Martin Naumann - Der Wende-Journalismus. Verraten und verkauft?
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Doch trotz aller Angst, die ihn beschlich, siegte das Mysterium der Frechheit. Die Polizei hielt wohl nicht für möglich, dass sich irgendwer auf die Bank stellt und sie beim Prügeln fotografiert, also musste es einer von der Stasi sein. Fatal wäre es gewesen, wenn das Volk zu der gleichen Meinung gekommen wäre. Aber das wiederum dachte mit Recht, die Stasi würde sich nicht so offensichtlich zeigen. Einige Demonstranten warnten Conrad: „Vorsicht, dort wird ein Fotograf verhaftet.“ Und tatsächlich, unter ohrenbetäubendem Gebrüll wurde ein älterer Mann mit grauem Haar von zwei Polizisten mehr weggeschleift als geführt, um den Hals baumelte seine Kamera. Er hatte wohl den Fehler gemacht, heimlich fotografieren zu wollen.
In dieser doch ein wenig unangenehmen Lage bekam Conrad plötzlich Verstärkung, ein junger Kollege stieg atemlos auf die Bank. „Nanu, wo kommst du her?“, fragte Conrad erstaunt und schielte dabei nach der Postenkette, die immer näher rückte. „Pellert hat in der Redaktion angerufen, in der Stadt käme es zu Zusammenstößen; das ist eben der Nachteil, wenn man als einziger aus der Fotoabteilung Telefon hat und so haben sie mich vom Kaffeetisch weggeholt.“ Dabei sah er mit großen Augen in die Runde und wagte zunächst nicht, die Kamera zu heben. Conrad aber wunderte sich, er selbst stand gewissermaßen illegal hier, während sein Kollege fotografieren sollte, was, das war klar, nämlich die Konterrevolution. Und für wen? Auch das war klar, nicht für eine Veröffentlichung, sondern für den Propagandasekretär der SED-Bezirksleitung. Zum Nachdenken blieb keine Zeit, doch Conrad war froh, jetzt Rückendeckung zu haben. Wie sich allerdings zeigen sollte, waren beide gänzlich ungeeignet für diesen Auftrag, indem sie nämlich nicht hinter der Polizei standen, sondern inmitten der Demonstranten und vor ihr.
Insgesamt blieb die Strategie der Polizei undurchschaubar. Sie bildete eine Kette, mal dort, mal da, dann ging sie zurück, schließlich wurden die Demonstranten über den Karl-Marx-Platz gejagt. Ein Offizier schleppte ein junges Mädchen im Haltegriff ab. Darüber erregte sich eine Frau, die zur Strafe über eine Absperrkette gezerrt wurde. Conrad hätte das fotografieren müssen, aber er hatte einfach Angst. Nur als wenig später fünf Polizisten einen Mann zusammenschlugen, riss er die Kamera und drückte auf den Auslöser.
Es trat nun eine gewisse Ruhe ein, überall bildeten sich Gesprächsgruppen und es wurde diskutiert. Der ganze Frust kam hoch, keine verstohlenen Blicke, ob jemand zuhörte, im Gegenteil, die Leute sollten zuhören! Auch die Polizei!
Eine ältere Frau im abgetragenen Mantel wendete sich direkt an einen Polizisten und sagte: „Ich war Trümmerfrau hier, dort vorn fuhr die Feldbahn“, und sie zeigte zum Platz, „Ich habe die Steine mit abgeputzt, aus denen Neues gebaut wurde. Jetzt habe ich Angst, dass diese Steine wieder herausgebrochen und auf die Staatsmacht geworfen werden.“ Der Polizist war völlig überfordert, sie hatten nur mit Schild und Knüppel geübt und nicht mit Argumenten.
Ein Demonstrant so um die Vierzig herum, der ebenso zufällig hier war wie viele andere, gab sich als Reserveoffizier zu erkennen. Er sagte, er wüsste nicht, was er tun sollte, wenn er einberufen würde, so eine Aktion könne er jedenfalls nicht mitmachen.
Von Altenburg war eine kleine, rundliche Frau in die große Stadt gefahren, der Markttage wegen, wie sie sagte, in der Hoffnung, dass es da etwas Besonderes zu kaufen gäbe, vielleicht sogar Döbelner Salami; und nun sei sie mitten in den brutalen Polizeieinsatz geraten.
Ein Mann im guten Tuchmantel erklärte, er sei durchaus nicht für den Kapitalismus, aber das hier sei auch kein Sozialismus. Honecker müsste vor der Fernsehkamera klärende Worte an das DDR-Volk richten und sagen, wie es weiter gehen soll. Es war erstaunlich, offenbar traute dieser Mann Honecker das zu, er setzte ihn damit nicht gleich der Führungsschicht, die sich weit vom Volk entfernt hatte.
