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Von der Größe der Könige
Lasset uns denn darangehen und nachdenken und beginnen darzulegen welchen von den Königen der Erde, vom ersten bis zum letzten, wir hinsichtlich des Gesetzes und der Einrichtungen, des Ruhmes und der Größe mehr und welchen weniger verherrlichen sollen. Da stand auf Gregorius Thaumaturgus, der in eine Grube geworfen worden und wegen der Liebe zum Märtyrertum Christi 15 Jahre lang im Elend gewesen war und dieser sprach: Als ich in der Grube war, habe ich über diese Sache nachgedacht und über die Torheit des Königs von Armenien und habe gesagt, was ich mir überlegt hatte: Worin besteht der Könige Größe, in der Menge von Truppen oder im Glänze der Güter der Welt oder in der Menge von Provinzen? Nachdem ich dies gedacht, so oft mir mein Gebet Müsse gab, trieb es mich herum, immer wieder nachzudenken, und so dachte ich denn über die Grösse der Könige nach. Ich fing von vorn an.
Und ich ging noch über Adam hinauf und sagte: Der wahre König ist der Herr, und er hat sich untergeordnet und Adam zum König gemacht über alles, was er geschaffen hat. Und um seines Ungehorsams willen hat er ihn ausgetrieben aus dem Garten durch den Betrug der Schlange, durch den Anschlag des Teufels. Bei dieser traurigen Gelegenheit wurde Cain geboren; und als Adam den Cain sah, finsteren Gesichts, böse von Ansehen, da wurde er traurig. Dann ward Abel geboren; und als Adam den Abel sah, schön von Aussehen und heiter von Antlitz, da sprach er: dieser mein Sohn ist der Erbe meines Reichs.
Als sie nun zusammen herangewachsen waren, da beneidete der Satan Kain und senkte jenen Neid in sein Herz: erstens hegte er Neid^ wegen des Wortes unseres Vaters Adam, dass er nämlich gesagt hatte: Der von heiterem Antlitz sei, der sei Erbe meines Reichs! Und zweitens wegen seiner Schwester, deren Aussehen schön war, die zugleich mit Kain geboren aber dem Abel zur Frau gegeben worden war, wie der Herr befohlen hatte, sie sollten viel werden und die Erde füllen, die aber mit Abel geboren war, deren Antlitz glich dem Kain, und ihr Vater hatte je die eine dem anderen gegeben. Und drittens, weil beiden die Brüder opferten und der Herr das Opfer Abels freundlich aufnahm, Kains Opfer aber verabscheute. Infolge dieses Neides tötete Kain seinen Bruder Abel. Denn der Brudermord ist zuerst durch den Neid des Satans auf die Kinder Adams in die Welt gekommen. Als er nun seinen Bruder getötet hatte, da wurde er zitternd und erschrocken und verachtet bei seinem Vater und bei seinem Herrn. Dann wurde Seth geboren; Adam sah ihn an und sprach: Jetzt ist mir der Herr gnädig gewesen und hat mir das Licht meines Antlitzes gegeben, in Reue will ich ihn als Opfer darbringen, dieser ist mein Erbe. Der aber, der meinen Erben tötete, des Name soll in seiner 9ten Generation ausgetilgt werden.
Adam entschlief und Seth wurde König in Gerechtigkeit. Dann entschlief Seth und Enos wurde König. Dann entschlief Enos und Kenan wurde König. Dann entschlief Kenan und Mahalaleel wurde König. Dann entschlief Mahalaleel und Jared wurde König. Dann entschlief Jared und Henoch wurde König in Gerechtigkeit, und fürchtete den Herrn. Und der verbarg ihm, dass er den Tod nicht schaue; und er war König in seinem Fleische im Lande der Lebendigen. Als Henoch entrückt worden war, wurde Methusalah König. Dann entschlief Methusalah und wurde Lamech König. Dann entschlief Lamech und Noah wurde König in Gerechtigkeit, und war wohlgefällig dem Herrn in all seinem Tun.
