10. Führen Sie entlang des anterioren Aspekts des Rachens eine schwingende Behandlung durch, sofern der katarrhalische Zustand markant wird.
11. Behandeln Sie den V. Hirnnerven, indem Sie den Patienten beidseits des Kopfes am Kieferwinkel halten, während er seinen Mund öffnet und schließt. Stimulation und dann starke Hemmung an der supraorbitalen Kerbe, am Foramen infraorbitale sowie am Foramen mentale verschaffen oft Erleichterung.
Bei Erkältung mit laufender Nase entspannen Sie durchgehend die zervikale Muskulatur. Dann drainieren Sie die Zerebrospinale Flüssigkeit durch das Okziput.
In Verbindung mit den Kopfschmerzen behandeln Sie die Venae jugulares, um eine Venendrainage aufzubauen. Dabei liegt der Patienten auf dem Rücken und Sie heben seinen Arm und dann die Klavikula an.
TABELLE DER UNTERSCHIEDE ZWISCHEN POCKEN, SCHARLACH UND MASERN 35
MASERN
• Zwischen dem Kontakt mit dem Ansteckungsauslöser und dem Beginn der Erkrankung vergehen für gewöhnlich sieben bis 14 Tage.
• Das Fieber ist mäßig. Es sinkt nicht, steigt jedoch oft, sobald der Ausschlag sich zeigt. Dieser beginnt am vierten Tag zunächst auf Gesicht und Hals und breitet sich dann
• innerhalb von zwei Tagen über den gesamten restlichen Körper aus.
• Er erscheint in halbmondförmigen Anordnungen, die dazwischen liegende Haut ist ungesund.
• Der Ausschlag dauert fünf Tage und löst sich dann in feinen Schuppen ab. Die Zunge ist belegt und an den Rändern rot,
• Augen und Nase laufen, es besteht Bronchitis. Ein wunder Rachen ist sehr selten.
• Die mentalen Funktionen sind nicht betroffen.
• Es gibt kein Sekundärfieber, das heißt, wenn das erste Fieber abgeklungen ist, was während des zweiten oder dritten Tages nach Auftreten des Ausschlags geschieht, kommt kein weiteres Fieber.
• Auf Masern folgen oft chronische Bronchitis, Schwindsucht und Augenentzündung der Augen.
• Der Zeitraum zwischen Ansteckung und Erkrankungsbeginn ist variabel, oft umfasst er drei bis sechs Tage, es können aber auch mehrere Wochen sein.
• Das Fieber ist heftig und hält nach dem Auftreten des Ausschlags ohne Unterbrechung an.
• Der Ausschlag erscheint am zweiten Tag auf, zuerst an Hals und Brust und innerhalb von 8–10 Stunden dann am ganzen Körper, sodass kein einziger Flecken Haut gesund bleibt.
• Nach sechs oder sieben Tagen beginnt er, sich in großen Flocken abzulösen.
• Die Zunge ist mit zahlreichen feinen roten Punkten bedeckt wie eine Erdbeere.
• Eine auffällige Bronchitis oder ein Laufen von Augen oder Nase kommen selten vor. Stets ist aber der Rachen wund.
• Auch mentale Symptome können in Form von Delirium und Krämpfen auftreten. Sekundäres Fieber gibt es keines.
• Auf Scharlach folgen oft die Bright-Erkrankung 36, Wassersucht, Augenentzündung, Taubheit und Vergrößerung der Drüsenstrukturen im Halsbereich sowie bisweilen auch Lähmung.
• Die Inkubationszeit beträgt zwischen fünf und 20 Tagen, gewöhnlich aber etwa 10 Tage. Das Fieber in der Regel hoch, klingt aber ab, sobald der Ausschlag erscheint.
• Dieser zeigt sich am dritten oder vierten Tag, und zwar zuerst um den Mund und auf der Stirn.
• Er besteht zunächst aus Pusteln, die sich nach einem Tag in wässerige Blasen verwandeln, bis sie schließlich weiß werden und eine rundliche Vertiefung aufweisen.
• Die Zunge ist stark belegt und oft geschwollen.
• Ein Laufen von Augen oder Nase kommt nicht vor und Bronchitis selten. Häufig ist der Rachen entzündet, allerdings nicht so stark wie bei Scharlach. Das sekundäre Fieber tritt nach mehreren Tagen Ausschlag auf.
