Gerhard Köpf - Die Zeit auf alten Uhren

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Auf alten Uhren vergeht die Zeit anders, und bisweilen scheint sie sogar stehen zu bleiben. So auch in diesem Album aus mehr als zwanzig Geschichten aus dreißig Jahren. Mal spielen sie im verlorenen Blauen Land der Kindheit, mal in exotischer Ferne, dann wieder in der Scheinwelt von Literatur, Theater und Film. Manchen Figuren, wie der eigensinnigen Tante Mirtel, begegnet der Leser öfter, andere haben nur einen einzigen Auftritt. Es sind heiter-nachdenkliche Geschichten von beharrlichen Lebensglücksuchern und ihren bisweilen zu großen Illusionen sowie von kleinen Leuten in ihrem stillen Kampf zwischen Gelingen und Scheitern. Samt und sonders sind sie alle dem Erzähler eine gute Story wert.

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Mir jedoch gefiel seinerzeit „Tiritomba“ viel besser, gesungen von Margot Eskens. Bei einer Strophe musste ich stets ein wenig schlucken, wenn es hieß: „Eines Tages aber kam er nicht mehr wieder, es verklangen all die Lieder.“ Überhaupt: Margot Eskens, eine sanftäugige Zahnarzthelferin aus dem Rheinland, die nunmehr die Titelseiten der Illustrierten des Lesezirkels schmückte und deren Blick jenen nebulösen Hang zum Melancholischen verhieß, der einem in der Pubertät bisweilen so gut tut. Sie wurde mein erster heimlicher Schwarm. Margot Eskens! Das war schon ein anderes Kaliber als die Damen Vogelsang mit ihrem herben Ostsee-Charme, der vermutlich auf nichts anderem beruhte als auf einer gewissen adeligen Einfältigkeit, wie sie heute nicht einmal mehr den blaublütigen Gattinnen pomadiger Politiker zur Verfügung steht.

Als dann die Damen Vogelsang im Spätherbst mit dem üblichen Getöse, den mehrfach vom Karren polternden Schrankkoffern, dem hektischen Suchen nach Regenschirmen und Fahrkarten und unter Anteilnahme der Blaskapelle sowie einer Ehrenabordnung der Freiwilligen Feuerwehr wieder abreisten, schwiegen auf einmal die sonst den ganzen Sommer über zirpenden Grillen, und die Schwalben, die so hoch geflogen waren, kehrten im nächsten Frühjahr ebenso wenig zurück wie die Damen aus dem Baltikum. Kein Zweifel: die drei Ladies haben sie mit sich genommen, und mit den Grillen und den Schwalben zugleich den Zauber meiner Kindheitssommer.

Was ich damals nur dunkel ahnen konnte, kann ich heute mit hundertprozentiger Gewissheit beschwören: Solche Bäume wachsen nicht mehr. Diese mir unvergesslichen Damen Vogelsang haben sich in das Schicksalswissen, einer untergehenden Spezies anzugehören, hineingewickelt wie in ihre zahllos übereinander getragenen rosafarbenen Unterröcke und wehenden Reformgewänder. Und sie trugen dieses Wissen mit der ihnen eigenen Würde. In ihrem Stolz wussten sie, dass bald die ganze Welt über sie hinweg trampeln würde, denn mit diesen drei liebenswerten Vogelscheuchen irgendwo aus dem hohen Norden, von denen niemand weiß, was aus ihnen geworden ist, starb eine ganz bestimmte Gattung der Sommerfrischler. Es war jene Spezies, die in Habitus und Kleidung einem geheimnisvollen Ritual gefolgt war, das mit seinem bescheidenen Glanz für jeden heutigen Touristen und dessen verwöhnte Ansprüche ein ewiges Enigma bleiben wird. Das bezaubernd Rätselhafte daran liegt nämlich weit jenseits der Verstehensgrenze jener, die sich zwar unendlich wichtig vorkommen, dabei aber ihre eigene Bedeutungslosigkeit so wenig erkennen wie ihre Vulgarität.

