Wie so oft bei unseren gemeinsamen Erlebnissen war mein Verstand verwirrt, doch mein Selbst erweitert.
Und aus diesem Grund , sagte Barney voller Zufriedenheit und Begeisterung, wollen wir mit dem Tod beginnen. Lass uns die Passagen säubern, die Durchgänge auskehren, die Brücke herunterlassen – und die Türen aufmachen !
Zu meiner eigenen Verwunderung musste ich lächeln.
Das reicht für den Augenblick, meinte Barney. Eine lange Sitzung, aber du hast dieses Puzzlestück der Erfahrung gebraucht, um zu sehen, wie es funktioniert. In gewisser Weise sind wir immer noch dabei, deine Sehkraft zu schärfen. Je schärfer sie wird, umso leichter wird es für dich, in die Haut anderer Wesen zu schlüpfen und andere Sichtweisen zu erleben. Und wenn du das kontinuierlich auf allen Ebenen tust, werden wir für noch mehr interessante Reisen bereit sein.
DURCH SHAPESHIFTING ANGST ÜBERWINDEN
Je mehr ich über die Geschichte mit der Häsin und die damit verbundenen Puzzleteile nachdachte, umso mehr Hasen kamen mir in den Sinn. Ich sah Hasen im Fernsehen, in Zeitschriften, als schwebende Wolken am Himmel. Die Energie der Hasen neckte mich, während mein Verstand sich bemühte, die Dinge zu begreifen.
Die Vorstellung, anderen Wesen Zeichen zu senden, gefiel mir. Vielleicht spielen wir ja Verstecken mit unseren vielen Teilen des Selbst. Vielleicht speichern wir unsere Geschichten in einem Kontinuum aus verschiedenen Leben, hinterlassen zu verschiedenen Zeitpunkten Erinnerungen für uns und andere, hinterlegen Spuren in verschiedenen Ländern und Kulturen?
Und könnte es nicht auch sein, dass unsere alte Freundin, die Angst, diese Schätze hütet? Sie prüft uns ständig, vergewissert sich, dass wir bereit sind, Schlosser unseres eigenen Bewusstseins zu werden, fordert uns heraus, uns zu ›reparieren‹ – uns mit all den vielen vergessenen Formen des Selbst zu ›re-paaren‹ –, den Formen des Selbst, die wir noch nicht vollständig in unser größeres Gesamtwesen entsinnt haben.
Eines Nachts träumte ich, durch ein sehr großes und ungewöhnliches Haus zu gehen. Es machte mir Spaß, die vielen Zimmer zu erkunden. Da hörte ich, dass in der Küche im ersten Stock eine Party stattfand. Als die Partygäste mich riefen und ich über die Türschwelle ging, spürte ich ein Knacken unter den Füßen. Auf dem Boden lag die lebensgroße Skulptur eines Hasen, die aus Eis geformt war. Der Hals des Hasen war zerbrochen.
Dawn und Zak
Als ich aufwachte, gaben die tieferen Bedeutungen des Traums und des Hasen mir ein unbehagliches Gefühl. Auch wenn ich nicht wusste, was der Traum mir sagen wollte, spürte ich eine erneute Welle des Widerstands.
Es war Zak, der einen anderen Weg vorschlug, wie ich der Angst ins Auge sehen könnte. Statt mir anzusehen, wovor ich mich zu fürchten glaubte, schlug er vor, ich sollte das eigentliche Gefühl der Angst beschreiben.
»Im Augenblick kann ich es im Mund fühlen, fast so, als würde ich ersticken oder müsste mich übergeben«, schilderte ich. »Es ist so, als wolle ich etwas zurückhalten und es nicht aufgeben.«
Könnte es sich womöglich um dein altes Festklammern an die Realität handeln ?, fragte er auf eine Weise, die mich zum Lachen brachte – nicht nur vor Vergnügen über Zaks Gesellschaft, sondern auch über die offensichtliche Antwort auf seine Frage.
»Laut lachen hilft«, stellte ich kurz darauf fest. Zak lachte mit, wie es gute alte Hundefreunde so oft tun.
Ja, bestätigte er. Es ist eine Bewegung nach außen und nach vorne – eine Welle der sich ausdehnenden Energie. Lachen ist für dich ein Schlüssel zum Loslassen. Für andere können Tränen oder körperliche Bewegungen besser funktionieren. Es gibt viele verschiedene Wege, um loszulassen und sich zu öffnen. Für dich sind es jedoch meistens Gelächter und Humor, vor allem, wenn du gleichzeitig über dich und die Situation lachst. Spürst du, wie die alte Angst – oder das alte Du – sich umwandelt?
