Werner, der Älteste, kam körperlich ganz nach seinem Vater. Der heiratete dann seine Hanni und hatte mit ihr eine Tochter, die Karin Heidemarie hieß. Sie wurde am 27. 12. 1944 geboren und ist bereits in frühen Jahren, angeblich durch Trinken von Wasser nach dem Genuss von Stachelbeeren, im Juli 1948 verstorben. Leider ist Werner im Krieg vermisst. Man hat, trotz Vermissten-Suche, nichts mehr von ihm gehört.
Hildegard war die zweite im Bunde. Sie wurde am 10. 12. 1920 in Weidenau/Sieg um 9.00 Uhr geboren und am 19. 12. 20 in der St. Josef-Pfarrkirche in Weidenau getauft.
Am 31. 12. 1941 hat sie in Düsseldorf-Eller Adolf Klette geheiratet.
Am 30. 03. 2014 um 17 : 25 Uhr ist sie in Gescher, im Alten- und Pflegeheim, in Anwesenheit ihres Freundes Christoph, meiner Frau und mir, verstorben.
Gerhard war der jüngste der Becker-Kinder. Er hat später Gerda, die Tochter des Fahrrad-Großhändlers Hardt in Siegen, geheiratet. Sie bekamen eine Tochter, die Angelika hieß.
Soweit die Akteure der mütterlichen Seite, gefolgt von denen der väterlichen Seite:
Ich hatte ja auch Großeltern der väterlichen Seite, aber davon weiß ich leider so gut wie nichts. Nur so viel, dass mein Opa bei meiner Geburt schon verstorben war, aber Omanoch lebte. Die beiden hatten zwei Jungen: der eine war Franz und hatte zwei Jungen. Der andere war Adolf, der später mein Vater wurde.
Bei der Oma war meine Mutter Hilde mit mir einmal zu Besuch, als ich noch ein Baby war, sonst kann ich von denen also leider nichts berichten, da ich auch außer meiner Oma sonst niemanden kennen gelernt hatte.
Durch den frühen Tod meines Vaters ist mir seine ganze Familie insgesamt leider mehr oder weniger unbekannt.
Hildegard, die Tochter von Clara und Heinrich Becker, erlernte das Schneiderhandwerk, obwohl ihr Vater für sie einen kaufmännischen Beruf vorgesehen hatte; aber sie setzte sich diesbezüglich einmal durch. Nach der Schulzeit, im Juni 1936, hat sie deshalb ihre Lehre in dem Betrieb »Mina Feldmann Damen-Moden in Siegen« absolviert und dann auch dort am 20. 05. 1939 die Gesellenprüfung bestanden.
Hildegard war eine toll aussehende junge Frau, die aufgrund ihres Berufs auch verstand, sich immer entsprechend gut zu kleiden.
Im Juni 1939 sind ihre Eltern dann von Siegen nach Düsseldorf umgezogen. Ihr Vater hatte dort bei der Firma »Sommer, Maschinen- und Anlagenbau« eine neue Anstellung als Ingenieur und Abteilungsleiter gefunden.
Ihr Vater, eine kräftige, muskulöse Erscheinung, hatte zunächst den Beruf des Schmieds erlernt und später dann noch ein Ingenieur-Studium abgeschlossen.
Hildegard war ab 09. 06. 1939 dann in der »Damenschneiderei Dyballa« in Düsseldorf als Näherin tätig. Dort hatte sie auch das Zuschneiden erlernt und anschließend ihre Meisterprüfung absolviert.
Jeden Morgen fuhr sie deshalb mit der Straßenbahn von Düsseldorf-Eller in die Innenstadt von Düsseldorf.
Als Mittagessen wurde Hildegard von Mutter Clara immer ein Henkelmann mit frischem Essen mitgegeben.
Ein Henkelmann war ja ein tragbarer Emailletopf mit einem Griffdeckel. In diesem Topf musste mittags das Essen in heißem Wasser erwärmt werden.
Einmal aber waren die Kartoffeln, die im unteren Teil des Henkelmanns zum Vorschein kamen, etwas angebrannt. Hilde ließ diese dann im Henkelmann zurück.
Als nun ihre Mutter morgens den Henkelmann spülen wollte, fielen ihr die Kartoffeln in die Hände. Auf die Frage ihrer Mutter: »Warum hast du denn die Kartoffeln nicht gegessen?«, antwortete Hilde: »Die Kartoffeln waren etwas angebrannt!«.
Das hörte auch ihr Vater Heinrich, der sich gerade rasierte. Mit dem Rasierschaum im Gesicht kam er schnellen Schrittes anmarschiert und drückte Hilde seine fünf Finger ins Gesicht mit den Worten: »Was Mutter kocht, kann man auch essen!«
Ja, so war das früher. Man musste noch Respekt vor dem Lehrer, dem Ausbilder, dem Schutzmann, dem Pfarrer und erst recht vor den Eltern haben. Da spielte das Alter eines Kindes keine Rolle und auch die Sache nicht.
