Uwe Klausner
Operation Werwolf – Ehrensold
Kriminalroman
Die Jagd geht weiter Berlin im Juli 1941, knapp zwei Jahre nach Kriegsbeginn. Der „Werwolf“, einer der berüchtigtsten Serientäter in der Kriminalhistorie von Berlin, befindet sich weiterhin auf der Flucht. Kommissar Sydow, der mit dem Fall betraut wurde, gerät zusehends unter Druck. Dass er im Begriff ist, Verbindungen des Täters aufzudecken, die bis in die Führungsriege der SS reichen, bleibt der Gestapo nicht verborgen. Doch damit nicht genug. Im Zuge der Ermittlungen wird klar, dass es sich beim Täter um einen Kameraden „aus den eigenen Reihen“ handelt, der an den Kriegsverbrechen zu Beginn des Polenfeldzugs beteiligt war. Sollte sich dies bewahrheiten und der Stand der Ermittlungen publik werden, wäre der Sicherheitsapparat des NS-Regimes diskreditiert. Sowohl gegenüber der eigenen Bevölkerung, als auch gegenüber den Kriegsgegnern – allen voran den (noch) neutralen USA. Für Reinhard Heydrich, Chef der Gestapo und des SD, das Horrorszenario schlechthin …
Uwe Klausner wurde in Heidelberg geboren und wuchs dort auf. Sein Studium der Geschichte und Anglistik absolvierte er in Mannheim und Heidelberg, die damit verbundenen Auslandsaufenthalte an der University of Kent in Canterbury und an der University of Minnesota in Minneapolis/USA. Heute lebt Uwe Klausner mit seiner Familie in Bad Mergentheim. Neben seiner Tätigkeit als Autor hat er bereits mehrere Theaterstücke verfasst, darunter »Figaro – oder die Revolution frisst ihre Kinder«, »Prophet der letzten Tage«, »Mensch, Martin!« und erst jüngst »Anonymus«, ein Zweiakter über die Autorenschaft der Shakespeare-Dramen, der 2019 am Martin-Schleyer-Gymnasium in Lauda uraufgeführt wurde.
Personen und Handlung sind frei erfunden.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen
sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
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Alle Rechte vorbehalten
Lektorat: Claudia Senghaas, Kirchardt
Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht
Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart
unter Verwendung eines Fotos von: © ullstein bild
ISBN 978-3-8392-6776-9
»Die Nazi-Partei duldete keine kriminellen Banden neben sich. Sie machte Berlin zur Kommandozentrale von Verbrechen einer ganz neuen Dimension: der staatlich gedeckten Entwürdigung, Freiheitsberaubung, Ausplünderung und Ermordung von Millionen unschuldiger Menschen.«
(Michael Bienert / Elke Linda Buchholz, Die Zwanziger Jahre in Berlin. Ein Wegweiser durch die Stadt, Berlin 2018, S. 255)
(alphabetisch, Teil I–II)
Elsa Bruckmann, Schülerin
Eberhard Derpa, Revierleiter
Paul Hanke, Polizeibeamter
Erich Kalinke, Kriminalassistent und Sydows rechte Hand
Hertha Krause alias ›Bijou‹, Animierdame im Tanz-Kabarett »Kakadu«
Max Jakubeit, Unterscharführer des SD der SS
Emil Leschek, genannt Hantel-Emil, Türsteher im Tanz-Kabarett »Kakadu«
Brad Macintosh alias Philip Cameron, Redaktionsleiter der Nachrichtenagentur Reuters in Berlin
Hagen Mertz, Kriminalobersekretär der Gestapo
Eberhard Michalski, Kriminalassistent und stellvertretender Leiter der Spurensicherung
Adele Mürwitz, Pensionärin
Adolf Peschke, Frührentner
Erna Pommerenke alias ›Tante Lola‹, Grande Dame der Berliner Halbwelt
Karl Prittwitz, Oberbahninspektor
Mira Schultz, Personalsachbearbeiterin beim RSHA
Friedbert Schultze-Maybach, Sydows Vorgesetzter und Leiter der Kriminalgruppe M der Kripo Berlin
Ava Schumann, Revue-Tänzerin
Tom von Sydow, Kommissar der Mordinspektion Berlin
Ida Varese, Ehefrau des italienischen Botschafters
Theodor Wattke, Leiter der Spurensicherung
Bodo Wilmers, Chefarzt
Heinz Wischulke, Sanitätsgefreiter
(alphabetisch)
Reinhard Heydrich (1905-1942), Chef des RSHA, SS-Gruppenführer und General der Polizei
Heinrich Himmler (1900-1945), Reichsführer-SS, Reichsinnenminister und Chef der Deutschen Polizei
PROLOG
DONNERSTAG, 3.7.1941
Berlin-Schöneberg, Kaiserin-Auguste-Viktoria-Krankenhaus
19:10 Uhr
Kurz nach sieben, in einem Waggon der Linie drei, brach die Hölle über sie herein.
