Nelli Kossko - In den Fängen der Zeit

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Der lange Weg der Protagonistin Emma Wagner fängt 1944 in Marienheim/Ukraine an und verläuft weiter über Bessarabien-Rumänien-Ungarn-Polen bis nach Dresden, dann macht sie einen Knick, schlängelt sich über Polen nach Russland zurück und zieht sich von Kostroma über den Ural, West- und Ostsibirien bis hin zum Ochotkischen Meer, strebt dann gen Norden über Magadan Richtung Kolyma, das ist die rote Linie. Die grüne setzt sich erst 1956 durch, ist ruhiger, etwas kürzer und bringt die Autorin langsam, fast schrittweise zurück in den Westen, zunächst in den Ural, dann nach Moldawien, in die Nähe der Heimat ihrer Eltern, und schließlich nach Deutschland, dem Endpunkt ihrer Irrungen. Hier hat sie Wurzeln geschlagen, und ihre Wege führen sie nur noch in die vielen Urlaubsländer, aus denen sie immer wieder gerne heimkehrt.
Dieses Buch ist eine ergänzte und bearbeitete Sammelausgabe der Trilogie von «Die geraubte Kindheit», «Am anderen Ende der Welt» und «Wo ist das Land …»

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Plötzlich ein gellender Schrei. Um die Ecke der Straße zum Dorfplatz kommen schnellen Schrittes zwei Milizionäre, die schussbereiten Waffen auf einen jungen Mann vor sich gerichtet. Eine Frau, tränenüberströmt und völlig aufgelöst, versucht, die seltsame Gruppe einzuholen, aber der Abstand vergrößert sich immer mehr. Die Frau gibt nicht auf, sie drückt das Kleinkind in ihren Armen noch fester an sich, als habe sie Angst, man könnte es ihr auch noch wegnehmen. Ihr Weinen hört sich wie das Heulen eines tödlich verwundeten Tieres an, dann wimmert sie nur noch. Bevor die Männer hinter dem letzten Haus auf der Straße zur Bahnstation verschwinden, dreht sich der Mann, ihr Mann, noch einmal um: „Leb wohl, Marie. Vergib mir …“

Die Frau bleibt zurück. Ihr Blick wirkt leblos und entrückt. Dann macht sie kehrt und schleppt sich zurück zu einem schmucken, weißgetünchten Häuschen. Die Frau, die hinter der Tür dieses Häuschens verschwindet, ist meine Mutter, die gerade ihren Mann, den Vater ihrer drei Kinder verloren hat. Das Bündel auf ihrem Arm bin ich, knapp einen Monat alt, das kleine Mädchen, das sich mein Vater immer schon gewünscht hat, das Nesthäkchen, das er während des einzigen Besuches im Gefängnis von Odessa, den seine Frau erbettelt und mit viel Geld bezahlt hat, nicht einmal in die Arme nehmen kann. Hilflos streckt er die von seinen Peinigern im Türspalt zerquetschten und in Lappen gewickelten Hände vor und wiederholt immer wieder:

„Hier kommen wir nie wieder raus, für uns gibt es kein Entkommen.“

Mein Vater verschwindet spurlos in den endlosen Weiten des Archipels Gulag. Erst sehr viel später bekommt meine Mutter die Nachricht, er sei als „feindlicher Spion“ zu zehn Jahren Haft verurteilt worden, „ohne Recht auf Briefwechsel“. Doch die ganze Wahrheit erfahren wir erst Anfang der 90er Jahre, als das KGB, der sowjetische Geheimdienst, der Rechtsnachfolger von Stalins NKWD, dem sogenannten Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten, in Odessa sein Archiv öffnete. In der Liste von mehr als 4 000 in den Jahren 1937/38 im Odessaer Gefängnis erschossenen Russlanddeutschen wird auch der Name meines Vaters geführt: „Wagner Oskar, Sohn des Eduard, geb. 1900, erschossen am 23.2.1938“, steht da lapidar und nüchtern .

Mama beeilte sich mit dem Abendbrot, denn Licht gab es hier nicht. Die Bauern hatten wohl Petroleumlampen, wir aber hatten nur einen kleinen Docht, der durch eine Blechplatte gezogen in einem Fläschchen mit Petroleum schwamm. Die Flamme war winzig klein und beleuchtete nur einen kleinen Kreis auf dem Tisch.

Unser Abendbrot fiel ganz bescheiden aus. Die Vorräte waren zum größten Teil auf unserer monatelangen Reise verbraucht worden. Ein bisschen Mehlsuppe und eine Pellkartoffel für jede von uns, das war alles. Wir saßen danach noch lange am Ofen, sahen den lustig tanzenden Flammen zu und gingen dann traurig zu Bett, ungewiss, ob uns der nächste Tag etwas Erfreuliches bescheren würde.

Die Russen haben auch einen Führer!

Am nächsten Morgen blieb ich allein zu Hause. Mama musste zur Arbeit, Tante Njura ging zum Viehstall der Kolchose, und die Jungs waren in der Schule. Es war unheimlich, allein in diesem fremden Haus zu sein. So würgte ich schnell den Rest der Mehlsuppe vom Vortag hinunter, um möglichst schnell nach draußen zu kommen. Ich musste die Augen zudrücken, so sehr blendeten mich Sonne und Schnee. Gestern noch hatte Mama mir ganz genau erklärt, wo Klara und Lore wohnten, und dass man sich zwischen den paar Häusern verlaufen könnte, schien mir einfach unmöglich.

