Klaus Nüchtern - ok ist eh ok

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Der bereits fünfte Band mit ausgewählten Exemplaren der wöchentlich erscheinenden Kolumne «Nüchtern betrachtet» widmet sich einmal mehr dem Wahren, Guten und Schönen.
Nüchtern versuche sich zwischen dem leitartikelnden Gedröhne der Bescheidwisser und dem relativistischen Gefasel postmoderner Weiß-auch-nicht-so-Genaus mit ein bisschen Anmut hindurchzuschlängeln. Als Schmiermittel gelangt dabei unter anderem (Selbst)ironie zum Einsatz, die aber oft missverstanden wird. Nüchterns Ironie ironisiert vielleicht schon wieder die Ironie, indem sie deren zum Zwang und zur Manier gewordene Uneigentlichkeit unterläuft und etwas auch genau so meint, wie's gesagt ist.

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Klaus Nüchtern

ok ist eh ok

Nüchtern betrachtet: 74 fesche Kolumnen mit zwei funkelnden Vorworten von Harald Martenstein und Harald Tautscher

Falter Verlag

© 2009 Falter Verlagsgesellschaft m.b.H.

1011 Wien, Marc-Aurel-Straße 9

T: +43/​1/​536 60-0, E: bv@falter.at, W: faltershop.at

Alle Rechte vorbehalten.

Keine unerlaubte Vervielfältigung!

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

ISBN ePub: 978-3-85439-544-7

ISBN Kindle: 978-3-85439-554-6

ISBN Printausgabe: 978-3-85439-428-0

Inhalt

Cover

Titel Klaus Nüchtern ok ist eh ok Nüchtern betrachtet: 74 fesche Kolumnen mit zwei funkelnden Vorworten von Harald Martenstein und Harald Tautscher Falter Verlag

Impressum © 2009 Falter Verlagsgesellschaft m.b.H. 1011 Wien, Marc-Aurel-Straße 9 T: +43/​1/​536 60-0, E: bv@falter.at , W: faltershop.at Alle Rechte vorbehalten. Keine unerlaubte Vervielfältigung! 1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016 ISBN ePub: 978-3-85439-544-7 ISBN Kindle: 978-3-85439-554-6 ISBN Printausgabe: 978-3-85439-428-0

Harald Martenstein: Mein erstes und letztes Vorwort

Harald Tautscher: Jawollll! Genau so!

Klaus Nüchtern: „Naja, muss ja. Und selber?“

Ein Vater ringt um Schlaf

Man findet keine Freunde mit Salat

Schlichtheit ohne Scham

Verschiedene Formen der Fortbewegung

Jetzt war ich auch schon in New York

Das Harte und das Zarte

Auf der Suche nach dem geglückten Tag

Freundschaft zwischen Tier und Mensch

Was man tragen soll

Wo’s langgeht, kann ich gerne sagen

Quellen

Fußnoten

Mein erstes und letztes Vorwort

Neulich bin ich von einem Kollegen, einem österreichischen Kultkolumnisten, um ein Vorwort zu seiner neuen Kolumnensammlung gebeten worden. Das ist ein netter Herr, nicht mehr ganz jung, also habe ich zugesagt, obwohl es ja, glücklicherweise, viele nette, nicht mehr ganz junge Herren gibt auf der Welt. Wenn die alle Vorworte wollen, dann gute Nacht.

Warum hat Schiller keine Vorworte für Goethe geschrieben? Warum schreibt Walser keine Vorworte für Grass? Das ist ein minderes Genre. Ein Buch ist ein Baum. Eine Kolumne ist eine Staude. Ein Vorwort ist Löwenzahn. Vorworte reißen es irgendwie nicht. Nachrufe – ja! Aber ich wünsch keinem was Böses.

Also: Dies ist, ich schwöre es, das einzige Vorwort, das ich in meinem Leben verfasse. Sollte morgen Wolf Haas kommen, sage ich nein, sollte übermorgen Grass kommen, antworte ich nicht mal. Ich schreibe auch kein Supervorwort, ich schreibe eines, das gerade mal okay ist. Okay ist okay, es muss nicht immer super sein.

In den Kolumnen, die ich dann zugeschickt bekommen habe, ist mir als Erstes aufgefallen, dass darin vom Berliner Landwehrkanal die Rede ist, da wohne ich, und von der Schriftstellerin „Svealena Kutschke“. Dies ist in der vorliegenden Sammlung mein Lieblingsname und das exakte Gegenteil von „Klaus Nüchtern“. Eine Svealena Kutschke kann doch gar nicht poetischer oder origineller oder in sich Gebrochener schreiben, als sie sowieso schon heißt. Am besten zum Publizieren geeignet sind erwiesenermaßen klare, facetten- und spannungsarme Namen wie „Schiller“, „Grass“, „Haas“ oder „Nüchtern“, da kann man sich im Text noch steigern, auch wenn es nicht jedem gelingt. Witze über Namen – das ist unterste Schublade. Nun, gebt den Leuten eine Kommode, und sie werden die unterste Schublade öffnen.