• Die Pockenerkrankung zieht in der Regel keine anderen Erkrankungen nach sich, kann aber zu einer schweren Schädigung des Sehvermögens führen. Auch hinterlässt sie hässliche Narben im Gesicht und auf der Körperhaut.
Hier handelt es sich um eine akute Infektionserkrankung, deren Auslöser der Allgemeinmedizin zufolge auf den Pfeifferbazillus zurückgeht.
Prädisponierende Ursache ist die geringe Vitalität des Patienten. Typisch für Influenza sind:
1. extreme Erschöpfung,
2. starke Störung der respiratorischen Funktion – und gelegentlich
3. intensive katarrhalische Zustände.
Auch heftige Kopfschmerzen oder starke Muskelschmerzen, die am Oberkörper beginnen und sich nach unten ausdehnen sind markante Symptome. Als Komplikationen können auftreten:
1. Magenerkrankungen;
2. Darmerkrankungen – und
3. Erkrankungen der Bronchien.
Eine der gewöhnlichsten Komplikationen besteht in einer mentalen Erkrankung, die sich z. B. als Melancholie oder Trübsal äußert. Menschen, deren Wesen dem entgegensteht, werden im Allgemeinen von Launenhaftigkeit geplagt. Von allen bei Grippe vorkommenden Nebenerscheinungen sind das die unangenehmsten. Andere Zustände findet man wiederum bei alten Menschen. Hier ist Pneumonie die häufigste Komplikation. Sie kann, abhängig von der Vitalität des Patienten, sechs Wochen oder länger dauern. Auch ein katarrhalischer Zustand des Instestinum ist eine bei dieser Patientengruppe oft auftretende Komplikation. Bemerkenswert bei Influenza ist, dass sie ihren Anfang stets im schwächsten Teil nimmt, in dem wir dann neben der Grippe möglicherweise einen weiteren Zustand vorfinden, der zu Bronchitis, Pneumonie oder Darmentzündung führt. Dies zeigt uns, dass die Influenza selbst keine tödliche Erkrankung ist, während die sie begleitenden Komplikationen durchaus letal sein können. Influenza ist eine epidemische Erkrankung, die meist die Bevölkerung einer bestimmten Gegend befällt. Ihr periodisches Auftreten hängt von atmosphärischen Gegebenheiten ab. Wahrscheinlich ist sie zu einem gewissen Grad kontagiös, wobei ihr die Luft als Medium dient.
Grippe beginnt mit
1. einem statischen Zustand des venösen Blutes und der feinen Nervenendigungen.
2. Es lassen sich keine spezifischen morbiden anatomischen Veränderungen feststellen, mit Ausnahme einer intensiven Kontraktur der Blutgefäße im Kopf und ebenso der Muskulatur im subokzipitalen und oberen zervikalen Bereich, später der gesamten Muskulatur des Körpers. Die morbide Anatomie der Komplikationen ist gleich.
Kein toxischer, sondern ein vasokonstriktorischer Zustand; zudem eine recht häufige Komplikation.
Die Inkubationszeit umfasst zwei bis vier Tage, gelegentlich auch länger, doch folgt ihr im Zusammenhang mit dieser Komplikation stets eine Entwicklungsphase, die sich über 30–35 Tage erstreckt. Die Erkrankung beginnt schlagartig.
1. Sie fängt an mit einem Kälteschauer oder einer ganzen Reihe solcher Schauer, bisweilen begleitet von einem starken Rigor, der den Körper in eine starr gebogene Haltung zwingt.
2. Die Temperatur steigt schnell an und beträgt im ersten Stadium zwischen 37,5 Grad Celsius und 39,5 Grad Celsius. Liegt sie darüber, handelt es sich um eine sehr schwere Form von Influenza.
3. Als nächstes Symptom zeigen sich heftige Kopfschmerzen. Der Patient hat seiner Beschreibung nach das Gefühl, sein Kopf wird von zwei Schraubstöcken zusammengepresst, was sich erklären lässt durch die Tatsache, dass vasokonstriktorische Einflüsse das Blut unter Druck setzen.
4. Auch im Rücken treten Schmerzen auf, die sich über die Rippen und auf die unteren Extremitäten erstrecken.
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