»Tatsächlich!«, stieß ich überrascht aus. »Es ist, als würde die innere Schwere zu etwas Leichtem werden – als wäre die Angst eine Mauer aus Stein, und als würde das Lachen sie in etwas Leichtes, Schmales und Weiches verwandeln, wie ein Leintuch, das man im Wind trocknet. Es ist, wie wenn man verfaulte Eier in sich trägt und dann eine luftige Meringue hinaus lacht!«
Ich blieb eine ganze Weile bei diesem Bild. Dann kam mir ein Gedanke: »Vielleicht hat die Eigenschaft der Angst – oder welche Überzeugung oder Meinung sich wie die Steinmauer gehalten hat – sich auch verwandelt?«
Eine gute Frage, sagte Zak. Hat sich die tatsächliche Eigenschaft verwandelt – oder deine Wahrnehmung?
»Eigentlich fühlt es sich so an, als hätte sich beides verändert.«
Genau, und das zu erkennen ist wichtig. Auf der Verstandesebene hättest du antworten können, dass alles eine Frage der Wahrnehmung ist. Und aus einem bestimmten Sichtwinkel stimmt das auch: Es ist nur die Perspektive, die ändert, wie wir die Realität sehen. Doch in Wirklichkeit – in der Wirklichkeit, in der wir uns in dieser Zeit und diesem Raum befinden – hat sich beides verwandelt. Was du festgehalten hast, war alt und schwer und wahrscheinlich verfault. Was du losgelassen hast, hat sich verwandelt, weil ›du‹ die Gestalt des ›Du‹ verändert hast. Und damit kommen wir zu einer anderen Lehre über das Shapeshifting.
Für manche ist das nicht einfach zu verstehen, weil es beim Shapeshifting auf einem Level darum geht, die Form in einer bestimmten Realität zu verändern. Doch der tatsächliche Akt der Umwandlung der Form verändert auch die eigene Realität. Daher verwandelt sich nicht nur die Form, sondern auch die Realität, wenn das geschieht.
Wir wollen uns einmal vorstellen, du würdest an der alten Realität festhalten – der Angst und Schwere der nervösen Energie. In diesem Moment würdest du die Form und die Realität auf eine bestimmte Weise festhalten. Doch indem du deine Form verwandelst – was du durch das Lachen erreicht hast –, hast du auch die Realität an sich verändert. Es ist, als wärst du durch eine Türöffnung hindurchgegangen. Für dich war der Schlüssel dazu wiederholtes Gelächter. Das hat dir die Tür geöffnet. Und so bist du in eine neue Version der Realität auf einer anderen Ebene des Seins gegangen. In ein neues Du.
Egal ob ein neues Ich oder nicht – ein Teil von mir war immer noch verwirrt. »Ich weiß nicht, wohin uns das bringt, Zak«, sagte ich nach einer Weile.
Nur dahin, dass jede Verwandlung der Form auch eine Verwandlung der Realität bewirkt. Das ist Grundwissen, selbst wenn du es vielleicht erst dann verstehen wirst, nachdem du es ein paar Mal erlebt hast. Viele Tiere sind bereit, dich in eine immer tiefere Erfahrung der Verwandlung von Formen zu begleiten. Von dort aus wirst du möglicherweise andere Realitäten kennenlernen wollen. Doch lass uns mit dem beginnen, was du schon kennst. Sei einfach offen dafür. Atme. Und vergiss nicht, in deiner Mitte zu bleiben. Wenn du das beherzigst, wird dir nichts passieren.
Während Barney und ich unsere täglichen Gespräche fortsetzten, ermutigten er und Zak mich, mit anderen Tieren Zeit zu verbringen, ihnen Fragen zu stellen und mich in das gemeinsame Bewusstsein zu vertiefen. Es war ein Anfang, sagten sie, ein Sammeln von ersten empirischen Schlüssellöchern zu den unterschiedlichen Wegen, wie man die Welt sehen kann. Wir arbeiteten schon an dem Shapeshifting-Konzept, und Barney nutzte eine Vielzahl von Erfahrungen, um mich Dinge zu lehren und mich gleichzeitig aufzumuntern.
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