Ist es nicht ein überzeugend schlichtes Beispiel? Wir vertrauen dem Stuhl blindlings und ohne Einschränkungen, und beim Herrn der Welt kommen uns tausend Zweifel und Vorbehalte.
Die Jünger sitzen mit dem Sohn Gottes in einem Boot. Aber sie lassen sich von Sturm und Wellen in Angst bringen. Sie verlassen sich mehr auf ihre Befürchtungen als auf die leibhaftige Gegenwart ihres Herrn und Meisters. »Ihr habt zu wenig Vertrauen!« Geht uns dieser Vorwurf nicht auch unter die Haut?
Fürchtet euch nicht vor denen, die den Leib töten,
doch die Seele nicht töten können: Fürchtet euch vielmehr
vor dem, der Leib und Seele verderben kann in der Hölle.
MATTHÄUS 10, 28
Mit der Hölle ist nicht zu spaßen. Ich bin zwar kein Freund von Angst machenden Höllenpredigten, aber der Ort der Finsternis ist etwas, das wir ernst nehmen müssen.
Der brasilianische Schriftsteller und Nobelpreisträger Paulo Coelho erzählt eine nachdenkliche Geschichte über die Hölle. Nach dem Tod fand sich ein Mann an einem wunderschönen Ort wieder. Er war umgeben von all dem Luxus und all der Schönheit, von der er stets geträumt hatte. Ein weiß gekleideter Mann kam auf ihn zu. »Du hast das Recht, alles zu tun, was du willst. Du kannst alles essen, alles genießen, dich mit allem zerstreuen, was du dir wünschst«, sagte er zu ihm. Der Mann war begeistert und tat alles, wonach er sich sein Leben lang gesehnt hatte. Nachdem er sich ein paar Jahre lang alle Wünsche erfüllt hatte, suchte er den Mann in Weiß auf: »Ich habe alles ausprobiert, wozu ich Lust hatte. Jetzt brauche ich eine Arbeit, um mich wohlzufühlen.«
»Tut mir leid«, sagte der Mann in Weiß, »das ist alles, was ich dir bieten kann. Arbeit gibt es hier nicht.«
Der Mann war entsetzt. »Aber das ist ja grauenhaft! Ich werde die Ewigkeit damit verbringen, mich zu langweilen! Da wäre ich tausendmal lieber in der Hölle.«
Der Mann in Weiß trat zu ihm und sagte leise: »Und wo, glaubst du, bist du hier?«
Am Ende unserer Tage spricht unser Herr ein Machtwort. Zwei Orte entscheiden über unsere Ewigkeit: Himmel oder Hölle. Ist es nicht auffallend, wie viele Menschen arglos der Ewigkeit aus dem Wege gehen? Ich möchte nicht der Mann in Paulo Coelhos Geschichte sein.
Kummer im Herzen drückt einen Menschen nieder.
Aber ein freundliches Wort heitert ihn auf.
SPRÜCHE 12, 25
Ich lese gerade in einem Bestseller. Der Autor schildert eine Fahrt mit dem Bus an einem schwülen Sommertag. Der Schweiß perlt, und die Leute stöhnen. Der schwarze Omnibusfahrer begrüßt die Fahrgäste lächelnd und mit freundlichem Gesicht. Doch kein Mensch grüßt zurück. Die Schwüle des Tages hat alle missmutig gemacht. Der Busfahrer lässt sich nicht beirren. Die Fahrt geht durch die Innenstadt von New York. Der Busfahrer gibt einen lebendigen und anregenden Kommentar zum Geschehen, das an den Fahrgästen vorübergleitet. »In dem Geschäft da rechts an der Ecke kauft man besonders günstig. Hier bekommen Sie die billigsten und knitterfreisten Hemden von ganz New York. Im Museum auf der anderen Seite gibt es zurzeit eine wunderbare Ausstellung über ›Blumenbilder in der Geschichte der Malerei‹. Eine Augenweide! Voll klimatisierte Räume. Die Schwüle fällt von Ihnen ab wie ein altes Kleid … « Als es ans Aussteigen geht – der Bus endet dort –, haben die Menschen ihre mürrischen Gesichter abgelegt. Viele lächeln. Einige rufen dem Busfahrer zu: »Bye-bye, viel Spaß heute!« Einer klopft ihm wohlwollend auf die Schulter. Eine Frau beugt sich herunter und küsst seine verschwitzte Stirn.
In der Tat, ein freundliches Wort und ein fröhliches Gesicht können Wunder wirken. Schweiß und Schwüle werden anders empfunden. Mürrische Gesichter hellen sich auf. Der Kummer verfliegt. Bedrückende Gedanken und Gefühle verebben. Liebe ist die Kunst, das Positive zu sehen. Liebe ist die Kunst, zu ermutigen und aufzuheitern. Die Liebe, die Gott uns gibt, ist die Kunst, aus Zitronen Limonade zu machen. Schenken wir sie heute!
