Mia C. Brunner
Tod zum Viehscheid
Allgäu-Krimi
Alptraumhaft spannend Kurz vor dem traditionellen Alpabtrieb wird neben einer Hütte in den Oberstdorfer Bergen die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Hauptkommissar Forster steht zunächst vor einem Rätsel. Die Ermittlungen führen ihn zu zwei verfeindeten Landwirten. Ein Jungvieh ist verschwunden. Es handelt sich dabei um den letzten Nachkommen einer preisgekrönten Kuh, die den Rothausens gehört. Familie Mühlbrunner allerdings erhebt Anspruch auf das Tier. Ist der Streit um die prämierte Kuh derart eskaliert, dass deshalb ein Mensch sterben musste? Oder hat das Motiv etwas mit der alten Bauernhausruine zu tun, in der unheimliche Dinge geschehen und in der ein weiterer Mensch fast sein Leben verliert? Als wäre die Aufklärung dieses Mordfalls nicht schon genug, muss Florian Forster auch noch in seinem privaten Umfeld ermitteln und gräbt ein Familiengeheimnis aus, von dem er sich wünscht, es nie erfahren zu haben.
Mia C. Brunner wurde in Wedel in der Nähe von Hamburg geboren. Seit 15 Jahren lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Töchtern im Allgäu. Waren es früher nur Kurzgeschichten, die sie für ihre Kinder schrieb, machte sie später ihre ersten Krimierfahrungen mit selbstverfassten Dinnerkrimis, in denen sie ihre Faszination fürs Schreiben und ihre Leidenschaft fürs Kochen verbinden konnte. »Tod zum Viehscheid« ist ihr fünfter Allgäu-Krimi im Gmeiner-Verlag.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Christine Braun
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © Dozey / stock.adobe.com
ISBN 978-3-8392-6994-7
Die Faust traf ihn mit einer solchen Wucht im Gesicht, dass sein Kopf zur Seite geschleudert wurde und Blut aus seiner Nase und der aufgeplatzten Lippe gegen den alten Holzbalken spritzte, der den Dachbalken stützte. Noch während er fiel, riss er die Arme in die Höhe und versuchte sich umzudrehen. Doch vergeblich. Sein Hinterkopf prallte gegen den Metallrahmen der offenen Tür. Dann schlug sein Körper der Länge nach rückwärts auf dem Steinboden auf.
Er lag in einer Pferdebox.
Sein Herz raste, sein Kopf dröhnte und fühlte sich an, als würde er jeden Moment platzen.
Mit einem schweren Stiefel trat ihm jemand brutal in die Seite. Der Schmerz, der ihm augenblicklich durch die Lunge fuhr, raubte ihm kurzzeitig den Atem. Hustend und würgend spuckte er einen Schwall frischen Blutes auf den kalten Boden und versuchte verzweifelt, Sauerstoff in seine Lunge zu bekommen.
»Lass dich hier nie wieder blicken, Rotzleffl, damischr Siech!«
Kaum hatte er sich von dem ersten Angriff erholt, ließ ein erneuter Tritt gegen seine linke Schulter ihn gequält aufschreien.
»Jetzt verschwinde, du Seggl. Oder hast du noch immer nicht genug?«
Der Angreifer packte ihn am Kragen und riss ihn vom Boden hoch, um ihn kurz darauf mit voller Wucht gegen den steinernen Futtertrog zu stoßen.
Es grenzte an ein Wunder, dass er das Bewusstsein nicht verlor, denn nun packte sein Gegner ihn direkt unter dem Kinn und schlug seinen Kopf brutal gegen die Wand. Als er die zwei Hände links und rechts an seinem Hals spürte, die ihn von vorn packten und sich um seinen Nacken legten, wusste er, dass er nicht mehr lange durchhielt. Er flehte innerlich, endlich ohnmächtig zu werden. Die Schmerzen waren unerträglich.
»Bitte nicht!«, nuschelte er durch seine verletzten, angeschwollenen Lippen. Blut tropfte aus seiner Nase und besudelte sein Hemd und den Boden vor seinen Füßen. Dann wurde sein Kopf blitzschnell nach unten gerissen, ein Knie donnerte gegen seine linke Schläfe. Bevor der neue Schmerz einsetzte, verlor er die Kontrolle über seinen Körper, sackte zusammen und blieb reglos am Boden liegen.
»Morgen will ich dich hier nicht mehr sehen, Sauseggl, damischr!«, fluchte der Mann zum wiederholten Male und verließ die Pferdebox. Er schlug das große Holztor der Scheune mit einer solchen Kraft zu, dass die Bretterwände zwischen den einzelnen Boxen heftig vibrierten.
In dem Moment, als der Angreifer das Gebäude verließ, fiel die alte brennende Öllampe, die auf einer der hohen Zwischenwände gestanden hatte, scheppernd zu Boden. Ein kleiner Funke reichte, um die wenigen Halme trockenen Strohs, die in der leeren Pferdebox lagen, augenblicklich zu entzünden.
Auch nach dem dritten Klingeln öffnete niemand.
Im Haus lief klassische Musik in einer Lautstärke, dass man es durch die geschlossene Haustür hören konnte.
Er klingelte Sturm. Es musste doch jemand zu Hause sein, wenn Musik lief.
Die Geräusche im Haus verstummten kurz. Dann erklangen die ersten Töne eines weiteren Stückes.
Genervt verdrehte er die Augen. Das 3. Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach. Wie oft hatte er das früher spielen müssen? Und wie oft war er kläglich daran gescheitert? Erst nach über zehn Jahren Klavierunterricht hatte seine Mutter eingesehen, dass aus ihm niemals ein berühmter Pianist werden würde. Er selbst hatte das schon nach wenigen Unterrichtsstunden gewusst. Völlige Talentfreiheit und das Fehlen jeglicher Bemühung hatte sein Klavierlehrer ihm früh bescheinigt, doch seine Mutter hatte etwas länger gebraucht, um zur gleichen Erkenntnis zu kommen, und Mittel und Wege gefunden, ihn immer wieder zum Üben zu zwingen. Noch heute, über zwei Jahre nach seiner letzten Klavierstunde, breitete sich dieses unangenehme Gefühl angewiderter Abneigung in seiner Brust aus, sobald er ein klassisches Musikstück hörte. Er lächelte gequält, rieb sich den Nacken und atmete ein paarmal tief durch.
Als nach erneutem Klingeln wieder keiner öffnete, ging er ums Haus herum und hoffte, sich an einer Fensterscheibe bemerkbar machen zu können. Vielleicht nahmen die Bewohner des Hauses die Hausglocke aufgrund der lauten Musik nicht wahr.
Er spähte in jedes Fenster, an dem er vorbeikam, sah aber niemanden.
Ob tatsächlich keiner daheim war? Das wäre seltsam, schließlich hatte er einen Termin mit dem Ehepaar Michelsbach. Vor einer Stunde wurde ihr Treffen kurzfristig per Telefon sogar noch bestätigt. Und entgegen seiner Natur war er ausnahmsweise pünktlich erschienen.
Die Terrassentür auf der Südseite des Grundstückes stand einen Spalt offen. Die Musik aus dem Inneren beschallte den hübsch dekorierten und penibel gepflegten Garten.
»Hallo? Frau Michelsbach? Herr Michelsbach? Ich bin’s, Matteo. Darf ich reinkommen?«
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