Ein weiter, wichtiger Schritt, in der Aktion Ihre Stärken und Schwächen kennen zu lernen, ist die Hilfe von Leuten, die Sie mögen und zu schätzen wissen. Bitten Sie sie, ehrlich zu Ihnen zu sein. Höflichkeit ist hier fehl am Platz. Die netten Freundinnen mit dem Prosecco stoßen stets nur auf Ihr Elend an, das Sie weiter hinunterzieht. Wir meinen die Leute, die es gut mit Ihnen meinen, deren Meinung Ihnen gar nicht passt, und weswegen Sie immer etwas anderes vorzugeben versuchen, was diese aber durchschauen: Ihre Mutter. Ihr Ex-Freund. Ihr Bruder. Ein simples Feedback - statt Kritik, Ratschläge oder Rezepte - wird Ihnen bereits weiterhelfen, auf den Weg zu springen, der der einzig richtige ist - ihr eigener. Fragen Sie sie, ob es Dinge gibt, die nicht mit Ihren wirklichen Absichten übereinstimmen: ob Sie sich anders geben, als Sie sind. Dabei kann es nur um korrekte Darstellungen von Verhaltensmustern, Arten der Selbstdarstellung und des Auftretens gehen, die deren Meinung nach nicht zu Ihnen passen. Zum Beispiel: „Sobald Du in die Gesellschaft von Leuten kommst, die Dir nützen könnten, spielst du dich auf wie ein Superstar, der erwartet, dass sie für Deinen Auftritt Eintritt bezahlen. Der erste Teil kommt gut an, der zweite nicht.“ Stellen Sie entsprechende Regeln auf, um in Zukunft eine Rolle zu spielen, die sich bezahlt macht. Ihre eigene. Alles andere ist Vergeudung von Energie. Manche Dinge, die Sie hier lesen, geben Ihnen einen leichten Stich. Nehmen Sie sich einfach Zeit, um sie hintereinander durchzugehen und Ihre Wahrnehmungen nach ein paar Tagen selbst zu beobachten. Wie bin darauf gekommen? Was stimmt daran und was nicht? Wo stehe ich? Wo will ich hin?
Das menschliche Gehirn ist gerne bereit, auf der subjektiven Seite zu bleiben. Deshalb ist es ungeheuer schwer, von selbst über den eigenen Tellerrand zu schauen. Andere Personen haben immer einen gewissen Eindruck von Ihnen. Menschen, die Sie gut kennen, geben durch Ihr Feedback genau wieder, was zu Ihnen passt und was nicht. Probieren Sie es aus. Lassen Sie sich von Menschen, die kein Interesse dabei verfolgen, erzählen, wer Sie sind, wie Sie sich geben, und wie, wo und warum diese zwei Dinge voneinander abweichen. Es muss ja nicht unbedingt heißen, dass Sie ein in sich selbst vernarrter, arroganter Mensch sind. Vielleicht machen Sie sich sogar klein, stellen Ihr Licht zu sehr unter den Scheffel, und haben in Wirklichkeit viel mehr Größe und Schönheit in sich, als Sie vorgeben. Wie auch immer: Wenn Ihr Image mit Ihrer Persönlichkeit zusammengeht, werden Sie unbesiegbar.
An diesem Punkt Ihrer Karriere müssen Sie einfach so objektiv wie möglich über sich denken. Sie sind an dem Punkt, wo Ihre Visitenkarte mit Ihrer Person zusammenfällt. Wenn Sie bisher die Dinge so aus Spaß getan haben, haben Sie auch sich selbst nicht ernst genommen. Wie sollen dann andere Sie ernst nehmen?
Wenn Sie diese Hürde genommen haben, offenbaren sich andere Perspektiven. Plötzlich können Sie sehr gut einschätzen, was okay ist und was nicht. Sie hören auf, ironisch zu sein. Sie meinen, was Sie sagen. Man hört Ihnen zu. Man akzeptiert und respektiert Sie. Solch eine realistische Sichtweise wird an jeder Schwelle zu einer neuen Stufe des Business wieder auftauchen. Im Laufe der Zeit legt sich immer der Schleier der Routine auf Ihr Tun, und wenn Sie aufwachen, dann nur durch eine fundamentale Erkenntnis über sich selbst und Ihre Situation.