Und es gab nichts, was sie dagegen tun konnte.
Von nun an, beginnend mit dem heutigen Tag, wusste sie, was es bedeutete, auf sich allein gestellt zu sein. Allein zu sein mit einem Monstrum, das nur eins im Sinn zu haben schien.
Nämlich ihr Gewalt anzutun. Um sie im Anschluss an die Tortur zu töten.
Das sechste Mordopfer in Folge. Opfer eines Mannes, der Berlin in Angst und Schrecken versetzte.
Jetzt war sie an der Reihe.
Gerade mal 17, beinahe noch ein Kind.
Behaupteten zumindest ihre Eltern. Sie selbst war da natürlich anderer Meinung. Und das mit vollem Recht. Gut gebaut war sie nämlich schon, den Freundinnen weit voraus. Gut gebaut, nicht auf den Mund gefallen und fast schon dunkelhäutig, wie Rosita Serrano, die chilenische Nachtigall. Ein echter Hingucker, der Schwarm aller Jungs in ihrem Viertel.
Doch all das war Schnee von gestern, nicht mehr als eine vage Erinnerung.
Zur falschen Zeit am falschen Ort. Mehr brauchte es nicht, um zum hilflosen Opfer einer Bestie zu werden. Um mit Lichtgeschwindigkeit zu altern, für immer gebrandmarkt, gedemütigt und von schier endlosen Albträumen geplagt.
Und das alles nur, weil der Zufall es so wollte. Dem es gefiel, sie einem Monstrum zum Fraß vorzuwerfen. Einem Monstrum, das es nicht verdiente, als Mensch betrachtet zu werden. Das keine Skrupel besaß und dessen Ziel allein darin bestand, sie zu töten.
Zur falschen Zeit am falschen Ort.
Und die Hölle auf Erden war perfekt.
Der Teufel, so das beklemmende Fazit, war keine abstrakte Figur, ein bloßes Schreckgespenst, verantwortlich für alles Leid, das einem widerfuhr. Der Teufel war real, ein Mensch wie du und ich, eine Gestalt aus Fleisch und Blut.
Darin geübt, in das Gewand eines Biedermannes zu schlüpfen.
Und so perfide, dass er alles bisher Dagewesene übertraf.
Zur falschen Zeit am falschen Ort. So abgedroschen die Floskel klang, sie traf den Nagel auf den Kopf.
Dabei hatte alles so harmlos begonnen. Der Abend, an dem sie in ihr Unglück lief, war brütend warm gewesen, die Luft so feucht wie in den Tropen. Laut Wetterbericht würde die Hitze bleiben, zumindest bis übermorgen, wenn es schlecht lief, sogar noch länger. Da kam Freude auf, vor allem dann, wenn man mit der S-Bahn fuhr. Temperaturen wie im Treibhaus, die Sonne grell wie Blitzlichtgewitter. Und dazu eine ganze spezielle Duftnote, nämlich S-Bahn-Mief vom Feinsten. Die Holzbänke, von denen der Lack schon beim Hinsehen abblätterte, nicht zu vergessen.
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