Zu der Kunstform Kolumne ist zu sagen, dass sie kurz ist und nicht sehr systematisch und dass der Kolumnist immer über sich selber schreibt. Angeblich schreiben Kolumnisten über alles, in Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall, sie schreiben immer über das Gleiche, ihre Befindlichkeit, aber jedes Mal auf eine andere Weise. Die Schallplatte, die der Kunstform Kolumne am nächsten kommt, stammt von der slowenischen Band Laibach und enthält zwölf verschiedene Versionen des Songs „Sympathy for the Devil“. Je länger man eine Kolumne schreibt, desto schwieriger wird es übrigens, das ist ähnlich wie beim Schraubenzudrehen.

Klaus Nüchtern, der das schon sehr lange tut, wobei er die Qualität nicht nur hält, sondern eher verschärft, ist wieder so ein Großer, Dünner. Österreicher sind ja seltsamerweise fast immer entweder ewig schlaksig und bubenhaft wie Udo Jürgens und Jörg Haider oder fett wie Hermes Phettberg und Helmut Qualtinger. Als ich unlängst erwachte, lag meine Frau neben mir und sagte: „Wenn du dich jetzt in einen Österreicher verwandelst, dann habe ich entweder großes Glück oder großes Pech. Also lass es lieber.“

Meine Lieblingssätze aus der vorliegenden Sammlung:

3. Gebt den Leuten eine Kommode, und sie werden die unterste Schublade öffnen. 2. Okay ist okay, es muss nicht immer super sein. 1. Als ich unlängst erwachte, lag meine Frau neben mir. Mein Lieblingswort aus der vorliegenden Sammlung: Popscherldoktor.

Harald Martenstein

Jawollll! Genau so!

„Nüchtern betrachtet“ ist eigentlich ein analoges Facebook. Seit neunzehnhundertirgendwann erzählt Klaus Nüchtern seine Alltagserlebnisse. Leserinnen und Leser der Kolumne wissen so ziemlich alles über ihn.

Er kocht gerne (asiatisch, Innereien, Suppen), wandert in der näheren Umgebung, ist gastfreundlich veranlagt, schätzt Gastgärten und Gerstensäfte, beschreibt detailgetreu normale und eigenartige körperliche Zustände, ihre Auswirkungen und die manchmal daraus resultierenden Besuche bei professionellen Beratern und Heilern. Er hat eine klare Vorstellung davon, wie Unterhaltungsmedien funktionieren oder aber auch gefälligst zu funktionieren haben, er bügelt gerne, ist ein gewiefter Einkäufer von Lebensmitteln und Haushaltsartikeln auf Märkten und in Supermärkten.

Gerne stelle ich mir da ja vor, welche Niederlagen auf smarte Profiler bekannter Handelsketten lauern, die mittels Kundenkartenauswertung das eklektische Kaufverhalten Nüchterns auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen haben und durch auf ihn zugeschnittene Sonderangebote in Profit übersetzen müssen. Eine Jobverlustdichte, vergleichbar der im Investmentbankwesen anno 2009, Quartal eins, ist da nicht zu verhindern.

Wir nehmen regelmäßig am Familienalltag (daheim und auf Reisen) teil, erfahren von außergewöhnlichen Hobbys (Vögel beobachten, Wolken fotografieren), sportlichen Vorlieben, musikalischen Grenzerfahrungen, innerstädtisch geprägten Angewohnheiten und Ausdrucksformen seiner Freunde und Bekannten.

Das hohe literarische Niveau der wöchentlichen Mitteilungen wird neuerdings auch mit Preisen bedacht. Das ist gut. Die Ingredienz aber, welche mich Woche für Woche die Texte lesen lässt, ist dieser Stil, der die immer sehr expliziten und intimen Wahrnehmungen so in Szene setzt, dass sie weder verletzend noch untergriffig sind, auch wenn schon mal körperliche Züchtigungen, z. B. in Form kräftiger Tachteln, angedroht und eingefordert werden.

„Nüchtern betrachtet“ hat Groove, einen Groove vergleichbar mit einer Max-Nagl- oder Ken-Vandermark-Komposition (vgl. www.handsemmelrecords.com ). Wie Musik bescheren mir diese Geschichten regelmäßig kleine Alltagshöhepunkte, besonders auch dann, wenn die beschriebenen Begebenheiten und deren Analysen sich mit eigenen Wahrnehmungen decken und ein innerlich sattes „Jawollll! Genau so!“ auslösen.

Klaus Nüchtern gehört zu einer raren Spezies: Er ist Entertainer und Humanist.

Harald Tautscher

„Naja, muss ja. Und selber?“

Wenn Dirk Merbach, der Artdirector des Falter, und ich einander nach längerer Pause wieder in den Redaktionsräumlichkeiten begegnen, pflegen wir rituell den Standard sinnentleerter minimalistischer Bürokommunikation zu erfüllen: „Und?“ „Naja, muss ja. Und selber?“

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