»Wassertypen«
Typisch für wasserbetonte Menschen sind auffällige Ohren und tief liegende Augen, die häufig von dunklen Augenringen umgeben sind. Ihre Muskulatur ist ebenso massiv wie ihr Knochenbau.
Zwölf Hauptmeridiane (→ Seite 31ff.) durchdringen den Organismus. Ein Tag setzt sich aus zweimal zwölf Stunden zusammen. Jede Doppelstunde wird mit einem bestimmten Organ identifiziert. Diese Aufteilung wurzelt in einem alten chinesischen Nummerierungssystem, den zwölf Erdenzweigen. Jede Nummer verkörpert dabei ein Tierkreiszeichen und wird entweder Yin oder Yang zugeordnet. Darüber hinaus stehen die Erdenzweige für die Bezeichnung der Jahre in einem Zwölfer-Zyklus sowie eine bestimmte Himmelsrichtung (bei einer 30-Grad-Einteilung). So haben das Wetter und die klimatischen Prozesse generell eine Auswirkung auf alles Leben auf der Erde. Unterschiedlichen Zeitabschnitten werden spezifische Eigenschaften und Zyklen zugeschrieben, die je nach Geburtszeit die Psyche des Individuums prägen. Demnach basieren die Aufteilung der Organe in einen 24-Stunden-Rhythmus sowie die paarweise Anordnung der Organe und Meridiane auf altchinesischen astrologischen und astronomischen Beobachtungen.
Die Lebensenergie zirkuliert stetig in unserem Körper. Dabei fließt das Qi im 24-Stunden-Rhythmus für eine Dauer von jeweils zwei Stunden besonders intensiv durch einen bestimmten Meridian und durch das ihm zugeordnete Organ. Die sogenannte Organuhr bildet diese Phänomene ab und besteht entsprechend aus zwölf Doppelstundeneinheiten, die jeweils die Hochphase eines bestimmten Organs sowie die Ruhephase eines anderen spezifischen Organs angeben.
Sofern Organe eine Störung aufweisen, verstärken sich die Beschwerden während der Maximalzeiten (→ Symptome für Disharmonien der verschiedenen Meridiane bzw. Organe, Seite 32ff.). Deshalb empfiehlt es sich, therapeutische Maßnahmen während der Hochphase eines Organs durchzuführen. So ist beispielsweise der günstigste Zeitpunkt für eine Akupressur zur Stärkung der Nieren zwischen 15.00 und 17.00 Uhr.
Während der Ruhephasen fließt das Qi nur schwach durch die jeweilige Leitbahn und das ihr entsprechende Organ. Therapeutische Maßnahmen entfalten deshalb während der Ruhephase eine geringere Heilwirkung.
*Im Sommer müssen die genannten Zeiten um jeweils eine Stunde angepasst werden.
Die Meridiane und die außerordentlichen Gefäße
Die beiden chinesischen Schriftzeichen Jing Luo, die für die Meridiane stehen, haben im Einzelnen zahlreiche Bedeutungen. Generell lassen sich chinesische Schriftzeichen aufgrund ihrer Komplexität nicht eins zu eins in andere Sprachen übersetzen, weshalb man sich im Westen bereits im 15. Jahrhundert auf die Bezeichnung Meridiane geeinigt hat. Der Begriff wurde scheinbar in Anlehnung an die Geografie gewählt, da es sich bei dem Jing Luo um Energie-Leitbahnen des Körpers handelt, die diesen netzartig durchziehen.
Durch die unsichtbaren Meridiane (→ abgebildet in den Buchklappen) zirkuliert die Lebensenergie Qi im Idealfall ungehindert. Sofern das nicht der Fall ist, liegt eine Störung vor, die das Qi staut oder blockiert. In der Folge treten Beschwerden auf, und es können Erkrankungen entstehen.
Die Leitbahnen verlaufen flach unter der Haut im Unterhautzellgewebe. Hier bilden sie eine Einheit mit den inneren Organen und der Körperoberfläche. Auf jedem Meridian sitzen spezifische Akupunkturpunkte, die sogenannten Zugangspunkte (auch Reizpunkte). Mithilfe dieser Punkte kann das gesamte energetische System des Körpers günstig beeinflusst und korrigiert werden.
Neben den zwölf Hauptmeridianen gibt es weitere Leitbahnsysteme, darunter acht außerordentliche Gefäße (Qi Jing Mai). Auch sie werden zu therapeutischen Zwecken häufig stimuliert.
