In dieser Situation erwies sich Bürgermeister Ambrosius Bogbinder als brutaler Machthaber, der der Bürgerschaft abverlangte, der Belagerung so lange standzuhalten, bis durch Christian II. Entsatz von außerhalb käme. Nachdem offensichtlich wurde, dass damit nicht zu rechnen war, forderte die Bürgerschaft die Übergabe der Stadt an die Belagerer. Als dem nicht stattgegeben wurde, kam es zu Aufständen, die jedoch blutig niedergeschlagen wurden. Erst im Juli 1536, drei Monate nach Malmö, erfolgte die Aufgabe der Stadt. Zu diesem Zeitpunkt war die Bevölkerung Kopenhagens bereits völlig ausgehungert. Graf Christoffer und seine Landsknechte erhielten freien Abzug und verließen Dänemark. Christian III. hatte Mitleid mit der geschundenen Bevölkerung Kopenhagens und unterließ jegliche Verfolgung der aufrührerischen Bürger. Dies allerdings mit einer gewichtigen Ausnahme: Vor dem Rat der Stadt Kopenhagen wurde Anklage gegen Ambrosius Bogbinder wegen der Hinrichtung des Ratsherrn Jens Kammersvend erhoben. Als Ambrosius Bogbinder klar wurde, dass er hierfür ohnehin hingerichtet werden würde, vergiftete er sich.
Hans Tausen (1494 – 1561)
Die Dänen werden Lutheraner (1536)
Hans Tausen ist der Reformator Dänemarks. Über seine Jugend ist nicht viel mehr bekannt, als dass er um 1494 in dem fünischen Dorf Birkende geboren wurde und nach dem Besuch der Lateinschule in Odense und im seeländischen Slagelse in das Johanniterkloster Antvorskov bei Slagelse als Mönch eintrat.
Die Johanniter schickten ihn 1516 zum Studium an die Universität Rostock, wo er drei Jahre später zum Magister ernannt wurde. Ab 1521 studierte Tausen an der Universität Kopenhagen Theologie und wurde dann von seinem Orden zu weiterführenden Studien nach Deutschland geschickt. Von Herbst 1523 an studierte er bei Luther in Wittenberg und nahm hier die lutherische Lehre an.
Als dies bekannt wurde, riefen ihn die Johanniter 1525 zunächst nach Antvorskov zurück. Weil Tausen hier an seinen neugewonnenen Überzeugungen festhielt, schickte man ihn in das Johanniterkloster von Viborg in Nordjütland. Als Tausen aber auch hier die neue Lehre verbreitete, stießen ihn die Johanniter 1526 aus ihrem Orden aus. Tausen begann daraufhin öffentlich, etwa auf den Kirchhöfen der Stadt, zu predigen und gewann so unter deren Bürgern viele Anhänger. Als ihn der Bischof von Viborg Jørgen Friis verhaften ließ, wandten sich seine Anhänger in der Bürgerschaft von Viborg an König Frederik I. Dieser verfolgte ja bereits seit dem Kopenhagener Reichstag Ende Mai 1524 eine Politik religiöser Toleranz und stellte Tausen einen persönlichen Schutzbrief als königlicher Kaplan aus. Damit war Tausen als Bediensteter des königlichen Hofes der Jurisdiktion der katholischen Kirche entzogen. Zugleich beließ Frederik I. Tausen aber zunächst in Viborg. Hier schlossen sich nunmehr auch andere Geistliche und sogar einige Mitglieder des Domkapitels Tausen und der neuen Lehre an. Schließlich wurde Bischof Friis von den Bürgern Viborgs aus seiner Stiftskirche verjagt und musste sich in seiner Burg verschanzen, während Tausen die Stadt von der Kanzel aus beherrschte. Er hielt seine Gottesdienste auf Dänisch ab und führte auch den Vespergesang in dänischer Sprache ein. In den Jahren 1528/29 gab Tausen von Viborg aus eine Reihe reformatorischer Bekenntnisschriften heraus, die in ganz Dänemark verbreitet wurden und die lutherische Lehre hier erstmals allgemein bekannt machten. 1529 war die Reformation in Viborg im Grunde erfolgreich abgeschlossen.
Hans Tausen wurde daraufhin noch 1529 von Frederik I. zum ersten evangelischen Gemeindepfarrer an die Kopenhagener Nikolaj-Kirche berufen, wobei der König damit auch die Hoffnung verband, mithilfe des luthertreuen Tausen noch weitergehende, radikalere Tendenzen in der reformatorischen Bewegung zu dämpfen. In Kopenhagen diskutierte Tausen am Himmelfahrtstag 1530 mit dem führenden Kopf der katholischen Seite, dem Karmelitermönch Povl Helgesen, öffentlich die aufgebrochenen Glaubensunterschiede. Beim Kopenhagener Bildersturm am 27. Dezember 1530 beendete Tausen durch sein Dazwischentreten die Gewalt und rettete so den Hochaltar der Kopenhagener Domkirche vor der Zerstörung.
