Martin Löschmann - Unerhörte Erinnerungen eines Sonstigen

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Ein Ossi-Leben, wie es noch in keinem Buch steht, mit Berichten von einem Davor und Danach – Kindheit und Alter. Memoiren, aber keine Chronik, assoziativ, Schilderungen von Lebenssituationen, Lebenskatastrophen eingeschlossen, Begegnungen mit Persönlichkeiten, für manch einen mit Identifikationspotential. Nicht ohne Humor, mit literarischen Anspielungen, genügend Stoff für einen Film allemal. Prof. Dr. Martin Löschmann – geboren 1935 in Bernsdorf/Bütow (Hinterpommern), Ende 1947 »Umsiedlung« nach Zeitz (Ostdeutschland), Studium der Germanistik, Anglistik, Psychologie und Pädagogik in Leipzig, 1961 bis 1993 am Herder-Institut der Leipziger Universität, 1969: Dr. phil., zehn Jahre später Habilitation, 1984 Berufung zum Professor für Deutsch als Fremdsprache; Auslandstätigkeit in mehr als 30 Ländern, besonders in Finnland (1969 bis 1973) und China (2005/6); Wohnorte: Leipzig bis 2000, danach Prenzlauer Berg Berlin. Rund 200 Publikationen, darunter Herausgabe einer Reihe bei Peter Lang »Deutsch als Fremdsprache in der Diskussion«.

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Die Scheune war von Hause aus ein Abenteuerspielplatz der besonderen Güte. Von den Versteckmöglichkeiten können Stadtkinder bestenfalls träumen. Damit das Versteckspiel nicht missriet, wurde der Raum begrenzt. Solange das Korn nicht gedroschen war, durften wir ohnehin nicht überall in der Scheune herumtoben. Ängstlichkeit war verpönt, die besten Chancen hatten die guten Kletterer. Meine zwei Jahre ältere Schwester war unerreicht. Doch einmal hat es sie voll erwischt, mit vorgebeugtem Kopf war sie gegen eine Wagendeichsel gerannt, die auf der Tenne stand, die Platzwunde musste genäht werden. Ein anderes Mal war Harald, Sohn des Stellmachers und Ortsgruppenleiters, an einem Balken tief ins gedroschene Stroh gerutscht, sodass er sich nicht ohne des Polen Adam Hilfe heraushieven konnte. In der Scheune fanden übrigens die Doktorspiele statt, bei denen die Älteren, Harald und Gisela, die Hauptakteure waren, er der Doktor, sie die Patientin, die sich auf den mit Stroh bedeckten Boden legte, nachdem sie sich ausgezogen hatte. Sie wurde gründlich untersucht. Wir Kleinen waren aufgeregt staunende Zuschauer. Doktorspiele finden, wird behauptet, zwischen 3 und 6 Jahren statt. Wieso war ich da passiver Zuschauer?

An der Stirnseite der Scheune vorbei gelangt man zum Obst- und zum Gemüsegarten, am Ende befand sich ein Teich, in dem sich Enten und Gänse tummelten. Eigentlich schon zu unserer Zeit verschmutzt und unappetitlich, jetzt war er vollends versumpft. Die paar Entchen und Gänschen konnten uns den Blick nicht verstellen.

Heio Popeio, was raschelt im Stroh?/Das Gänschen läuft barfuß und hat keine Schuh/Der Schuster hat Leder, keine Leisten dazu/ drum kann er auch machen dem Gänschen keine Schuh.

