Nach dem Tod ›wacht‹ eine individuelle Essenz (ein bisschen) in einer anderen Realitätsform ›auf‹ und ›erinnert sich‹ (bis zu einem gewissen Grad) an seine anderen Gestaltmöglichkeiten. Manche glauben, der Tod sei das absolute Erwachen, als wäre einem dann alles, was ist, auf einen Schlag bewusst. Nach meinen Erfahrungen ist das nicht der Fall. Es ist eher so, als würde jede Essenz gemäß ihrer eigenen Bewusstseinsebene ›aufwachen‹. Es stimmt zwar, dass der formlose Zustand es einem Wesen generell ermöglicht, schneller zu lernen, da es dann schon den Vorteil genießt, die Essenz zu sehen/spüren/sein, und nicht mehr so in den Illusionen der Gestalt gefangen ist. Doch diese Illusionen bleiben bestehen.
Viele Essenzen bevorzugen, sich in Form eines leichten Körpers auszudrücken. In gewissem Maße ist das auch nützlich, da die Essenz sich im irdischen Körper wohl fühlt und sich einen neuen sucht, doch das hat auch mit Eitelkeit zu tun, da eine Gestalt nicht wirklich notwendig ist. Man kann sich genauso gut als Licht oder Klang oder eine andere energetische Vibration fortbewegen. Es ist viel einfacher, die Form auf dieser Ebene zu verändern, aber sicher überrascht es dich, zu erfahren, dass diese Ebene nicht besonders häufig gewählt wird – dass die Essenz so oft bevorzugt, seine frühere Gestalt nachzuahmen. Man kann sagen, dass alte Gewohnheiten der irdischen Form sich nur schwer ablegen lassen.
Nach einer Phase des Lernens, des Lösens alter Bindungen, des Loslassens dessen, was losgelassen werden kann, und so weiter fängt man vielleicht damit an, ein neues Leben zu planen und sich daher nach einer neuen Gestalt umzusehen. Was ist die beste (physische) Form, in der man wieder in die physikalische Welt eintauchen kann? Es stehen viele Formen zur Auswahl, die jedoch von der eigenen Bewusstseinsebene abhängen. Manche bevorzugen es, nicht über den Tellerrand des eigenen ›Stammes‹ zu schauen. Andere werden richtig kreativ.
Letztendlich hat die eigene Wahl der Form einen direkten Bezug zur eigenen Wahl dessen, was man lehren und lernen will. Oft besteht eine Dualnatur des Bewusstseins, das inkarniert, da die Erde ein Planet voller Dualität ist, und so geht ein Teil auf die Erde, um zu lehren, und der andere, um zu lernen. Häufig arbeiten beide Teile zusammen, und diese Schnittstelle vom einen zum anderen ist ein hochinteressanter Raum, in dem man den direkten Zugang zur multidimensionalen spirituellen Welt bekommt. An dieser Stelle spürt man seine eigene Essenz. An dieser Stelle kann das physikalische Shapeshifting erfolgen und Wunder werden möglich.
Barney machte eine Pause. Hast du eine Frage hierzu?
» Nur eine? «, dachte ich verwundert. »Willst du damit sagen, dass man nur an der Schnittstelle, an der Lehren und Lernen ineinander übergehen, Zugang dazu hat? Oder ist der Zugang auch an allen anderen Punkten, an denen man zwei Dinge gleichzeitig tut, möglich?«
Der Schlüssel dazu ist der Wille. Wenn du zum Beispiel telefonierst und gleichzeitig am Computer arbeitest, dann hast du nicht die Willenskraft, von der ich spreche. In gewisser Weise verausgabst du dich dann nur zum Teil am Telefon und zum anderen Teil am Computer. Aber du bist dir keiner tieferen Bezüge bewusst.
Was ich meine, wenn ich von dieser Kreuzung des Lehrens und Lernens spreche, ist ein Zustand, in dem du dir darüber bewusst bist, dass du anderen dienst und sie gleichzeitig dir dienen. Oft ist das der Anfang, an dem man beginnt, sich der vielseitigen Natur der Inkarnation bewusst zu öffnen. Es ist, als wäre man sich der Essenz bewusst, die durch einen selbst kommuniziert, sowie der Essenz, die mit einem selbst kommuniziert. Aus einer allgemeineren Perspektive bist es natürlich immer du, die mit dir kommuniziert, auch wenn das auf der physikalischen Ebene schwer zu erkennen ist. Verstehst du, was ich meine?