Nach dem Tode Frederiks I. wurde Hans Tausen vor dem Reichsrat angeklagt, sich dem katholischen Bischof von Roskilde Joachim Rønnow widersetzt zu haben. Tausen wurde daraufhin dazu verurteilt, den Stiftsbezirk Roskilde und damit ganz Seeland zu verlassen. Rønnow zeigte sich jedoch – sicherlich auch im Hinblick auf die Stimmung in der Kopenhagener Bürgerschaft – sehr moderat, indem er kurze Zeit später Hans Tausen die Genehmigung erteilte, weiter in Kopenhagen zu predigen. Im Gegenzug verpflichtete sich Tausen, die Autorität des Bischofs anzuerkennen und von Angriffen gegen diejenigen Geistlichen, die die katholische Kirche im Kopenhagener Rat vertraten, abzusehen. Dieser Kompromiss mochte in der gegebenen Situation des Jahres 1533 politisch klug gewesen sein, war aber nach dem endgültigen Sieg der Reformation 1536 nicht notwendigerweise eine Empfehlung für Tausen.
So wurde er von Christian III. zunächst auch nicht mit einem der führenden Kirchenämter bedacht, sondern wirkte kirchenintern an der Erarbeitung der neuen Kirchenordnung mit. Danach war er als Lektor bei der Pfarrerfortbildung in Roskilde tätig, wo das geistliche Milieu immer noch stark katholisch geprägt und die protestantische theologische Unterweisung besonders vonnöten war.
Erst 1541 wurde Hans Tausen Bischof im von Kopenhagen weit entfernten Ribe, wo er bis zu seinem Tode am 11. November 1561 wirkte.
Heute erinnert in Kopenhagen vor allem das Reformationsmonument auf dem Bispetorv an Hans Tausen, der auf zwei der Reliefs des 1943 geschaffenen Denkmals abgebildet ist. Am Bispetorv liegen auch die Frauenkirche, in der Tausen 1530 dem Bildersturm Einhalt gebot, und der Bispegård, in dem 1537 Kopenhagens erster evangelischer Bischof Peder Palladius (1503 – 1560), seinerseits ein Schustersohn aus Ribe, Einzug hielt.
An der Marmorkirche unweit von Schloss Amalienborg befindet sich unter den dort aufgestellten 18 Bronzestandbildern dänischer Kirchenväter auch ein Denkmal für Hans Tausen.
Christian III. (1503 –1559)
Dänemark wird Seemacht und Kopenhagen Flottenhafen
Christian III. wurde am 12. August 1503 auf Schloss Gottorf bei Schleswig als ältester Sohn Herzog Friedrichs und dessen erster Gemahlin Anna von Brandenburg geboren. Über seine Kindheit und Jugend ist nichts weiter bekannt.
Als noch 17-jähriger wohnte er 1521 dem Reichstag zu Worms bei und traf hier auch mit Martin Luther persönlich zusammen. Christian war von dieser Begegnung zeitlebens sehr beeindruckt und von nun an glühender Lutheraner. Hinzu kam, dass auch sein Vater Herzog Friedrich, der bis dahin frommer Katholik gewesen war, mit Wohlgefallen vernahm, dass die neue Lehre die Macht der Päpste und Bischöfe brechen und die weltlichen Fürsten als Leitung der Kirche einsetzen wollte.
Nachdem Friedrich 1523 als Frederik I. König von Dänemark geworden war, übertrug er dem nunmehrigen Herzog Christian die Verwaltung eines Teils des Herzogtums Schleswig mit dem Zentrum Hadersleben. Christian führte in dem ihm zugesprochenen Territorium alsbald die Reformation ein.
1525 heiratete er die Prinzessin Dorothea von Sachsen-Lauenburg-Ratzeburg (1511 – 1571), mit der er fünf Kinder, darunter den späteren König Frederik II. (1534 – 1588), hatte.
Nach dem Tod Frederiks I. am 10. April 1533 wurde Christian als Lutheraner vom katholischen Reichsrat als Thronfolger abgelehnt.
Die katholischen Bischöfe hatten jedoch die Spannungen im Lande unterschätzt, die sich daraufhin explosionsartig entluden. In Nord- und Westjütland brachen von Anhängern des gefangenen Christian II. geschürte Bauernaufstände aus. Auf Initiative Lübecks verbündeten sich Kopenhagen und Malmö mit dem Ziel der Wiedereinsetzung Christians II. als König mit der Hanse. Lübecks Bürgermeister Jürgen Wullenwever gewann einen Verwandten Christians II., den Grafen Christoffer von Oldenburg, als militärischen Führer des Bündnisses und Platzhalter für den gefangenen König.
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