Mit einem klaren, realistischen und durchaus kritischen Blick auf sich selbst können Sie auch viel von anderen Menschen lernen und erfahren. Zum Beispiel Menschen, die ganz anders denken als Sie selbst. Es ist unglaublich, welche Dimensionen andere Sichtweisen haben, und das nicht nur bei der Begegnung mit anderen Kulturen. Schon der Einblick in die Welt des Nachbarn kann unglaublich viel Neues für Sie enthalten. Weiterhin haben Sie nun die Fähigkeit, sich Szenarien zu überlegen, in denen Sie selbst auftreten. Sie werden unweigerlich spüren, ob Sie sich in der Rolle wohlfühlen, in der Sie sich gerade erleben. Ihre Vernunft wiederum wird Ihnen signalisieren, was auf Ihrem Weg liegt und was nicht. Sobald Sie einen Weg betreten, wird es Wegelagerer geben. Wenn Sie ein realistisches Bild von sich und Ihren Zielen haben, wird Ihre Vernunft Ihnen mitteilen, was und wer gut für Sie ist und was nicht. Ihr logischer Verstand lotet die Ungereimtheiten schnell aus. Er ist das Bollwerk gegen die mentale Neigung, zwischen Optionen hin- und herzuspringen, Ihre Ansicht als die einzig wahre anzuerkennen und andere Interpretationen nicht zuzulassen.
Stehen Sie zu sich selbst. Das Feedback anderer ist Kontrolle genug. Hören Sie auf, sich zu entschuldigen und zu rechtfertigen. Fragen Sie nicht ständig, warum Sie dieses oder jenes getan haben. Sie dürfen auch ruhig mal alles in einen Topf werfen, was sich bei Ihnen an Zweifeln zusammengebraut hat. Hauptsache, Sie akzeptieren diese Dinge. Die Resultate sprechen für sich. Auch, wenn Sie in der Halbzeit 2:3 zurückliegen. Gratulieren Sie sich zu Ihrer realistischen Sicht der Dinge. Nur dann können Sie überlegen, was Sie in der zweiten Halbzeit anstellen.
Verbindungen sind alles in unserer immer produktloseren Dienstleistungsgesellschaft. Zur Erfüllung Ihrer Mission arbeiten Sie täglich an dem engen Kontakt zu Ihren Mitmenschen, Partnern, Freunden, Kollegen, Mitarbeitern, Bossen, Dienstleistern etc.
Und an Ihrem Cashflow. Die Qualität beider bildet das Barometer für Ihre Lebendigkeit. Wenn Sie ohne diese wesentlichen Qualitäten arbeiten, sind Sie möglicherweise in Ihrer subjektiven Interpretation des Lebens festgefroren.
Klarheit bekommen Sie, wenn Sie sehen, was bei ihren Aktivitäten herauskommt. Jede Erfahrung wird Sie entweder bereichern oder ausrauben. Der Rest ist Erklärung und Rechtfertigung. Wenn Sie wirklich etwas daraus lernen, steigt Ihre Vitalität. Ihr Verstand wird manchmal verwirrt sein. Das bedeutet, dass Sie gerade neues, mentales Territorium betreten. Ihre Mission kann in Erfüllung gehen, wenn Sie aus den Schatten der Melancholie heraustreten und zum großen Spiel des Lebens eingewechselt werden. Dann gehen Sie in Aktion.
Oftmals, wenn Ihre Pläne zusammenzubrechen drohen oder Ihr Leben eine Wende ins Negative nimmt, werden Sie beim Blick in den Spiegel erkennen können, ob Sie diesen Herausforderungen gewachsen sind und sich mit Hilfe Ihrer eigenen Persönlichkeit aus diesem Sumpf herausziehen können. Ist Ihre Mission klar, kann Sie nichts mehr nach unten ziehen.
„Die Nordsee wird eher Wasser suchen, als dass eine Frau keine Worte findet.“
(Jütländisches Sprichwort)
Werte geben einer Vision ein Fundament. Missionen geben diesen ein Koordinatensystem. Ziele sind die Definition Ihrer Vorhaben in konkreten, messbaren Resultaten - das Wort „definieren“ leitet sich vom lateinischen „finis“ (Ende, Ziel) ab. Eine De-finition ist eine Vorbestimmung eines endgültigen Vorhabens.
Wenn sich Ihre Mission entwickelt, wird Ihr Business-Spiel plötzlich ungeheuer aufregend und attraktiv - auch für andere. Ihr Unternehmen ist eine einzige Party, und „parties are meant to last“, wie schon Prince in seinem Song „1999“ betonte. Selbst dieses einst utopisch wirkende Jahr ist inzwischen schon eine Weile her, und wir müssen ehrlich und aufrichtig realisieren: Es gibt nichts Furchtbareres als eine ewig dauernde Party. Nicht nur weil wir älter werden. Nicht wegen der damit verbundenen Anstrengungen. Sondern, weil wir uns darin verirren und nicht weiterkommen. Sie hat keine Perspektive und „dauert“, ohne sich oder etwas zu verändern. Zum Glück führt jede Party irgendwann zu einem gewissen Grad der Erschöpfung. Wie auch Ihre Business-Party, denn ihr fehlt etwas Entscheidendes: Energiereserven.
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