Ich wusste nur zu gut, worauf sich die Vögel der weiten weißen Flügel bezogen, denn ihre Botschaft brachte eine vielschichtige Sammlung an Bildern, Vorstellungen und Eindrücken mit sich. Mit dem »Schleier aus weißem Licht« meinten sie eine Art von ätherischem Schnee – etwas, das sichtbar und zugleich unsichtbar ist, abhängig von der jeweiligen Perspektive. Der »spirituelle Staub der Nachtfalter« bezog sich auf einen Nachtfalter, der mehrere Tage lang vor dem Fenster meines Arbeitszimmers aufgetaucht war, während ich an meinem ersten Buch schrieb. Der Nachtfalter hatte mir einen Augenblick der Synchronizität geschenkt. Währenddessen holte ich eine alte Ausgabe von Carlos Castanedas Der Ring der Kraft aus dem Bücherregal und betrachtete die Zeichnung eines großen Nachtfalters, der von seinem eigenen schimmernden Lichtkörper umhüllt war. Danach klappte ich das Buch genau auf der Seite auf, auf der Juan Carlos sagt, dass es an der Zeit sei, über Nachtfalter zu reden. »Die Nachtfalter sind Boten oder gar Hüter der Ewigkeit«, sagt Juan zu Carlos. »Die Nachtfalter tragen auf ihren Flügeln Staub … dieser Staub ist der Staub des Wissens.« Als Carlos fragt, was Wissen mit Staub auf den Flügeln von Nachtfaltern zu tun hat, erklärt Juan: »Wissen fliegt wie Goldstaub herbei, derselbe Staub, der die Flügel von Nachtfaltern bedeckt.« – »Aber wie kann der Staub auf ihren Flügeln Wissen sein?«, fragt Carlos. »Das wirst du schon noch sehen«, antwortet Juan rätselhaft.¹
Die Erinnerung daran brachte mich zum Lachen, denn »Das wirst du schon noch sehen« klang für ein solches Abenteuer des Bewusstseins ziemlich alltäglich. Bruchstücke von Dingen, die ich früher nicht richtig verstanden hatte, tauchten wieder auf – heute, viele Jahre später, in Unterhaltungen oder Ereignissen – mit einer tiefsinnigeren Symbolik und tieferen Bedeutung. Wie der Staub der Nachtfalter wurde nun eine »alte« Verbindung als eine »neue« Inspiration oder – wie die Vögel es nannten – eine »neu-alte« Perspektive präsentiert.
Die Vögel fuhren fort: Als Bezug zur Wiederauferstehung ermöglicht die Aufnahme unserer ›Essenz‹ oder unseres ›Staubs‹ die Wiedergeburt eines abgestorbenen, trägen oder eingeschlafenen Geistes. Sie verjüngt, erfrischt und lässt alle sich an andere Zeiten und andere Wesen erinnern. Auf dieser Erde wird eine gemeinsame Aufgabe gebraucht und wir adressieren diesen Zugang zu der Aufgabe.
Dies ist eine leichte Abweichung von deiner Vorstellung des Shapeshiftings, doch wir steuern diese Informationen bei, um aufzuzeigen, auf wie viele verschiedene Weisen der Geist funktioniert. Eigentlich ist unser ›Staub‹ eine Form von Shapeshifting, da es sich um die Umwandlung von spiritueller Essenz in eine Form handelt, die von allen aufgenommen werden kann. Andere Tiere haben dir schon davon berichtet, wie diese gemeinsame Energie oder dieser universelle Geist durch den Verzehr ihrer Körper aufgenommen werden kann. Unsere Methode ist eine andere: Du nimmst die Essenz durch die Haut, Haare und dein Wesen in dich auf. Wie wir schon sagten, ist das eine ältere Weise, eine, die in der Gegenwart auf der Erde nicht häufig angetroffen wird, so wie auch unsere Spezies nicht sehr bekannt ist.
Wir ähneln einem Engelsorden, auch wenn das nicht unsere Bezeichnung ist. Wir stammen aus einem alten Tierorden, der in Zeiten der Veränderung mit der Erde zusammenarbeitet. Wir reagieren auf den Ruf, wenn Veränderung notwendig ist, um mit den Wegen der Natur im Einklang zu fließen. Wir reagieren auf den Ruf aufgrund des Bedarfs nach besonderen Umständen, die für die Entfaltung der irdischen Evolution notwendig sind.
Und damit verschwanden die Vögel der weiten weißen Flügel.
AUSWAHL UND CHANCEN DER INKARNATION
Lass uns weitermachen, schlug Barney am Morgen nach meinen Gesprächen vor. Was hast du aus deinem Kontakt zu den Pinguinen und Fischen und Vögeln gelernt?
