„Was ist?“, fragte ich.
„Vielleicht wird dieser Mann eines Tages Dein Onkel sein. Wenn Du im Räucherhaus bleibst und hier auf den Nachtisch wartest, bringe ich Dir einen Teller mit Hähnchenmägen hinaus.“
Ich nahm sie beim Wort und bekam meine Hähnchenmägen und sie bekam den Prediger und wurde die Frau dieses reitenden Wanderpredigers. Nicht lange nach diesem Ereignis schien es mir, ich wolle auch reitender Wanderprediger werden. Ich bestieg Pferde, Maulesel und Kälber und versuchte auszusehen wie der Prediger. Mein liebstes geistliches Ross war ein Kalb mit stattlichem Schritt. Ich führte es am Halfter hinaus auf die Wiese, stieg auf seinen Rücken und begann Prediger zu spielen. Alles ging gut und ich begann schon über meine Bestimmung nachzusinnen, als sich unter der Nase meines Kalbes eine Schlange ringelte und sich mein Predigertum über den Boden verteilte, bevor sich das Kalb auf mir ausstreckte, als hätte es schon immer dort gelegen. Ich möchte dieses Kapitel meiner Jugenderfahrungen mit einem Ereignis abschließen, das, so einfach es auch war, als meine erste Entdeckung in der Wissenschaft der Osteopathie gelten kann. Bereits seit früher Kindheit hasste ich Medikamente. Mit etwa 10 Jahren bekam ich plötzlich starke Kopfschmerzen. Ich knüpfte mir aus dem Pflugseil meines Vaters zwischen zwei Bäumen eine Schaukel. Da mein Kopf aber zu sehr schmerzte, um Bewegung zu ertragen, ließ ich das Seil bis auf 15 – 25 Zentimeter auf den Boden herab, legte ein Tuch über die Mitte und nutzte das Seil so als schwebendes Kissen. Ich lag ausgestreckt auf meinem Rücken und stützte meinen Nacken darauf. Ich fühlte mich sofort leichter und fiel in einen leichten Schlaf, aus dem ich ohne Kopfschmerzen erwachte. Da ich zu dieser Zeit nichts über Anatomie wusste, verschwendete ich keinen Gedanken daran, wie ein Seil die Kopfschmerzen und die sie begleitenden Magenschmerzen überwinden konnte. Seit dieser Entdeckung nutzte ich diese Konstruktion immer dann, wenn ich ein solches Ungewitter aufziehen fühle. Es vergingen 20 Jahre bevor der Keil des Schließens mein Gehirn erreichte und ich erkannte, dass ich die Aktion der großen okzipitalen Nerven ausgesetzt und den arteriellen und venösen Blutfluss harmonisiert hatte, was Erleichterung bedeutete – wie der Leser versteht. Ich habe 50 Jahre lang seit meiner Kindheit daran gearbeitet, meine Kenntnis über die Funktion des Lebensmechanismus zu verbessern und Erleichterung und Gesundheit zu bewirken. Heute wie vor 50 Jahren glaube ich, dass die Arterien den Fluss des Lebens, der Gesundheit und der Linderung darstellen und ihre Versumpfung oder Verunreinigung Krankheit zur Folge haben.
Die wilden Tiere im Grenzland – Herr Cochrans Hirsch – Der Hirschfuß – Verfolgt von einem Bock – Ich fange einen Adler – Nachtjagd – Das Jagdhorn meines Bruders Jim – Die Philosophie der Skunks und Bussarde – Melken unter Schwierigkeiten – Von einem Puma angegriffen
Ein Bursche im Grenzland erfährt manch aufregendes Abenteuer mit wilden Tieren, von denen ein Stadtjunge nur aus Büchern weiß. Durch Beobachtung lernt er mehr über die Gewohnheiten und das Verhalten wilder Tiere als durch eine Unterrichtseinheit in Naturgeschichte, da er das große Buch der Natur ständig vor sich aufgeschlagen hat.
