Gerhard Köpf - Die Zeit auf alten Uhren

Здесь есть возможность читать онлайн «Gerhard Köpf - Die Zeit auf alten Uhren» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Die Zeit auf alten Uhren: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Die Zeit auf alten Uhren»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Auf alten Uhren vergeht die Zeit anders, und bisweilen scheint sie sogar stehen zu bleiben. So auch in diesem Album aus mehr als zwanzig Geschichten aus dreißig Jahren. Mal spielen sie im verlorenen Blauen Land der Kindheit, mal in exotischer Ferne, dann wieder in der Scheinwelt von Literatur, Theater und Film. Manchen Figuren, wie der eigensinnigen Tante Mirtel, begegnet der Leser öfter, andere haben nur einen einzigen Auftritt. Es sind heiter-nachdenkliche Geschichten von beharrlichen Lebensglücksuchern und ihren bisweilen zu großen Illusionen sowie von kleinen Leuten in ihrem stillen Kampf zwischen Gelingen und Scheitern. Samt und sonders sind sie alle dem Erzähler eine gute Story wert.

Die Zeit auf alten Uhren — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Die Zeit auf alten Uhren», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Furis Vater hat die Sommerfrischler freilich nie in die Gegend geführt, in der er gewohnt hat. Er schwärmte lieber von der Majestät der Alpen und hatte durchaus ein Auge für eine weibliche Frohnatur in seiner Kundschaft. Und eine war garantiert immer dabei. Furi war arglos und folgsam, seine Schrift war sorgfältig aus Angst davor, etwas falsch zu machen, freilich tat er sich ein wenig schwer mit dem Rechnen, schrieb dafür aber mit geschmeidigen Worten phantasievolle Aufsätze und erzählte darin von Höhlen, in denen sich Truhen mit Golddukaten stapelten, er schwärmte von fernen Juweleninseln, von Sklavenkarawanen, Halbblutindianern, von Trapper Geierschnabel, der Pyramide des Sonnengotts, von Satan und Ischariot und von allem, was er in seiner kindlichen Vorstellungskraft miteinander verknüpfen konnte. Furi las nämlich viel, ja, er las fast pausenlos, und zwar mit Vorliebe das, was der Pfarrer im Religionsunterricht als Schundliteratur bezeichnet hatte. Doch Furi blieb mit seinen zwölf oder dreizehn Jahren davon seltsam unbeeindruckt und hielt sich an den dickleibigen, eng bedruckten Schmökern fest, die er unter der Bank versteckte oder im Schulranzen mit sich herumtrug und deren Titel er schneller herschnurren konnte als das Confiteor in der Messe: „Confiteor Deo omnipotenti et vobis, fratres, quia peccavi nimis cogitatione, verbo, opere et omissione …“ Was da auf den Buchdeckeln stand, klang allemal weitaus geheimnisvoller: „Durch die Wüste“, „Durchs wilde Kurdistan“, „Von Bagdad nach Stambul“, „In den Schluchten des Balkan“, „Durch das Land der Skipetaren“ … Mit diesen magischen Worten schien Furi imstande, die Erdachse zu verschieben. Aber woher kamen die Bücher? Es lag doch auf der Hand, dass sich eine Spülerin oder ein einarmiger Fremdenführer keine Bücher leisten konnten, und seien es noch so windig gebundene Exemplare. Woher stammten sie also? Hatte Furi sie geklaut? Aber wo? Wer in aller Welt hätte im Blauen Land solche Schwarten besitzen sollen, die vom Tal des Todes erzählten, von Derwischen, dem Löwen der Blutrache, dem Sand des Verderbens oder vom Rio de la Plata? Was war das überhaupt: Rio de la Plata?

Furi trug eine Brille, natürlich mit Kassengestell und wurde deshalb gelegentlich auch Brillenschlange gerufen. Wenn er las, schienen die dicken Gläser anzulaufen, und man hätte glauben können, das schmächtige Bürschlein entziffere die Buchstaben wie durch einen Nebel, aber das Beschlagen der Brille rührte vom Eifer der Lektüre, welcher die Knabenstirn über Gebühr erhitzte. Ansehen erwarb sich Furi nicht mit seiner Leidenschaft – im Gegenteil. Wenn einer sportlich eine Flasche war und weder für die Elite, die Fußballmannschaft gewählt noch aufgestellt werden konnte, dann taugte er nur noch dazu, gehänselt zu werden. Wozu wäre so ein Magermilchkrüppel auch sonst gut gewesen? Dürr, rothaarig, Brillenschlange: das genügte. Und dann auch noch diese Bücher. Also machten sich die Bauernsöhne einen Spaß daraus, Furi nach der Schule tüchtig zu verprügeln. Die Lust, den Schwachen zu peinigen, entwickelte sich zur neuen Sportart. Nur die Champions blieben dieselben, die auch den Fußball dominierten. Schon während der großen Pause hatten sie Furi aus nichtigem Grund angerempelt und ihm befohlen, sein Butterbrot in den Dreck zu werfen. Weil er sich standhaft geweigert hatte, war einem von den Größeren einfach die Hand ausgerutscht und derart heftig klatschend in Furis Gesicht gelandet, dass seine Stulle ganz ohne sein Zutun auf den Schulhof flog. Der Lehrer war dazu gestoßen, hatte Furi sogleich an den Ohren gezogen und ihm die Leviten gelesen: er solle sich schämen, derart verächtlich mit Brot umzugehen. Kinder in Afrika würden dankbar sein … Furi war gar nicht dazu gekommen, den wahren Hergang zu erklären, denn der Lehrer glaubte ihm ohnehin kein Wort. Wer blass und rothaarig war, von der Freibank kam, wer einen einarmigen Fremdenführer als Vater hatte und als Mutter eine, die Latrinen säuberte, wer sich überdies noch anmaßte, Bücher zu lesen, dem konnte man nicht glauben. Der log, sobald er sein Maul auftat. So kam es, dass Furi außer seinen Büchern keine Freunde hatte. Die Mitschüler verspotteten ihn, sie schalten ihn einen Lügner, wenn er von der Sklavenkarawane erzählte oder vom Sand des Verderbens, wenn er die Derwische tanzen ließ oder die Pyramide des Sonnengotts bestieg. Und wer lügt, dem war alles Schlechte zuzutrauen. Der Pfarrer hatte sie mit diesen Worten gewarnt: „Wer lügt, der stiehlt und kommt in d'Höll und wird des Teufels G'sell.“ Daraus folgte: Furi musste seine Bücher gestohlen haben. Aber er schwieg zu den Vorwürfen, und es gelang auch nicht, ein Geständnis aus ihm herauszuprügeln.

