Auf dem Parkplatz stand ein zitronengelber Porsche, allerdings älteren Baujahres. Am Fahrzeug unterhielten sich sichtlich aufgeregt ein Mann und eine Frau, wobei der Mann einen spürbar lockeren Eindruck hinterließ, die Frau hingegen sehr erbost schien. Bei den beiden Personen handelte es sich um den Sportlehrer Hans Lohse und Elvira Kunze, die Deutsch und Biologie lehrte. Beide waren circa dreißig Jahre alt.
Der junge Mann hatte dunkles, leicht gewelltes Haar und eine sehr gute sportliche Figur. Er war eine sehr imposante Erscheinung und strahlte großes Selbstbewusstsein aus. Er war circa 1,85 Meter groß und überall wo er erschien, besonders für die Frauen, ein echter Blickfang. Er war sich seiner Erscheinung bewusst und nutzte diese in vollen Zügen aus. Ihm wurden zahlreiche Verhältnisse mit Frauen nachgesagt, wobei den Gerüchten zufolge, auch verheiratete Frauen dazu gehören sollten. Er war allgemein im näheren Umkreis als der „Flotte Hans“ bekannt und wusste von diesen Gerüchten, die ihn nicht sonderlich beeindruckten. In gewissem Sinne war er sogar stolz auf seinen fragwürdigen Ruf, denn nach seinen Erfahrungen gab es Frauen, die stolz darauf waren, etwas mit ihm gehabt zu haben und sich damit brüsteten. Seine Verhältnisse mit den Frauen waren meist nur von kurzer Dauer, denn von Treue hielt Hans Lohse nicht viel. Seine Eltern, die in Berlin lebten und mit finanziellen Mitteln reichlich ausgerüstet waren, hatten ihm nach der Aufnahme seiner Tätigkeit an der Schule im nahe gelegenen Nordenham eine Eigentumswohnung geschenkt. Die Wohnung befand sich unweit des Stadtzentrums und besaß vier geräumige Zimmer, wovon er eines als Arbeits- und Sportzimmer eingerichtet hatte. Er legte viel Wert auf seine sportliche Tätigkeit, denn er war sich bewusst, dass seine blendende Erscheinung auf seine sportliche Figur zurückzuführen war.
Elvira Kunze war in einen roten, eng anliegenden Hosenanzug gekleidet, welcher ihre körperlichen Reize besonders betonte. Sie war bereits längere Zeit an der gleichen Schule wie Hans Lohse als Lehrerin tätig und als sehr seriös und zurückhaltend bekannt, wobei ihre stets sachliche Meinung im Lehrkörper immer gefragt war. Sie war verheiratet und es waren bisher nie irgendwelche außerehelichen Eskapaden von ihr bekannt geworden. Ihr Ehemann leitete das Gastronomiezentrum im Herzen von Tossens. Dieses wunderschöne Gebäude beherbergte mehrere gastronomische Einrichtungen und war zum großen Teil mit einem gewölbten Glasdach versehen, was in den warmen Sommermonaten zu erheblicher Hitzeentwicklung in der Einrichtung führte. Dem Gebäude vorgelagert war eine große Freifläche, die als Terrasse ausgebaut worden war und direkt an die Hauptstraße mündend war eine Minigolfanlage errichtet worden. Diese war durch viele kleine Wege verbunden, wobei die Erbauer vor allem die Wünsche der Kinder berücksichtigt hatten, denn viele der einzelnen Wege waren mit Kinderfiguren und Märchenfiguren gestaltet, beziehungsweise nach solchen benannt worden. Elvira war stets perfekt gekleidet und war von schlanker Gestalt, wobei sie als Kleidung immer Hosenanzüge bevorzugte, die ihre weiblichen Formen betonten. Sie hatte natürliches rotes Haar, welches sie immer offen und schulterlang trug. Ihr Blick war stets freundlich und ihren Mitbürgern gegenüber war sie aufgeschlossen und freundlich, ohne aufdringlich zu erscheinen. An der Schule war sie, außer ihrer Tätigkeit als Lehrerin, auch als Stellvertreterin der Direktorin verantwortlich. Sie war bei ihren Kolleginnen sehr beliebt und pflegte einen guten Umgang und versuchte auch private Probleme im Rahmen ihrer Möglichkeit, bezüglich Lehrplanänderungen und anderen Angelegenheiten, zu berücksichtigen. Ihr Verhältnis zu Hans Lohse war ihrer Ansicht nach nicht bekannt, denn sie hatten sich immer an geheimen Orten getroffen und zudem begann diese, für sie abenteuerliche Beziehung, erst vor knapp zwei Monaten. Sie konnte sich selbst nicht erklären, wie es dazu kommen konnte und hatte bereits seit zwei Wochen die klare Absicht es zu beenden. Von ihrer Schwangerschaft hatte sie erst seit zwei Tagen Kenntnis. Elvira war noch nicht bei ihrer Frauenärztin gewesen, aber ein von ihr durchgeführter Schwangerschaftstest hatte ein positives Ergebnis erbracht.