»Dass es viele Weisen gibt, wie wir Wissen, tiefere Weisheiten oder ›verschlüsselte Informationen‹ erhalten können: Indem wir sie wahrnehmen, mit anderen teilen oder sie in Form von Nahrung oder über die Haut, das Wasser oder die Luft aufnehmen und so weiter.«
Ja, und es gibt noch mehr.
Ich hielt inne und überlegte. Ich ließ die Energie der Gespräche ein größeres Bild formen. »Den Wert der Vielfältigkeit?«, riet ich. »Vor allem im Rahmen der Multidimensionalität?« Während ich sprach, spürte ich das Fließen eines tieferen Fadens, der sich durch alles hindurchzog. »Die dahinter steckende Energie manifestiert sich also auf bestimmte Weisen – oder auf bestimmten Ebenen –, weil diese jeweilige Weise die beste in unserer Situation ist und am besten passt?«
Jetzt bist du etwas Wesentlichem auf der Spur! Wir wollen es einmal detaillierter aus der Sicht des Geistes betrachten.
Wenn sich dein spirituelles Wesen auf die Inkarnation vorbereitet, hat es eine breite Auswahl. Wenn man will, kann man mit nur wenigen grundsätzlichen Dingen anfangen: dem Verlangen zu lernen, zu erleben, sich zu entwickeln, zu erschaffen und so weiter. Diese Wünsche können als treibende Kräfte oder energetische Variablen angesehen werden.
Aus diesen Variablen bildest du ein Szenario: die Spezies, das Körpersystem, die passende Umgebung, Zugriff und Offenheit für lenkende Informationen (von spirituellen Führern, Engeln und anderen Lehrern) und so fort. Schicht um Schicht legt man so die Grundlagen für einen Lebensplan. Dabei wählst du – in deiner Form als spirituelles Wesen –, welche Situation, Gestalt und Umgebung deine Bedürfnisse am besten erfüllen werden.
Gleich nach der Inkarnation bieten sich sogar noch mehr Auswahlmöglichkeiten und Chancen. Es gibt in Wirklichkeit keine ›richtige‹ oder ›falsche‹ Entscheidung. Stattdessen gibt es eine Vielzahl an Wegen sowie die Wahl, einen Weg oder Gedanken dem anderen vorzuziehen – oder auch mehrere Wege auszuwählen. Die Kreativeren unter uns fügen vielleicht auch noch Subpläne für alternative Bewusstseinsformen oder interdimensionale Begegnungen innerhalb einer Gruppe von mehreren Formen des Selbst hinzu.
Manche spirituelle Wesen inkarnieren zum Beispiel mehrfach – als alternative Versionen desselben Selbst –, um alle Wege gleichzeitig auswählen zu können. Diese spezielle Form der Inkarnation ist nur eine andere Variante oder Wahl zu leben. In solchen Inkarnationen wird Wert auf Synthese gelegt. Manchmal scheint es diesen Individuen egal zu sein, wohin ihre Wahlmöglichkeiten sie führen. Warum das so ist? Weil ihnen auf einer Ebene bewusst ist, dass sie eine Multiplizität sind, und dass sämtliche Wege gegangen werden. Dies ermöglicht ihnen eine reichhaltige Vielfältigkeit an Erfahrungen.
Ein weiteres Beispiel ist, gleichzeitig in einer Vielzahl von Formen des Selbst zu inkarnieren. Das bedeutet, dass das spirituelle Wesen mehrere Selbst in verschiedenen Gestalten gleichzeitig sein könnte – zum Beispiel verschiedene Spezies. Oft konzentriert sich dies auf eine Begegnung oder ›Gleichzeitigkeit‹, bei der zwei oder mehr Formen des Selbst in einer Realität im Hier und Jetzt interagieren. Das kann zu einer Gestalt führen, in der jedes Selbst zu seinem höheren Bewusstsein erwacht und so ein bewussteres Leben möglich macht.
Dies ist eine vielschichtige Sitzung; lass uns also die Fragen klären, bevor wir fortfahren.
»Bisher hast du mir zwei Beispiele genannt. In dem einen wählt ein spirituelles Wesen viele Versionen desselben Selbst aus. Ist das richtig? Diese alternativen Formen des Selbst fangen alle gleichzeitig mit demselben Lebensstart an und gehen dann getrennte Lebenswege, um zu sehen, wohin jeder Weg führt?«
So kann man es sehen. Man kann es auch als multiple Ebenen der Realität betrachten, die gleichzeitig stattfinden. Wie du schon sagtest, wird bei der Geburt dieselbe Anfangsposition eingenommen, auch wenn das Wo und Wie jedes persönlichen Selbst auf jedem der Lebenswege voneinander abweichen wird.
Читать дальше