Der Obstgarten mit seinen riesigen Apfel- und Birnenbäumen wird zum Gemüsegarten hin von Pflaumenbäumen abgeschlossen: die deutsche Hauspflaume, würzig und knackig. Bis es nicht mehr ging, habe ich die reifen Pflaumen in mich hineingestopft und frischer Pflaumenkuchen war ein unbeschreiblicher Genuss. Nirgendwo auf der Welt habe ich unsere Pflaumen wiedergefunden. Diese großen Pflaumen aus Kalifornien, mit Chemie durchtränkt, sind mir ein Gräuel. Erst als ich 2001 zu einem vom DAAD geförderten Seminar für kasachische Universitätslektorinnen und -lektoren in Astana war, habe ich sie wiedergefunden. Das Klima ist ähnlich, kontinental, mit harten Wintern. Während meines vierzehntägigen Aufenthalts verdrückte ich Tag für Tag ein Pfund, manchmal gleich ein ganzes Kilo. Falls mich meine Geschmacksnerven und mein Erinnerungsvermögen nicht täuschten, schmeckten sie jedenfalls wie die von Zuhause. Hätte meine Mutter zu der Zeit noch gelebt, sie wäre gewiss in der Lage gewesen, die Wiederentdeckung der Pflaume meiner Kindheit zu bekräftigen. Vielleicht war ich nach den vielen Jahren reif für die Relativierung eines Verlustes.

Das ist der Daumen/der schüttelt die Pflaumen/der hebt sie auf/der trägt sie nach Haus/und der Kleine, der isst sie ganz alleine.

Wie lebte unsere Mutter auf, als wir ihr einmal aus Polen Schweinebohnen mitbrachten. Sie wurden in unserem großen Garten angebaut und gehörten zu ihren Lieblingsessen. In der DDR waren sie kaum zu finden. Wir erinnerten uns gemeinsam, wie unsere Großmutter die Bohnen, vor dem Garten sitzend, auspuhlte, wie sie in einen großen Kochtopf mit Salzwasser geschüttet, gekocht, abgegossen, in Butter geschwenkt und mit viel Petersilie auf den Tisch kamen. Mehlsuppe gab es dazu, die nach Ansicht meiner Mutter nicht besonders gut zu dem Schweinebohnen-Gericht passte, sie trank deshalb lieber Buttermilch dazu.

Sauerkirschen dagegen habe ich seit der Neuansiedlung in Mitteldeutschland nie vermisst, sie wurden durch die verschiedenen Süßkirscharten ersetzt, die hatte es in Bernsdorf nicht gegeben. Ich lernte sie zuerst in Zeitz beim Öbster Urban kennen, bei dem wir nach der Umsiedlung einquartiert worden waren und dem ich als Schüler beim Pflücken von roten, schwarzen und gelben Knorpel- und Herzkirschen half.

Am Garten entlang führte ein Weg durch die Felder, in Umrissen zu erkennen, ein kaum merklicher Anstieg und man hat einen Blick bis zum Wald, Eichen und Buchen – Buchen sollst du suchen, Eichen sollst du weichen, blitzt und donnert es. Der Wald, der uns mit seinen vielen Früchten lockte, hat sich mit der Zeit dem Dorf genähert. Sein Rand hob sich sichtbar ab. Der Wald als Ort voller Geheimnisse, beängstigend und undurchdringlich. Ich habe im Studium die romantische Naturauffassung leicht nachvollziehen können, wonach der Wald für eine Natur steht, in der sich Wunderbares und Beängstigendes ereignet.

Die Annäherung an das Dorf war keine Einbildung wie beim Koppelberg, sondern wurde mehrmals im Dorf bestätigt. Reizvoll ist der Blick von hier aus insofern, als er zwei Seen einschließt. Zwar erhascht man nur ein paar blaugraue Flecken, die Wasser vermuten lassen, doch machen sie die Landschaft abwechslungsreich. Schulwissen aktiviert sich: Du hast deine Kindheit zwischen Moränenhügeln, Wäldern und Seen verbracht. Glaziale Serie. War das obendrein ein Grund aus der Leipziger Tieflandsbucht auf den Prenzlauer Berg zu ziehen?

Auf dem Rückweg fällt mein Blick zwischen Obst- und Gemüsegarten auf den verfallenen, grün überwucherten Backofen. Wie konnte ich ihn übersehen, am Weg ins freie Feld. Eine Art Hexenhäuschen mit einem kleinen Satteldach, das den riesigen Ofen vor Wind und Wetter schützte. Mehr als 20 Brote auf einmal konnte man darin backen und diverse Kuchen auf großen Blechen.

