Martin Naumann - Der Wende-Journalismus. Verraten und verkauft?

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Der westdeutsche Journalist Peter Meisel wird kurz nach der Wende in die Redaktion einer großen ostdeutschen Tageszeitung geschickt und muss sich nun mit dem System auseinandersetzen, unter dem seine eigene Frau leiden musste. Ein Roman über den Journalismus in beiden Teilen Deutschlands und die Wende.

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Also an der Nikolaikirche stand die Konterrevolution und der gute Staatsbürger ging da nicht hin und weil der Journalist ein besonders guter Staatsbürger zu sein hatte, hatte er erst recht nicht hinzugehen. Wenn etwas mitzuteilen war, kam es von der staatlichen Nachrichtenagentur, abgesegnet von Joachim Herrmann, dem Pressezaren. Anscheinend war Conrad kein besonders guter Staatsbürger, natürlich ging er hin. Er sah das als seine persönliche Pflicht an, wenn er sich mit einigem Recht auch ein Dokumentarrist nennen wollte. Man könnte ihn festhalten, er würde seinen Presseausweis zeigen, das genüge nicht, wo ist der Auftrag? Ihm war klar, dass ihn die Redaktion, wenn es zu Zwischenfällen käme, nicht schützen würde. Lächerlicher Gedanke. Sie würden sagen: Tut uns leid, wir haben dem Reporter diesen Auftrag nicht gegeben.

Nur wenige Schritte vom Markt entfernt, kam er in eine andere Welt. Die Grimmaische Straße war vollgestopft, überall standen Menschengruppen, vor allem Jugendliche, aber auch Familien. Alle starrten in die Ritterstraße. Großes Gebrüll erhob sich, Bewegung kam in die Menschen, sie flohen vor etwas, das nicht zu erkennen war. Sie stolperten über Bänke, trampelten Grünpflanzen nieder. Conrad hörte dumpfe Schläge und ein eigenartiges Trommeln. Da sah er sie und fühlte sich um Zweittausend Jahre zurückversetzt, eine Szene aus der Antike. Männer in grünen Uniformen trugen Helme mit geschlossenem gläsernem Visier und ledernem Nackenschutz. Sie hielten helle Schilde vor sich, Schlagstöcke baumelten. Allein schon diese Ausrüstung war eine Provokation und bedeutete, dass der politische Gegner als Steinewerfer eingestuft wurde. Aber es flogen keine Steine, obwohl die Menschen auf einem wahren Munitionsdepot standen, so hätte man die Kieselsteine der Wasserspiele bezeichnen können. Die Polizei sperrte die Grimmaische Straße ab. Was sollte das werden? Niemals zuvor hatte es einen solchen Polizeieinsatz gegeben. Das System der Erziehung, Bevormundung, Gängelei und Bestrafung hatte perfekt funktioniert, so perfekt, dass die Menschen nur einzeln den Widerspruch wagten. Zum Beispiel mit der Abgabe eines Ausreiseantrages oder indem sie nicht zur Wahl gingen, was trotz Wahlgeheimnis eine Information an die Arbeitsstelle zur Folge hatte. Oder indem Wähler sogar die Stimmzettel öffentlich durchstrichen, was als staatsfeindlicher Akt angesehen wurde. Und sie waren einzeln in Gewahrsam genommen worden, wenn sie offen gegen den Staat antraten. Jetzt aber protestierten tausend junge Leute schon allein durch ihre Anwesenheit. Was wollten die Menschen an der Kirche?, Und warum wollte sie die Polizei von dort vertreiben? Die Kirche hatte geschlossen, den staatlichen Feiertag überließ sie allein dem ungeliebten Staat; die Konterrevolution konnte sich also dort nicht verstecken. Aber diese Kirche war zum Symbol der aufkeimenden Bürgerrechtsbewegung geworden und jeder, der ihre Nähe suchte, war verdächtig. Also vertreiben!

Erst waren es wohl ein Dutzend, die sich versammelt hatten, argwöhnisch von der Stasi beobachtet. Das konnte doch nur eine Provokation sein, um den Feiertag zu stören, da musste Polizei her. Doch die Vertreibung erreichte genau das Gegenteil, die Jugendlichen wollten gegen den Stachel lecken und hier konnten sie es, sie ließen sich nicht vertreiben. Hinzu kamen zufällige Passanten, junge Leute meist, die zunächst nicht wussten, um was es eigentlich ging, es wurden immer mehr. Die Polizei forderte Verstärkung an. Auf den Dächern der umliegenden Gebäude drehten sich die Überwachungskameras, die ihre Bilder in den Stab der Volkspolizei übertrugen. Die Alarmstufe wurde ausgerufen, Mannschaftswagen fuhren auf und Kirche und Vorplatz wurden abgesperrt. Da standen sich nun die Fronten gegenüber und keine Partei wusste, was das werden sollte.

