Briefe aus der Ferne

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Ein weltweites Projekt Mit dem Anliegen, eingreifende feministische Politik zu entwerfen, wandte sich Frigga Haug an Frauen in aller Welt. Ihr Aufruf erhielt ein starkes Echo und aktivierte politische Energie rund um den Globus: 49 Feministinnen aus 13 Ländern auf 6 Kontinenten meldeten sich zu Wort. Die Briefe aus der Ferne zeigen, wie global diese Welt auch den Feminismus gemacht hat. Die Beiträge variieren von sachlichen Bestandsaufnahmen der politischen Lage an verschiedenen Orten über theoretische Erörterungen möglicher Politikformen bis zu flammenden Postulaten für Bündnisse gegen den globalen Kapitalismus. Die Orientierung über den jeweils eigenen Tellerrand hinaus, vielerorts schon vollzogen, anderswo noch Vision, lässt das Projekt über den Hier-und-jetzt-Bezug hinaus in die Zukunft weisen. Jede Politik, die heute gemacht wird, betrifft das Soziale. So gut wie alles hat globale Folgen. Eine feministische Einmischung ist im Gang.

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Jedes Setting, in dem Diskurse, mündlich oder schriftlich, zum Einsatz kommen, kann für die Forschung ausgewählt werden. Interessiert man sich für eine bestimmte Subjektkategorie, kann jedes Setting gewählt werden, in dem dieses Subjekt spricht oder schreibt oder diese Kategorie auftaucht. Wo gesprochene Sprache das bevorzugte diskursive Medium ist, könnten die Subjekte bereit sein, mit der Forscherin in eine Untersuchung über ihre Diskurse und Subjektivitäten einzutreten; oder möglicherweise haben sie für einen anderen Zweck Diskurse produziert, etwa für eine Dokumentation, ein Radiointerview, eine Erzählung. Die Forschenden können auch ihre eigenen Subjektivitäten hinterfragen und/oder ihren eigenen Diskursgebrauch.

Die Daten können enthalten: von den Interviewten angefertigte Darstellungen über den Gegenstand der Forschung; jede Art gesprochenen oder geschriebenen Textes, der für die zu erforschende Kategorie relevant ist; Beobachtungen von sozialen Szenen, in denen das untersuchte Subjekt diskursiv oder in anderen Praxisformen produziert wird. Die Daten werden nicht untersucht, als würden sie eine unabhängig existierende ›wirkliche Welt‹ beschreiben oder erklären, sondern als gestalterische Arbeit, die selbst an der Produktion ›der Wirklichkeit‹ beteiligt ist. Die Daten werden auf die ins Spiel gebrachten binären Kategorien und Diskursregime hin analysiert. Die Forschende könnte fragen: Wie konstruiert sich der/die InterviewerIn oder der/die SprecherIn im Text? Wie kon­struiert er/sie den/die andere/n? Wie konstruieren sie jeweils diskursiv und interaktiv den Forschungsgegenstand? Welche Regelwerke haben welche Wirkung? Welche diskursiven Strategien werden gewählt? Wie wird Unterwerfung oder Selbstermächtigung erreicht? Die Analyse soll nicht das individuelle Subjekt offenbaren, sondern die Prozesse der Subjektwerdung erforschen.

Die theoretischen Konzepte des (vergeschlechtlichten) Subjekts, der Subjektwerdung und des Diskurses sind zentral für jede Analyse. Die Theorie ist nicht getrennt von den einzelnen Projektstadien: Ob Fragestellung, Datenauswahl oder Datenauswertung, jeder Schritt ist fundiert durch die theoretischen Möglichkeiten, die das feministische poststrukturalistische Schreiben eröffnet.

Die Praxis des Schreibens von poststrukturalistischen Texten ist kein schlichtes Berichten, da das Schreiben selbst als konstitutiver Akt verstanden wird, so wie Datensammlung und -analyse. Der Text mag nicht den vorhersagbaren Mustern des Berichtens folgen, sondern macht sich möglicherweise daran, das Berichten selbst zu dekonstruieren oder in Frage zu stellen (Richardson 1997). Das Subjekt des Autors/der Autorin wird nicht aus dem Schreiben entfernt, sondern wird in dem produzierten Text in seinem Wirken sichtbar sein.

Literatur

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Butler, Judith (1992): »Contingent foundations«, in: dies. u. J. W. Scott (Hg.): Feminists Theorize the Political. New York, S. 3–21.

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Cixous, Hélène, u. Jacques Derrida (2001): Veils: Cultural Memory in the Present. Stanford.

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Deleuze, Gilles (1988): Foucault. London.

Foucault, Michel (1980): Power/Knowledge. Brighton.

Grosz, Elizabeth (1994): Volatile bodies: Towards a corporeal feminism. Bloomington.

Haraway, Donna (1991): Simians, Cyborgs and Women: The reinvention of nature. New York.

Haug, Frigga u. a. (1999): Female Sexualization. 2. Aufl. ( 11987), London; dt.: (1983): Frauenformen II: Sexualisierung der Körper. Berlin.

Henriques, Julian, Wendy Hollway, Cathy Urwin, Couze Venn u. Valerie Walkerdine (1998): Changing the Subject: Psychology, Social Regulation and Subjectivity. 2. Aufl. ( 11984), London.

Kristeva, Julia (1981): »Women’s time«, in: Signs 7(1).

Lather, Patti (1991): Getting Smart: Feminist Research and Pedagogy with/in the Postmodern. New York.

Richardson, Laurel (1997): Fields of Play: Constituting an Academic Life. New Brunswick/NJ.

St Pierre, Elizabeth A. (2000): »Poststructural feminism in education: An overview«, in: Qualitative Studies in Education 13(5): S. 477–515.

dies. u. Wanda Pillow (2000; Hg.): Working the Ruins. Feminist Poststructural Theory and Methods in Education. New York.

Walkerdine, Valerie (1990): Schoolgirl Fictions. London.

Weedon, Chris (1997): Feminist Practice and Poststructural Theory. 2. Aufl. ( 11987), Oxford.

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