Kain aber, jener verfluchte Mörder seines Bruders, war voller Schlechtigkeit, und ebenso seine Nachkommen, die durch ihre Schlechtigkeit den Herrn zum Zorn reizten und keine Gottesfurcht mehr vor Augen hatten und nicht bedachten, dass der Herr ihr Schöpfer sei, und nicht zu ihm beteten und sich nicht demütigten und ihn nicht anriefen und ihm nicht in Furcht dienten, sondern aßen und tranken und tanzten und spielten auf der Geige und mit Gesang, und in Unzucht, ohne Gesetz und ohne Maas und ohne Ordnung. Und es mehrte sich die Schlechtigkeit der Kinder Kains, bis sie im Übermaß ihrer Unzucht den Samen des Esels in die Stute hineingaben und der Maulesel entstand, was der Herr verboten hatte. Ebenso wie diejenigen, welche ihre gläubigen Kinder den Ungläubigen geben, und ihre Kinder werden dann ein Same von unreinen Gomorrhäern, indem die eine Hälfte von ihnen gut ist und die andere Same des Schlechten. Denjenigen aber, die dieses Übel tun, steht das Gericht bevor, und ihre Sünde bleibet fortan.
Noah aber, der Gerechte, fürchtete den Herrn und bewahrte die Gerechtigkeit und das Gesetz, das seine Väter ihm gegeben hatten. Noah, die zehnte Generation von Adam an, tat das das Gute tat und bewahrte sein Fleisch vor der Unzucht und ermahnte seine Kinder, sie sollten sich nicht vermischen mit den Kindern Kains, des hoffärtigen Gewaltherrschers, des Auflösers des Reichs. Denn der wandelte nach dem Anschlage des Teufels, der das Böse aussäte, und lehrte sie alles, was der Herr hasste: Hoffart, Großsprecherei, Eitelkeit, Verleumdung, Angeberei und Meineid. Insbesondere verunreinigten in der Schlechtigkeit ihrer Unzucht, ohne Gesetz und Ordnung, Mann am Manne einander und Weiber verübten an Weibern Schande.
Dieses Tun war übel vor dem Herrn, da vernichtete er die Menschen durch das Wasser der Sintflut, das kälter als Eis war. Er öffnete die Türen des Himmels, da strömten die Gießbäche der Sintflut herab, und es öffneten sich die Quellen unter der Erde, und die Quellen der Sintflut kamen zum Vorschein auf der Erde; die Sünder gingen zu Grunde, denn sie heimsten die Frucht ihrer Strafe ein; und mit ihnen kamen alle großen und kleinen Tiere um, denn sie waren alle zur Freude und zum Ruhme Adams erschaffen worden, einige zu seiner Nahrung und einige zu seiner Freude und einige um der Namensgebung willen zur Verherrlichung seines Schöpfers, damit er sie erkenne. Wie David sprach: Und alles hast du unter seine Füße getan, um seinetwillen sind sie erschaffen worden, und um seinetwillen gingen sie zu Grunde. Mit Ausnahme von 8 Seelen, und von den reinen großen und kleinen Tieren je 7, und von den unreinen großen und kleinen Tieren je 2.
Danach entschlief Noah der Gerechte, und Sem wurde König in Weisheit und Gerechtigkeit; denn er war gesegnet worden von Noah, indem dieser sprach: Sei Herr deinem Bruder! Und zu Ham hatte er gesprochen: Sei Knecht deinem Bruder! Und zu Japhet hatte er gesprochen: Arbeite und sei untertänig Sem, meinem Erben! Aber auch nach der Sintflut lies der Teufel, unser Widersacher, nicht ab, die Kinder Noahs anzufeinden, sondern reizte Canaan, den Sohn Hams auf. So ward ein Usurpator, der einen Teil von dem semitischen Reiche losriss. Sie hatten nämlich die Erde unter sich geteilt, und Noah hatte sie im Namen seines Gottes schwören lassen, sie sollten die Grenzen ihrer Nachbarn nicht überschreiten und nicht Aas oder Zerrissenes essen und nicht zuchtlos Hurerei treiben, damit der Zorn des Herrn nicht wiederum eine Sintflut über sie bringe. Noah aber demütigte sich und opferte, schrie, seufzte und weinte; da redete der Herr mit ihm, und Noah sprach: Wenn du wiederum die Erde mit einer Sintflut verwüsten willst, so vertilg mich mit denen, welche umkommen! Da sprach der Herr zu ihm: Ich will mit dir einen Bund schließen, dass du deinen Kindern sagest, sie sollen nicht Aas oder Zerrissenes essen und nicht zuchtlos Hurerei treiben. Und dass andererseits ich die Erde nicht wieder mit einer Sintflut verwüste und deinen Kindern Winter und Sommer, Samen und Ernte, Herbst und Frühling gebe.
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