Im ersten Masern-Stadium haben wir es mit einer Erkältung zu tun und mit allen damit verbundenen Läsionen.
1. Es folgen Kälteschauer oder Frösteln – nicht typisch und weiter Energieverlust mit daraus resultierender Schwäche.
2. Bisweilen tritt ein kruppöser Husten auf, der den Rachen betrifft. Zeigt er sich hart und metallisch befällt er die Bronchien; weicher Husten betrifft dagegen die Pleura und die Lungen.
3. In diesem Erkrankungsstadium fühlt sich der Patient allgemein schwach, manchmal sowohl mental als auch physisch. Etwa am vierten Tag erscheint der Ausschlag. Der Fiebergipfel ist dann schon erreicht worden. Dieses Fieber ist für den Patienten nützlich, denn es handelt sich um den physiologischen Versuch der Natur, toxisches Material an die Körperoberfläche auszustoßen. Der Ausschlag stellt eine Reaktion auf die hohe Temperatur dar. Er beginnt gewöhnlich an Stirn und Schläfen und verbreitet sich rasch über das Gesicht und den zervikalen Bereich. Innerhalb von 48 Stunden sind der gesamte Körper und die Extremitäten bedeckt. Es ist zu bemerken, dass der Ausschlag bei Masern nicht so schnell kommt wie bei Scharlach und Pocken. Die Papula erscheint zuerst als kleiner roter scharlachartiger Fleck, jedoch nicht so eine intensive Rotfärbung aufweist. Zudem ist der Masernausschlag für gewöhnlich in semilunaren Flecken angeordnet.
Masern erkennt man an drei Merkmalen:
1. Der Ausschlag breitet sich zuerst auf dem Gesicht, dann im zervikalen Bereich und zuletzt am Körper aus. Die Papula ist ein kleiner roter Fleck, der, wenn man ihn zwischen die Fingern nimmt, an einen Flohbiss erinnert, eigentlich aber wie Pockenpusteln geformt ist, obgleich er sich für die Finger nicht so knötchenartig anfühlt. Untersuchen Sie den Ausschlag sorgfältig mit einem Vergrößerungsglas und stellen Sie fest, ob die Flecken dunkelrot sind oder nicht. Sind sie von dunkelroter Farbe, ist ein Irrtum ausgeschlossen. Die dunkle Färbung des Hintergrunds ist in erster Linie auf venöses Blut zurückzuführen.
2. Stellen Sie fest, ob der Ausschlag die Form runder Pusteln hat.
3. Überprüfen Sie, ob die Ausschläge in jenen halbmondförmigen Anordnungen erscheinen, die charakteristisch sind für Masern. Halbmondförmig angeordnete Ausschläge gibt es auch bei Syphilis, jedoch mit anderen Eigenschaften.
Anhand dieser drei Merkmale ist man in der Lage, Masern von allen anderen Erkrankungen zu unterscheiden. Die Ausschläge dauern gewöhnlich zwei oder drei Tage und verschwinden dann mit mehr oder weniger Abschuppung. Ein pustulöser Zustand ist bei Masern sehr selten, man findet ihn nur als Auswirkung einer Blutvergiftung. In diesem Stadium sind im Zusammenhang mit Hämorrhagie möglicherweise katarrhalische Symptome auf der Körperoberfläche feststellbar, ein Hinweis, dass es sich um den malignen Masern-Typ handelt. Charakteristisch für diese Form der Erkrankung sind Einblutungen aus den Blutgefäßen in die Haut, die diffuse dunkelrote Flecken erzeugen. In einigen Fällen dieses Typs lässt sich durch Behandlung des Herzens eine leichte Linderung erreichen, insbesondere wenn Schleimhaut und Bindegewebe mit diesem schwarzen oder gestockten Blut angefüllt sind.
Bei den so genannten deutschen Masern kommt kein Kältegefühl auf. Die anderen mit diesem Kältegefühl einhergehenden Nervenzustände ähneln aber denen bei normalen Masern. Deutsche Masern beginnen mit einem leichten Fieber und wundem Rachen. Komplikationen sind katarrhalische Symptome, verbunden mit einem Ausschlag, der als punktförmig bezeichnet wird. Die deutschen Masern sind zwar infektiös, werden aber im Allgemeinen nicht als kontagiös betrachtet. Die Inkubationsphase dauert zwei bis fünf Tage oder sogar noch kürzer. Dauert sie länger als fünf Tage, treten Komplikationen auf.
