Die Natur, die nun über den ganzen Winter hinweg geruht hat, bricht auf. Hier wird nicht überprüft, ob dies erwünscht ist. Jeder nimmt sich sein Recht auf Neues. Die alte Situation ist unzumutbar geworden.
Die Alten haben diese Zeit dem Tier Widder geweiht. Mit dem Eintritt der Sonne in dieses Tierkreiszeichen beginnt der Frühling. Schauen wir uns das Tier Widder in der Natur an und stellen uns eine Szene vor:
Der Widder steht entspannt auf seiner Koppel. Nun klettert ein Mann über den die Widder-Welt begrenzenden Zaun. Dieser kommt auf den Widder zu. Was geschieht? Nehmen wir uns an dieser Stelle die Zeit und den Spaß in die Position des Widders hineinzuschlüpfen. Wenn Sie wollen, seien Sie der Widder!
Dieser Widder wird zunächst den Kopf heben, um zu sehen, was dieser Eindringling wohl vorhat. Er wird hellhörig und nimmt die Witterung auf. Er beobachtet die Situation und wägt die Gefahr ab.
Nun kommt der Mann näher. Hierdurch wird das Revier des Widders – sein körperliches Recht – verletzt. Zusehens steigt die Wut, die Kraft, in ihm auf.
Der Widder denkt nicht nach und wägt nicht ab. Er senkt den Kopf, konzentriert sich auf seine Hörner und stürzt auf den vermeintlichen Feind zu.
Sobald dieser Feind jedoch den Rückzug ansetzt, bleibt der Widder stehen. Er hat kein Interesse daran, einen bereits Verjagten weiterzuverfolgen. Diese Kraft spart er lieber ein.
Dieser Widder steckt auch in Ihnen
In jedem Menschen wartet diese Kraft – diese Widder-Energie – darauf, genutzt zu werden. Diese Widderenergie reagiert kurz entschlossen, knapp und auf den Punkt gebracht.
Hier wird der ganze Körper eingesetzt und die Kraft dargestellt, um den ,Feind’ zu beeindrucken. Es wird sich durchgesetzt. Gerangel und Körperkontakt werden jedoch nur gesucht, wenn eine Position nachhaltig geklärt werden muss und wenn die Überzeugung von „Ich schaffe das!“ vorherrscht. ICH WILL wird aus einem Unbehagen oder gar Zorn heraus gesteuert. Was wir wollen, das bemerken wir meist erst dann, wenn wir uns unwohl fühlen, wenn es eng wird.
- Ich will nicht mehr auf diesem Platz!
- Ich will diesen Arbeitsplatz nicht mehr!
- Ich will jeden Euro nicht zweimal umdrehen müssen!
Von der archetypischen Widder-Energie leiten wir den Inhalt des 1. Hauses ab. Denn dieser Vorgang ist ein überraschend körperlicher Vorgang. Um herauszufinden was ICH WILL, werden wir zunächst durch Phasen verschiedenster Emotionen schreiten. Oft ist dies ein schleichender Prozess. Die wenigsten von uns wachen morgens auf und wissen plötzlich genau, was sie wollen, auch wenn dies bisweilen vorkommen mag im Leben.
Doch in größerer Regelmäßigkeit entsteht zunächst eine Irritation in uns. Diese beachten wir meist gar nicht erst. Doch sie ist hartnäckig. Sie entwickelt sich langsam in eine Art Unwohlsein. Findet die Irritation noch eher im Kopf statt, so rutscht das Gefühl des Unwohlseins langsam in den Bauch. Irgendetwas stimmt nicht mit dieser Situation, mit dem Freund, mit diesem Kollegen, mit diesem Arbeitsplatz.
Gehen wir auch über dieses Gefühl hinweg, werden sich immer stärkere Emotionen einstellen. Vielleicht zunächst Unlust. Meist nehmen wir sie immer noch nicht so richtig wahr oder ernst.
Nun verteilt sich die Kraft dieser Gefühle aus dem Bauch schon in die Glieder. Wir beginnen uns in oder nach Situationen müde zu fühlen, ausgelaugt. Danach entsteht vielleicht eine Gereiztheit. Bereits bevor wir uns auf den Weg zu diesem Arbeitsplatz, in diese Situation, zu diesem Kollegen machen, kriecht dieser Unwille hoch.
Das betroffene Umfeld beginnt zu fragen: „Was ist denn los? Bist du schlecht gelaunt?“ Und wir antworten vielleicht genervt mit: „Was soll los sein?!“ Und mehr und mehr reagieren der Magen, der Darm, die Leber und die Galle. Und schon reden wir nicht mehr von einem Bauchgefühl.