Madame Schaumlöffl

Ungelogen: Sie hieß wirklich Schaumlöffl, Maria Magdalena Schaumlöffl, und sie war das einzige Kind des Zuckerbäckers August Schaumlöffl und seiner Ehefrau Martha, geborene Sterzel. Wer damit angefangen hat, das Fräulein Schaumlöffl mit Madame anzusprechen, ist heute nicht mehr mit hundertprozentiger Sicherheit zu eruieren. Möglicherweise hatte meine Tante Mirtel die Hände im Spiel, denn sie liebte solche Spötteleien. Genaues weiß man nicht, aber ich habe da so einiges munkeln hören. Und es wäre auch nicht die erste Angelegenheit gewesen, bei der sie im Hintergrund nicht tüchtig mitgemischt hätte. Fest steht nur, dass sich diese Form der Anrede rasch etablierte und, wie übereinstimmend befunden wurde, der Respekt gebietenden Erscheinung der tüchtigen Geschäftsfrau sogar durchaus angemessen war.

Madame Schaumlöffl also, eine glänzend im Strumpf stehende Enddreißigerin, die wie eine resche Mittzwanzigerin aussah, war durch Schleckereien reich geworden. Sie hatte bei ihrem Vater, einem weithin angesehenen Zuckerbäcker, das Handwerk gründlich gelernt und eines Tages, als der Alte begann, die Zutaten zu verwechseln, das elterliche Geschäft übernommen und zu dem gemacht, was es heute in der Welt der Feinschmecker ist: ein Begriff. Wo immer Madame Schaumlöffl aufkreuzte, und es gab eine Zeit, in der sie kein gesellschaftliches Ereignis zwischen Bayreuth und Salzburg ausließ, tuschelte man nicht nur über ihr fabelhaftes Aussehen, denn sie war so gesund und rotbackig wie ein Mädel vom Land, sondern auch über den Umstand, dass Madame Schaumlöffl nie geheiratet hat, also eigentlich eine Mademoiselle Schaumlöffl war.

Ihre große Liebe, der Patissier Jacques, erster Geselle ihres Vaters, ein hochbegabter Franzose aus Savoyen, von dem sie nur den Vornamen kannte, hatte sich, obgleich er ihr mit allerlei französischen Schöntuereien die Ehe versprochen, kurz vor Bestellung des Aufgebotes mit der Ladenkasse auf Nimmerwiedersehen aus dem Staub gemacht, so dass die auf schnöde Weise Sitzengelassene nie den vollen Namen ihres Angebeteten erfuhr, denn selbstverständlich waren seine nachlässig zurückgelassenen Papiere gefälscht. So blieb sie also ledig, konzentrierte sich umso eifriger auf das Geschäft, stellte nur noch italienische Gesellen ein und machte ihrem sprechenden Namen mehr und mehr Ehre.

Bis sie eines Tages auf Stefano Lavarone stieß, einen Reisenden in Sachen Damenunterwäsche. Dieser Bonvivant aus Mailand führte nur feinste, hauchdünne Modelle in seinem Musterkoffer mit sich, eines sündhafter, ja verruchter als das andere, und samt und sonders französische Marken, die nicht nur für Qualität, sondern auch für hohe Preise bürgten und die auszusprechen einem die Schamröte über die Zunge trieben.

Wie Lavarone es angestellt hat, dass ihn Madame Schaumlöffl bei sich zu Hause empfing, ist nicht bekannt geworden. Auffällig war nur, dass er bereits nach dem zweiten Besuch bei ihr übernachtete. Im Gästezimmer, wie sie ausdrücklich gegenüber ihren Freundinnen betonte, mit denen sie sich, so oft es ihre Geschäfte zuließen, zum Kaffeekränzchen traf.

