Im Juli denkt der Landwirt an die Ernte. Darauf gehen die alten deutschen Namen „Heumond“, „Heuet“ oder „Heuert“ zurück. Die volkstümlichen Bezeichnungen „Bärenmond“ und „Honigmond“ sind leicht zu erklären: Im Juli hielten sich der Fleiß der Bienen und der genießerische Raub der Bären wohl in etwa die Waage, jedenfalls als es noch genug Wildbienen und Bären gab. Schließlich belegte der erste Kalenderreformator Julius Cäsar den 7. Monat mit seinem Namen.
Hinter Julius Cäsar wollte auch Kaiser Augustus nicht zurückstehen, der in „seinem Monat August“ angeblich viel Glück hatte. Der August ist die herkömmliche Zeit der Getreideernte. Daraus lassen sich die alten deutschen Namen leicht ableiten: „Ernting“, „Erntemond“, „Ährenmond“, „Sicheling“ und „Sichelmond“. Letztere Namen verweisen auf das frühere Abmähen des Getreides mit der Sichel.
Weil im September der Sommer scheidet, hieß der Monat früher „Scheiding“. Karl der Große hieß ihn „Herbstmond“ oder „Holzmond“, weil man wieder zu fällen begann.
„Weinmond“ hieß der Oktober wegen der Weinlese, die in ihm ihren Höhepunkt hat. Weil das Laub im Oktober gelb wird (zu gilben beginnt), trug der Monat den schönen Namen „Gilbhart“. Im Oktober waren früher die Dachsjagd, so hieß der Monat bei den Jägern „Dachsmond“. Dankbare und fromme Leute bezeichneten ihn als „Kirchweihmond“, wobei sie wohl auch ein wenig an das Erntedankfest dachten.
Seine alten deutschen Namen „Nebelung“, „Nebelmond“ oder auch „Windmond“ drücken das triste Wetter im November aus. Das Sterben und Vergehen in der Natur, nicht die kirchlichen Feste, ließen den November zum „Totenmonat“ werden. In vielen Gegenden begann am 11. November die Schlachtzeit. Schlachtfeste und Spinnabende waren eine willkommene Abwechslung in der nun beginnenden dunklen Vorwinterzeit. So hieß der November auch „Schlachtmond“ und „Spinnmond“.
In vorchristlicher Zeit nannte man den Dezember „Wolfsmond“, weil er wie ein Wolf mit seinem dunklen Rachen das Licht verschlang. Auch die späteren christlichen Bezeichnungen wie Heilmond, Christmond, Wintermonat, Heiligmond konnten sich nicht durchsetzen. Die Bezeichnung „Julmond“ geht zurück auf das Julfest der Germanen, das in der Wintermitte gefeiert wurde. „Jul“ war das Sonnenrad, das als Licht beschworen wurde. Bis zur Kalenderreform von Julius Cäsar im alten Rom war er der zehnte Monat („decem“ = „zehn“).
„JANUAR KALT, DAS GEFALLT!“
„Januar warm, dass Gott erbarm!“ sagen die Bauern, wenn die Sonne den Schnee wegtaut und sich zum Jahresanfang erstes zartes Grün in Feld und Wald zeigt.
Für sie gilt die Regel, mit der dieses Kapitel überschrieben ist: „Januar kalt, das gefallt!“ Die Bauern wissen, dass der Schnee die Saaten vor dem Frost schützt, dass er geraten lässt, was der Bauer im Herbst säte: „Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte soll gut sacken.“
Der Januar ist in unseren Breiten der einzige Monat, wo man nicht auf dem Feld arbeitet. Trotzdem hat der Bauer noch viel zu richten: „Im Januar sieht man lieber den Wolf als einen Bauern in Hemdsärmeln.“
Der Wolf, der sich noch vor hundert Jahren in manchen Gegenden Mitteleuropas im frostigen Monat Januar bis an die Gehöfte heranschlich, war bei der Landbevölkerung sehr gefürchtet. Anscheinend hatte aber jeder mehr Angst vor dem Bauern, der sich im Haus auf die faule Haut legte.