Die Situation beginnt sich über unsere Organe herzumachen. Irgendwann wird dann die Situation unerträglich. Immer wieder geraten wir in Unterhaltungen oder ständige Denkprozesse, die sehr viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Ein Großteil der Gedanken kreist nur noch um das „Problem“ – ja, bis der ganze Körper in eine Anspannung kommt, die der Betroffene nicht mehr übersehen und verleugnen kann.
Dies kann Jahre dauern. Und in diesen Jahren wird unser Körper immer mehr Signale senden, dass hier eine Änderung angesagt ist, dass ein neuer Raum benötigt wird.
Wir müssen Position beziehen! Nun wird es allerhöchste Zeit in die Aktion zu gehen!
„Ich will!“ versus „Ich will nicht!“
Sie erinnern sich: Die Inhalte des 1. Hauses, die von dem Tierkreiszeichen Widder abgeleitet werden, lauten:
Ich, mein Körper, mein Auftreten, mein Aussehen und vor allem mein „Ich will!“
An dieser Stelle muss bemerkt werden, dass meist die antrainierte Herangehensweise eher ein „ICH WILL NICHT!“ als ein „ICH WILL!“ ist. Durch diese Art der Herangehensweise bleibt der Mensch jedoch in seinem Zorn stecken. Denn er wird sich oft viel zu lange der nervenden Situation aussetzen und immer wieder in die Gedanken-Endlosschleifen rutschen, die etwa so lauten könnten:
- „Ich will nicht mehr!“
- „Ich kann diesen Typen nicht ausstehen! Ich will nicht mehr mit dem Idiot zusammenarbeiten müssen!“
- „Immer bin ich der Depp! Ich will nicht immer die Drecksarbeit machen müssen!“
- „Der denkt wohl, ich bin seine Putzfrau! Immer lässt er alles liegen. Ich will das nicht mehr!“
Und wir geraten sehr früh in das Phänomen, dass wir schon alle Wörter, alle Sätze und alle Argumente gedacht haben und uns selbst nicht mehr denken hören können.
Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich darauf hinweise, dass auch das persönliche Umfeld schon längst alle Argumente, Versionen und Vorwürfe zu dieser Situation, zu diesem Arbeitsplatz, diesem Kollegen oder was auch immer gehört hat. Und sicherlich hat es auch reichlich Kraft in sämtliche Beschwichtigungen, Versöhnungsversuche und Therapieeinheiten gesteckt. Mit geringem Erfolg. Was wenig erfreulich und sehr anstrengend für das Umfeld gewesen sein mag.
Das 1. Haus jedoch, und somit alles in der Natur, schreit in seinem bejahenden Ausdruck ICH WILL!
- Ich will aus dem engen Samen hinaus ins Licht.
- Ich will aus dem Bauch meiner Mutter heraus.
- Ich will, dass der Typ aus meinem Revier verschwindet.
Alles schreit danach, sich Platz zu machen, sich den benötigten Raum zu erkämpfen. Eine aktuelle Situation wird unerträglich und muss geändert werden. Jedes Risiko wird auf sich genommen. Keine Anstrengung ist zu viel. Hier herrscht keine Angst.
Nur Mut und Impuls sind das dominierende Gefühl. Aus der eigenen Kraft heraus und mit dem eigenen Willen soll ein ganz neues Revier, ein ganz neuer Raum erobert werden. Nichts kann mehr aufhalten. Die Natur, in dieser Zeit des Aufbruchs, sagt nicht: „Ich möchte gerne.“ „Ich würde gerne.“ „Ich hätte gerne.“
Sie bleibt auch nicht auf dem Stuhl sitzen oder akzeptiert die Situation als gegeben. Sie wägt nicht die einzelnen Fakten ab, um zu entscheiden, dass die Komfortzone doch wesentlich vernünftiger ist als das Risiko eines echten Neubeginns. Sie steht auf! Sie wagt sich in eine neue Seinsform. Sie verlässt ihre alte Position und oft sogar ihren alten Zustand. Sie lässt ohne zu hadern die unzumutbar gewordene Situation hinter sich und wagt sich auf neues Terrain.
Schließlich geht es hier um nichts Geringeres als das LEBEN! Die Aufgaben im 1. Haus sind:
- Definiere dein ICH WILL!
- Sei dir bewusst, dass du aufstehen musst!
- Sei dir im Klaren darüber, dass du deine alte Position verlassen willst und musst!
- Atme die Erkenntnis ein: Hier beginnt zweifellos und unwiderruflich etwas ganz Neues und Wunderbares!
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