Wie ich schon erwähnte, fuhr Hilde ja mit der Straßenbahn der Linie 10, immer hin in die Düsseldorfer Innenstadt und abends nach Düsseldorf-Eller zurück.
Man schrieb mittlerweile das Jahr 1940, die ersten Bomben waren auf Düsseldorf gefallen. Allerdings mit noch geringen Schäden im Stadtteil Flingern, rund um die Dorotheenstraße und den Hermannplatz (wo meine spätere Schule war). Das beunruhigte die Düsseldorfer noch wenig.
Die Dezembersonne lachte in die Straßen von Düsseldorf, als Hildegard wieder mit der Straßenbahn von der Arbeit nach Hause fahren wollte.
Zur selben Zeit stand Leutnant Adolf Klette an der Straßenbahnhaltestelle. Er war auf Besuch in Düsseldorf.
Ein freundliches Lächeln, ein Vorlassen beim Einstieg und durch die folgenden interessanten Gespräche waren die Zwei sich schnell näher gekommen.
In den nächsten Tagen trafen die beiden sich fast jeden Tag. Dadurch war Hildegard immer später zu Hause, als das sonst üblich war. Das fiel den Eltern natürlich sofort auf.
Die daraus folgenden Fragen nahmen kein Ende. »Warum kommst du jetzt erst? Sonst bist du doch immer früher nach Hause gekommen? Kam wieder keine Straßenbahn?« …
Das machte Hildegard aber nichts aus, die »Liebe war eben auch bei ihr stärker als alles Andere auf der Welt«.
Adolf, ihr neuer Bekannter, hatte studiert und war Dipl.-Kaufmann und Doktor der Handelswissenschaften. Er fand jetzt immer mehr Möglichkeiten, öfters nach Düsseldorf zu kommen.
Am 30. 04. 1941 sprach Hildegard ihrem Arbeitgeber der Firma Dyballa die Kündigung aus. Sie wollte jetzt auch einmal Zeit haben in Adolfs Heimat nach Bodenbach im Sudetenland zu fahren, im heutigen Tschechien.
Bodenbach war eine bedeutende Industriestadt im Elbtal. In Bodenbach wird man durch einen hoch aufragenden, bewaldeten Felsen »die Schäferwand« begrüßt. Hier bietet sich eine einmalige unvergleichliche Aussicht über Stadt und Land.
Von dort führt auch die 239 m lange Kettenbrücke über die Elbe zur Stadt Tetschen.
Auch die Stadt Tetschen auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe hat eine Sehenswürdigkeit: das Schloss Tetschen. Es enthält Kunstsammlungen der Besitzerfamilie Thun und eine große Bibliothek.
In dem zugehörigen Schlossgarten flanierten Hilde und Adolf, wann immer es möglich war. So lernte sie auch viele Schönheiten aus Adolfs Heimat kennen und war davon schwer begeistert.
Da seine Eltern einen Taxibetrieb hatten, konnten die beiden auch öfters ein Auto benutzen. Das machte dann auch das Entdecken des weiteren Umlands möglich, z. B. auch die schöne »Böhmische Schweiz«, die Stadt Warnsdorf, die uralte Stadt »Böhmisch Kamnitz«, die Großstadt Reichenberg als ein Handels-, Kunst- und Kulturzentrum, das Riesengebirge, Dresden und natürlich auch Wien; dort hatte Adolf ja studiert.
In Tetschen-Bodenbach lernte Hildegard nun auch Adolfs Familie kennen.
Aus Adolfs Eltern und seinem Bruder »Franz« bestand die ganze Familie. Hildegard wurde mit offenen Armen empfangen und es wurde dann erst einmal nur viel erzählt.
Hier in Tetschen hatten Hilde und Adolf dann endlich auch einmal Zeit für sich, ohne dass jemand auf die Uhr sah, wann sie nach Hause kamen. Diesbezüglich waren Adolfs Eltern viel großzügiger als Hildegards Eltern.
Die Liebe zueinander wurde immer stärker. Es dauerte dann auch nicht lange, bis Adolf und Hildegard sich einig waren, für immer zusammen zu bleiben.
Als Adolf im Frühjahr 1942 das nächste Mal in Düsseldorf war, hat er sich bei Hildegards Eltern vorgestellt und um die Hand von Hildegard angehalten. Das hatte er sich aber nicht so schlimm vorgestellt. Zunächst musste er erst mal ein klares »Nein« verdauen. Denn er war nicht katholisch! Er war nur gottgläubig! Ja, du meine Güte, bis Hildegards Eltern endlich einwilligten, waren noch viele und auch sehr lange, teils unerfreuliche Gespräche, erforderlich.
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