Achten Sie bei allen Masern-Typen während der Rekonvaleszenz auf Störungen der Lymphbahnen, das heißt auf Vergrößerungen der Lymphknoten am Hals und im zervikalen Bereich. In diesem Zustand besteht die Gefahr einer Pneumonie, weil keine lymphatische Durchspülung der Lungen erfolgt. Um die Lungenentzündung abzuwenden, behandeln Sie die Lymphbahnen an C5 und C6, das regt die Lungenspülung an. Die Erholung geht im Allgemeinen langsam vor sich. Das Verblassen des Ausschlags und die Schuppung der Haut dauern für gewöhnlich 4–16 Tagen. Die Haut schält sich nicht so stark wie bei Scharlach, die Schuppen sind immer klein. Das Fieber, das während des Ausschlags angedauert hat, beginnt nun zu sinken, während der Husten und die Entzündung in den Augen noch einige Tage anhalten können.
1. Die Muskulatur zeigt sich steif und hart und verlangt Entspannung durch Hemmung und Artikulation. Die betroffene Muskulatur befindet sich
a. im anterioren Teil des zervikalen Bereichs;
b. in der unteren Hälfte des zervikalen Teils;
c. im interskapluaren Bereich.
2. Achten Sie auf die Schnupfen- und Augen-Symptome:
a. Die Lymphbahnen am Hals sollten an den Processus transversi C5–C7 behandelt werden.
b. Dann behandeln Sie Augen und Gesicht. Bearbeiten Sie die Augen mit Fingern und Daumen vom äußeren zum inneren Kanthus und setzen Sie diese Behandlung an der Nase entlang abwärts fort. Anschließend behandeln Sie die Seite des Gesichts vom inneren Kanthus bis zum Kieferwinkel. Dies beendet den wässerigen Zustand der Augen bei Masern.
3. Ausschlag. Die Behandlung erfolgt an Kehle und Zungenbein unterhalb des Kinns. Setzen Sie den Druck am Unterkiefer entlang fort, bis Sie zum Winkel kommen, und dann hinunter zur Klavikula. Mehrere solche Behandlungen kontrollieren das Lymphsystem.
4. Bronchiale Symptome – Ein Stau in den Bronchialkapillaren kann auf zweierlei Art behandelt werden:
a. über die Blutzufuhr zu den Lungen an Th1–Th4. Hemmen Sie stark, wenn Husten besteht, und stimulieren Sie, wenn er sich verfestigt hat. Dadurch erreichen Sie die direkte Kontrolle über die spinalen Nerven und das Vegetative Nervensystem, weil die ersten vier Nerven zu dem betroffenen Teil führen.
b. über die direkte Nervenversorgung zu den Bronchien. Behandeln Sie zu diesem Zweck den Bereich der 2.–5. Rippe, indem Sie, seitlich vom Patienten stehend, Ihren Daumen auf den Rippenwinkel legen, dann den Patienten ziehen, während die Hand, die den Thorax herumzieht, auf derselben Seite bleibt. Ziel ist, eine normale Artikulation der Rippen wiederherzustellen und die normale interkostale Spannung zu erleichtern.
5. Sorgen Sie im Patientenzimmer für eine gleichmäßige Temperatur und verordnen Sie leichte Kost, um den Patienten bei Kräften zu halten. Nahrhafte Kost sollte er erst während der Rekonvaleszenz zu sich nehmen. Das Zimmer sollte zudem verdunkelt bleiben. Rotes, lichtfilterndes Fensterglas dient der Stimulation des Patienten. Blaues Licht soll lindernd wirken.
6. Auch die symptomatischen Entzündungszustände in Augen, Nase, Rachen und Darm sollten behandelt werden und – weil Masern allzu oft Taubheit nach sich ziehen – ebenso die Ohren, indem man darauf achtet, dass der Atlas normal angepasst bleibt. Beim Behandeln des Instestinum kommt der Trakt der Nervi splanchnici ins Spiel. Relevant ist hier die Bereiche von Th6–Th12 sowie von L4–L5.
7. Erscheint der Ausschlag verspätet oder gar nicht, ist es ratsam, das Lymphsystem und ebenso das Schweißsystem zu behandeln. Die Zentren für diese Behandlung befinden sich im unteren zervikalen, im oberen und unteren thorakalen sowie im oberen lumbalen Bereich der Wirbelsäule.
8. Stimulieren Sie die Zirkulation an der Oberfläche und forcieren Sie die Herzaktivität. Die relevanten Zentren sind: Th4 und Th5 für die Behandlung der Zirkulation sowie C4 und C5 für die Beschleunigung der Herztätigkeit.
9. Kopfschmerzen sind ein reflektorischer Nervenzustand, der auf physische und mentale Erschöpfung zurückgeht. Man begegnet ihnen durch starke Hemmung am Subokziput und durch direkte Behandlung abwärts zum System der Venae jugulares.
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