Lass mich dein Licht und deine Treue sehen!
Sie sollen mich führen, mich hinbringen zu dem Ort,
wo du wohnst.
PSALM 43, 3
Aus dem Dunkel ins Licht!
Der Evangelist Johannes Hansen kommentiert einen Bericht aus einer Schweizer Zeitung. »Da steht: ›Chur. Mit einer Lichterkette hat die Polizei des Schweizer Kantons Graubünden einen Zugvogelschwarm durch den San-Bernardino-Straßentunnel gelotst. Die Beamten fanden am frühen Morgen in dem 6,6 Kilometer langen Tunnel einen Schwarm von etwa 200 Staren. Die Vögel waren von der Nordeinfahrt kommend drei Kilometer weit in den Tunnel geflogen, wo sie im Dunkel stecken blieben. Die Polizei lockte die Vögel Richtung Süden, indem sie etappenweise die Tunnelbeleuchtung vor dem Vogelschwarm voll einschaltete und hinter ihm wieder ausschaltete. In einer Viertelstunde erreichten die Stare das Südportal, wo sie in die Freiheit entschwanden.‹ Diese Zeitungsmeldung habe ich aufbewahrt, weil sie mich faszinierte. Nicht nur wegen der Tierliebe der Polizeibeamten, das auch, sondern weil sie ein Bild für unser Leben sein kann. Da steckt ein Mensch wie im dunklen Tunnel und weiß nicht mehr weiter. Doch dann macht Gott vor ihm das Licht an, er findet den Weg nach vorne, hinter ihm bleibt das Dunkel zurück. So geht es Schritt für Schritt, er hört Gutes von Gott und immer neu von Jesus, durch den wir zu Gott finden dürfen.«
In der Tat: Viele Menschen haben sich verrannt. Sie sitzen in der Falle, in der Sackgasse. Alles ist dunkel. Auch der Psalmist scheint in einen solchen Tunnel geraten zu sein. Ihm ist die Lebensperspektive verloren gegangen. Ein Leben ohne Ziel ist schrecklich. Der Mensch vegetiert dahin. Wir alle brauchen Licht und Orientierung, dann fühlen wir uns gehalten und geborgen. Wie sagt Jesus: »Ich bin das Licht der Welt.« In seinem Licht wird das Dunkel hell.
Gott sei uns gnädig und segne uns,
er lasse uns sein Antlitz leuchten.
PSALM 67, 2
Wenn vom Segen die Rede ist, geht es um alle guten Gaben, mit denen der lebendige Gott seinem Volk das Leben ermöglicht. Christen sprechen Segenswünsche zu allen möglichen Anlässen aus. Wir verschicken Segenswünsche zum Geburtstag, zu Feiertagen, zu neuen Lebensabschnitten, zur Genesung und zum Urlaub.
Manche so genannten Segenswünsche klingen verrückt. Gerhard Bruns hat so einen Segenswunsch mal genauer unter die Lupe genommen und schreibt: »Hals- und Beinbruch! Sie kennen den Spruch. Wir sagen ihn als guten Wunsch. Dem anderen soll etwas glücken. Es soll ihm bei seinem Vorhaben nichts zustoßen. Aber warum wünschen wir einander eigentlich ›Hals- und Beinbruch‹? Ob Sie ahnen, dass die ursprüngliche Bedeutung dieses Satzes uns in eine ganz andere Richtung weist? Es ist ein alter Segenswunsch. Er stammt aus dem Hebräischen. Ursprünglich heißt er ›hazloche un broche‹ und bedeutet so viel wie Glück und Segen (hazlacha = Glück, b’racha = Segen). Juden sagen einander diesen Wunsch auch heute noch. Wie gut, wenn wir dem andern ›hazloche un broche‹ wünschen. Vielleicht können Sie diesen Wunsch beizeiten erklären, wenn zu Ihnen wieder einmal jemand Hals- und Beinbruch sagt. Wir brauchen es, dass uns andere mit guten Wünschen begleiten, dass sie an uns denken. Wie wichtig ist es, dass uns etwas glückt, dass wir eine glückliche Hand haben und der Segen Gottes über dem steht, was wir tun und lassen!«
Gott segne uns heißt: Gott möge uns die Kraft verleihen, die wir brauchen. Gott segne uns heißt: Gott möge uns die Lebenskraft geben, um das Leben zu bejahen. Gott segne uns heißt: Gott möge unsere Pläne unterstützen und sein Antlitz über uns leuchten lassen.
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