Nelli Kossko - In den Fängen der Zeit

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Der lange Weg der Protagonistin Emma Wagner fängt 1944 in Marienheim/Ukraine an und verläuft weiter über Bessarabien-Rumänien-Ungarn-Polen bis nach Dresden, dann macht sie einen Knick, schlängelt sich über Polen nach Russland zurück und zieht sich von Kostroma über den Ural, West- und Ostsibirien bis hin zum Ochotkischen Meer, strebt dann gen Norden über Magadan Richtung Kolyma, das ist die rote Linie. Die grüne setzt sich erst 1956 durch, ist ruhiger, etwas kürzer und bringt die Autorin langsam, fast schrittweise zurück in den Westen, zunächst in den Ural, dann nach Moldawien, in die Nähe der Heimat ihrer Eltern, und schließlich nach Deutschland, dem Endpunkt ihrer Irrungen. Hier hat sie Wurzeln geschlagen, und ihre Wege führen sie nur noch in die vielen Urlaubsländer, aus denen sie immer wieder gerne heimkehrt.
Dieses Buch ist eine ergänzte und bearbeitete Sammelausgabe der Trilogie von «Die geraubte Kindheit», «Am anderen Ende der Welt» und «Wo ist das Land …»

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Doch es waren gar nicht so viele. Im Sack war mehr Erde als Früchte dieser edlen Retterin unseres Lebens. Kostja brachte einen Eimer Wasser. Jede Kartoffel wurde säuberlich gewaschen und zum Auftauen auf die Wachstischdecke gelegt. Was wir übrigens nicht hätten tun sollen, die aufgetauten Kartoffeln waren ein einziger Matsch, aus dem man nur Fladen hatte backen können. Auch schmeckten die gefrorenen Kartoffeln scheußlich. Die Schale reizte die Schleimhäute, aber es war immer noch besser als gar nichts.

In dieser Zeit konnten wir nur ans Essen denken. Der Hunger verdrängte alle Gedanken und oft auch die Gefühle. Wir hatten immer weniger Lust zum Spielen. In der Schule kamen wir auch nicht mehr mit. Wir schliefen in den Schulstunden mit offenen Augen, weil schon der lange Weg dorthin für unsere geschwächten kleinen Körper eine ungeheure Anstrengung war. Mama bekam neuerdings auch etwas Geld für ihre Arbeit, aber es war nichts wert. Für Geld konnte man nichts kaufen, die Dorfbewohner tauschten lieber Ware gegen Ware.

Nachmittags trieb ich mich in den Viehställen der Kolchose herum, sah den Kühen und Schafen zu, ging zu den niedlichen kleinen Kälbchen und anschließend zu „meiner“ Stute Golubka. Man konnte sie streicheln, tätscheln und auch mit ihr sprechen. Einmal, als sie mir wie gewöhnlich zuhören musste, hielt ich plötzlich in meinem Geplauder inne. Golubka hatte gerade ihr Futter bekommen, fast einen ganzen Eimer voll praller, goldener Haferkörner. Wie gebannt verfolgte ich jede Bewegung der Stute: wie sie den Kopf zum Futtertrog senkte, mit den weichen, wulstigen Lippen die Körner aufnahm und zu kauen begann. Unerwartet für mich selber streckte ich blitzschnell meine Hand aus, grub sie tief in den Hafer, und hielt wieder inne: „Du sollst nicht stehlen!“ Dass mir ausgerechnet jetzt dieses Gebot einfallen musste! Jedoch der Hunger, der zehrende, jeden anderen Gedanken ausmerzende Hunger half mir die Angst vor der Sünde verdrängen. Hastig stopfte ich eine Handvoll Hafer in den Mund, begann zu kauen, kaute, kaute selbstvergessen mit Genuss und wagte kaum, den Kopf zu heben und Golubka in die Augen zu sehen. Mir schien, nein, ich war ganz sicher, dass sie mich mit ihren großen samtenen Augen vorwurfsvoll anschaute.

„Aber ich habe doch auch Hunger“, versuchte ich mich vor ihr zu rechtfertigen. Ohne den Blick zu heben, griff ich noch einmal in den Futtertrog, holte eine Handvoll Hafer heraus und steckte sie in meine Manteltasche. Vor lauter Scham verabschiedete ich mich diesmal nicht von meiner Lieblingsstute, aber nichts auf der Welt hätte mich dazu bewegen können, den Hafer freiwillig zurückzugeben! Mit meinem Schatz in der Tasche raste ich nach Hause, schälte jedes Körnchen, tat sie in den Topf mit Wasser, warf noch zwei gefrorene Kartoffeln dazu und setzte das Ganze aufs Feuer.

Als Mama abends von der Arbeit kam, freute sie sich sehr über das warme Mahl. Aber schon beim ersten Löffel Suppe wurde sie stutzig.

Es gab einen Riesenkrach! Mama versuchte, mir das bewusste Gebot in Erinnerung zu bringen, aber ihr Widerstand war schwach. Die Suppe hat sie schließlich auch gegessen.

Es ist leicht gesagt: Wahre dein Gesicht. In unserem Leben sah es ganz anders aus. Mit meinen neun Jahren hatte ich viele Tote gesehen, denn, der Sensenmann war unser ständiger Begleiter. Nur war es nie ein würdevoller Tod, sondern ein Eingehen, Verenden, ja Krepieren von Menschen – im Krieg von Bomben und Granaten zerfetzt, erfroren und verhungert im Frieden.

