Martin Naumann - Der Wende-Journalismus. Verraten und verkauft?
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„Dafür sind wir nicht auf die Straße gegangen“, pflegte sie zu sagen und sie meinte ihre Teilnahme an den Montagsdemonstrationen, in die sie aber mehr zufällig geraten war.
Oma Hertha war „heilig“, wie ihr Schwiegersohn scherzhaft sagte, weil sie regelmäßig die Kirche besuchte. Früher hatte sie sogar versucht, ihn zu bekehren, ihn, einen waschechten Heiden. Dabei war mancher Missklang aufgekommen, denn ihre Tochter hatte sich auch gänzlich von der Kirche abgewandt, weil weder Kirche noch der liebe Gott all das Elend in der Welt abwenden konnten.
Und doch hatte die Kirche etwas bewirkt: Sie hatte den Bürgerrechtlern ein Dach über dem Kopf gegeben, ob sie nun glaubten oder nicht. Und die Gläubigen waren bei den Demonstrationen in den vordersten Reihen marschiert und sie hatten Kerzen in der Hand getragen. Mit Kerzen hatten sie einen totalitären Staat besiegt, das war einmalig in der Geschichte und Oma Hertha war dabei gewesen. Nicht gleich freilich, da war sie überhaupt nicht in die Kirche hinein gekommen, überfüllt, bereits Stunden vor dem Gottesdienst, wo hatte es so etwas schon gegeben? Ja sie war überhaupt nicht in die Nähe der Kirche gelangt, sie hätte sich durch die Menschenmassen drängen müssen und das wagte sie sich nun doch nicht. Später dann, nach der ersten Euphorie, war wieder Platz für die Gläubigen.
Oma Hertha war auch überzeugt, dass diese Montagsdemonstrationen nicht zufällig in Leipzig stattgefunden hatten, sondern dass Gott ein Auge auf diese Stadt geworfen habe, wie es der Pfarrer auch in einer Predigt gesagt hatte. Gott musste auch schon früher die Stadt im Blick gehabt haben, denn hier wurde Napoleon besiegt und nun Honecker. Und sie war der Meinung, dass man noch in mehr als hundert Jahren von den Montagsdemonstrationen reden würde, so wie heute noch über die Völkerschlacht von 1813. Und sie war dabei gewesen!
Auch wenn Conrad manchmal über die Ansichten von Hertha lächeln musste, hier gab er ihr recht.
7
Dabei hatte es ausgesehen, als hätte jedwede Macht, die himmlische wie die irdische, ihre Augen von dieser Stadt abgewandt. Wenn ihre Bürger wirklich von allem verlassen waren, so doch nicht von dem Willen nach Veränderung. Wie, das wussten sie selbst nicht. Der letzte Funke für das Feuer vom 9. Oktober wurde vielleicht zwei Tage vorher geschlagen, ausgerechnet am 40. Jahrestag der DDR. Wie in einer Kristallkugel hatten sich da die 40 Jahre gespiegelt.
Dieser Gedanke hatte sich Conrad am Abend des 7. Oktober aufgedrängt, als er von früh bis spät die Ereignisse mit der Kamera begleitete. Der Morgen hatte mit Heldenverehrung begonnen. 9 Uhr Kranzniederlegung am Antifaschistischen Ehrenhain auf dem Südfriedhof. Eine verordnete Zeremonie, die politische und staatliche Führung war erschienen, alle, die repräsentieren mussten, alle, die gesehen werden wollten, und auch einige, denen es Bedürfnis war, derer zu gedenken, die unter dem Fallbeil gestorben oder erschossen worden waren. Und da lagen auch viele, friedlich dahingeschieden im Bett und nun vereint im Ehrenhain erster Klasse. Das Fußvolk dagegen drängte sich im Ehrenhain zweiter Klasse, die angestrebte klassenlose Gesellschaft ließ sich auch im Tod nicht verwirklichen.
Wie oft hatte Conrad das schon fotografiert. Die Bilder glichen sich wie ein Ei dem anderen, man hätte einen Film daraus zusammensetzen können. Hatte der Bildreporter nicht die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, den Vorgang jedes Mal anders zu sehen? Mal von oben, mal von unten, mal mit dem Feuer im Vordergrund, mal mit der Trommel, dann wieder mit Blumen, feierlich ernste Gesichter, oh der Möglichkeiten gab es viele. Aber er konnte so viel variieren wie er wollte, ja das wurde sogar verlangt, unter einer Bedingung: Die Führung musste scharf im Mittelpunkt stehen. Jedes Jahr die gleichen Leute. Ein Musikkorps der Volkspolizei war aufmarschiert. Unsterbliche Opfer, wofür hatten sie ihr Leben gegeben? Dafür, dass alles in Unfähigkeit erstickte, für eine Utopie?