„Fährt der Bauer im Januar Schlitten, muss er im Herbst um Sä-Frucht bitten.“ Wer in den Sommer- und Herbstmonaten nicht genügend Vorrat gesammelt hat, der kann leicht zum Hungerleider werden. Denn der Januar war von jeher der Monat, der für die Landbevölkerung zum teuersten wurde: „Der Jänner – ist ein Holzverbrenner.“ „Januar – macht die Butter rar.“
Am meisten schätzt man einen sonnigen Januar, der mit Eis, Frost und einer schützenden Schneedecke einhergeht. „Ist der Januar hell und weiß, kommt der Frühling ohne Eis, wird der Sommer sicher heiß.“
„Der Januar muss krachen, soll der Frühling lachen.“ „Die Erde muss ihr Betttuch haben, soll sie der Winterschlummer laben.“ „Ein kalter Januar – bringt ein gutes Jahr.“ „Ist der Januar frostig und kalt, lockt uns bald der grüne Wald.“ „Eis und Schnee im Januar – künden ein gesegnet Jahr.“
Die Winterluft – das weiß der Bauer – ist für ihn auch ein Lebenselixier. Wenn er sich warm anzieht, nimmt er so leicht keinen Schaden. Ist aber der erste Monat des Jahres warm und regenreich, und legt sich der Nebel auf die Landschaft, so gibt es allenthalben Kranke. Da man früher noch keine Antibiotika kannte, starben im ersten Teil des Jahres sehr viele Menschen an Lungenentzündung oder auch nur an Erkältungen, die heute im Beruf kaum noch als Krankheitsgrund gelten.
„Winter weich – Kirchhof reich.“ Aber wärmeres Wetter mit Niederschlägen im Januar wirft auch Schatten auf die nächsten Monate: „Nebel im Januar – bringen ein nasses Frühjahr.“ „Ein Jahr, das schlecht will sein, stellt sich schwimmend ein.“ „Regen im Januar – bringt der Saat Gefahr.“ „Viel Regen, wenig Schnee tut Äckern und Bäumen weh.“ „Lässt der Januar Wasser fallen, lässt der Lenz es gefrieren.“ „Soviel Tropfen im Januar, soviel Schnee im Mai.“ „Ist der Januar feucht und lau, wird das Frühjahr trocken und rau.“ „Ein Januar wie März, ist dem Bauer ein schlechter Scherz.“
Und zusammenfassend fluchte ein Kalendermacher: „Hat der Januar viel Regen, bringt’s den Früchten keinen Segen, nur die Gottesäcker werden gedüngt, wenn er viel Regen bringt.“ Reichlicher Schnee im Januar macht dem Bauern viel Freude: „Januar Schnee zuhauf – Bauer halt den Sack auf.“ „Reichlich Schnee im Januar, macht Dung fürs ganze Jahr.“
Außer dem Wolf beobachtete man auch andere Tiere und ihr Verhalten: „Wenn der Maulwurf wirft im Januar, währt der Winter bis zum Mai wohl gar.“ „Je näher die Hasen dem Dorfe rücken, desto ärger sind des Eismonds Tücken.“ „Tanzen im Januar die Mucken, muss der Bauer nach dem Futter gucken.“ „Wenn die Mücken spielen im Januar, so sind die Schafe in großer Gefahr.“
Und über die Pflanzen und ihr weiteres Gedeihen wusste man: „Wächst das Gras im Januar, wächst es schlecht das ganze Jahr; wächst die Frucht auf dem Feld, wird sie teuer in aller Welt.“
Wenn aber die Flüsse, Seen und Teiche zugefroren waren, dann litt man später keine Not: „Ist im Januar dick das Eis, gibt’s im Mai ein üppig Reis.“ „Sind im Januar die Flüsse klein, gibt’s im Herbst einen guten Wein.“
GLÜCKSBRINGER FÜR DAS JAHR
„Scherben bringen Glück“, nicht nur dem jungen Paar am Polterabend, auch dem Haus und seinen Bewohnern am Morgen des Neujahrstages. Unsere Vorfahren glaubten, mit dem Gepolter und Geklapper zerschellender Krüge und Töpfe die bösen Geister fortscheuchen zu können. Doch müssen die Scherben aus Steingut, Ton oder Porzellan bestehen, in keinem Falle dürfen es Glasscherben sein, denn die bringen Unglück.
Glas ist das Symbol für Glück, und gerade das soll in der künftigen Ehe heil bleiben. Doch „Glück und Glas, wie leicht bricht das“. Und wehe, wenn gar ein Spiegel am Neujahrstag zerbricht! Der soll sieben Jahre lang „sein Glück nicht finden“.
Das Glück ist blind und schon gar nicht vollkommen. „Jeder ist seines Glückes Schmied“: Das Hufeisen, an der Schwelle des Jahres geschmiedet, verheißt seinem Besitzer ein Jahr lang Geborgenheit und Schutz.
Wer seinem Glück hinterherläuft, ist selbst schuld daran, wenn er am Ende des Jahres vor einem Scherbenhaufen steht. „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde“: Dieser Spruch bezieht sich auf das „Glück in der Liebe“, nicht auf das „Glück im Spiel“.
Читать дальше