Eines Nachts, es war dunkel und der Schnee fiel in dichten Flocken, befand ich mich etwa drei Kilometer von zu Hause entfernt, ohne Hunde und ohne mein Gewehr. Als ich einen vor mir stehenden, nicht mehr als 4 oder 6 Meter messenden Baum hinauf blickte, sah ich ein Objekt, von dem ich nicht sagen konnte, um was es sich handelte. Ich nahm also einen Knüppel und warf ihn in die Baumkrone. Mein Messer, das ich gewöhnlich am Gürtel trug, zückte ich vorsichtshalber, falls sich das Objekt als Puma oder irgendein anderes gefährliches Tier herausstellen sollte. Der Knüppel traf und das Objekt stürzte zu Boden. Es suchte sein Gleichgewicht und machte sich auf einen Kampf gefasst, aber ich ergriff einen weiteren Knüppel, drückte das Objekt auf den Boden und hielt es mit meinem Fuß fest. Aufgrund der Dunkelheit stellte ich erst beim Befühlen fest, dass ich einen Adler gefangen hatte. Er hatte eine Spannweite von sicher 2 Meter und maß einen Meter vom Schnabel- bis zur Schwanzspitze. Die hinteren Krallen maßen 8 Zentimeter und seine Beine waren lang wie Besenstiele. Ich klemmte ihn unter den Arm, hielt seine Füße fest und brachte ihn gesund und heil heim. In einer anderen Nacht brachte ich zwei kahlköpfige Adler nach Hause. Wenn man einen Adler nachts erschreckt, fällt er immer auf den Boden und kann ganz leicht gefangen werden.
Mein Vater besaß eine Farm und baute große Mengen von Korn an. Er hatte einen Haufen Pferde, Maultiere, Rinder, Schafe und Schweine, die sich davon ernährten, sodass unsere Ernte zu Hause verbraucht wurde. Wir hatten so viel Korn zu dreschen, dass wir gezwungen waren sehr früh mit dieser Arbeit zu beginnen, um alles einzulagern, bevor das kalte Wetter begann. Als wir alle noch Teens waren, mein ältester Bruder 19, der nächste 17, und ich etwa 15, sammelten wir das Korn von morgens früh bis abends spät, fütterten das Vieh, aßen zu Abend und bereiteten uns für eine gute Jagd auf Waschbären, Füchse, Opossums und Skunks vor. Wir trugen immer ein Gewehr, eine Axt, ein großes Schlachtermesser und um Feuer zu machen Feuerstein und Stahl mit uns. Wir besaßen ein poliertes Rinderhorn, das wir so laut blasen konnten wie die Hörner, welche die Mauern von Jericho zu Fall gebracht hatten. 11Da mein Bruder Jim ein guter Redner war, machten wir ihn zum Chef-Hornbläser. Er ging in den Garten, holte tief Luft und blies und blies und zerriss die Luft kilometerweit damit, während sich die Hunde knurrend und heulend um ihn sammelten. Nie hat man so eine süße Musik gehört, wie mein Bruder Jim und die Hunde sie machten. Kurz nachdem diese Melodie begann, waren wir aufgereiht und bereit zum Abmarsch; vordere, mittlere, und hintere Ränge. Ab ging es in den Wald auf die Jagd nach Opossums, Iltissen, Waschbären, Wildkatzen und Füchsen. Alle Klassen von ‚Schädlingen‘ jagten wir. Auf der Waschbärenjagd hielten wir außer zwei Hunden, Drum und Rouser, alle hinter uns zurück. Ihre Schnauzen waren schwarz, ihre Ohren lang und dünn und ihre Ruten sehr schmal. Wenn wir zuerst Waschbären haben wollten, hießen wir Jim für Waschbären blasen. Er konnte das sehr gut. Bei seiner Musik verschwanden Drum und Rouser in die Dunkelheit und durchbrachen nach wenigen Minuten auf ihrer Fährte die Stille mit ihrem Jaulen und Japsen. Das Bellen der Hunde zeigte unseren geübten Ohren, hinter welcher Art von Wild sie her waren. War das Gebell laut und langsam, waren wir ziemlich sicher, dass sie einen Waschbären aufgespürt hatten. War das Gebell schnell und scharf, konnten wir auf einen Fuchs wetten. Wenn sie laut und schnell bellten, rechneten wir mit einem Iltis. Handelte es sich aber um einen Skunk, rannten wir hinter den Hunden her, so schnell uns unsere Füße trugen und riefen Jim gleichzeitig zu, sie mit dem Horn zurückzurufen. Wenn die Hunde etwas von dem Gestank eines Skunks abbekamen, war ihr Geruchssinn für die weitere Jagd verdorben. Manchmal besaß ein junger unerfahrener Hund die Kühnheit einen Skunk zu stellen. Dann blieb uns nichts anderes übrig, als das Horn zum Rückzug zu blasen und nach Hause zu gehen. Das Skunk besitzt zwei wundervolle Eigenschaften: Es kann stärker und schneller stinken als jedes andere Tier. Wenn man es nicht tötet, sondert es seinen gesamten ekligen Gestank ab und verschwindet, denn dies sind die Kraft und Qualität, welche die Natur ihm gegeben hat. Ich rate Euch nie einen Skunk zu töten, es sei denn ihr lasst den Körper liegen, wohin er gefallen ist, denn auf diese Weise verschwindet der Gestank erstaunlich schnell. Im Skunk findet ihr eine der schönsten Lektionen der Natur: Es gibt nur ab, was es von seinem Umfeld aufgenommen hat.