„Du musst dich entscheiden“, sagte Elvira mit deutlicher Stimme.
„Ich muss Garnichts“, erwiderte Hans.
„Ich habe dir gesagt, dass ich schwanger bin und du willst das mit einem schnöden Lächeln abtun.“
„Ich habe dir bereits gesagt, dass ich von dem Kind nichts wissen will“, erwiderte Hans Lohse zornig.
„Entschuldige bitte, es ist dein Kind.“
„Bist du dir dessen sicher?“
„Was erlaubst du dir. Denkst du ich gehe mit jedem ins Bett?“
„Warum nicht, du bist eine sehr schöne Frau.“
„Ich habe dich völlig falsch eingeschätzt“, sprach Elvira Kunze.
„Jetzt bereust du unser Verhältnis.“ Hans Lohse lächelte.
„Für dich ist unsere Beziehung anscheinend bereits beendet.“
„Das schätzt du richtig ein.“
„Ich weiß, dass du ein Verhältnis mit einer Schülerin hast“, sagte die Lehrerin.
„Wer behauptet solche Unwahrheiten?“, schnauzte Hans Elvira an.
„Du kannst es nicht abstreiten. Ich habe euch beide gestern Abend zusammen gesehen.“
„Du beobachtest mich heimlich?“, staunte Hans.
„Ich muss wissen, mit wem es der Vater meines noch ungeborenen Kindes treibt.“
„Ich habe dir bereits vergangene Woche gesagt, dass es für uns beide keine gemeinsame Zukunft gibt und ich hatte gehofft, dass du die Situation begriffen hast“, entgegnete der Sportlehrer.
„Ich kann es nicht glauben, dass du unsere Beziehung so einfach wegwirfst, schließlich hast du mir vor noch nicht langer Zeit gesagt, dass du mich liebst.“
„Ich glaube, zu diesem Zeitpunkt habe ich dich auch geliebt.“
„Dieser Zeitpunkt ist jetzt vorbei oder wie soll ich deine Worte verstehen?“
„Ja.“
„Was habe ich falsch gemacht?“, fragte Elvira.
„Du hast nichts falsch gemacht, meine Liebe ist einfach verflogen.“
„So einfach ist das bei dir. Wie lange geht dein Verhältnis mit der Schülerin bereits. Ich denke sie ist der Anlass für deinen Sinneswandel mir gegenüber.“
„Seit wann hast du Kenntnis von dieser Liaison?“, erkundigte sich Hans.
„Das wird dich nicht echt interessieren, du hast nur Angst, dass andere davon erfahren.“
„Du hast Recht, aber es ist nichts Ernsthaftes.“
„Du spielst demnach mit dem Mädchen, so wie du mit mir nur gespielt hast.“
„Nenne es, wie du willst, für mich ist das Gespräch beendet“, wollte Hans die Aussprache beenden.
„So einfach kommst du mir nicht davon, schließlich bekommen wir ein gemeinsames Kind“, sagte Elvira Kunze mit entschlossener Stimme und bestimmten Blick.
„Du bekommst ein Kind, nicht ich.“
„Was soll das heißen, willst du dich nicht zu dem Kind bekennen?“
„Endlich hast du mich verstanden. Das Kind ist deine Angelegenheit, nicht meine. Ich schlage vor, du lässt es abtreiben oder schiebst es deinem Mann unter, das dürfte dir nicht schwerfallen“, schmunzelte Hans Lohse und sah seine ehemalige Geliebte mit einem heuchlerischen Lächeln an.
„Ich kann es nicht fassen, was du sagst, wie konnte ich mich nur dermaßen in dir täuschen. Ich hatte auf eine gemeinsame Zukunft mit dir gehofft und jetzt lässt du mich fallen, als hätte es unsere zärtlichen Stunden nie gegeben.“ Die hübsche Elvira war den Tränen nahe.
„Hast du jemand von meinem gestrigen Treffen mit Nicole erzählt?“, fragte Hans.
„Du hast Angst, dass dein Verhältnis aufgedeckt wird. Du weißt, dass du von der Schule fliegst, wenn die Behörde davon erfährt. Ich würde dafür sorgen, dass du keinen Fuß mehr in ein Schulgebäude setzt, zumindest als Lehrer nicht.“
Читать дальше