»Na ja, vielleicht geschieht das ja gerade jetzt. Während ich mich auf das konzentriere, was wir hier tun, bin ich mir einer tieferen Kraft bewusst, die durch mich kommuniziert – und ich bin mir auch eines Teils von mir bewusst, der zuhört, genauso wie ich deinen Worten zuhöre und sie in den Computer eingebe.«
Genauso ist es. Es ist eine Schnittstelle, an der du dir der Schnittstelle bewusst bist. Du bist dir für einen Augenblick nicht nur deiner selbst bewusst, sondern auch meiner und der tieferen Kraft oder Energie oder Essenz, die durch uns beide fließt. Wenn du daran festhältst – wenn du dich da hinein sinken lässt – wirst du diese Energie des ›du‹ und ›ich‹ und der ›tieferen Kraft‹ nicht getrennt, sondern als eine ständig fließende Bewegung wahrnehmen. Indem du diesen Bewegungsfluss spürst, öffnest du dich der Verbindung unserer Kommunikation. Und noch mehr: Du wirst es. Dann fängst du an, dich als diese Bewegung zu fühlen; du lernst dich als Teil des Flusses kennen und du wirst der Fluss – der natürlich nichts anderes als du selbst ist!
Langsam tat mir der Kopf weh.
Es ist oft leichter, das mit Tieren zu machen, da wir uns dieser essenziellen Verbindung bewusster sind. Doch es ist eine Herausforderung, es mit Wesen deiner eigenen Spezies zu tun. Aus diesem Grund ist ›Form‹ nichts als eine menschliche Illusion. Sieh dir eure Gesellschaft an und schau, wie ihr die Form zu einer so wichtigen Illusion aufgebaut habt: Wie ihr ausseht, in was für Häusern ihr lebt, wie viel Geld ihr verdient, was ihr beruflich macht und so weiter und weiter – jedes kleine Detail wird so unglaublich wichtig … So viel Energie steckt in diesen illusionären Formen!
»Es klingt so, als würdest du dich darüber lustig machen, Barney«, sagte ich.
Auf eine gute Art schon. Denn der Fokus auf Illusion kann auch kreativ sein. Ich habe schon ein paar Leben als Mensch hinter mir, auch wenn meistens in einem Naturvolk, in dem die Form nicht so wichtig ist. Aber glaube ja nicht, den Naturstämmen wäre Form gleichgültig! Sie verwenden sie nur auf andere Weise. Daher kenne ich die Anziehungskraft der Form und weiß, wie sie einen so ablenken kann, dass man durch sie von Wissen abgehalten wird und davon, die tieferen Schätze zu bergen.
Warum glaubst du wohl, sind alle Schätze vergraben oder versteckt? Sie sollen einen daran erinnern, tief zu graben, den Schlüssel zu finden. Sieh dir die alten Märchen und Mythen an, wenn du erfahren willst, wie man auf Schatzsuche geht. Der Schatz ist immer ein Symbol des Reichtums – und das ist wieder einmal die Kraft der illusionären Form! Wahrer Reichtum hat mehr mit Bezügen zu tun als damit, allein in einem Raum voller Gold zu sitzen. Sogar Geld funktioniert so: Es hat nur den Tauschwert, auch wenn viele Menschen es für sich selbst behalten wollen und es horten. Und warum? Wieder einmal aus Angst! Aus Angst vor dem Tod, aus Angst, die Form loszulassen – obwohl man in Wahrheit nur lernen und wachsen und Freude erfahren kann, wenn man die Form loslässt, viele Formen erlebt und die Freude, Schönheit und den Spaß an der Form genießt, bis sie einem schließlich über wird und man auf eine andere Weise mit der Form spielt – mit der Nichtform spielt –, aber das ist ein anderes Thema.
Und mit diesen Worten schickte Barney mich weg, um wieder einmal der großen Lehrerin – der Erfahrung – zu begegnen.
4
Endlose Varianten und grenzenlose Perspektiven
Während ich mich mit dem Gedanken der Schnittstelle und allem, was damit verbunden war, beschäftigte, hatte ich eine Reihe von Erlebnissen, die heftig und kurz hintereinander passierten.
Als ich einmal in einem Schlauchboot saß und eine schmale Buchteinfahrt hinunterfuhr, entspannte ich mich und wurde in einen sehr ruhigen Zustand versetzt. Zum Glück steuerte ich das Boot nicht selbst, sondern fuhr nur mit. Über uns erstreckte sich ein strahlend blauer Himmel, und hauchzarte Wolkenschleier hüllten die Berge in der Ferne ein. Die Sonne glitzerte auf der gekräuselten Wasseroberfläche, die in silbernen Streifen an den dunklen, schlammigen Strand spülte. Es war ein herrlicher Tag, und ich erfreute mich an den wilden, flatternden Tänzen der Vögel – den Adlern, die sich in die Lüfte schwangen, den Möwen, die Sturzflüge veranstalteten, und den Kranichen mit den langen Beinen, die grazil übers Wasser segelten.
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