Viele Butterbrote landeten noch im Dreck, und auch die Bücher nahmen Schaden, denn Furi musste auf ihnen herum trampeln, man riss Seiten heraus, ja, einige urinierten sogar darauf. Zuerst hatte Furi noch Rotz und Wasser geheult und um Gnade für seine Bücher gebettelt, doch da er nicht erhört worden war, versiegten eines Tages seine Tränen, und er sah stumm diesen Hinrichtungen zu. Sein einarmiger Vater sagte ihm, er sei selbst daran schuld. Warum könne er nicht sein wie die anderen? So schwer sei das doch nicht. Die Bücher hätten ihn verweichlicht und verdorben. Die Mutter schwieg zu alledem und zählte immer wieder ihr Haushaltsgeld. Am Abend, wenn sie ihren schwächlichen Sohn im Bett liegen sah, wenn er eingeschlafen war und sie ihm die Taschenlampe und seinen Schmöker aus der Hand nahm, um sie auf dem Nachtkästchen abzulegen, schossen ihr Tränen in die Augen. So wehrlos lag ihr Siegfried da, und die einfache Frau verstand, warum er nicht glücklich werden würde im Leben. Die Dummen würden ihn, seine Träume und Sehnsüchte, seine Hoffnungen und seine Verzweiflungen nie begreifen, und die Intelligenteren, die Glücklichen und Starken würden sich von seiner Wehrlosigkeit in Frage gestellt sehen, und beide würden ihn weiterhin quälen und an seinem Lebensglück hindern. Was kann eine Mutter in so einem Fall tun, mag sie sich gefragt und dabei eingesehen haben, dass ihr nichts anderes übrig bleiben würde, als weiterhin die Fehler zu machen, die sie bisher gemacht hatte. Von ihrem Mann würde sie keinerlei Hilfe oder gar Verständnis erwarten können. Der fuchtelte lieber mit seinem kümmerlichen Armstummelchen in der Gegend herum, lockte die Kurgäste an wie der Rattenfänger von Hameln und konzentrierte sich bei jedem neuen Sonderzug, der am Bahnhof ankam, darauf, ob nicht vielleicht eine lustige Witwe dabei war, der er mit seinem gesunden Arm und seiner kräftigen Hand, mit der er Furi die üblichen Ohrfeigen gab, das Alpenglühen näherbringen konnte.

Dann kam der Tag, an dem die Klasse einen Ausflug machte. Das Wort dafür hieß Wandertag. Vorher gab es jedes Mal Streit um das Ziel. Die Mädchen wollten Schloss Neuschwanstein besuchen, andere zog es in den Hopferwald zu einem Lagerfeuer unter Aufsicht, die Mehrheit wollte am liebsten gleich auf den Fußballplatz. Aber jedes Mal entschied zuletzt doch der Lehrer, wohin es gehen sollte. Diesmal entschied er sich für die „Große Zwing“. So hieß eine enge Gebirgsklamm, an deren Ende ein Wasserfall aus gewaltiger Höhe von senkrecht überhängenden Wänden über Felsbänke und bizarre Gesteinsformationen in die Tiefe stürzte und in Gischt und Gebraus jeden noch so lauten Schrei verschluckte. Auf halber Höhe führte ein schmaler, in den Felsen gehauener Holzsteg durch die Schlucht und gab den Kurgästen Gelegenheit, dieses grausige Naturschauspiel aus unmittelbarer Nähe zu bewundern. Wenn unter einem der Tiefenbach brodelte und von oben die Wassermassen durch die zu jeder Tageszeit nur spärlich helle Klamm brachen, so vermittelte das dem Besucher ein wohlig schauderndes Gefühl, das ihm für einen Augenblick demonstrierte, wie klein doch der Mensch war im Angesicht der Naturgewalten.

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Die Zeit auf alten Uhren»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Die Zeit auf alten Uhren» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Die Zeit auf alten Uhren»

Обсуждение, отзывы о книге «Die Zeit auf alten Uhren» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x