Plötzlich lief ein junger Mann auf die Postenkette zu, er wurde zusammengeschlagen und unter ohrenbetäubenden Protestrufen nach hinten abtransportiert. Nach dieser Heldentat zogen sich die Polizisten wieder in die Ritterstraße zurück, wo inzwischen die Hauptmacht stationiert war. Dort stand auch ein Lastwagen mit vorgespanntem Räumschild. Das lästige Volk sollte wohl weggeschoben werden?

Die Nikolaistraße war ebenfalls abgesperrt. Junge Bereitschaftspolizisten, Wehrpflichtige, standen Auge in Auge mit der aufgebrachten Menge, die versuchte, mit den Polizisten zu reden: „Warum seid ihr hier?“ „Geht nach Hause!“ Die Polizisten waren verlegen, sie wussten nicht, was sie antworten sollten, sie hatten einen Befehl auszuführen und man sah, dass sie Angst hatten. Aber immerhin, einzelne Worte wurden gewechselt.

Zeit zum Nachdenken blieb nicht. Wieder flüchtende Massen, wieder nachstürmende Polizisten, die eine Kette in Richtung Altes Rathaus bildeten. Dabei trommelten sie mit ihren Gummiknüppeln auf die Schilder, es war wie das Imponiergehabe der Gorillas, sie wollten sich Mut machen und gleichzeitig abschrecken.

Doch sie schreckten niemanden ab. Jedes Vorgehen war wie ein Schlag ins Wasser. Die Menge teilte sich, flutete auseinander, um dann wieder zurückzubranden, Es bildeten sich Sprechchöre: „Schämt euch was!“ und „Wir bleiben hier!“ Das war eine Antwort an Honecker, der gesagt hatte, es sei um keinen schade, der gehen will. Einige Demonstranten stimmten die Internationale an: „Wacht auf, Verdammte dieser Erde…“ Unter Beifall kehrte sie sich jetzt gegen die Staatsgewalt. Aber besonders Textfest waren die Leute nicht. Und dann tönte immer lauter ein Ruf: „Gorbi, Gorbi“. Ausgerechnet der erste Mann der Sowjetunion, die ihre eigenen Probleme hatte, wurde zur Hoffnungsfigur. Allerdings auch, weil das Volk sehr wohl gemerkt hatte, dass Gorbatschow von der DDR-Führung als Trojanisches Pferd angesehen wurde. Einst konnte man vom großen Freund nicht genug lernen, das Siegen vor allem, da tauchte das Gespenst der Perestroika auf und plötzlich war das eine interne Sache der Sowjetunion. So intern, dass darüber nicht geredet wurde, und wenn doch einmal ein vorwitziger Genosse danach fragte, erfuhr er, dass die DDR ihre Perestroika längst hätte und die Sowjetunion nur nachziehe. Und so hatte Jochen Pellert, der erste Parteisekretär, mit leiser Genugtuung in der Stimme gesagt: „Aus dem Lehrling ist der Meister geworden.“ Größenwahn stand schon immer vor dem Absturz.

Eine Frau bekam vor Aufregung einen Herzanfall. Der Rettungswagen sorgte für neue Unruhe. Die Geprügelten aber wurden nicht mit dem Rettungswagen abgeholt, sondern auf die bereitstehenden Lastwagen mehr geworfen denn geschoben.

Trotzdem, das Volk machte sich Luft. Keiner sah misstrauisch zum Nachbarn, der ein IM sein konnte, einer von der Stasi, sollte er ruhig, hier bekam er die Meinung gratis. Überall standen diskutierende Gruppen, die den Polizeieinsatz verurteilten. Keiner wagte es oder hatte das Bedürfnis, Partei für den Staat zu ergreifen. Im Gegenteil, es fielen harte Worte: „Das haben sie von den Nazis gelernt.“ Conrad hörte, wie ein junger Mann mit Tätowierungen am Arm zu Frau und Kind sagte: „Diese Ratten, wenn es hart auf hart kommt, steche ich mindestens drei von denen ab.“ Natürlich richtete sich der Hass der Leute gegen die unmittelbare Gewalt und damit gegen die Falschen, denn die Polizisten waren nicht aus freien Stücken gekommen, viele waren Wehrpflichtige, Bereitschaftspolizisten, wer weiß, aus welchem Dorf sie kamen, und nun standen sie mit großen Augen in der großen Stadt einer tausendköpfigen Menge gegenüber und ihr Befehl lautete, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.

Conrad war auf eine Bank gestiegen und so war er mit seinen 1, 82 m und der Kamera vor dem Auge nicht zu übersehen. Dabei hätte er sich am liebsten unsichtbar gemacht, denn er musste wie eine einzige Provokation wirken, nicht nur für die Polizei, sondern auch für das Volk, Doppelprügel waren angesagt. Zudem bemerkte Conrad, wie das Objektiv der Überwachungskamera immer wieder in seine Richtung geschwenkt wurde. Auf einmal befand er sich genau zwischen den Parteien. Ihm blieb nichts anderes übrig, als auf der Bank stehen zu bleiben. Jetzt sah er sie alle von vorn, links die Polizei mit ihrem grimmig blickenden Kommandeur und rechts die Demonstranten, welche die Polizei verhöhnten: „Geht nach Hause.“

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