Um mich herum ging es immer ums nackte Überleben und am Ende angelangt, vergaß man Skrupel und manchmal auch Anstand. Was machte schon dieses bisschen Hafer aus? Es passierten viel schlimmere Dinge, über die sich keiner sonderlich aufregte.

So wie damals, als Opa Kolberg starb.

Er war sehr lange bettlägerig, und eines Tages sagte er ganz verklärt, er werde jetzt endlich sterben und möchte vor seinem Tod noch ein kleines Stückchen Brot haben. Tante Annie, seine Tochter, hatte fünf Kinder, aber kein Brot. Sie lief durch die Baracke, um sich welches zu borgen. Der alte Mann weinte wie ein kleines Kind, als er das matschige schwarze Klümpchen Brot in der Hand hielt. Aber es war ihm nur ein Bissen gegönnt. Der alte Mann starb mit dem Stückchen Brot im Mund, und sein Gesicht war das einzig zufriedene unter all unseren früheren und späteren Toten. Das Stückchen Brot aber, das er im Mund gehabt hatte, war irgendwann verschwunden. Unauffindbar. Keinem kam es damals sonderbar oder gar makaber vor.

Auf Kriegsfuß mit den Geboten

„Religion ist Opium für das Volk“, diesen von Karl Marx stammenden Spruch mussten wir uns in einer der Erziehungsstunden, die Anfang jeder Woche abgehalten wurden, gut einprägen. Denn Ljudmila Petrowna hatte beschlossen, gegen den „Glaubensdünkel“ mancher Schüler anzukämpfen. Schon früher staunte ich nicht wenig über das Verhältnis der russischen Kinder zu Gott. Zu Hause hatten sie Heiligenbilder in der guten Stube, vor denen immer ein Lämpchen brannte. Beim Eintreten schlugen sie davor ein Kreuz, noch bevor sie „Guten Tag“ sagten. Sie bekreuzigten sich vor jeder Mahlzeit, ja wenn sie gähnten, bekreuzigten manche schnell den Mund. In der Schule aber zuckten sie über uns nur bedauernd die Schultern, was in etwa heißen sollte: Ihr hoffnungslosen Narren!

Sie lachten uns aus: Wie kann man bloß an so einen Unsinn glauben und taten jede bohrende Frage mit dem Satz ab:

„Ach was, es ist schon längst wissenschaftlich bewiesen, dass das alles Märchen sind!“

Mit Entsetzen hörte ich solchen Ausführungen zu, sicher, ein Blitz würde die Frevler auf der Stelle treffen und in Asche verwandeln. Aber nichts geschah. Ich betete mehr als je zuvor. Dennoch wurden Samen des Zweifels in meine Seele gestreut. Die Wissenschaft, Ljudmila Petrowna und selbst mein Beschützer Karl Marx, das waren zu starke Gegner für meinen kleinen Glauben. Doch irgendwie imponierte mir diese Einstellung, und ich beschloss, meine Mutter ins Vertrauen zu ziehen. Was ich übrigens besser hätte lassen sollen. Nach einer gehörigen Abreibung bestimmte Mama:

„Du wirst jetzt jeden Tag etwas aus der Bibel lesen. Als erstes Pensum bekommst du aber die Zehn Gebote auf. Vielleicht bringen die dich auf andere Gedanken.“

Das taten sie, aber auf eine ganz andere Weise, als Mama sich das vorgestellt hatte.

Ich hatte nämlich schon in Deutschland die Gebote gelernt, so dass ich sie nur im Gedächtnis aufzufrischen brauchte und sehr viel Zeit zum Nachdenken hatte. Und je mehr ich mich mit dem Inhalt der Gebote beschäftigte, desto unruhiger wurde ich, denn bezogen auf uns und die ganze Welt, ergaben die Gebote ein vernichtendes Bild.

Bestürzt las ich die Gebote von oben nach unten, dann von unten nach oben, das Ergebnis blieb immer das gleiche: Kein, aber auch kein einziges Gebot gab es, gegen das man nicht verstieß!

Ich kam auf den Gedanken, schriftlich festzuhalten, wie es bei mir und Mama mit den Geboten aussah. Papier hatten wir keines, deshalb nahm ich einfach die Innenseite des Bibeldeckels, teilte sie in zwei Spalten, schrieb links alle Gebote auf und rechts oben malte ich in großen Buchstaben das Wort „WIR“.

Schon das erste Gebot „Du sollst keine anderen Götter haben“, machte mir zu schaffen. Ich schrieb in die Spalte rechts „Marx, Lenin, Stalin“, zögerte etwas und schrieb dazu: „Kommandant“. Zwar hatten wir diese Götter nicht freiwillig gewählt, aber Tatsache bleibt Tatsache: Wir mussten sie wenigstens zum Schein anbeten, und somit war es eine Sünde. Aber auch die anderen Gebote machten es mir nicht leichter.

Feiertage konnten und durften wir nicht heiligen, wir missbrauchten auch den Namen des Herrn, besonders ich. Es gab nur zwei Gebote, bei denen das Blatt rechts unbeschrieben blieb: „Du sollst nicht töten“ und „Du sollst nicht ehebrechen“.

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