Shukran glättete mit beiden Händen seine schwarzen Locken und nahm das Heimatbuch von Heinrich von Berg in seine Hände. Aufrecht sitzend, las er laut die Aufzeichnungen der Seite 65: … Es ist möglich, aber nicht erwiesen, dass der Graf Adolf I von Berg auch in Mondorf und Bergheim landeshoheitliche Rechte erwarb. Mit Sicherheit konnte er im 13. Jahrhundert Fuß fassen. Bedeutend war an der Unteren Sieg auch die Schafzucht. Die Tiere sind genügsam und mit mageren Weiden zufrieden. Erst wenn alle übrigen Weidetiere das Weidestück verlassen hatten, hatte das Schaf Zutritt. So lautet ein Sprichwort: ‚Wo eine Kuh hungern muss, werden noch 10 Schafe satt.‘ Aber auch dem Herzogtum Berg hatte die letzte Stunde geschlagen. Am 15.3.1806 verzichtete der in München residierende Max Joseph auf sein bergisches Herzogtum zugunsten Napoleons. (aus Schriften von Heinrich Brodeßer)
Welche Ländereien zu unrecht verteilt wurden und heute noch von einigen Städten unberechtigt als Eigentum angesehen werden, wird von Heinrich von Berg recherchiert.“
„Warum soll diese Ahnenforschung Deines Vaters einen Mord wert sein?“ In Lissys Augen blitzte ein Feuer. „Die Recherchen und mein Instinkt sagen es mir, dass musst Du mir glauben“, empörte sie sich über diese Frage. Tina und Shukran schauten sich besorgt an. „Ruhig, Lissy, natürlich glauben wir dir“, besänftigte Shukran Lissy.
Sie sahen wie Lissy immer mehr in sich zusammensackte. Ihre Energie war der Erschöpfung gewichen. Mit hängenden Schultern murmelte sie noch: „Ich muss an den Ort des Geschehens, fühlen, spüren, in mein Herz lassen und denken, aber jetzt bin ich unendlich müde.“ Sie schloss für einen Moment ihre Augen und versank in eine seltsame Mattigkeit. Sie nahm nicht mehr wahr, dass Tina in ihr Schlafzimmer ging.
Gefühlte hundert Klamotten raffte sie zusammen und stapelte diese auf den braunen Rattansessel. Tina war noch dabei, die zahlreichen Kuscheltiere und Kissen zu sortieren, da trug Shukran Lissy wie ein kleines Kind auf seinen Armen und legte sie aufs Bett. Ihre großen, braunen Augen schauten todmüde auf die beiden Freunde. „Danke“, flüsterte sie und Tina zog mit einem Kopfnicken die Tür bei. Shukran grinste, als Tina resolut die Klamottensammlung auf dem Sofa sortierte, um sie zu ordnen.
„Wenn ich hier nicht aufräume, würdet ihr wie Maulwürfe leben“, rief sie und blies sich ihre zerzausten blonden Haare aus den Augen.
Die Haustürklingel schreckte beide auf, jeder war in seinen eigenen Gedanken versunken. Tina schloss schnell Lissys Zimmertür, während Shukran zur Sprechanlage eilte. „Wer da?“
„Ein Eilbrief für Lissy von Berg“, erklang eine Stimme übertönt von Straßenlärm und Raucherhusten.
„Um diese Zeit?“, wunderte sich Tina kopfschüttelnd. Der Türöffner war schon von Shukran betätigt.
„Ich nehme den Brief für Frau von Berg an“, stellte er sich in die geöffnete Tür und unterschrieb als Shukran Fischer die Quittung. Der Bote ging eilig davon.
„Komisch, halb auf dem Bordstein steht ein alter gelber Posttransit mit einer seitwärts geöffneten Tür. Dort liegt ein Fahrrad drin“, berichtete Tina, die sich weit aus dem Fenster lehnte. Shukran stand unschlüssig mit dem Brief im Raum. „Was machen wir jetzt?“ Tina schloss das Fenster und nahm ihm den Brief aus der Hand. „Lissy wird nicht gestört, wir öffnen den Brief!“
Ein hellgelber Umschlag ohne Absender. Sie öffnete den Umschlag und zog einen Brief heraus.
Ein Satz stand dort: „Die Ahnenforschung derer ‚von Berg‘ ist eine Fälschung. Treffen um 19 Uhr unterhalb der Bushaltestelle L 269, vor der Siegfähre. Ein Zeuge.“
Shukran schüttelte den Kopf. „Was soll das denn jetzt?“
Kurz entschlossen teilte Tina ihm mit: „Ich gehe zu dem Treffen, habe gleich eine Führung im LVR-Museum in Bonn und fahre auf dem Rückweg ohnehin über die L 269. Das Treffen unterhalb der Brücke liegt auf meinem Rückweg. Mit Fahrrad ist das ideal. Dann kommt Lissy auch nicht in Gewissenskonflikte, Kommissar Kaspar Heimberg einschalten zu müssen.“
Der Drang, für Lissy Gewissheit zu bekommen, beflügelte sie.
„Sage Lissy später, dass ich mir ihre orange Regenjacke ausgeborgt habe.“
„Mir ist nicht wohl dabei“, murmelte Shukran. Aber Tina war schon aus der Tür.
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