Lavarone freilich war ein Hallodri. Das sah man ihm auf Anhieb an: souveränes Auftreten, geschmeidige Bewegungen, glutvolle Augen, Brillantine im Haar, ein gepflegtes Menjou-Bärtchen, elegantes Äußeres und einen schmachtenden Blick, mit dem er offenbar jede Frau für sich und sein ebenso kostspieliges wie leicht frivoles Angebot einnehmen konnte. Er sprach Deutsch mit einem italienischen Akzent, was für sein Geschäft zweifellos einträglicher war als lupenreines Hochdeutsch mit hannoveraner Einschlag. Wenn er beispielsweise das Wort Mieder aussprach, hatte man den Eindruck, er parliere nicht nur von der Verpackung, sondern auch gleich vom Inhalt. Dabei setzte er vor allem seine in der Luft allerlei Gestalten formenden Hände ein, gestikulierte herum, fuchtelte, deutete, schmeichelte, speichelte, streichelte, ließ seine gepflegten Finger wie ein Paganini spielen, wedelte und tätschelte, als gelte es, dem Teufel eine Seele zu gewinnen. Er konnte einem einen Knopf ans Ohr quasseln: ein typischer Vertreter eben.

Was er Madame Schaumlöffl alles aufgeschwatzt und angedreht hat, konnte man nur ahnen, wenn gelegentlich – wie aus purem Zufall – irgendwo eine zarte Spitze hervorlugte, denn die Dame hielt sich strikt an das Eisberg-Prinzip: der wichtigste Teil blieb unsichtbar. Hin und wieder glaubte man auch, ein geheimnisvolles seidenes Rascheln zu vernehmen, wenn Madame sich bückte oder auf eine Staffelei stieg, um aus den oberen Regalen etwas herunterzuholen. Sobald man jedoch dieses Geknisters gewahr wurde, dachte man unwillkürlich an Stefano Lavarone, und man hatte das Bedürfnis, umgehend die Beichte abzulegen.

Der Milanese war nämlich, nicht wie sonst üblich, nach wenigen Tagen des Aufenthaltes im Blauen Land weitergezogen, sondern er war geblieben. Und zwar im Hause der Madame Schaumlöffl, und es hatte nicht lange gedauert, bis er bei den Honoratioren am Stammtisch einen festen Platz erobert hatte und naturgemäß das große Wort führte. Dabei ging es – außer in einigen frivolen Herrenwitzen zu vorgerückter Stunde – nicht mehr um Damenunterwäsche, sondern um Grundstücke, und es sollte sich herausstellen, dass besagter Lavarone auch dafür einen Riecher hatte. Zunächst vermittelte er Wohnungen zu Freundschaftspreisen: unter der Hand, versteht sich. Kein halbes Jahr später hatte er bereits ein kleines Büro, schaffte sich eine energische Sekretärin an, die das Telefon bediente, und betrieb einen schwunghaften Handel mit einer neuen Mode, die sich Ferienwohnungen nannte, zu der auch Urlaub auf dem Bauernhof kam. Längst hatte Lavarone einen Sitz im Gemeinderat und saß, wie praktisch, dem Bauausschuss vor. Als der Vorsitzende des Skiklubs von einem Herzinfarkt gefällt wurde, rückte der selbstlose Italiener nach und sorgte dafür, dass sich nicht nur neue Skilifte in die Steilhänge fraßen, sondern auch namhafte Wettkämpfe ins Blaue Land kamen, die via Fernsehen in alle Welt übertragen wurden. Da es aber beim Wintersport bedauernswerterweise immer wieder zu Knochenbrüchen kam, verfiel die Gemeinde auf die glorreiche Idee, eine Spezialklinik mit angeschlossenem ReHa-Zentrum zu bauen. Dafür infrage kam aber kein kommunaler, sondern ein privater Bauträger. Wie dieser heißen sollte, war kein Geheimnis. Die Bäume des Stefano Lavarone schienen in den Himmel zu wachsen, und Madame Schaumlöffl, die auch nach der pompösen Hochzeit mit weißer Kutsche, Schimmeln und beinahe kirchturmhoher Torte weiterhin ihre Zuckerbäckerei betrieb, zu der sich mittlerweile zahlreiche Filialen gesellt hatten, wurde immer runder, rotbackiger und stolzer.

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