„Warum …? Wie …? WAAS?!“, ruft Erwin, erstaunt wegen der plötzlichen Bereitschaft der Seele, sich mitzuteilen. Er will die Seele gleich wieder beschwören und legt seine drei Finger an das Gefäß. Doch die Seele kommt nicht heraus.
„Wie ist das möglich? Die Seele kommt nicht auf meine Anweisung heraus. Sie hat einen so starken Willen, dass sie sich meiner Magie widersetzen kann! Unfassbar!“
Erwin atmet panisch und ist dabei, die Fassung zu verlieren. Dann tritt Lichtmagi Hadien neben ihn und setzt wieder seinen durchdringenden Blick ein.
„Beruhigt Euch, werter Seelensammler. So viele Fragen auf einmal sind nicht gut für den Geist.“
Sein Blick lässt ihn die Gedanken erkennen, die in Erwin umherschwirren und auf die er keine Antwort hat. Die Augen des Lichtmagi leuchten auf den Kopf von Erwin und hinterlassen zwei leuchtende Flecken auf diesem. Durch diese Flecken kann Hadien die Gedanken von Erwin sehen, die ihm in diesem Moment durch den Kopf gehen, und diese sind kein schöner Anblick. Die Gedanken rasen hindurch und sie sind sehr deutlich. Das hat zur Folge, dass der Körper von Erwin verspannt und verkrampft. Nun benutzt Lichtmagi Hadien zusätzlich zu seinem durchdringenden Blick auch seine Entkräftigungsmagie und starrt direkt in die Gedanken von Erwin. Die Bilder hören langsam auf zu rasen, wechseln immer langsamer und werden blasser. Folglich entspannt sich auch der Körper des Lösers. Erwin nimmt schließlich einen tiefen Atemzug und ist dann wieder tiefenentspannt. Daraufhin hört Hadien auch auf, seine Lichtmagie an Erwin zu benutzen.
„Habt Dank, Bürgermeister, dieser panische Zustand war nicht sehr angenehm. Ich wollte zwar unbedingt eine Antwort, doch diese Art, zu denken, hätte mir keine gebracht.“
Erwin bedankt sich ehrlich bei dem Lichtmagi und auch Edwin atmet auf, denn er hätte nicht gewusst, was er tun sollte. Er hatte seinen Bruder vorher noch nie so fassungslos gesehen, nicht mal in der Nähe von Gefühlsfeldern.
„Diese Seele hat Euch wirklich Angst gemacht, nicht wahr? Als Ihr keine Antworten finden konntet, haben sich Eure Gedanken nur darum gedreht, wie Ihr dieser entfliehen oder sie loswerden könnt.
Hadien sieht die Angst im Gesicht des Seelensammler noch immer.
„Da habt Ihr wohl recht. Edwin und ich sind schon unser halbes Leben auf Reisen und wir sind auf fast alle Gefahren vorbereitet, die uns auf unseren Wegen begegnen könnten. Doch so eine Seele und so ein Verhalten derselben habe ich noch nie erlebt und war auch dementsprechend nicht vorbereitet. Glücklicherweise hat mir die Seele keine Probleme gemacht, bevor ich das alles über sie wusste. Sonst wäre ich wohl verzweifelt.“ Erwin bekommt eine Gänsehaut, als er dem Lichtmagi Hadien seine Sorgen erklärt.
„Eure Reaktion war wohl etwas heftig, aber nachvollziehbar. Doch hattet Ihr auch Glück, dass Ihr einen Lichtmagi in der Nähe hattet, der Eure Gefühle entkräften konnte. Anderenfalls hätte Euch Eure Angst verschlingen können. Und ein Angstfeld mitten im Amtshaus wäre sehr unangenehm.“
Hadien muss selbst über seinen stark untertriebenen Kommentar grinsen.
„Jawohl, da hatten wir wohl alle noch mal Glück.“
Die drei Magonar im Raum lachen lauthals über die Erleichterung, dass alles gut ausgegangen ist.