Hinter den Grabplatten aus geschliffenem rotem Granit standen Thälmannpioniere, Schüler in Uniform mit rotem Halstuch, eine rote Nelke in der Hand, die sie auf ein Kommando hin niederlegten. Die Lehrer hatten Mühe, die Kinder in der nötigen Andacht zu halten.
Ohne Kampfgruppe ging da nichts, sie musste die Kränze tragen. Wenn nicht die dicken Bäuche und Bärte gewesen wären, hätte das sehr militärisch aussehen können. Es hatte geregnet und der geschliffene Granit spiegelte die Kämpfer kopfstehend. Conrad fotografierte sie mit dem Völkerschlachtdenkmal im Hintergrund.
Das Ritual ging weiter. 10 Uhr fand die nächste Kranzniederlegung am Ehrenhain der Sowjetarmee auf dem Ostfriedhof statt. Der ganze Konvoi – Autos und Omnibusse – setzte sich in Bewegung. Conrad kletterte in seinen Trabant und war früher da, er kannte den kürzesten Weg.
Dort verdoppelte sich der Einsatz, zwei Musikkorps standen auf dem grünen Rasen, rechts die Sowjetarmee, links die Volksarmee. Die Sowjets wirkten schneidiger in ihren Paradeuniformen und sie spielten auch besser. Die Volksarmee dagegen sah in ihren langen Mänteln hölzern aus. Es trafen die gleichen Ehrengäste ein, verstärkt durch Abordnungen der bewaffneten Organe, Militärbezirk, Polizei, Staatssicherheit. Für Minuten brannte nun das ewige Feuer, betrieben aus einer Propangasflasche, bewacht von einem Feuerwehrmann. Sobald die Nationalhymnen erklangen, erstarrte alles in strammer Haltung.
Wieder standen Thälmannpioniere hinter den Grabsteinen. Die dort Beerdigten waren im Durchschnitt 20 Jahre alt geworden. Merkwürdigerweise stand auf manchem Grabstein nur der Familienname und die Jahreszahl 1946. Warum war der Name nicht vollständig und warum fehlte der genaue Todestag? Es gab da Geheimnisse, waren die Begrabenen im Tod wieder die Opfer? Ein Jahr später wurden die Grabsteine mit Hakenkreuzen beschmiert und umgeworfen.
Offiziere der Sowjetarmee legten als erste Kränze und Blumengebinde nieder. Im zackigen Stechschritt zogen sie wieder ab, der Alte Fritz hätte seine Freude gehabt. Weniger bei der Nationalen Volksarmee, die als nächste an der Reihe war. Dann lief alles weiter streng nach Protokoll, da war nichts dem Zufall überlassen. Zuerst die Partei, dann alle möglichen Organisationen, bis das Volk an der Reihe war, die Delegationen aus den Betrieben und den Wohnbezirken, eine ansehnliche Menge, die allerdings weniger aus eigenem Antrieb gekommen war, sondern mehr, weil sie keine Ausrede bei der Hand gehabt hatten.
Mit dem Volk, inmitten sowjetischer Zivilangestellter und Offiziersfrauen, kam auch Vater Fjodor Povnyi, der Hauptgeistliche der Russischen Gedächtniskirche, das Kreuz leuchtete golden auf seinem schwarzen Gewand. Es war erst das zweite oder dritte Mal, dass er teilnehmen durfte. Dank dem Monster Perestroika hielt nun auch die Religion Einzug in der Sowjetarmee, die Kirchen begannen wieder zu „arbeiten“. Bei seinen Reisen in die Sowjetunion hatte Conrad oft gehört: Diese Kirche arbeitet jetzt als Museum. Nun war die Kirche zurückgekehrt, misstrauisch von den Parteioberen betrachtet: wo sollte das hinführen, wurde die Armee aufgeweicht.
Zwei Kranzniederlegungen waren aber nicht genug, Der Tross zog weiter, wenige Schritte nur bis zum polnischen Ehrenmal. Hier achtete der polnische Generalkonsul auf das Protokoll. Aber das Pulver war bereits verschossen, es ging weniger feierlich zu, keine Musikkapelle, weniger Blumen. Aber immerhin, man hatte dem großen ungeliebten Bruder wieder einmal gezeigt, dass man an Polen nicht vorbei kommt. Deshalb wohl auch hatten die Polen ihr Ehrenmal in Sichtweite des sowjetischen errichtet, eine große, unregelmäßig geformte Steinplatte mit Fußabdrücken, vielleicht symbolisierend die letzten Spuren der ums Leben Gekommenen.
Nunmehr eilte Conrad zu seinem Trabi und fuhr in die Merseburger Straße, die zu Ehren des 40. Jahrestages zum Teil in eine Fußgängerzone verwandelt worden war.
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