Kurz nachdem mein Vater nach Missouri übergesiedelt war – ich war etwa acht Jahre alt – vertrieb ich mir meine Zeit mit meinen jüngeren, drei und fünf Jahre alten Brüdern im Garten, als etwa 400 Meter entfernt ein gewaltiger Schuss hinterm Haus zu hören war. Meine Mutter kam zu uns gerannt:
„Habt ihr das große Gewehr da im Westen gehört?“ Wir bejahten. Sie sagte:
„Ich glaube, Richter Cochran hat einen Bock geschossen. Er wollte an der Wasserquelle nach Hirschen schauen, die dort das aus dem Hügel tretende Wasser trinken und hat uns Wildbret zum Abendessen versprochen.“
Wir waren sofort Feuer und Flamme und kletterten den Zaun hoch. Meine Brüder John, Jim und Ed, meine Mutter und die kleinen Mädchen standen in der Tür und alle Augen blickten gespannt zu der 400 Meter entfernten Hirschtränke. Jeder Nerv in unseren Körpern war angespannt, unsere Augen weit offen, damit wir als erste Richter Cochran sehen konnten. Nach kurzer Zeit trat er auf eine Lichtung und wir sahen ihn im gleichen Augenblick. Ich hüpfte auf und ab und Jim folgte meinem Beispiel. Schon erreichte der Richter unseren Hof, aber lange bevor er uns erreichte, riefen wir ihm zu, ob er einen Hirsch getötet habe. Er antwortete:
„Ja, ich habe einen kapitalen Bock geschossen und ihr bekommt alle ein feines Wildbret zum Mittag – wie versprochen.“
Er fragte uns, ob wir so etwas schon gegessen hätten. Wir verneinten, wir hätten so etwas noch nie gesehen, geschweige denn probiert. Er sagte, der Hirsch läge oben an der Quelle, er müsse ein Pferd satteln, um ihn zu holen. Als er sein Pferd bestieg, fragte er mich, ob ich ihn zum Hirsch begleiten wolle, woraufhin ich mich hinter ihm in den Sattel schwang. In wenigen Minuten erreichten wir die Quelle und saßen bei dem Hirsch ab, welcher das Wunderschönste war, was ich je gesehen hatte. Er erstreckte sich etwa 1,50 Meter von der Nasenspitze bis zur Schwanzspitze, war gut einen Meter hoch und sein Schwanz maß nahezu 30 Zentimeter. Seine Füße und sein Maul ähnelten denen der Schafe, nur dass seine Hufe um einiges spitzer waren. Sein Fell hatte die Farbe irischen Whiskys und seine Beine waren sehr dünn und muskulös, nicht breiter als ein Besenstiel aber beinahe 1 Meter lang. Ich dachte „Oh! Wie schnell musste er rennen können, bevor er sein Leben ließ, um unseren Tisch zu zieren.“ Wenn er einen Hügel herunter rennt, kommt ein Hirsch mit einem Satz gut 15 – 18 Meter weit. So weit, wie ein Junge mit sechs oder sieben Sprüngen. Er kann über einen Mann hinweg springen, ohne dessen Hut zu berühren.
Bald waren wir mit dem Hirsch am Haus. Wir zogen ihn ab und hängten ihn zum Auskühlen in einen Baum, sodass wir ihn erst zum nächsten Frühstück statt am Abend essen konnten. Am nächsten Morgen waren wir bereits früh aus den Federn. Mutter kochte einen großen Topf voll und trug alles auf einem großen Teller in der Mitte des Tisches auf. Es war das köstlichste Essen, das ich jemals gegessen habe. Möglicherweise machten der Appetit eines Jungen und meine regelmäßigen körperlichen Anstrengungen das Fleisch zu dem zartesten Fleisch, das ich je kostete. Bevor ich das Thema Hirsch verlasse, möchte ich noch von einem Abenteuer berichten, dass ich zwölf Jahre später, als ich bereits beinahe ein erwachsener Mann war, mit einem verwundeten Bock hatte. Ich war mit meinem Gewehr und meinen drei Hunden draußen, als ich ein Geräusch durch den Busch auf mich zupreschen hörte und der Bock auch schon in Sicht kam. Es war ein Neunender und beinahe dreimal so groß wie jener von Richter Cochran. Ich realisierte die Gefahr, die von einer Begegnung mit solch einem Monster ausgeht, falls ich mit meinem Schuss nicht treffen würde. Als mir klar wurde, dass ich zwar im Falle eines Treffers in Sicherheit war, der Hirsch mich aber anderweitig töten würde, sofern mich meine Hunde nicht retteten, riss ich mein Gewehr hoch, als er nur noch wenige Meter entfernt war. Der Schuss ging los und der Bock zu Boden. „Halleluja! Tom ich hab’ ihn!“ Mein Bruder Tom war keine 15 Meter hinter mir. Ich ging auf den Hirsch zu und glaubte ihn tot, als er bei meinem Näherkommen den Kopf hob und versuchte mich anzugreifen. Ich hatte keine Zeit zu verlieren und kletterte in weniger als null Sekunden auf einen Baum, wobei ich genug Geistesgegenwart besaß mein Gewehr bei mir zu behalten. Von meinem Ast aus lud ich nach und schoss auf den Hirsch, bis er erlegt war. Meine drei Hunde zerrten die ganze Zeit an ihm und ich musste sehr vorsichtig dabei sein den Hirsch zu erlegen, ohne meine Hunde, mit denen der Hirsch um sein Leben kämpfte, zu erschießen. Ich habe Männer im Todeskampf miteinander raufen sehen, aber ich glaube nicht, dass mir je eine verzweifeltere Begebenheit begegnet ist als diese. Ich war nicht der erste gewesen, der auf den Bock geschossen hatte, denn als wir ihn häuteten, fanden wir mehrere Kugeln in seinen Flanken. Alle hatten einen lebenswichtigen Punkt verfehlt.
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