Wenn ich denn laufe, dann laufe ich
Norbert Schläbitz
Wenn ich denn laufe, dann laufe ich
Von Lust und Leid beim Marathon
Bildnachweis
Bitthöfer, Mike: 35
Edridge, Svenja: 138
Eresmann, Peter: 135, 136, 145, 146
Rauen, Maria: 62, 100, 111, 143o., 151
Schläbitz, Norbert: 10
, 28
, 29
, 31
, 103, 129, 133, 170
Steins, Hubert: 16/17
, 20
, 49, 52, 90, 182
Tauer, Christa: 15
Wichmann, Carola: 51
sowie aus dem Archiv des Autors: Umschlag, 68, 120, 131, 132, 142, 143 o., 153, 156, 165, 166
Vollständige eBook-Ausgabe der im Copress Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1195-6).
DTP-Produktion und Layout (Printausgabe):
Verlagsservice Peter Schneider / EDV-Fotosatz Huber, Germering
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in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten
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© 2015 Copress Verlag
in der Stiebner Verlag GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten.
Wiedergabe, auch auszugsweise,
nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags.
Gesamtherstellung: Stiebner, München
ISBN 978-3-7679-2029-3
www.copress.de
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Wie kommt man dazu, sich am Marathon zu versuchen?
Mit einem Trick zum ersten Marathon
Trainingsalltag. Von Flow bis Schweinehunden
Des Läufers Hundeleben. Begegnungen der unerfreulichen Art
Des Läufers Staunen. Begegnungen von ganz anderer Art
Intermezzo 1: Kultläufe. Hermann, Heldenlauf & Co.
Gesundheit und die große Unvernunft
„Was hast du heute vor? Jetzt aber mal ganz ehrlich!“
Ehrgeiz und das Scheitern an der nächsten Grenze
Im Training wird die Welt bewegt
Intermezzo 2: Volksläufe, Kuchen & Co.
Anreise und Begleitumstände
Die Kostümparade der Superhelden
Der Mann mit dem Hammer
Hemmungslos. Was sein muss, muss sein
Knöpfe im Ohr. Musikbeschallung
Ohne Verpflegung geht es nicht
Woran ich denke, wenn ich Marathon laufe
Von der Schwierigkeit, sich aus- und umzuziehen
Marathonimpressionen 1–21
Mein Trainingsplan
Wie lange werde ich noch Marathon laufen wollen?
Epilog
Prolog
Möchte ich die Frage beantworten, woran ich denke, wenn ich Marathon laufe, könnte ich spontan antworten: Eigentlich an nichts, wenn ich denn laufe, dann laufe ich und sonst nichts. Aber so ganz stimmt die Antwort dann doch nicht, denn einstellen lassen sich die bewegenden Gedanken ja nie, Gedanke fügt sich an Gedanke, wer wollte dies bestreiten, und auch laufend bewege ich sie unermüdlich wie stets. So gilt es zu ergänzen: Beim Laufen eines Marathons denke ich an nichts Bedeutendes. Alles dreht sich dann nur ums Laufen. Beim Training ist das anders. Da spielt das Etwas eine Rolle. Mag auch die Bedeutsamkeit meiner Gedanken sich generell in Grenzen halten, meine Gedanken schweifen gleichwohl hierhin und dorthin, beschäftigen sich mit allem Möglichen, am seltensten aber mit dem Laufen. Zwischen dem Nichts und dem Etwas oszillieren so meine Gedanken, wenn ich laufe. Davon möchte ich berichten und von manchem mehr, wie die Welt um das Laufen herum sich für mich bewegt.
Aber warum sollte ich ein Publikum daran teilhaben lassen? Wie kommt man bei allen persönlichen Gedanken, die man beim Laufen so hat oder nicht(s) hat, dazu, ein Buch zum Marathon zu schreiben? Noch dazu, wo der Autor selbst kein Meister seines Läufer-Fachs ist, sondern nur einer der zahllosen Mitläufer, der irgendwo und irgendwann unter den vielen Tausenden beinahe namenlos ins Ziel einläuft? Wer mag schon daran teilhaben an dem, was einen selbst so bewegt beim Laufen?
Vielleicht, so meine ich, weil es den einen oder anderen Namenlosen, wie auch ich einer bin, doch interessiert, zu wissen, was andere über das Laufen denken, die ebenfalls nicht zur Gilde der Siegläufer gehören. Zumindest mir ging es so, als ich vor Jahren ein Buch von meiner Frau Maria geschenkt bekam, dessen Titel Vergleichbares versprach: Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede. Autor jenes Buches ist der turnusmäßig für den Literaturnobelpreis hochgehandelte Haruki Murakami, der in diesem Buch auch über seine Lauf- und Marathonerlebnisse berichtet.