Es wurde dunkel und die Bildreporter glaubten, nun genug riskiert zu haben und eilten zur Redaktion, obwohl Sonnabend war und keine Zeitung gedruckt wurde. Aber sie wollten ihre Filme entwickeln und sehen, ob da wirklich alles festgehalten war. Mancher westliche Bildreporter wird wohl lächeln, wenn er an seine Kampfeinsätze bei Wackersdorf, Brockdorf oder sonst wo denkt. Aber hier war die DDR und in dem sozialistischen Musterland deutscher Prägung gab es keinen Aufruhr und keine Revolution. Somit hatten die beiden gewissermaßen Neuland betreten.
Und doch wurde der Aufruhr indirekt zugegeben. Anders war die Tatsache nicht zu erklären, dass das eiserne Tor zum Redaktions- und Druckereigebäude verriegelt war. Es öffnete sich auch nach heftigem Klingeln nicht, denn die Konterrevolution könnte ja draußen stehen und dem öffnenden Pförtner eins über die Mütze hauen, um dann vielleicht Flugblätter zu drucken oder die Maschinen unbrauchbar zu machen, damit das wichtigste Organ der SED-Bezirksleitung empfindlich getroffen werde. Nein, da gab es Maßnahmen. Also, wer hinein wollte, musste von außen telefonieren, falls er einen funktionierenden Münzfernsprecher fand, und dann mitteilen, wann er vor der Tür zu stehen gedenke. Dann aber genügte einfaches Klingeln, kein konspiratives Signal. Der Verlagsdirektor öffnete höchstpersönlich; was wollte dieser Samstagabend im Betrieb?
Mit dem eisernen Tor hatte es noch eine besondere Bewandtnis. Vor dem 17. Juni 1953 war der Zugang zu Redaktion und Druckerei frei. Doch als draußen die Konterrevolution marschierte und Schüsse fielen, musste ein besonderer Schutz her und dafür schien eine Mauer mit eisernem Tor am besten geeignet zu sein.
Als die beiden in der Redaktion ankamen, herrschte eine Art Bunkermentalität. Einige leitende Redakteure saßen fast im Dunklen, nur beim Schein einer kleinen Tischlampe, damit der imaginäre Gegner denken sollte, die Redaktion sei nicht besetzt. Ja wieso war sie denn überhaupt besetzt? Die Zeitung wurde erst am Sonntag gemacht.
Ein Chef und zwei Abteilungsleiter stürzten sich auf die Reporter, als kämen sie von der Front. Conrad nahm sich kein Blatt vor den Mund und sagte, dass allein die bürgerkriegsähnlich ausgerüstete Polizei eine Provokation sei. Der Chef hatte seine Theorie, wie man mit diesem Aufruhr fertig werden würde: Wenn diese Leute schon demonstrieren wollten, dann solle man sie ruhig marschieren lassen, immer um den Ring herum, so lange, bis sie ihre Schuhe zerlatscht hätten, dann würden sie von allein nach Hause gehen.
Das Telefon klingelte, ein Anruf vom 1. Sekretär: am Peterskirchhof und vor der Thomaskirche wären Gruppen mit Spruchbändern aufgetaucht, die sollten fotografiert werden. Außerdem wolle er von allen Aufnahmen des Tages Vergrößerungen haben. Conrad fühlte sich unwohl, aber die Fotos konnten ihm nicht verweigert werden, denn er vertrat den Herausgeber.
So hatten sich die beiden noch einmal auf den Weg gemacht. Die Situation war unverändert, durch die Dunkelheit jedoch ins Gespenstische verzerrt. Hinzugekommen war nur ein Wasserwerfer, der kurze Salven in die Menge spritzte. Spruchbänder waren nicht zu entdecken. Auf die gleiche konspirative Art gelangten sie dann wieder in die Redaktion.
Conrad war unruhig geworden, seine Frau machte sich gewiss Sorgen, weil er längst überfällig war. Er verfluchte dieses verlotterte Telefonsystem, das ihm den Anschluss seit vielen Jahren vorenthielt. Wie hatte der Postminister gesagt?: Wir haben ein Wohnungsbauprogramm und kein Telefonbauprogramm. Und Conrad gehörte nicht zu den Privilegierten, die ganz überraschend einen Anschluss oder sogar vor der üblichen Zeit ein Auto bekamen. So bat Conrad seinen Kollegen, die Filme für ihn mit zu entwickeln, während er schnell nach Hause fuhr, um Bescheid zu sagen.
„Du kommst aber spät“, wurde er von Erika begrüßt.
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