Die zwölf Hauptleitbahnen (Jing Mai) sind über ihre jeweiligen Anfangs- (in den Händen) und Endpunkte (in den Füßen) miteinander verbunden. Sie verlaufen in Längslinien am Körper entlang und sind an die fünf Yin-Organe und den Herzbeutel (Perikard) sowie die sechs Yang-Organe gekoppelt. Dabei setzt sich jeder Funktionskreis aus einem Yin- und Yang-Organpaar zusammen.
MERIDIANPAARE |
Yin-Meridian |
Yang-Meridian |
Lungenmeridian |
Dickdarmmeridian |
Milz-Pankreas-Meridian |
Magenmeridian |
Herzmeridian |
Dünndarmmeridian |
Nierenmeridian |
Blasenmeridian |
Perikardmeridian |
Dreifacher-Erwärmer-Meridian |
Lebermeridian |
Gallenblasenmeridian |
Der Lungenmeridian nimmt das Qi aus der Luft auf, wandelt es um und verteilt es. Darüber hinaus reguliert dieser Meridian die Abwehr. Durch Stimulation dieses Meridians können Atemwegsbeschwerden sowie Kopf- und Rückenschmerzen behandelt werden. Der Lungenmeridian hat seinen Anfang im mittleren Teil der Bauchhöhle, wandert abwärts und trifft im Inneren auf den Dickdarm. Dort schwenkt der Meridian um und verläuft aufwärts, dringt in das Zwerchfell ein und durchdringt schließlich die Lungenflügel. Von hier erstreckt sich die Leitbahn bis zur Kehle und stößt unterhalb des Schlüsselbeins an der seitlichen Brustwand an die Körperoberfläche. Dann wandert er an der Innenseite des Oberarmes bis zum Handgelenk, um dort außen an der Wurzel des Daumennagels zu enden. Ein zweiter Zweig des Meridians zweigt sich über dem Handgelenk ab und erstreckt sich an der Handaußenseite bis zur äußeren Seite des Zeigefingers. Dort trifft der Zweig auf die Dickdarmleitbahn.
Typische Symptome einer Störung
Atemnot
Depressionen
Heiserkeit
Husten
Nackenverspannungen
Niesanfälle
Schmerzzustand im Brustkorb
Stimmungsschwankungen
Temperaturempfindlichkeit
LU 1 – Zhongfu:Einen Daumenbreit unterhalb des Schlüsselbeins, am äußeren Rand, sechs Daumenbreit seitlich der Körpermitte; reguliert das Lungen-Qi.
LU 5 – Chize:Ellenbogenbeugefalte am radialen Punkt der Bizepssehne; stimuliert die Wasserzirkulation und löst Schleim aus der Lunge. Der Harnfluss wird optimiert. Wirkt sich günstig auf die Sehnen aus.
LU 6 – Kongzui:An der radialen Seite des Unterarmes sieben Daumenbreit vom Handgelenk entfernt; wichtiger Punkt bei Bronchitis und Asthma, reguliert das Schwitzen.
LU 7 – Lieque:Am Ende der Handgelenksquerfalten auf der Daumenseite; wirkt auf die Atmungsorgane und empfiehlt sich auch bei Problemen in der Nacken- und Halsregion.
Die Behandlung dieses Meridians bietet sich bei Blockierungen oder Schmerzen in den Sinnesorganen, Zahnschmerzen, Schulterschmerzen und Tennisellenbogen an.
Der Dickdarmmeridian beginnt an der Zeigefingerspitze und führt über die äußere Seite des Zeigefingers durch die Vertiefung zwischen den Daumensehnen. Von dort wandert er außen am Unterarm entlang bis zur seitlichen Ellenbogenfalte. An der Oberarmaußenseite zieht sich die Leitbahn bis zum höchsten Punkt der Schulter und verzweigt sich. Ein Ast verläuft im Körperinneren, streift die Lunge und durchquert das Zwerchfell. Dann zieht er sich weiter bis zum Dickdarm. Der zweite Zweig bahnt sich seinen Weg auf der Körperoberfläche bis zum Hals. Von dort erreicht er die Wange, um dann im Körperinneren weiter zu den unteren Zähnen und dem Zahnfleisch zu gelangen. Anschließend stößt dieser Zweig wieder an die Oberfläche und schwenkt um die Oberlippe herum zu seinem Endpunkt, der auf der gegenüberliegenden Seite neben der Nase liegt.
Читать дальше