Ich erfuhr von seiner Motivation zu laufen, die vielen Jahrzehnte, die ihn lustvoll bewegten, bis eines Tages die Lust doch ein wenig schwand. Ich erfuhr, wie es war, als Bestzeiten am Horizont des Denkbaren entschwanden und mit anderen Zeiten man nunmehr vorlieb nehmen musste. Ich fand in Haruki Murakami einen Läufer vor, dem der Wettstreit mit anderen immer gleichgültig war und dass jeder Wettstreit, den jeder Sport trotz alledem auszeichnet, allein mit sich selbst ausgefochten wurde. Das sich messen mit anderen war Haruki Murakami immer gleichgültig gewesen. Eine über Jahrzehnte tragende Trainingsstrategie lernte ich kennen, und dass der Individualsport des Autors Sache ist und Mannschaftssportarten eher nicht, auch das erfuhr ich. Ferner lernte ich, dass Laufen und Schreiben für den Literaten durchaus Verwandtschaften darstellten.
All dies fand ich interessant zu lesen, doch daneben gibt es noch eine ganze Menge anderer Lebensgeschichten, mit denen Haruki, wie ich ihn manchmal in gedanklicher Verbundenheit freundschaftlich anspreche, das Buch füllt. Wir erfahren viel über den Autor Murakami, über sein Leben, wie er zum Schreiben kam, wie sich erste Erfolge einstellten, die Übersetzungsarbeiten von Literatur ins Japanische, von seinen Gastvorträgen, Dozenturen im Ausland, von den Kneipen, die er betrieben hat, und wie er sich irgendwann entschlossen hat, ganz auf die Karte Schreiben zu setzen. Und wir erfahren ganz viel über die Musik, die Haruki Murakami mag und die ihn begleitet durch sein Leben. Und so en passant erfahren wir auch das eine oder andere über seine Einstellung zum Laufen, seine weitergehende Passion, dem Triathlon, über Stürze u.a.m.
Im Grunde ist es weniger ein Buch vom Laufen als vielmehr eine Art Lebensbiografie. So gerne ich dieses Buch damals auch gelesen habe und dadurch viel über den Autor erfahren habe, so ein ganz klein wenig war ich auch enttäuscht, weil mich mehr als die Lebensereignisse und Stationen des Autors seine jahrzehntelangen Lauferfahrungen interessierten.
Murakami nun ist fraglos ein Meister seines Fachs, dem Schreiben, aber ebenfalls nur ein Mitläufer in Sachen Laufen. Mich interessierte gerade nicht, was ein weltbekannter Autor zum Laufen zu sagen hatte. Mich interessierte allein der im Grunde namenlose Läufer, der versprach, vom Laufen zu reden, der aber in großen Bögen abschweifend sein Versprechen nicht so ganz einlöste. Das fand ich schade. Ich war neugierig auf den Namenlosen, in dem ich mich wiederfinden konnte. So kam es, dass mich der Gedanke immer wieder bewegte, selbst ein Buch zum Marathon zu schreiben aus der Sicht eines ebenfalls Namenlosen.
Wovon ich rede, wenn ich vom Laufen rede, diesen Titel fand ich damals schon und auch heute noch immer sperrig. Mich störte das Fragepronomen, der ganze Satzbau mit der zweifachen Verwendung desselben Verbs; auch das widersprach meinem persönlichen Lesefluss und einer ganz individuell geprägten literarischen Ästhetik, wie ich sie schätze. Und doch war mir von Anfang an klar gewesen, sollte ich einst ein Buch vom Marathon schreiben, das Buch sollte aus dem mir so sperrigen erwachsen, den ich mir auch dann zum Arbeitstitel erwählte. Er machte im Verlaufe des Schreibens dann seine allmähliche metamorphosengleiche Wandlung durch. Immer wieder verschob sich ein Wort, veränderte sich, um doch nicht zu bleiben, bis der Titel ein anderer war und zwischenzeitlich geschrieben stand: Woran ich denke, wenn ich Marathon laufe. Damit war ich auf Zeit zufrieden. Aber auch der stellte sich im weiteren Verlauf nur als Übergangstitel heraus. Irgendwann stand mir klar vor Augen, wie dieses Buch für mich nur heißen kann, denn mehrfach kam es beim Schreiben zu einer sprachlichen Wendung, die da heißt: Wenn ich denn laufe, dann laufe ich. So heißt es nun, das Buch vom Marathon, und ich spüre und weiß – trotz der zweimaligen Verwendung des Verbs laufen – zugleich, so klingt es richtig, nur so soll und darf es heißen.
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