„Doch im Ernst, wegen der Seele können wir momentan nichts machen. Dann lassen wir ihr ihren Willen und warten, bis sie sich bei uns meldet“, beschließt Erwin dann an die beiden anderen gewandt.
„Lasst uns vorerst das Thema wechseln. Ihr wart gestern so kurz angebunden, als wir zurück in die Stadt kamen. Was war denn so dringend?“ Edwin erhebt das Wort und wendet sich fragend an den Bürgermeister.
„Ah richtig, ich dachte mir schon, dass Ihr wissen wollt, was los war. Die Sache ist nur, dass der Grund, warum ich dort so dringend dorthin musste, nicht so spektakulär war, wie es sich anfangs angehört hat.“
Der Bürgermeister wird kurz still und muss überlegen.
„Ein Jäger hatte mir vor zwei Tagen berichtet, dass er bei einem Streifzug von einem Stier überrascht wurde. Der Stier hat angegriffen und der Jäger hat sich auch verteidigt, konnte den Stier aber nicht besiegen. So flüchtete er, doch nach einem verheerenden Angriff des Stieres gegen eine Steinwand sah der Jäger, dass eine Art Höhleneingang freigelegt wurde. Von diesem Höhleneingang hat er mir gleich berichtet, als er zurück war. Nur war ich bis gestern so beschäftigt, dass ich keine Zeit hatte, mir das anzusehen. Als ich dann dort war, stellte ich fest, dass es zwar ein Eingang ist, doch dieser ist wegen des Angriffs des Stieres oder auch vorher schon nach einigen Schritten komplett verschüttet. Also habe ich nicht weiter nachgesehen.“ Hadien erzählt ausführlich und wild gestikulierend, als würde er eine Abenteuergeschichte vor Publikum vortragen.
„Dann könnten wir uns das auch wieder ansehen. Mit Elementarmagie könnte ich den Gang freilegen und wir schauen, was im Inneren der Höhle ist. Wir haben gestern schon eine schwierige Aufgabe bewältigen können. Es sei denn, unsere Lösungsfähigkeiten werden in der Stadt benötigt. Das geht natürlich vor.“ Edwin klingt voller Tatendrang.
„Ihr beiden seid wahrlich Glücksbringer. Nicht nur, dass wir keine Fälle von Unleben in der Stadt hatten, seitdem Ihr hier seid, auch hattet Ihr Erfolg beim Zornesfeld. Ich habe fast das Gefühl, Euch würde alles gelingen, was Ihr anfangt.“ Hadien lobt die beiden Löser begeistert. Seine Bewunderung und seine Dankbarkeit für die Zwillingsbrüder sind deutlich raus zu hören.
„Und ich werde mich währenddessen um das Zornesfeld kümmern. Doch bevor wir uns aufteilen, lasst mich die Stelle des Höhleneingangs markieren“, fügt Hadien noch hinzu und hinterlässt wieder einen leuchtenden Punkt auf der Karte der Brüder. Da alle nun ihre Aufgaben haben, verabschieden sie sich.
Die Zwillinge verlassen das Amtshaus des Bürgermeisters. Die beiden wollen keine Zeit verlieren, sie sind voller Tatendrang und motiviert vom gestrigen Erfolg und von der Ansprache des Bürgermeisters.
Noch einen Blick auf die Karte werfend stellen sie fest, dass die Höhle sich in einer ganz anderen Richtung befindet als das Zornesfeld gestern. So zerschlägt sich ihre Theorie, dass diese Ereignisse irgendwie miteinander zu tun haben könnten.
Am Stadttor angekommen, planen die Brüder den Weg zu ihrem Ziel. Zwischen der Stadt und dem Höhleneingang liegen mehrere Wälder. Für den Jäger, der den Höhleneingang entdeckt hat, wäre das eine kurze Reise. Doch die beiden haben es nicht eilig, ihr Motto ist: Wer Zeit hat, reist entspannter.
Die Zwillinge beschließen, die Wälder und somit die Gefahren zu umgehen. Deshalb wird es für sie wohl ein halber Tagesmarsch werden, nur um dorthin zu kommen.
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