Alle 14 Tage war Backtag. Das Heizen mit Holz war Großmutters Aufgabe. Die Aussicht auf frisches Brot, frischen Kuchen machte den Tag zum Festtag. Für die Mutter war es eine Plackerei: Der Teig musste in einem Holztrog fast eine Stunde lang geknetet, der Ofen auf Backhitze gebracht werden. War das Feuer erloschen, wurden Asche und verkohlte Holzreste fein säuberlich entfernt und Brote und Kuchen hineingeschoben. Ein Schieber stand nach wie vor in einer Ecke. Im Herbst nutzte man die Restwärme zum Trocknen von Obst, Äpfeln und Birnen, Pflaumen. Wann immer gebacken wurde, wir Kinder waren dabei. Aus dem fertigen Teig etwas formen zu dürfen, machte uns glücklich, zu Künstlern, die beim Anblick des bereitgestellten Materials kaum ihren Schaffensdrang zu bändigen vermögen. Nach allem das fertige Produkt in den Händen halten und ohne Skrupel hineinbeißen. Kaum waren die Brote und Brötchen im Ofen, quälten wir die Mutter mit der Frage, wann unsere Brötchen denn endlich fertig seien. Der Backprozess musste ständig beobachtet werden. Unsere Mutter zum Backofen eilen sehen, hingen wir schon an ihrem Rockschoß. Backen in einem freistehenden Backhäuschen ließ Mutter den Wechsel der Jahreszeiten intensiv miterleben: Sommerhitze und Eiseskälte, herbstliche Stürme und Frühjahrsschauer. Und welche Freude, kam man im Sommer ins angenehm kühle und im Winter ins wohlig warme Wohnhaus zurück.

Auf dem Rückweg kommen wir direkt an dem Örtchen vorbei, windschief nun, irgendwie verloren, zwei Türen: die linke für die Magd, den Knecht, die Saisonarbeiter. Bei 30 Grad minus konnte einem in der rechten Hälfte ebenso kalt um den nackten Po werden wie in der linken.

Wenn der Bauer an den Waldesrand hetzt,

war das Plumpsklo schon besetzt.

Ich denke, 30 Meter waren vom wärmenden Haus aus zu überwinden, das im Winter an der Kellerseite zum Hof hin mit einer mannshohen und einen Meter dicken Wärmedämmung aus Mist bepackt wurde, die den Ratten behagte. Die Toilette auf halber Treppe in der Posaer Straße in Zeitz, der ersten eigenen Wohnung nach der Umsiedlung, wurde dagegen bei größter Kälte als eine wohltuende Einrichtung empfunden. Eigenartigerweise habe ich das Klo, in dem Edgar Wibeau, Held des Romans Die neuen Leiden des jungen W . von Ulrich Plenzdorf, zufällig ein altes Exemplar von Goethes Roman Die Leiden des jungen Werther findet, immer mit dem Plumpsklo in Berndorf verbunden. Das angedachte Familien-Projekt Toiletten in aller Welt, das leider nicht das Licht der Welt erblickte, sollte mit dem Häuschen in Berndorf beginnen. Weitere Höhepunkte das Café 89 in New York, die Toiletten eine Treppe höher, die Kabinen durchsichtig, sodass man Klarsicht der draußen Stehenden befürchtet, doch kaum schließt man die Tür von innen, wird glücklicherweise die Einsicht vermilchglast. Jörg hatte das Café entdeckt, und wir wiederum führten Enkelin Hanna auf der New York-Reise, unserem Geschenk zu ihrer Jugendweihe, in diesen Toilettenwitz ein. Und der Hinweis auf der Herrentoilette im größten Supermarkt von Quingdao (Tsingtao) in China: Step Forward to Get Closer to Civilization .

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