mittagessen zurück, spannte die Hose schon wieder an allen Ecken und Enden. Wenn das so weiter geht, wird er bald wieder eine neue Uniform brauchen. Doch davon abgesehen, brachte ihn die Mitteilung des heutigen Vormittags völlig aus dem Konzept. Wutschnaubend landete seine Faust auf dem Schreibtisch, nachdem er den massiven Körper in den viel zu engen Sessel gezwängt hatte.

»Dass denen nichts anderes einfällt, als diesen Drecksprozess ausgerechnet in Sandstone durchführen zu wollen!« Die Stimme des Ortsgewaltigen dröhnte bis ans andere Ende seines Amtssitzes, und dies obwohl noch niemand wissen konnte, was innerhalb der nächsten 24 Stunden auf sie warten könnte.

Nur Sheriff Maxwell quälte sich mit dieser Geschichte schon seit Tagen, bis es ihn selbst in wirren Träumen plagte.

Und so wie es aussah, wird die Schießerei ganz unvermeidlich sein. Hier in Sandstone, in dem stets friedlichen Städtchen. Denn so viel war heute schon klar. Diese Kerle werden den Kronzeugen wie einen Hasen abknallen, bevor er ein einziges Wort zu Protokoll geben kann. Wenn diese Mafiosi den Burschen nicht vor dem Prozess liquidieren, dann wird sie Richter Johnson im Handumdrehen für mehr als zehn Jahre ins Gefängnis schicken.

Maxwell starrte verbissen auf die Uhr. Unaufhaltsam rückten die Zeiger vor. In knapp vierundzwanzig Stunden wird das halbe FBI mit dem Kronzeugen in Sandstone eintreffen.

Sheriff Maxwell zermarterte seine Neuronen. Den Doktor musste er rumkriegen! Daran tüftelte er jetzt schon den halben Tag herum. Schließlich hatte er sich durchgerungen. Wie von einer Wespe gestochen, riss er sein Handy aus der Jackentasche. »Verbinden Sie mich mit dem Hospital!«

*

Mit drei Stunden Verspätung brauste der Montana Express wie ein Orkan in den Süden. Maxwell stapfte auf dem Bahnhof hin und her. Technische Probleme an der Einfahrt in einen Tunnel habe es gegeben. Mehr konnte er vom Stations-Chef in Sandstone nicht erfahren. Und derlei Märchen kannte Maxwell schon lange. Mit hundert Möglichkeiten im Kopf, starrte er in die Dämmerung. Hinter der kleinen Kapelle zogen grauschwarze Wolken herüber. Minuten später prasselte strömender Regen auf die Dächer von Sandstone.

»All devil! Das fehlte ihm noch!« Mit den Nerven an der Reißleine raste er ins Büro und blieb dort am Stadtplan hängen. Wie wäre das Schlimmste noch zu verhindern?

Die Elfer-Gruppe vom FBI fragte sich das Gleiche, während der Montana-Express in den Süden schoss. Auch Eric Swobenka war sich klar über sein Schicksal. In dieser Nacht war er der gesuchteste Mann in den ganzen Staaten. Mit halb geschlossenen Lidern hockte er im Schneidersitz, mit einem dicken Filztuch umwickelt auf dem Boden des Gepäckwaggons.

»Immer mit der Ruhe«, beruhigte ihn Captain Fredric. »Wir werden das Kind schon schaukeln.«

Ein weiterer Becher Kaffee konnte nichts schaden. Hinter aufgestapelten Sandsäcken zählte Swobenka die Stöße der Räder unter den Schienen. Mit der Stoppuhr in der Hand zählte er Viertelstunde um Viertelstunde ab. Sandsäcke sind vollendeter Quatsch, redete er sich ein. Wie war das denn beim Prozess gegen die Manelli-Bande! Alles hatten sie damals vorgesehen. Und was nützte das Ganze? Ein paar Minuten, bevor der Express Chicago erreichte, hatten die Burschen den halben Express hochgehen lassen, nur um den wichtigsten Zeugen Stunden vor dem Prozess zu erledigen.

Okay, gab es nicht genügend Flugzeuge? Sicher, so lange sie nicht abstürzten. Aus unerklärlichen Gründen. So wie es immer war. Und in Sandstone hatten sie schließlich keine Landebahn.

*

Vierzig Minuten nach Mitternacht. Sie löschten die meisten Lampen im Bahnhof von Sandstone. Zu nächtlicher Stunde war hier so viel wie kein Betrieb. Noch vier Minuten; dann fuhr der Express, aus Richmond kommend, in Sandstone ein. Nur ein paar Angehörige, Freunde und Arbeitskollegen vertrieben sich den Schlaf auf dem Bahnsteig. Sie standen in Gruppen zusammen und waren kaum von der Riege des FBI zu unterscheiden. Unauffällig, mit stahlharten Augen, in grauen Flanellanzügen verpackt, warteten sie auf den Mann, den es zu beschützen galt.

Keiner der Reisenden, die zu dieser Zeit in Sandstone aussteigen sollten, wird ihnen entgehen. Und solche Burschen, die Kronzeugen abknallen, kommen gewöhnlich nicht per Bahn.

Endlich war es so weit. Eric Swobenka trottete mit der ungewohnten Kugelweste, grau in Flanell bekleidet, den Hut tief ins Gesicht geschoben, hinter dem Elektrokarren her, umringt vom FBI. Er fühlte sein Herz unter der Gurgel pochen, während sie vier Minuten später vor der hölzernen Treppe standen. Alles war einfach in Sandstone. Siebzehn Stufen waren es bis in die untere Halle. Schalter und Automaten, eine abgeschlossene Gepäckaufgabe, bei Nacht außer Betrieb. Die Sicht nach draußen war durch massive Gittertüren blockiert. Swobenka blickte auf die Schatten der mit laufenden Motoren wartenden Wagen.

»Gehen Sie in der Mitte«, flüsterte ihm einer der Polizisten zu. Zwei Beamte des örtlichen Sheriffs flankierten ihn. Maxwells Leute, die jeden Quadratmeter von Sandstone im Kopf hatten. Swobenka hielt Schritt mit seinen Bewachern. Schneller noch, hin zu den Wagen, keine fünfzig Meter mehr.

Man wartete auf Eric Swobenka und auf keinen anderen. Wie war er nur in all dies hineingeraten?

Ein unerwarteter Blitz hüllte den Bahnhofsplatz in gleißendes Licht. Taghell für zwei Sekunden. Jenseits des Bahnhofs hatten sich Millionen Volt im Trafo entladen. Ein ohrenbetäubender Schlag und dann … alles in nachtschwarzer Dunkelheit.

Eric Swobenka wurde ganz kurz vom grellen Licht der Scheinwerfer geblendet. Schon stand er vor der Wagenkette. Was machte der Minitransporter knapp neben ihm?

Kreischende Bremsen, irgendwo aufgerissene Türen. Zwei weitere Fahrzeuge, ein Motorrad. Sie blockierten die Abfahrt der schwarzen Wagen. Mündungsfeuer automatischer Waffen blitzte durch die Nacht. Irgend jemand stieß Swobenka zu Boden. Neben sich hörte er gellende Rufe, Schreie, Befehle. Er wurde in einen Wagen gezerrt. Wo war er jetzt? Blut drang durch sein Hosenbein, dann versank er im Dunkeln.

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