Der Iltis ist der Skunk des Bodens und stinkt schlimmer als alle anderen am Boden lebenden Tiere zusammen. Der Bussard ist der Skunk der Lüfte, der nur wenig besser in seiner Stinkkraft ist als der Skunk des Bodens. Sein Schnabel ist eine wundervolle Konstruktion zum Schneiden und Zerreißen von Fleisch. Davon abgesehen sind Hals und Halswirbelsäule wie bei einem gewöhnlichen Truthahn geformt. Die Natur hat reichlich für alles gesorgt, was sich bewegt, sich verteidigt und lebt, von den gewaltigen Löwen des Dschungels bis zur Ameise auf dem Boden.
Etwa im Jahre 1852 tötete ich eine große Anzahl Hirsche. Ich häutete und salzte sie, trocknete das Fleisch und versorgte damit nicht nur mich selbst, sondern auch meine Nachbarn mit allem Nötigen. Eines Nachmittags erlegte ich einen sehr schönen jungen Bock und brachte ihn nach Hause in den Räucherofen. Meine Kleidung, mein Sattel und sogar das Pferd waren blutgetränkt. Es war bereits spät, als ich mich umgezogen hatte und einen Eimer nahm, um meine Kuh im Unterstand neben dem Pferdestall zu melken. Dort befanden sich etwa 20 große Schweine. Ich hatte mich gerade gesetzt und zu melken begonnen, als alle Schweine aufsprangen und auf die entgegengesetzte Seite rannten und in großer Angst umherschnupperten. Ich suchte nach dem Grund für ihre plötzliche Flucht und sah draußen auf der Ebene, in einer Distanz von nur neun Meter, einen riesigen Puma. Er maß sicher gut drei Meter von der Nasen- bis zur Schwanzspitze und war einen ganzen Meter hoch. Ich melkte in einen Aluminiumeimer, was eine Menge Lärm machte, sodass der Puma weder mich noch die Schweine belästigte, sondern aus dem Hof sprang und im Wald verschwand. Dort begann er zu jaulen und heulen wie eine Frau in Bedrängnis. Mir gefiel diese Musik sehr gut, allerdings hörte sie sich noch schöner an, je weiter sie sich entfernte. Ich war froh, dass er so wenig von mir hielt und meine Gesellschaft nicht mehr länger in Anspruch nehmen wollte. Zweifellos hatte das Blut an Pferd und Sattel ihn zu mir geführt. Ich habe ihn nicht gefragt und kann nur annehmen, dass er ziemlich scharf auf einen Happen Wildbret war.
Als ich mich ein andermal mit meinem Ochsenkarren auf dem Heimweg befand, begegnete ich drei Pumas auf der Straße, zwei alten und einem jungen Tier. Ich hatte weder Gewehr noch Messer zur Verteidigung mit, und hätten sie angegriffen, wären ich und meine Ochsen ihnen sicher zum Opfer gefallen. Meine Hunde sahen die Biester und starteten einen lautstarken Angriff, sodass die Pumas auf einen Baum flüchteten. Ohne Frage waren sie zum Sprung bereit, um aus meinen Ochsen ein Festmahl zu machen. Obwohl sie in der Baumkrone in Sicherheit waren, fauchten sie leidenschaftlich herunter und stierten uns hungrig an. Als ich mit der Peitsche knallte, hörte es sich wie eine Pistole an, sodass die Pumas sich tiefer in den Wald flüchteten. Ich eilte mit meinem Ochsenkarren auf dem schnellsten Wege nach Hause, meine Haare standen mir steif wie Stricknadeln zu Berge und mir war seitdem nie mehr danach, einem weiteren Puma zu begegnen.
Meine Erfahrungen im Grenzland waren für mich in so vielfältiger Weise hilfreich, dass ich sie gar nicht alle aufzählen kann. Auch für meine wissenschaftlichen Forschungen sollten sie von unschätzbarem Wert sein. Bevor ich überhaupt begann Anatomie aus Büchern zu lernen, wusste ich darüber bereits aus dem großen Buch der Natur bestens Bescheid. Das Häuten von Eichhörnchen brachte mich in den Kontakt mit Muskeln, Nerven und Venen. Die Knochen, die das Fundament des wundervollen Hauses bilden, in dem wir leben, waren, noch bevor ich die schwierigen Namen lernte, welche die Wissenschaft ihnen gegeben hatte, seit jeher mein Studienobjekt gewesen. Da der Pferdeschädel in meiner ersten Schule als Sitzgelegenheit für den trägen Schüler diente, glaubte ich, es sei charakteristisch für einen guten Pferdesinn gewesen, dass er mir zu der wesentlichen Erkenntnis verhalf, Medikamente seien schlecht für den Körper und die Wissenschaft der Medizin, wie gerade einige bedeutende Ärzte selbst erklärt hatten, sich ganz einfach als Humbug erweise. 12
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