Also, das fünfte Haus auf der gegenüberliegenden Seite. Da, dies müsste es sein. Vorsichtig stieg ich die vereisten Stufen hinauf. Ich war noch nicht richtig an der Tür, als drinnen ein Hund anschlug und eine Frauenstimme etwas fragte.

Eingeschüchtert fragte ich nach Lore und Klara, auf Deutsch selbstverständlich. Die Tür wurde aufgerissen und eine Frau, das Gesicht vor Hass verzerrt, schrie und keifte mich an. Am liebsten hätte ich Reißaus genommen, aber die steilen, mit dicker Eisschicht bedeckten Stufen verhinderten meinen Rückweg.

Plötzlich ergriff die Frau meine Hand und zerrte mich in die Küche. Die sich in ihrem Gekeife wiederholenden Wörter „Njemzy“, „Fritzy“, „Faschisty“ kannte ich schon allzu gut. Die Frau hasst mich, weil ich eine Deutsche bin! Kaum hatte ich diesen Satz zu Ende denken können, als die Frau mich in einen Raum schubste und die Tür mit einem Knall zuschlug. In der winzigen Kammer gab es nur wenig Licht, so konnte ich meine beiden Freundinnen, die mit bleichen Gesichtern und vor Angst weit aufgerissenen Augen auf dem Strohsack in einer Ecke saßen, zuerst gar nicht erkennen.

„Sie ist eine Hexe“, Lore machte runde Augen, „so schreit und donnert sie schon den dritten Tag – seitdem wir hier sind! Heute ist sie ganz außer sich, und Mama ist zur Arbeit!“

Lore flüsterte, und ich flüsterte zurück:

„Warum bleibt ihr dann hier?“

„Hast noch nichts kapiert, was?“, Klara, die älteste von uns dreien, sah mich mitleidig an, „wir sind hier eingewiesen worden, weil die ‚Hexe’ ganz allein wohnt, das Haus aber groß ist. Sie hat uns in diese Vorratskammer gesteckt. Nachts macht unsere Mama heimlich die Tür auf, damit ein bisschen Wärme hereinkommt, aber tagsüber ist es hier furchtbar kalt. Sie hasst uns, weil ihr Mann im Krieg gefallen ist.“

„Das hat sie unserer Mama ins Gesicht geschrien“, flüsterte Lore, „warum schreit unsere Mama sie nicht an? Unser Vati ist ja auch im Krieg gefallen!“ Es schien, als wolle sie anfangen zu weinen.

„Ach, ihr könnt das alles doch überhaupt nicht verstehen!“, Klara kehrte wieder mal die Überlegene heraus, „Wir haben den Krieg verloren.“

„Wir?!“, fragten Lore und ich ungläubig wie aus einem Munde.

„Ihr zwei dummen Ziegen doch nicht! Das deutsche Volk meinte ich. Nun wird es versklavt, hat unsere Mama gesagt. Das alles wäre nicht passiert“, jetzt flüsterte auch sie, „wenn der Führer nicht verraten worden wäre. Das hat Mama gesagt.“

Tante Rosie, Klaras und Lores Mutter, war Lehrerin, sie musste es schon wissen. Ich hatte so meine Zweifel, weil meine Mama ganz anders darüber sprach, wenn sie überhaupt in meiner Anwesenheit über solche Dinge redete. Dass es uns Deutschen aber schlimm ergehen würde, befürchtete sie auch.

„Hast du schon den Russenführer gesehen?“

Ich schreckte aus meinen Gedanken und sah Klara verdutzt an. Ach ja, natürlich! Die Russen müssen ja auch einen Führer haben, wie dumm von mir, das zu vergessen! Von diesem Führer hatte mir Mama erzählt, aber gesehen? Nein, ich hatte von ihm noch nie ein Bild gesehen.

Klara legte den Zeigefinger an die Lippen, ging auf Zehenspitzen zur Bretterwand und winkte mich zu sich heran. In der Wand waren breite Ritzen, durch die man in ein anderes Zimmer, offensichtlich die gute Stube, sehen konnte. In der Ecke sah ich Heiligenbilder hängen, darüber je ein bunt besticktes Handtuch mit Spitzenbesatz an beiden Enden.

„Von wegen Führer!“ Ich war froh, Klara endlich eins auswischen zu können. „Das da“, sagte ich triumphierend, „ist nicht der Russenführer, sondern der russische Gott mit der heiligen Jungfrau Maria!“

„Doch nicht die Bilder in der Ecke, du Trottel!“ Klara schien endgültig die Geduld zu verlieren, „das Bild daneben, neben dem Fenster! Du musst mehr nach rechts schauen!“

Tatsächlich, als ich meinen Kopf mehr nach rechts neigte, sah ich einen Mann mit einem Schnurrbart und buschigen Brauen, unter denen mich zwei gutmütig-listige Augen anlächelten. Das soll der russische Führer sein? Ein ganz netter Onkel?!

„Bist du denn ganz sicher?“, fragte ich ratlos zu Klara hinüber, „dass dies der Russenführer ist und nicht vielleicht der gefallene Mann eurer Wirtin?“

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