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Die richtigen Vorbereitungen treffen
Für den Anfänger besteht die beste Vorbereitung für seine erste schamanische Reise darin, sich in einem Kreis Gleichgesinnter unter Anleitung eines erfahrenen Lehrers auf den Weg zu machen. Er erspart sich damit unter Umständen Fehlversuche und zeitraubende Umwege, wird von dem spirituellen Feld profitieren, das sich erfahrungsgemäß in einem gemeinsamen Übungsraum aufbaut und wird auch Antworten auf seine Fragen erhalten. Allein tun sich die meisten Menschen zu Beginn schwerer. Trotzdem kann sich auch dieser Versuch lohnen.
Zunächst ziehe man sich in einen ruhigen Raum zurück, den man mit Hilfe von Jalousien und Vorhängen fast völlig abdunkeln kann. Ein sonnenbeschienenes Zimmer beispielsweise, das zudem auf eine stark befahrene Straßen hinausgeht, ist für den noch leicht störungsanfälligen Anfänger ungeeignet.
Wer zu Hause »reisen« möchte, sollte außerdem dafür sorgen, dass er während seiner spirituellen Reise nicht gestört wird. Dazu gehört auch, die Wohnungsklingel abzustellen, den Stecker aus der Telefonbuchse zu ziehen und sich von Mitbewohnern oder Familienmitgliedern Ruhe und Ungestörtheit zu erbitten.
Die richtige Trommel
Mit das wichtigste Utensil für die schamanische Reise ist die Trommel. Am besten eignet sich eine flache Rahmentrommel von etwa 40 Zentimeter Durchmesser (oder mehr) mit einem nicht allzu harten Schlägel.
Man erhält solche Instrumente in vielen Musikaliengeschäften, meist mit Kunststoffrahmen und Synthetikfell. Sie können aber auch auf einem Trödel- oder Flohmarkt oder beispielsweise in einem Afrikashop eine typische Schamanentrommel kaufen. Letztere ist zwar oft schöner als die anderen Trommeln, meist aber erheblich teurer und lässt sich häufig nur mühevoll und mit viel Übung nachspannen.
Leider spielt sich die Trommel nicht von selbst. Dieser Punkt bereitet besonders Anfängern Probleme. Für sie ist es meist sehr schwierig, gleichzeitig zu trommeln und schamanisch zu reisen. Günstig ist es daher, sich für die erste Reise einen Helfer zu suchen, der das Trommeln übernimmt. In Seminaren ist das der Lehrer.
Am besten bitten Sie einen Freund oder eine Ihnen nahestehende Person aus dem Verwandten- oder Bekanntenkreis, Sie zu begleiten und für Sie zu trommeln. Dabei sollten Sie sich allerdings seines Interesses und seiner positiven Einstellung gegenüber dem Schamanismus sicher sein. Im Zweifelsfall können Sie auch selbst vor einem Mikrofon trommeln, die rhythmischen Schläge auf Tonband aufnehmen, um sie danach für Ihre Reise abzuspielen.
Besonders empfehlenswert ist das traditionelle irische Boghdran, eine leicht spannbare schwere Folkloretrommel, wie sie in den Pubs der Grünen Insel verwendet wird. Eine Bezugsquelle für gute Trommeln dieser Art finden Sie im Kapitel Hersteller geeigneter Fachtrommeln
Wichtig sind auf jeden Fall ein gleichmäßiger und gleichbleibender Rhythmus, gleichbleibende Lautstärke und Monotonie. Unter Monotonie ist die ganz gleichmäßige Betonung jedes einzelnen Schlags zu verstehen.
Am besten geht es, wenn Sie leise dabei zählen: 21, 22, 23, 24 ... Jede Zahl sollte etwa eine Sekunde ausmachen. Geschlagen wird die Trommel auf jede einzelne Silbe: eín-únd-zwán-zíg, zweí-únd- zwán-zíg ... So erreichen Sie einen 4-Hertz-Rhythmus, nach dem man gut reisen kann. Manche bevorzugen auch ein etwas schnelleres oder langsameres Tempo.
Alternative Möglichkeiten
Tonträger mit Trommelmusik kann man auch im Handel erstehen. Wenn Sie sich für diese Möglichkeit entscheiden, achten Sie bitte darauf, dass sich auf den Tonbandkassetten oder CDs nichts anderes findet als ein monotoner 3- bis 7-Hertz-Rhythmus. Angeboten werden heute auch völlig ungeeignete Machwerke, die von Synthesizer-Meeresrauschen und Vogelgezwitscher bis hin zu esoterischen Sphärenklängen oder säuselnder Schlummermusik mit Subliminals reichen und als schamanische Reisebegleitmusik vertrieben werden. Sie bringen samt und sonders nur Geld für den Produzenten und beinhalten nichts anderes als ablenkende Fremdbeeinflussung.
