Die ablehnende Haltung gegenüber dieser vielseitigen Pflanze änderte sich zunächst allmählich Anfang der 1990er-Jahre und kehrte sich in den 2000ern ins absolut positive Gegenteil. Tee und ätherisches Öl aus den Blättern sind nach wie vor geschätzt, die Nachfrage nach Manuka-Honig jedoch verstärkte sich explosionsartig, nachdem Prof. Peter Molan seine Forschungsergebnisse veröffentlicht hatte, die diesem bis dahin geschmähten Honig eine außergewöhnlich starke antimikrobielle Wirkung bescheinigten.
Manuka-Honig ist demnach ein besonderer Blütenhonig aus dem Nektar der Manukapflanze. Er enthält neben den vielen gesundheitlich wertvollen Inhaltsstoffen, die jeder Honig in unterschiedlichen Zusammensetzungen aufweist, einen besonderen, antimikrobiell wirksamen Stoff, den man lange Zeit nur als den „Unique Manuka Factor“ (UMF) – also einzigartigen Manukafaktor – kannte.
Seit seiner Identifizierung im Jahr 2006 durch Lebensmittelchemiker der TU Dresden um Prof. Dr. Dr. Thomas Henle weiß man, dass es sich dabei um das Zuckerabbauprodukt Methylglyoxal (MGO) handelt. Dieses entsteht allerdings erst während der Honigreifung in den Waben und in den ersten Wochen und Monaten der Lagerung aus der Vorstufe Dihydroxyaceton (DHA). Natürlicherseits kommt DHA / DHAP (Dihydroxyacetonphospat) in wechselnden Konzentrationen im Nektar vor, der von den Bienen vorbehandelt in die Waben eingetragen wird. Nur etwa ein Drittel des DHA wird zu MGO abgebaut. Hieraus ergeben sich die diversen Wirkstärken und entsprechenden MGO-Kennzeichnungen des Manuka-Honigs.
Da ein Naturprodukt nicht standardisierbar ist, versucht man durch Mischung unterschiedlicher Stärken eine relativ gleichbleibende MGO-Qualität zu erreichen, wobei die angegebenen Wirkstärken oft mit einem Pluszeichen versehen werden, um anzuzeigen, dass der angegebene Mindestwert in aller Regel sogar übertroffen wird. Ein MGO100+ enthält demnach mindestens 100 Milligramm Methylglyoxal pro Kilogramm Honig.
INFO
UMF = Unique Manuka Factor (einzigartiger Manukafaktor) bezeichnet eigentlich die Wirkung, MGO = Methylglyoxal dagegen den Wirkstoff. UMF braucht einen Vergleichswert zu einem bekannten antibakteriellen Wirkstoff. Manuka-Honig, der eine antibakterielle Wirkung wie eine 10%ige Phenollösung erbringt, erhält die Kennzeichnung UMF10+. Die MGO-Auslobung bezieht sich auf den tatsächlichen Methylglyoxalgehalt in Milligramm pro Kilogramm Honig.
Echten in Neuseeland hergestellten und dort verpackten Manuka-Honig erkennen Sie an der MGO-Kennzeichnung und dem Silberfarn als Symbol. Manche Hersteller verwenden statt der MGO-Kennzeichnung noch den alten Begriff UMF. Näheres dazu finden Sie im Kapitel „Zu guter Letzt“ ab. S. 118.
MANUKA-HONIG IN ALLER MUNDE UND IN ALLER WUNDE
So lautet das Motto, das die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von aktivem Manuka-Honig sehr gut umschreibt. Es ist auch der Titel eines Vortrags, den ich bereits viele Male vor Fachpersonal und interessierten Laien gehalten habe.
Bevor Alexander Fleming 1928 eher zufällig das Penicillin entdeckte, war Honig schon lange ein Mittel, welches in der Medizin mit größter Selbstverständlichkeit eingesetzt wurde.