Wer sich zu solchen Geräuschen auf eine schamanische Reise begibt, was einem sogar recht leicht fallen kann, setzt das eigene Erleben völlig unkontrollierbaren äußeren Einflüssen aus. Gerade das jedoch gilt es unbedingt zu vermeiden. Ernsthafte schamanische Arbeit ist nämlich das genaue Gegenteil von äußerer Manipulation.
So genannte Subliminals sprechen das Unterbewusste an. Auf esoterischen Musikkassetten oder CDs sind häufig Affirmationstexte als Subliminals zu finden. Während man die Musik hört, wendet sich beispielsweise eine Affirmation wie »Es geht mir jeden Tag in jeder Hinsicht besser und besser« direkt an tiefere Wahrnehmungsschichten.
Abschluss der Reisevorbereitungen
Um Ihre Reisevorbereitungen abzuschließen, dunkeln Sie den Raum, in dem Sie Ihre Reise antreten, weitgehend ab. Das Licht einer Kerze reicht vollkommen. Zünden Sie, wenn Sie möchten, ein Räucherstäbchen an, und legen Sie sich dann auf eine nicht allzu harte Matte oder Decke. Anstatt der Rückenlage können Sie auch eine andere bequeme Haltung einnehmen.
Die erste Reise führt Sie in die untere Welt und sollte etwa 20 Minuten dauern. Damit das Ende der Reise nicht zu überraschend kommt, wird der Trommler ein Rückrufsignal schlagen. Das sieht so aus:
A . . . . . . .
B .... .... .... ....
C ....................
A besteht noch aus dem Trommelrhythmus der Reise, B ist das eigentliche Rückrufsignal, C zeichnet sich durch ein etwas leiseres schnelles Trommeln von etwa 30 Sekunden Länge aus und sollte auf keinen Fall kürzer ausfallen. Während dieser Zeitspanne findet der Reisende genügend Zeit, in seine Alltagsrealität zurückzukehren.
Eingänge in die untere Welt
Den äußeren Vorbereitungen folgen noch einige innere, die unentbehrlich sind. Zunächst muss man sich einen Eingang zu seinem Reiseziel, der unteren Welt, suchen. Dazu kann man sich alles vorstellen, was hinabführt: Goldmaries Brunnen ebenso wie die Kellertreppe im eigenen Haus. Als besonders gut haben sich Plätze in der Natur bewährt, die der Reisende kennt und mit denen er angenehme Eindrücke und Erfahrungen verbindet. Auch sie sollten nach unten führen. Eine natürliche Höhle bietet sich dazu an, ebenso wie der Eingang zu einem Fuchs- oder Kaninchenbau, ein hohler Baum o. Ä. Die Größe des Eingangs spielt dabei keine Rolle. Ein mächtiger Vulkankrater eignet sich ebenso wie ein fingerbreiter Felsspalt.
Sie brauchen keine Angst zu haben, dass Ihnen auf der Reise Schreckliches oder Alptraumhaftes widerfahren könnte. Sollte Ihnen auf Ihrem Weg wirklich etwas Störendes begegnen, dann schicken Sie es einfach fort oder weichen Sie ihm aus. Nichts kann Ihnen gefährlich werden.
Wie der Zutritt auch beschaffen sein kann
Der Eingang zum Weg nach unten braucht nicht offensichtlich frei zu sein. D. h., er kann auch im Verborgenen liegen. So können Sie beispielsweise gedanklich in einen gesunden Baumstamm schlüpfen und von dort aus den Wurzeln in die Erde folgen oder in einen Teich springen, untertauchen und sich durch den weichen Boden weiter abwärts bewegen.
Haben Sie einen solchen Eingang für sich gefunden, dann sollten Sie ganz kurz die Augen schließen und versuchen, Ihr Eingangsszenario bildlich vor sich zu sehen. Das vereinfacht das spätere Reisen. Gelingt diese Visualisierung nicht, so ist das auch kein Problem. Dann können Sie versuchen, sich alles um den Eingang herum auf andere Weise sinnlich zu vergegenwärtigen. Vielleicht können Sie den Wind in den Blättern des Baums hören, in dessen Stamm Sie schlüpfen wollen. Vielleicht können Sie die raue Borke fühlen, vielleicht sind Sie auch ganz einfach von dem Wissen durchdrungen: »Ich bin da, wo ich sein möchte, obwohl ich weder etwas sehe, noch fühle, noch rieche...«
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