Noch in den Feldlazaretten des Ersten Weltkriegs wurden nicht etwa nur kleine Schrammen, sondern vielmehr schwerste Verwundungen und Amputationen mit einer Honig-Lebertran-Mischung versorgt. Dies geriet mit dem standardmäßigen Einsatz diverser Antibiotika schließlich völlig in Vergessenheit. Bereits in seiner Nobelpreisrede 1945 warnte Fleming vor der Gefahr einer Resistenzbildung gegen Penicillin.
Heute ist die Bedrohung durch multiresistente Keime äußerst real, und die Situation spitzt sich weltweit dramatisch zu. Doch in den letzten drei Jahrzehnten erlebt Honig eine Renaissance als Hoffnungsträger.
Besonders Manuka-Honig konnte schon oft seine enorme Wirkung gegenüber einer Vielzahl antibiotikaresistenter Bakterien unter Beweis stellen.
Eine Resistenzbildung gegenüber Manuka-Honig konnte bislang, trotz intensiver Bemühungen, nicht nachgewiesen werden. Im Gegenteil, bei entsprechenden Studien in Sydney wurde beobachtet, dass der Honig bereits resistente Keime wieder empfindlich gegenüber Antibiotika zu machen vermag.
Einige Betroffene stellten mir die Frage, ob sie den Manuka-Honig auch während einer Antibiotika- oder Chemotherapie nehmen dürften. Wenn Sie auf derartige Behandlungsverfahren nicht verzichten wollen, so seien Sie versichert, dass Manuka-Honig die gewünschte Hauptwirkung dieser Mittel nicht behindert, sondern eher verstärkt, ungewollte Nebenwirkungen jedoch deutlich abmildert.
Anwendungen mit Verstand und Gefühl
Umfassende Anatomie-Kenntnisse benötigen Sie nicht, ein gutes Körpergefühl ist jedoch in jedem Fall hilfreich, wenn Sie Manuka-Honig möglichst effektiv anwenden wollen. Für viele Menschen ist dieser Honig vor allem eins: „auch preislich durchaus sehr intensiv“, wie Prof. Henle es in einem Interview ausdrückte. Dies liegt sicher auch an der aufwendigeren Extraktionsmethode aufgrund seiner eigenwilligen Fließeigenschaft. Manuka-Honig lässt sich nicht wie anderer Honig schleudern. Zudem wird er auf besondere Art cremig gerührt, was ihm für lange Zeit eine geschmeidige Konsistenz verleiht.
Weiterhin tragen die kurze Blütezeit, die aufwendige Imkerei in abgelegenen Gegenden und die weltweit ständig steigende Nachfrage zu seinem ungewöhnlich hohen Preis bei. Deshalb ist es gut zu wissen, dass man mit der Auswahl der angemessenen Wirkstärke, dem bereits erläuterten MGO-Wert (siehe S. 16), die Kosten regulieren kann.
Als Faustregel gilt dabei: Je weiter Sie ins Körperinnere vordringen und demzufolge mit zunehmender Verdünnung rechnen müssen, desto stärker sollten Sie den Honig wählen. Im Umkehrschluss heißt das aber auch: Je klarer das Zielgebiet umschrieben werden kann und je kürzer der Weg dorthin ist, desto niedriger können Sie den MGO-Wert wählen.
Eine äußerliche Wunde können Sie gar nicht verfehlen. Honig direkt in die Wunde bzw. auf eine passende Kompresse geben und verbinden. Dazu, sowie für jede äußere Anwendung, reicht ein MGO100+. Im Mund-, Nasen-, Rachenraum wäre ein MGO250+Mittel der Wahl, da hier mit Verdünnung durch Speichel und Schleimhautsekrete zu rechnen ist. Für tiefe innere Anwendungen – Magen, Darm, Blase etc. – sollten Sie einen MGO400+oder stärker wählen.
Es gibt einige Forschungen, die von einer Honigwirkung ausgehen, die über den direkten Oberflächen-Kontakt mit dem Erreger oder dem Entzündungsherd hinausgeht. Ihr Bestreben sollte jedoch nach wie vor sein, den Honig direkt an den Ort des Geschehens zu bringen sowie dafür zu sorgen, dass er dort möglichst lange und nachhaltig wirken kann.
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